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Ein Blick in die Zukunft des Industriestandorts Heidenheim

„Unsere Industriebetriebe sind so jung, dynamisch und leistungsfähig wie noch nie zuvor.“

Was zeichnet Heidenheim als Industriestandort aus? Welchen Herausforderungen muss sich die Industrie in der Region zukünftig stellen? Michaela Eberle, Hauptgeschäftsführerin der IHK Ostwürttemberg, berichtet im Interview über die zukünftige Entwicklung Heidenheims als Industriestadt.

von der HARTMANN Online-Redaktion

Michaela Eberle ist Hauptgeschäftsführerin der IHK Ostwürttemberg. Damit leitet sie eine Organisation, die sich um die Interessen von rund 32.000 Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistung in der Region kümmert.

Im Rahmen der Woche der Industrie sprach sie mit uns über die aktuellen Herausforderungen und Chancen für die Industriestadt Heidenheim.

Michaela Eberle
Michaela Eberle, Hauptgeschäftsführerin der IHK Ostwürttemberg

Warum sind Heidenheim und die Region Ostwürttemberg als Standort interessant für Industrieunternehmen?

Um dies zu beantworten, lohnt sich der Blick zurück. Unsere Industrie entstand vornehmlich aufgrund von Rohstoffarmut. Insbesondere entwickelten sich die Unternehmen dank des Ideen- und Erfindungsreichtums und nicht zuletzt dank der enormen Schaffenskraft der Menschen. Mit dieser über Generationen weitergegebenen Unternehmens- und Mitarbeiter-DNA, bei hoher gegenseitiger Verpflichtung und Identifikation, entwickelten sich unsere Industriebetriebe schon früh zu Global-Playern. Es sind die industrieaffinen und technikorientierten Menschen, die gerne tüfteln und den Standort prägen. Und dieser Standort verfügt zwar über eine starke Ausrichtung im Maschinen- und Anlagenbau, gleichzeitig aber besteht daneben ein ausgewogener Branchenmix, zu dem auch die PAUL HARTMANN AG einen fundamentalen Beitrag leistet.

Unseren Standort zeichnet ein sehr ausgewogenes Verhältnis von Leben und Arbeiten in einem attraktiven Umfeld aus. Dazu zählt insbesondere die Infrastruktur mit bspw. unserer geografischen Lage in der Mitte Süddeutschlands, direkter Autobahnanbindung und einer leistungsfähigen Hochschullandschaft mit engen Verbindungen zur Industrie. Und schließlich besteht ein attraktives Potenzial an Gewerbeflächen für weiteres Wachstum. Erwähnenswert ist auch die enge Vernetzung aller Akteure in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Was sehen Sie in naher Zukunft als größte Herausforderungen und Chancen für den Industriestandort Heidenheim?

Für unseren Standort sehe ich keine Sondersituation. Wie im Land insgesamt, wird aus jetziger Perspektive, angesichts des sich vollziehenden demografischen Wandels, die Sicherung der Fachkräftebasis eine der größten Herausforderungen für die Zukunft sein. Ein Beschäftigtenmangel darf nicht zur Wachstumsbremse werden. Hierfür gilt es auch, die Außenwahrnehmung Ostwürttembergs weiter zu verstärken.

Als weitere Chance für unseren Standort sehe ich natürlich auch die Digitalisierung. Diese wollen wir mit unserem digiZ Ostwürttemberg in die Breite unserer Wirtschaft tragen. Notwendig hierfür ist eine leistungsfähige Breitbandversorgung. Und damit sind wir bei der Infrastruktur und den Rahmenbedingungen am Standort. Wir müssen grundsätzlich darauf achten, dass es hier zu keinem Stadt-Landgefälle kommt, und dass für unsere Unternehmen die bestmöglichen Voraussetzungen für erfolgreiches Wirtschaften herrschen.

Wie können die Industrieunternehmen diese Chancen nutzen?

Es gilt sicherlich, die betrieblichen Aktivitäten zur Fachkräftesicherung und damit das Personalmarketing zu verstärken. Wichtig erscheint mir in diesem Zusammenhang, dass – und hierfür gibt es schon regional hervorragende Beispiele – Unternehmen sich zur eigenen Arbeitgebermarke entwickeln. Hier eröffnen sich völlig neue Wege im Recruiting. HARTMANN ist für mich ein leuchtendes Beispiel.

Weiterhin gilt es auch, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen. Hier bieten sich vielfältige Ansatzpunkte. Als IHK sind wir mit unseren Partnern angetreten, für die Unternehmen mit dem digiZ ein Informations- und Vernetzungsangebot zu etablieren.

Warum ist es wichtig, die Bürgerinnen und Bürger hier in der Region für das Thema Industrie und deren Bedeutung zu sensibilisieren?

Wir laufen manchmal Gefahr, dass unsere traditionsreiche Industrie und deren Familienunternehmen fälschlicher- bzw. irrtümlicherweise als „Old-Economy“ bezeichnet werden. In einem stimme ich dem Begriff zu: und zwar hinsichtlich der Facette des Alters. Viele unserer Industrieunternehmen verfügen über eine großartige und traditionsreiche Unternehmensgeschichte, die teilweise weit in das 19. Jahrhundert zurückgeht.

Alt bzw. erfahren an Jahren; aber unsere Industriebetriebe sind so jung, dynamisch und leistungsfähig wie noch nie zuvor. Auch waren sie noch nie so breit international aufgestellt. Auch hier ist die PAUL HARTMANN AG beispielhaft und kann als Benchmark und Best Practice-Beispiel gelten. Industrieunternehmen wie das Ihrige bilden die Basis für unseren Wohlstand und für unsere Zukunftsfähigkeit. Leider gerät dies immer wieder gerne in den Hintergrund oder gar in Vergessenheit, oder es wird als Selbstverständlichkeit angesehen. Von daher ist es wichtig und richtig, die Industrie als Rückgrat und Beschäftigungsmotor unserer Wirtschaft ins Rampenlicht zu stellen.

Welchen Beitrag kann HARTMANN im Zuge der Woche der Industrie leisten, um zu zeigen, was Industrie alles kann?

Einblicke ermöglichen, zeigen und erläutern, was sich hinter den Unternehmensmauern verbirgt, welche enorme Leistungsfähigkeit und welche Modernität hier vorhanden sind. Mit Transparenz und Information kann man Interesse erwecken. Die Mitarbeiter präsentieren mit Freude ihr Unternehmen und ihre Produkte. Und die Besucher erfahren, was für ein beispielhaftes Industrie-Vorzeigeunternehmen die PAUL HARTMANN AG ist. Wenn hieraus auf beiden Seiten ein gewisser Stolz erwächst, und wenn aus Verständnis sich dann Vertrauen entwickelt, ist viel gewonnen.

In diesem Sinne: Auf eine gelungene Woche der Industrie!