Die Pandemie ist vorbei und damit geht auch das Bewusstsein für Händedesinfektion wieder zurück. Es gibt jedoch wichtige Gründe, die dafür sprechen, weiterhin Wert auf die Händehygiene zu legen.
Kurz nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie waren sie auf einmal überall zu finden: in Eingangsbereichen von Bahnhöfen, auf Tischen von Restaurants oder befestigt an den Rucksäcken der Menschen. Die Rede ist von Hände-Desinfektionsmitteln. Heute, etwas mehr als drei Jahre später, sieht man sie in Form von Spendern oder kleinen Flaschen zwar noch immer an vielen Orten, doch benutzt werden sie inzwischen viel seltener als noch zu Spitzenzeiten der Pandemie. [1]
Woran liegt das?
Nachlassendes Bewusstsein für Händehygiene in der „neuen Normalität“
Im Alltag der meisten Menschen lässt sich das nachlassende Bewusstsein in Sachen Händehygiene höchstwahrscheinlich damit erklären, dass nun fast überall ein Großteil der Menschen geimpft [4] ist und das Virus damit für viele seinen anfänglichen Schrecken verloren hat. Zum anderen hat die „neue Normalität“ ganz zwangsläufig auch zu Gewöhnungseffekten geführt. Ein besonders hohes Maß an Wachsamkeit und Aufmerksamkeit lässt sich schließlich nicht ewig aufrechterhalten.
Rückgang der HHC im Gesundheitswesen
Tatsächlich bestätigen verschiedene Studien, dass sich die HHC in Gesundheitseinrichtungen verschiedener Länder zu Beginn der Pandemie zunächst verbesserte, nur um sich dann relativ schnell wieder zu verschlechtern. Eine Untersuchung aus Frankreich ergab etwa, dass der Verbrauch von Hände-Desinfektionsmitteln in der ersten Pandemiewelle stark anstieg, in der zweiten Welle dann allerdings nur noch knapp über dem vor-pandemischen Niveau lag. [6]
Die Gründe für den Rückgang der Compliance
Die Entwicklung der rückläufigen HHC hat verschiedene Ursachen. Ein wesentlicher Faktor war sicherlich, dass aufgrund der weltweit plötzlich gestiegenen Nachfrage professionelle Desinfektionsmittel in vielen Kliniken nicht mehr verfügbar waren und sich das Personal daher häufiger die Hände wusch, statt sie zu desinfizieren. Bei einigen Gesundheitsfachkräften traten dadurch nach einiger Zeit jedoch Hautirritationen oder Ekzeme auf, da das häufige Händewaschen mit Wasser und Seife in der Regel weniger hautschonend ist als das Desinfizieren mit hochwertigen Produkten wie Sterillium®, die über rückfettende Eigenschaften verfügen. [8]
Umgekehrt griffen wiederum auch nur jene Gesundheitsfachkräfte zum Händedesinfektionsmittel, deren Hände nicht zuvor durch das häufige Waschen geschädigt wurden. Denn: Der in Desinfektionsmitteln enthaltene Alkohol verursacht auf Haut, die durch Irritationen oder Ekzeme geschädigt ist, häufig ein brennendes Gefühl. Beide Aspekte (Händewaschen statt Händedesinfektion sowie Verzicht auf Händedesinfektion aufgrund verletzter Haut) könnten die sich verschlechternde HCC erklären.
Eine weitere Erklärung für den Rückgang der Compliance könnte sein, dass zahlreiche Beschäftigte mit der Versorgung von COVID-19-Patient/innen zeitweise so stark ausgelastet waren, dass ihnen schlicht die Zeit für richtige Händehygiene fehlte. [9] Diese Begründung scheint auch aktuell plausibel, schließlich leiden auch nach der Pandemie noch viele Kliniken unter Personalmangel, Zeitdruck und hoher Arbeitsbelastung.
Und sicherlich hat auch im Gesundheitswesen schlicht und einfach ein gewisser Gewöhnungseffekt eingesetzt, der dazu führte, dass die anfängliche Angst vor dem neuartigen Virus im weiteren Verlauf der Pandemie abnahm und viele Fachkräfte wieder ihre vor-pandemischen Gewohnheiten aufnahmen. [10]
Aber auch bestimmte nationale und regionale Gegebenheiten können mitunter mangelnde HHC erklären. So fand eine chinesische Studie etwa heraus, dass Gesundheitsfachkräfte in der Pandemie verstärkt Handschuhe trugen, anstatt sich die Hände zu desinfizieren. [11] Die Tatsache, dass die Beschäftigten zu dieser Maßnahme griffen, zeigt, dass auch trotz des gestiegenen Bewusstseins zum Thema Händehygiene in der Pandemie noch immer Aufklärungsbedarf besteht. Schließlich ersetzt das Tragen von Handschuhen für medizinische Fachkräfte keineswegs die korrekte Händedesinfektion. Tatsächlich müssen die Hände sogar vor und nach jedem Tragen von Handschuhen desinfiziert werden.
Korrekte Händehygiene: Warum sie weiterhin wichtig bleibt
Expert/innen gehen davon aus, dass bis zu 90 % aller im Krankenhaus vorkommenden Infektionen auf eine Übertragung über die Hände zurückzuführen sind. [12] Ein Drittel dieser Infektionen gilt als vermeidbar [13], weshalb richtige Händehygiene ein zentraler Baustein der Infektionskontrolle bleibt.
Im Gesundheitswesen ist genau festgelegt, in welchen Situationen sich Beschäftigte die Hände desinfizieren sollten, nämlich immer …
- Vor Patientenkontakt
- Vor einer aseptischen Tätigkeit
- Nach Kontakt mit potentiell infektiösem Material
- Nach Patientenkontakt
- Nach Kontakt mit der unmittelbaren Patientenumgebung
Hände richtig desinfizieren
Für eine effektive und korrekte Händehygiene ist jedoch nicht nur das „Wann“, sondern auch das „Wie“ entscheidend. Folgende Punkte sollten Beschäftigte im Gesundheitswesen beachten:
- Vor dem Desinfizieren sicherstellen, dass die Hände trocken sind.
- Ausreichend Desinfektionsmittel (mind. 3 ml) in die hohle Hand geben.
- Die gesamte Hand mit Desinfektionsmittel benetzen.
- Beim Einreiben besonderes Augenmerk auf die Fingerspitzen, Daumen und Fingerzwischenräume legen.
- Desinfektionsmittel für mindestens 30 Sekunden gründlich einreiben.
Um die Compliance unter medizinischem Personal (wieder) zu steigern, können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden – von regelmäßigen Schulungen des Personals über die Wahl eines hautverträglichen Desinfektionsmittels wie Sterillium® bis hin zu Führungskräften, die mit gutem Beispiel für die gesamte Belegschaft in Sachen vorbildlicher Compliance vorangehen.
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Quellen
[2] Desinfacts 1 (2023), S. 16-17
[3] who.int/ Key facts and figures World Hand Hygiene Day 2021 https://www.who.int/campaigns/world-hand-hygiene-day/2021/key-facts-and-figures
[4] New York Times/ Tracking Coronavirus Vaccinations Around the World https://www.nytimes.com/interactive/2021/world/covid-vaccinations-tracker.html
[5] kiilto.dk/ Study: Good hand hygiene habits are declining https://www.kiilto.dk/Nyheder/study-shows-that-our-good-hand-hygiene-habits-are-declining/
[6] Desinfacts 1 (2023), S. 16-17
[7] Makhni, S., et al. (2021). "Hand Hygiene Compliance Rate During the COVID-19 Pandemic." JAMA Intern Med 181(7): 1006-1008.
[8] Reinholz M et al. (2021) Increased prevalence of irritant hand eczema in health care workers in a dermatological clinic due to increased hygiene measures during the SARS-CoV-2 pandemic. Eur J Dermatol;31: 392-395. https://doi.org/10.1684/ejd.2021.4046
[9] Sandbøl SG et al. (2022) Hand hygiene compliance among healthcare workers before and during the COVID-19 pandemic. Am J Infect Control; 50: 719-723. https://doi. org/10.1016/j.ajic.2022.03.014
[10] Si Ali A et al. (2022) Impact of COVID-19 pandemic waves on health-care worker hand hygiene activity in department of medicine and ICU as measured by an automated monitoring system. Infect Dis Health: S2468-0451(22)00120-1. https://doi.org/10.1016%2Fj.idh.2022.11.003
[11] Wu X et al. (2022) Application Effect of Transparent Supervision Based on Informatization in Prevention and Control of Carbapenem-Resistant Klebsiella pneumoniae Nosocomial Infection. Can J Infect Dis Med Microbiol; 2022: 2193430. https://doi.org/10.1155/2022/2193430
[12] The European Antimicrobial Resistance Surveillance System (EARSS): EARSS Annual Report 2008, National Institute for Public Health and the Environment (RIVM), Bilthoven
[13] THE LANCET 2000, 356: 1307 – 1312