European Antibiotic Awareness Day am 18. November 2020:
Antibiotika umsichtig einsetzen, Infektionen mit multiresistenten Erregern verhindern!

Seit ihrer Entstehung kämpft die Menschheit gegen Infektionen an, die durch Bakterien, Viren und andere Erreger hervorgerufen werden. In diesem Jahr hat es einer ihrer Vertreter – das Coronavirus SARS-CoV-2 – auf alle Titelseiten geschafft und dominiert seither das Leben der Bevölkerung und die Politik in den meisten Teilen dieser Welt. Während es jedoch gegen SARS-CoV-2 wie gegen viele andere Viren bis jetzt keine wirksamen kausalen Medikamente gibt, stellt sich die Situation bei Bakterien deutlich anders dar. Seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts steht uns eine Vielzahl von Antibiotika zur Verfügung, mit der wir die unterschiedlichsten bakteriellen Infektionen wirksam behandeln können. Noch – denn Expert*innen warnen eindringlich davor, dass wir diesen Vorteil verspielen könnten. Mit der stetigen Zunahme von Antibiotika-Resistenzen steigt auch die Gefahr potenziell lebensbedrohlicher bakterieller Infektionen, die sich mit Antibiotika zukünftig nicht mehr erfolgreich behandeln lassen. Sterben aktuell laut Schätzungen weltweit ca. 700.000 Menschen pro Jahr an Infektionen mit resistenten Erregern, könnten es im Jahr 2050 gemäß einer düsteren Prognose des Review on Antimicrobial Resistance von 2014 bereits 10 Millionen Menschen sein.

Europäische und globale Kampagnen im November 2020: Antibiotika mit Umsicht einsetzen

Um das Problem multiresistenter Erreger (MRE) stärker in den Fokus zu rücken, rief die Europäische Union 2008 die Initiative European Antibiotic Awareness Day (EAAD) ins Leben. Seit 2015 findet außerdem, ebenfalls jährlich im November, die World Antimicrobial Awareness Week (WAAW) statt, eine von der Weltgesundheitsorganisation WHO ins Leben gerufene Initiative. Während das diesjährige allgemeine Motto der WAAW „Antimicrobials: Handle with care“ lautet, wird der Gesundheitssektor mit dem Aufruf „Unite to preserve antimicrobials“ angesprochen. Sowohl EAAD als auch WAAW verfolgen die gemeinsamen Ziele, mittels Aufklärung und Schulung das Bewusstsein für die Bedrohung durch Antibiotika-Resistenzen zu schärfen und über die umsichtige Anwendung von Antibiotika zu informieren, um so Resistenzentwicklungen zu verlangsamen. Dafür setzen sie vor allem auf Informationsmaterialien und soziale Netzwerke. Mitmachen und Verbreiten ist dabei absolut erwünscht! Hinter der Mission von EAAD und WAAW stehen auch wir von HARTMANN und BODE zu einhundert Prozent. Denn die Vermeidung von Infektionen - und damit von Antibiotikagebrauch - durch Hygienestrategien gehören zu unseren Kernkompetenzen.
Unser aktueller MRE-Schulungsfilm dient außerdem als Basisinformation zu MRE und klärt interessierte Fachkräfte sowie Laien über drei bedeutsame Vertreter – vancomycinresistente Enterokokken (VRE), methicillinresistente Staphylococcus aureus (MRSA) und multiresistente Gram-negative Stäbchen (MRGN) – sowie die gezielte Infektionsprävention auf.
Multiresistente Erreger und Krankenhauskeime auf Hände

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COVID-19-Pandemie könnte auch antimikrobielle Resistenzen (AMR) vorantreiben

Antibiotika-Resistenzen entstehen unter anderem dann, wenn Antibiotika missbräuchlich verwendet werden – zum Beispiel, wenn sie unnötigerweise oder in unangemessener Weise verschrieben und verwendet werden (s. Infografik). Ob dies auch im Zuge der COVID-19-Pandemie verstärkt geschehen könnte, wurde kürzlich im Fachjournal JAC – Antimicrobial Resistance als Pro- und Kontra-Debatte geführt und in zwei Artikeln veröffentlicht. Als Umstände, die dafür sprechen, wurde unter anderem genannt, dass viele COVID-19-Patient*innen aus Sorge vor sekundären bakteriellen Infektionen vorsorglich antibiotisch behandelt werden, obwohl gar keine bakterielle Infektion vorliegt. Dagegen spräche, dass die AMR-Rate von vielen verschiedenen Faktoren abhänge und die globale Verbreitung resistenter Keime sich stärker darauf auswirke als Antibiotika-Verschreibungen.

Vermeidung von Infektionen durch Basishygiene sowie rationaler Einsatz von Antibiotika bleiben das A und O

Ob die COVID-19-Pandemie mit all ihren medizinischen Auswirkungen also auch MRE den Weg ebnet, bleibt abzuwarten und wird sich bestenfalls nach Abklingen der Pandemie untersuchen lassen. So oder so gilt in jedem Fall, dass das Vermeiden von Infektionen – sowohl bezüglich MRE als auch COVID-19 – die beste Strategie ist und die Grundlage jeglicher Maßnahmen bildet. Dazu gehören im Gesundheitsbereich neben der Hände- und Flächendesinfektion sowie der Aufbereitung medizinischer Geräte auch die persönliche Schutzausrüstung sowie weitere, den jeweiligen Bedingungen angepasste Maßnahmen. Kommt es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen dennoch zu Infektionen, sollten Antibiotika grundsätzlich umsichtig und mit Augenmaß verwendet werden.

Quellen

  1. Weltgesundheitsorganisation WHO: New report calls for urgent action to avert antimicrobial resistance crisis. 29. April 2019. Joint News Release. https://www.who.int/news/item/29-04-2019-new-report-calls-for-urgent-action-to-avert-antimicrobial-resistance-crisis
  2. The Review on Antimicrobial Resistance chaired by Jim O’Neill. Antimicrobial Resistance: Tackling a crisis for the health and wealth of nations. Dezember 2014. https://amr-review.org/sites/default/files/AMR%20Review%20Paper%20-%20Tackling%20a%20crisis%20for%20the%20health%20and%20wealth%20of%20nations_1.pdf
  3. Clancy CJ, et al. PRO: The COVID-19 pandemic will result in increased antimicrobial resistance rates. JAC-Antimicrobial Resistance 2020; 2: dlaa049. https://doi.org/10.1093/jacamr/dlaa049
  4. Peter C, Beggs JJ. CON: COVID-19 will not result in increased antimicrobial resistance prevalence. JAC-Antimicrobial Resistance 2020; 2: dlaa051. https://doi.org/10.1093/jacamr/dlaa051