WUNDFORUM 2/2022

Wundheilungsstörungen frühzeitig erkennen AUSGABE 2/2022 – 29. JAHRGANG WUNDFORUM Hard to heal – Evidenz trifft Wundpraxis Erfolgreich die Autolyse fördern Händehygiene – der Weg zu höherer Compliance

AKTUELL 2 HARTMANN WUNDFORUM 2/2022 Neues Fortbildungsprogramm für 2023 Jetzt Kompetenzen erweitern Nach der Corona-Unterbrechung laufen Fort- und Weiterbildungen wieder in gewohntem Umfang. Das gilt auch für die Seminare zum Thema Wunde, die HARTMANN mit etablierten Bildungsträgern anbietet. Allein mit der Akademie Wundmitte stehen für 2023 bereits rund 100 Termine auf dem Programm – und das in ganz Deutschland. Einige Kurse verbinden dazu als Hybrid-Format Online-Elemente mit Tagen in Präsenz und machen so die Teilnahme noch einfacher. Dies gilt z. B. für den Fachtherapeuten Wunde ICW, der in jedem seiner Module sowohl Präsenztage als auch vier bis fünf Online-Tage vorsieht. Für die ICW-Rezertifizierung bieten die Tagesseminare, für die es jeweils acht Zertifizierungspunkte gibt, ein breites Spektrum von fast 40 Themen und Veranstaltungsorten an – vom Dekubitus über „exotische“ Wunden bis zur Dokumentation. Weiterhin höchst aktuell sind Kurse zur Erweiterung der Qualifikation: Das Ergänzungsmodul HKP-Rahmenempfehlung der ICW bietet genau die 32 Unterrichtseinheiten, um vom Basisseminar Wundexperte auf die geforderten 84 Stunden für spezialisierte Leistungserbringer zu kommen, und steht 12-mal auf dem Programm. Auch die Akademie für Wundmanagement AWM an der DHBW Heidenheim plant bereits für 2023: mit zwei Basisseminaren im April und September, einem Aufbauseminar im November, Intensiv- und Freshup-Terminen sowie einem speziellen HKP-Zusatzmodul für „geprüfte Wundberater(innen) AWM“. Eine Übersicht aller Kurse gibt es auf der HARTMANN Website. Yplhn.de/wffb + Ab 2023 wird das HARTMANN WUNDFORUM noch aktueller. Im neuen Newsletter finden Sie Produktneuheiten, News aus Politik und Recht, neue Fortbildungen oder Tipps für Messen und Kongresse – regelmäßig 4x im Jahr. So sind Sie immer auf dem aktuellsten Stand. Natürlich gibt es weiterhin 2x im Jahr das WUNDFORUM als hochwertiges Blätterbuch mit Grundlagen der Wundbehandlung sowie mit vielen praktischen Anwendertipps. Und so erhalten Sie das neue Paket: ½ Wenn Sie bereits das Blätterbuch abonniert haben, erhalten Sie ab Frühjahr 2023 automatisch auch den Newsletter. ½ Beziehen Sie aktuell das Magazin in gedruckter Form, registrieren Sie sich bitte neu für den Newsletter. ½ Und haben Sie bisher gar kein Abo, registrieren Sie sich ebenfalls und erhalten dann Blätterbuch und Newsletter. Fit in der Wundversorgung mit dem HARTMANN WUNDFORUM Jetzt für das neue Online-Paket registrieren Gleich online registrieren: www.wundforum.de Wissen und Praxis – zweimal jährlich kompetent im Magazin Aktuelle News – viermal jährlich per Newsletter AUSGABE 1/2022 – 29. JAHRGANG WUNDFORUM Ohne Wundreinigung keine Wundheilung Große Wunden schmerzarm versorgt Wundauflagen richtig fixieren Bacillol® 30 Sensitive: schnell, wirksam, komfortabel Wundheilungsstörungen frühzeitig erkennen AUSGABE 2/2022 – 29. JAHRGANG WUNDFORUM Hard to heal – Evidenz trifft Wundpraxis Erfolgreich die Autolyse fördern Händehygiene – der Weg zu höherer Compliance

3 HARTMANN WUNDFORUM 2/2022 AKTUELL E-Learnings mit interaktiven Elementen und Videos, Präsenzseminare mit anerkannten Partnern oder von HARTMANN sowie viele informative Wissensbeiträge – einen Überblick über all diese Angebote bietet der HARTMANNCAMPUS. Viele neue Module wurden in den letzten Monaten ins Programm aufgenommen. Hier einige der Highlights: Angehörige zu Hause zu pflegen ist eine verantwortungsvolle Aufgabe. In den Podcasts „Wundversorgung zu Hause“ gibt Wundmanagerin Myriam Seifert praktische Tipps, wie sie besser bewältigt werden kann. Jeder Podcast enthält eine Begleit-PDF zum Download. Nicht nur für PTAs geeignet ist das E-Learning „Basiswissen Haut und Wunde“. Welche Dinge muss ich über unsere Haut wissen? Was ist eigentlich eine Wunde und wie werden verschiedene Wunden unterschieden? Das alles erklären die virtuellen PTAs Paula und Bianca. Der kontinuierlichen Weiterbildung von Wundversorgungsexperten auf der ganzen Welt hat sich die globale Plattform LINK verschrieben. Eine Auswahl der besten Fachbeiträge, unter anderem zu Themen wie Exsudatmanagement, Epithelisierung oder NPWT, gibt es jetzt ebenfalls auf dem HARTMANNCAMPUS. HARTMANNCAMPUS Die Plattform für Wissen und Fortbildung Mit der Themenbreite von Wundbehandlung über Inkontinenz bis Desinfektion und einer komfortablen Filterfunktion findet jeder auf dem HARTMANNCAMPUS genau die für ihn passenden Inhalte. Yhartmanncampus.de Calciumalginat-Kompresse Sorbalgon® Classic Der Verband aus dem Meer – jetzt in neuem Design Sorbalgon und Sorbalgon T von HARTMANN gibt es jetzt neu als „Classic“: erstmalig im neuen HARTMANN Packungs-Design. Rohstoff für die Herstellung der Calciumalginat-Kompressen ist Algin-Säure, ein aus marinen Braunalgen gewonnenes, celluloseähnliches Polysaccharid. Durch ihre physiologische Unbedenklichkeit finden Alginate heute vor allem in der Nahrungsmittelindustrie als Gelierstoff Verwendung, ihre Wirksamkeit für die Wundbehandlung ist jedoch seit Langem bekannt. So ist belegt, dass Seeleute vor Schlachten Algen gesammelt und als Verbandstoff verwendet haben. Calciumalginat-Fasern besitzen die Fähigkeit, sich im Kontakt mit Natriumsalzen in Blut und Wundsekret in ein hydrophiles Gel umzuwandeln und die Wunde auszufüllen. Die gelartige Konsistenz der Kompresse wirkt dann wie ein feuchter Verband, verhindert ein Austrocknen der Wunde, gewährleistet ein feuchtes Wundmilieu, unterstützt die Stillung von Blutungen, verklebt nicht mit der Wunde und sichert so eine schmerzarme Entfernung. Sorbalgon Classic kann dabei bis zu sieben Tage auf der Wunde verbleiben. Die Anwendung wird durch die Zuschneidbarkeit von Sorbalgon Classic erleichtert. Sorbalgon Classic und Sorbalgon T Classic sind indiziert bei oberflächlichen und tiefen, mäßig bis stark exsudierenden Wunden – bei chronischen Wunden ebenso wie bei Hautentnahmestellen oder Operationswunden. Yplhn.de/wfsor

Update Gesundheitspolitik Mehr Verantwortung? Mehr Qualifikation? Wohin bewegt sich die Pflege? Zahlreiche neue Regelungen – von Empfehlungen für Hilfsmittel bis zu spezialisierten Leistungserbringern – verändern die Pflegelandschaft. Was ist der aktuelle Stand und was ist in nächster Zeit zu erwarten? Die Pflege zu stärken ist das erklärte Ziel aller Beteiligten – von der Politik bis zu den Pflegeverbänden. Wie das in der Praxis aussieht und welche Maßnahmen sinnvoll sind, darüber herrscht dann schon weniger Einigkeit. Dies gilt auch für die neuen Regelungen und Initiativen, die in den letzten Monaten an Aktualität gewannen. Pflegekräfte dürfen „verordnen“ Eine der Maßnahmen, durch die Pflegekräfte mehr Verantwortung übernehmen sollen, ist seit Januar 2022 die im § 40 Abs. 6 SGB XI geregelte „Empfehlung von Hilfsmitteln und Pflegehilfsmitteln durch Pflegefachkräfte“. Nach diesem Paragrafen dürfen bestimmte Hilfsmittel von Pflegefachkräften empfohlen werden. Der Pflegebedürftige oder sein Angehöriger kann mit dieser Empfehlung dann zu einem Leistungserbringer gehen und dort die Produkte erhalten. Was zunächst gut klingt, hat aber einige Einschränkungen: Es gilt nur für den häuslichen Bereich und für ausgewählte Produktbereiche. „Und für jedes einzelne Produkt ist ein zweiseitiges Formular auszufüllen, das alle Details einschließlich einer ausführlichen Begründung enthalten muss – ein riesiger Aufwand mit zusätzlicher Bürokratie“, sagt Steffi Nawrath, Senior Managerin Regionales Krankenkassenmanagement bei der PAUL HARTMANN AG. Mehr Befugnisse für die Pflege Einen Schritt weiter geht eine Regelung, die eigentlich bereits ab dem 1. Juli 2022 gelten sollte, aber inzwischen vom G-BA, dem Gemeinsamen Bundesausschuss, zumindest angestoßen wurde. Bei bestimmten medizinischen Tätigkeiten dürfen Pflegekräfte eigenständig entscheiden, wie oft und wie lange Maßnahmen erfolgen sollen, wenn die ärztliche Verordnung dazu keine Vorgaben macht. Dazu zählen zum Beispiel Maßnahmen bei der Stomabehandlung oder beim Versorgen akuter Wunden. Der G-BA begründet dies wie folgt: „Die allgemeinen Prinzipien der Wundheilung sowie die Wundversorgung sind Gegenstand der Ausbildung einer Pflegefachkraft ... Eine entsprechend AKTUELL 4 HARTMANN WUNDFORUM 2/2022

5 HARTMANN WUNDFORUM 2/2022 AKTUELL qualifizierte Pflegefachkraft mit einschlägiger Berufserfahrung kann daher Frequenz und Dauer einschätzen.“ Die Rolle der Modellvorhaben So gibt es also heute schon konkrete Beispiele für die Übertragung von Kompetenzen, während zugleich im Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz Modellvorhaben verpflichtend gefordert werden. Diese sollten bis März 2022 definiert sein und im Januar 2023 starten. Jetzt gibt es mit drei Monaten Verzögerung den entsprechenden Rahmenvertrag, der zumindest Modellprojekte vorsieht zu den drei Themen Diabetes, Demenz und chronische Wunden. Eine Fachkommission hat dafür auf über 70 Seiten „Standardisierte Module zum Erwerb erweiterter Kompetenzen zur Ausübung heilkundlicher Aufgaben“ definiert. „Eigentlich braucht man für diese Tätigkeiten eine komplett neue Ausbildung, die aber aktuell niemand hat“, gibt Steffi Nawrath zu bedenken. „Selbst erfahrene Mitarbeiter erfüllen die geforderte Qualifikation nicht. Sie zu erreichen, würde eine enorme Bindung von Kosten und Zeit bedeuten – und das bei sowieso knappen Ressourcen.“ Kritisch sieht auch Prof. Andreas Büscher, der wissenschaftliche Leiter des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP), diese Vorhaben, die in § 64d SGB V definiert sind. Zwar erkenne er den Willen zur Weiterentwicklung gegenüber der alten Regelung, erklärte er beim Deutschen Pflegetag, zeigte aber zugleich zahlreiche Probleme auf. So läge der Fokus auf Delegation und Substitution statt auf Kooperation und neuen Versorgungskonzepten. Außerdem sieht er eine komplette Ignoranz gegenüber bestehenden Expertenstandards und sträfliche Nichtbeachtung jahrelanger beruflicher Expertise. „Das macht mich wütend“, sagte er. „Da machen Leute seit Jahren diesen Job und man sagt ihnen, ihr seid dafür zu doof.“ Und so fordert er mehr Mut zu Kooperationen und mehr Zutrauen zu den Pflegeberufen. Wirtschaftlichkeit versus Qualifikation Bei allen Diskussionen um die Qualifikation steht auch immer die Wirtschaftlichkeit im Raum. Bestes Beispiel ist die HKP-Richtlinie mit den Anforderungen an spezialisierte Leistungserbringer. Dies bedeutet, dass für die Wundbehandlung zu Hause seit dem 1.1.2022 bestimmte Qualifikationsanforderungen gelten und seit dem 1.10. von den Krankenkassen eine Umsteuerung hin zu spezialisierten Leistungserbringern möglich ist. Letzteres hat bisher nicht in größerem Umfang stattgefunden, nur einzelne Krankenkassen mahnten bei den Pflegediensten den Nachweis der Qualifikation an. „Und erst einmal muss sichergestellt sein, dass es überhaupt genug Leistungserbringer gibt“, merkt Steffi Nawrath an. Da spiele dann auch das Thema Wirtschaftlichkeit noch eine Rolle, denn bisher existieren immer noch keine gültigen Versorgungsverträge und Vergütungsvereinbarungen. Es werden also von den Pflegediensten zusätzliche Qualifikationen gefordert, aber zugleich besteht für diese die Gefahr, dass trotz einer zugesagten „zusätzlichen“ Vergütung kein kostendeckendes Wirtschaften möglich sein wird. Wird ein Pflegeheimplatz bald unbezahlbar? „Wenn das Pflegeheim unbezahlbar wird“, überschreibt der SPIEGEL seine Story, „Kostenschock für Pflegeheimbewohner“, heißt es in der FAZ. Thema beider Artikel sind die Auswirkungen des von der damaligen Bundesregierung vorgestellten und vom Bundestag im Juni 2021 verabschiedeten Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetzes, kurz GVWG. Es legt fest, dass seit dem 1. September 2022 nur noch solche Pflegeeinrichtungen zugelassen sind, die ihren Angestellten Tariflöhne (oder vergleichbare Entgelte) bezahlen. Auch wenn allen klar sein sollte, dass der Pflegeberuf nur mit fairer Bezahlung attraktiv ist, ergeben sich doch aus der Regelung aktuell einige Probleme. Zum einen treffen die daraus resultierenden Kostensteigerungen auf eine insgesamt galoppierende Inflation und insbesondere extrem gestiegene Energiekosten – und bei Pflegeheimen kann die Raumtemperatur eben nicht einfach auf 19 Grad abgesenkt werden. Zum anderen werden die Pflegekassen nur einen Teil davon übernehmen und die Frage der Refinanzierung ist für die Einrichtungen noch nicht geklärt. Bei Heimen, die ihre Mitarbeiter bisher schon nach Tarif entlohnt haben, werden die Änderungen zwar eher gering sein, bei anderen sind drastische Steigerungen möglich. Und auch wenn die Pflegebedürftigen durch eine andere Regelung des GVWG eine Entlastung von bis zu 70 % im dritten Jahr einer Heimunterbringung erhalten, sind für viele der über 800 000 Bewohner von Altenheimen Steigerungen von 30 bis 40 % möglich. „Bei den Pflegeheimbewohnern schlägt die Armutsfalle zu“, sagt daher auch Eugen Brysch, der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz. HARTMANN bietet für die Qualifikation von Pflegediensten zu spezialisierten Leistungserbringern zahlreiche Fortbildungsangebote in Zusammenarbeit mit etablierten Bildungspartnern an. Yplhn.de/wffb

AKTUELL 6 HARTMANN WUNDFORUM 2/2022 10. Wundkongress in Ulm Brennpunkt Wunde 3. WundD.A.CH. Dreiländerkongress in Stuttgart Drei Länder – ein gemeinsames Ziel Monitor mit neuen Angeboten Wo sonst Basketball in der Bundesliga gespielt wird oder Konzerte zu hören sind, kamen am 6. Juli rund 300 Wundexperten zusammen, denn der Ulmer Wundkongress – es ist inzwischen die zehnte Veranstaltung der Reihe – fand erstmalig in der Ratiopharm Arena in Neu-Ulm statt und bot nach der Pandemiepause wieder Raum für einen persönlichen Austausch. Für die Besucher, die vor allem aus dem Bereich der Pflege stammten, standen acht Vorträge auf dem Programm, die unter dem Motto „Brennpunkt Wunde – Proud to be!“ eine große Bandbreite an Themen abdeckten. Ida Verheyen-Cronau von der ICW sprach über die Entwicklung von der Pflegefachkraft zum Fachtherapeuten Wunde, Julian-Anselm Bayer fragte in seinem Vortrag, wo die Akademisierung in der Pflege hinführe – und so ergaben sich sehr lebhafte Diskussionen um die Zukunft der Qualifikationen in der Wundbehandlung und die Weiterentwicklung der Pflege. Die weiteren Themen reichten von der Präsentation einer pflegerischen Wundambulanz und flankierenden aromatherapeutischen Maßnahmen bis hin zur Aufforderung „Pflege deine Wunden und deinen Humor“. Ergänzt wurde das Programm wie immer um eine Industrieausstellung, bei der auch HARTMANN als Premiumpartner des Kongresses selbstverständlich vertreten war. Seit zehn Jahren ist WundD.A.CH. als Dachorganisation aller deutschsprachigen Vereine und Gruppen im Bereich des Wundmanagements aktiv. Alle drei bis vier Jahre – oder coronabedingt diesmal erst nach fünf Jahren – veranstaltet die Organisation in der Dreiländerregion ihren Kongress. In diesem Jahr fand er vom 29. September bis zum 1. Oktober in der Liederhalle im Zentrum von Stuttgart statt. Die rund 300 Teilnehmer erwartete ein breit gefächertes Programm, das in Form von Vorträgen, Workshops und Posterausstellungen sowohl praktische Aspekte als auch die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Wundbehandlung thematisierte. Die hochkarätigen Referenten präsentierten etablierte Therapien, aber auch viele neue Themen und Aspekte wissenschaftlichen Arbeitens. Außergewöhnliche Wundarten standen ebenso auf dem Programm wie Konzepte zur Telemedizin und zur Gewinnung von Hauttransplantaten aus eigenen Hautzellen oder Stammzellen. Durch die Beteiligung dreier Länder mit ihren durchaus unterschiedlichen Gesundheitssystemen ergab sich für die Zuhörer auch immer ein interessanter Blick über den eigenen Tellerrand hinaus. Außer mit einem Stand auf der Industrieausstellung war HARTMANN auch mit einem Symposium in der Liederhalle vertreten. Prof. Dr. Sebastian Probst, der Präsident der EWMA, Astrid Probst und aus Österreich Peter Kurz diskutierten dabei über das Thema „Erkennen und Managen von Wundinfektionen von der Wissenschaft in die Praxis“. Ywunddach.com

7 HARTMANN WUNDFORUM 2/2022 AKTUELL 15 Jahre Zetuvit Plus Exsudatmanagement für mehr Lebensqualität Zu wenig oder zuviel Exsudat – beides stört die Wundheilung. Vor allem ist es ein Zuviel an Exsudat mit unkontrolliertem Exsudatfluss, das nicht nur die Wundheilung schwierig macht, sondern auch für den Patienten extrem belastend werden kann. Und nicht zuletzt stellt ein starker Exsudatfluss auch für das Fachpersonal eine zeit- und kostenaufwendige Mehrbelastung dar. Eine Lösung dieser Probleme ist ein gutes Exsudatmanagement. Das überschüssige Exsudat muss dabei sicher aufgenommen werden. So kann einerseits das Risiko für Komplikationen wie Mazeration oder Infektion reduziert werden, andererseits trägt eine gute Exsudataufnahme auch zu einer Verbesserung der Lebensqualität für die Patientinnen und Patienten bei. Mittlerweile haben sich hier Wundauflagen mit Superabsorber-Kern etabliert. Die in Deutschland meistverwendete* Superabsorber-Wundauflage ist Zetuvit Plus, das vor 15 Jahren auf den Markt kam und bei dessen Entwicklung zahlreiche wertvolle Anregungen aus der Praxis Eingang fanden. Vier aufeinander abgestimmte Materialien – seidenweiche Wundkontaktschicht für schnelle Aufnahme von Exsudat, Diffusionsschicht für eine gleichmäßige Verteilung, Superabsorberkern für eine sehr hohe Saug- und Einschlussfähigkeit auch unter Druck und grüne, wasserabweisende Schicht als Durchfeuchtungsschutz nach außen– verleihen Zetuvit Plus beste Eigenschaften: starke Saugleistung und sicherer Exsudateinschluss, gute Polsterwirkung und Drapierfähigkeit. All dies zusammen führt seit Jahren zu einer hohen Akzeptanz bei Patienten und Fachpersonal, wie Aussagen langjähriger Anwenderinnen und Anwender bestätigen. Yplhn.de/wfzp „Der Vorteil für uns in der Pflege: Wir können die Verbandwechselintervalle und damit auch die Hausbesuche reduzieren. Die Patienten profitieren von einem schmerzarmen Verbandwechsel und brauchen keine Angst mehr vor austretendem Exsudat oder Gerüchen zu haben – das gibt ihnen eine deutlich bessere Lebensqualität.“ Anja Kuntz, Pflegetherapeutin Wunde ICW e.V., Leitung Wundmanagement, Pflegeverbund Strohgäu-Glems gGmbH „Auch ich bin seit 15 Jahren in der außerklinischen Beatmungs- und Intensivpflege tätig, wir haben also quasi beide Geburtstag. Für den Erfolg dieser Wundauflage spricht vor allem ihr sehr gutes Exsudatmanagement.“ Sebastian Kruschwitz, Fachbereichsleitung Wundmanagement, Zentrum für Beatmung und Intensivpflege GmbH „Meine Patienten sind zufrieden mit Zetuvit Plus. Sie können wieder aktiv am Alltag teilnehmen. Sie müssen nicht mehr so oft zum Verbandwechsel kommen, es läuft nichts aus und es gibt keine unangenehmen Gerüche. Das bringt ihnen ein riesiges Stück Lebensqualität zurück und macht sie glücklich – und das macht mich auch glücklich.“ Sabine Stevanovic, Medizinische Fachangestellte, Allgemeinärzte im Gesundheitszentrum Karlsfeld Das sagen Anwender über Zetuvit Plus * nach Daten von Insight Health Verordnungsdaten 2021, Anzahl der Verordnungen gesamt Superabsorber

Specialists Medical Network Die Netzwerkerinnen in Sachen Wundmanagement Den Transfer von Wissen zu ermöglichen und Netzwerke zu schaffen – das ist die Aufgabe von sieben engagierten Wundexpertinnen bei HARTMANN. Sie organisieren Fortbildungen, kümmern sich um die neuesten Themen und bringen alle Akteure zusammen. AKTUELL 8 HARTMANN WUNDFORUM 2/2022 Eine erfolgreiche Wundbehandlung ist immer eine Teamaufgabe: Ärzte, Pflegekräfte im stationären und ambulanten Bereich, Krankenkassen und Versorger und natürlich auch der Patient und seine Angehörigen spielen eine Rolle. In diesem Umfeld Netzwerke zu schaffen und für einen Kompetenztransfer zu sorgen, das ist die Mission der sieben Frauen bei HARTMANN, auf deren Visitenkarte „Specialist Medical Network“ steht. Sie verfügen alle über eine fundierte medizinische Ausbildung und viele Jahre an Praxiserfahrung. Ihre Aufgaben unterscheiden sich deutlich von denen der Kolleginnen und Kollegen im Außendienst und der Fachberater. Während diese Kliniken, Praxen und Pflegedienste betreuen, neue Produkte vorstellen sowie vor Ort schulen und auch Fälle begleiten, liegt der Schwerpunkt des SMN-Teams bei Vorträgen, Anwendungsbeispielen und der Schaffung von Netzwerken. „Wir möchten den Mehrwert von HARTMANN als Vollversorger klar machen“, sagt Ute Utermann, eine der Spezialistinnen. Mit Fachwissen unterstützen „Dabei bieten wir zugleich Support für den Außendienst“, erklärt Heike von der Kall. „Die Kollegen melden sich, wenn sie fachliche Fragen haben, Unterstützung bei Schulungen benötigen oder ganz spezielle Aufgabenstellungen bei Kunden zu bearbeiten haben.“ „Und wir sind auch so etwas wie eine Wissensdatenbank“, ergänzt Antje Baumann. Dabei haben die Expertinnen eine Vielzahl von Ansprechpartnern: Das reicht von Kliniken, Wundmanagern, Homecare-Unternehmen und Arztpraxen über Krankenkassen, Pflegeverbände und Berufsverbände bis hin zum Produktmanagement, Marketing und Training bei HARTMANN. Aufgaben für das Team gibt es mehr als genug, denn die Gesundheitsbranche ist weiter im Umbruch. „Was wird kommen? Was bringt das Thema Personaluntergrenzen? Wie wirken sich die Anforderungen der HKP-Richtlinie aus?“, nennt Ute Utermann nur einige der Fragestellungen und zeigt zugleich Lösungen auf: „Wir helfen durch Aufklärung und Information. Unsere Webinare zum Thema HKP hatten insgesamt weit über 1000 Teilnehmer.“ Auch die Themen „Verbandmitteldefinition“ und „wirkstofffreie Wundauflagen“ beschäftige die Branche noch, ergänzt Heike von der Kall. „Aufklärung ist also dringend notwendig.“ Experten verbinden „Gerade bei chronischen Wunden ist es wichtig, alle Fachdisziplinen zusammenzuführen“, beschreibt Aynur Sönmez-Yekta ihre Mission. „Wenn wir die richtigen Leute quasi als Lotsen heraussuchen, bieten wir für unsere Kunden einen echten Mehrwert.“ Das sei gerade deshalb wichtig, „weil einerseits immer eine evidenzbasierte, standardisierte Behandlung und Expertentum gefragt ist, aber es draußen ein Desaster ist, weil es keine Leute gibt“, erklärt Wisgard Zschage. Gefragt seien also kleinzellige Netzwerke, um die vorhandene Qualität zu bündeln und zu erhalten. „Dafür schaffen wir regionale Netzwerke“, sagt Ina HimBei den vom SMN-Team organisierten Präsenz-Veranstaltungen stehen Vorträge und praktische Workshops auf dem Programm. Mit der Pandemie wurden Online-Formate und Webinare zunehmend wichtiger – und werden sicher auch in Zukunft eine Rolle spielen. Mehr Infos per Mail: PHD-VW-SpezialistMedical-Networks@ hartmann.info

Antje Baumann (56) Examinierte Krankenschwester, bis 2008 in verschiedenen KlinikAbteilungen tätig, anschließend bei einem Homecare-Unternehmen, 2012 Weiterbildung zur Wundexpertin ICW, bei HARTMANN seit 2010: zu Beginn als Accountmanagerin Wunde, seit 2019 als Specialist Medical Network für Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen und Teile Niedersachsens und Mecklenburg-Vorpommerns Astrid Heinl (51) Nach Ausbildung als Krankenschwester 15 Jahre Tätigkeit in der Chirurgie eines Krankenhauses, fünf Jahre bei einem Pflegedienst und ein Jahr im Bereich Homecare. 2012 Weiterbildung zur Wundexpertin ICW. Seit 2013 bei HARTMANN: zunächst als Accountmanagerin Wunde, seit drei Jahren als Specialist Medical Network für Baden-Württemberg Ina Himmelreich (57) Examinierte Kinderkrankenschwester, Tätigkeit in der Frühgeborenen-Intensivpflege, anschließend 10 Jahre als Wundexpertin im Bereich Homecare, Fortbildungen zur Wundexpertin ICW und zur Medizinprodukteberaterin, seit 2011 bei HARTMANN: zunächst als Accountmanagerin Wunde, seit 2019 als Specialist Medical Network für das Gebiet Nord-West Aynur Sönmez-Yekta (44) Ausbildung zur Krankenschwester und Tätigkeit in der Klinik und im Entwicklungsdienst, Studium mit Abschluss Master of Science in Nursing, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Witten/Herdecke, zertifizierte Wundexpertin ICW und Wundberaterin AWM, seit 2016 bei HARTMANN: als Accountmanagerin Wundversorgung und seit 2019 als Specialist Medical Networks für das Gebiet NRW Ute Utermann (58) Examinierte Krankenschwester, Tätigkeit in Kliniken und einer Sozialstation, Weiterbildung zur Pflegeexpertin Wundmanagement, Pflegeexpertin Dekubitus und VAC-Spezialistin, seit 2003 Tätigkeit als Dozentin und Wundmanagerin, von 2008 bis 2020 Leitung einer diabetischen Wundambulanz in Frankfurt, seit 2022 als Specialist Medical Networks bei HARTMANN Heike von der Kall (55) Ausbildung als MTLA/MTRA, Tätigkeiten im Pharma-Außendienst und seit 2009 im Bereich Wundversorgung. Seit 2013 bei HARTMANN: zunächst drei Jahre als Casemanagerin für NPWT, anschließend vier Jahre Accountmanagerin Wunde in verschiedenen Gebieten, seit drei Jahren Specialist Medical Network für Bayern. Wisgard Zschage (54) Examinierte Kinderkrankenschwester, berufliche Stationen in der Klinik, der Dialyse und der Arztpraxis. Seit 2003 im Vertrieb Wundversorgung und medizinisches Verbrauchsmaterial tätig, Weiterbildungen zur Wundexpertin ICW und zur Medizinprodukteberaterin, seit 2009 bei HARTMANN: erst als Account Managerin in der Region Nord-Ost, seit 2022 als Specialist Medical Network. 9 HARTMANN WUNDFORUM 2/2022 AKTUELL melreich. Und Aynur Sönmez-Yekta ergänzt: „Wir führen durch das, was wir tun, einzelne Professionen zusammen und weiten damit Schnittstellen aus.“ Menschen und dabei vor allem Experten und Nicht-Experten zu verbinden, sei das Ziel. Und das höre ja nicht beim Thema Wunde auf, ergänzt Aynur Sönmez-Yekta. „Wir sind in vielen Bereichen aktiv und jeder in der Pflege kommt irgendwann einmal in Berührung mit HARTMANN.“ Persönlich und vor Ort Persönliche Kontakte sind daher das A und O des Teams, das seit 2019 aktiv ist – und das 2020 aufgrund von Corona gleich ein großes Stopp-Zeichen sah. „Wir mussten ganz schnell auf digital umstellen“, erinnert sich Antje Baumann. „Quasi über Nacht gestalteten wir mit Experten wie Astrid Probst oder Jan Forster Webinare und präsentierten unser Angebot online.“ Gerade diese Kontaktpflege mit solchen Meinungsmachern – heutzutage nennt man sie auch KOL, also Key Opinion Leader – ist ebenfalls ein wichtiges Aufgabengebiet für das SMN-Team. „So unterstützen wir sie auch bei der Vorbereitung von Vorträgen“, meint Ina Himmelreich. „Themenwünsche für Fortbildungen kommen aber auch von den Pflegediensten“, ergänzt Astrid Heinl. „Der MD forderte einen Nachweis der Fortbildungsstunden und wir konnten passende Webinare zum Thema Wundbehandlung und Kompression anbieten.“ Die Organisation von Veranstaltungen – aktuell wieder als Live-Events – ist eine der Hauptaufgaben der engagierten Wundexpertinnen. „Wir besprechen die Formate im Team“, erklärt Antje Baumann die Vorgehensweise. „Dann definieren wir Thema, Referenten und Location. Dabei unterstützt uns der Innendienst, der sich auch um die Anmeldungen – demnächst mit einem komfortablen Online-Tool – kümmert.“ Und dann sind natürlich auch noch die Einladungen zu gestalten. „Alles in allem stecken rund drei Tage Vorbereitung in jeder Veranstaltung“, schätzt Astrid Heinl. „Und davon bieten wir pro Jahr rund 100 für unsere Kunden an!“

WISSEN 10 HARTMANN WUNDFORUM 2/2022 Durch die Auswirkungen systemischer und lokaler Störfaktoren kommt es zu Wundheilungsstörungen in unterschiedlichen Ausprägungen und Erscheinungsformen: Heilungsverzögerungen und die Ausbildung chronischer Wunden gehören ebenso dazu wie typische postoperative Komplikationen und die Wundinfektion als häufigste und schwerwiegendste Störung. Einflüsse auf die Wundheilung Wundheilungsstörungen frühzeitig erkennen

Die Heilung von Wunden beruht auf der Fähigkeit der Haut zur Regeneration von Epithelien und zur Reparation von Hautbindegewebe, sodass sie sich im Falle einer Durchtrennung oder Verletzung selbst heilen kann. Diese Fähigkeit unterliegt jedoch großen Schwankungen. Denn wie schnell und wie gut eine Wunde heilt, ist grundsätzlich abhängig von der allgemeinen körperlichen Verfassung und Immunitätslage des betroffenen Menschen, von der Entstehungsursache, dem Zustand, der Lokalisation und Durchblutungssituation der Wunde sowie vom Auftreten oder Ausbleiben einer Infektion. Großen Einfluss auf die Heilung hat aber auch die Art und Weise der Behandlung. Wunden mit Heilungsstörungen, insbesondere einer manifesten Wundinfektion, sind aufgrund der teils schweren Verläufe gefürchtet und zumeist mit viel Aufwand und Leid für den Patienten verbunden. Für ärztliches und pflegerisches Können stellen sie eine große Herausforderung dar, die nicht selten ungelöst bleibt. Hinzu können erhebliche Kosten durch eine langwierige und aufwendige Behandlung und Pflege kommen. Wie in allen medizinischen Bereichen gilt auch hier, dass eine frühzeitige Diagnose und Behandlung die Prognose entscheidend verbessert. Deshalb sind nachfolgend typische Symptome und Besonderheiten der wichtigsten Wundheilungsstörungen aufgeführt, um das Erkennen drohender Schädigungen zu erleichtern. Systemische Einflüsse /Störfaktoren Systemische Einflüsse ergeben sich aus dem individuell vorliegenden körperlichen Status des Betroffenen. Ihre Bedeutung für den Heilungsverlauf ist dabei sehr unterschiedlich ausgeprägt, manche „Einflüsse“ werden sogar selbst Auslöser für die Wundentstehung und stören dann den Heilungsverlauf gravierend. Alter des Patienten Erkenntnisse aus der klinischen Forschung lassen den Schluss zu, dass das physiologische Altern die Wundheilungsprozesse durch die allgemein reduzierten Zellaktivitäten vor allem zeitlich verzögert. Eigentliche Wundheilungsstörungen ergeben sich aber zumeist erst durch die Auswirkungen altersbedingter Multimorbidität mit schlechtem Immunstatus und oft anzutreffender Mangelernährung. Gehäuft treten im Alter auch Geschwürswunden als Folge von Stoffwechselerkrankungen, Gefäßleiden und Tumoren auf. Dann ist mit einer entsprechend schlechten Heilungstendenz zu rechnen. Malnutrition Mangelernährung oder auch Malnutrition zählt zu den häufigsten Komorbiditäten des älteren Menschen. Sie verursacht nicht nur eine lange Reihe von Sekundärkomplikationen, die die Lebensqualität stark vermindern, sondern gilt auch als wichtiger Störfaktor der Wundheilung. Die Auswirkungen einer Malnutrition sind insbesondere im Zusammenhang mit einem Dekubitus gut evaluiert, wobei Malnutrition heute als schwerwiegender sekundärer Risikofaktor für die Dekubitusentstehung gilt. Malnutrition bedeutet eine Unterversorgung mit einer oder mehreren der definierten biochemischen Ernährungsgruppen: Kohlenhydrate, Proteine, essenzielle Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe. Ergibt sich ein Nährstoffdefizit, weil insgesamt zu wenig gegessen wird, spricht man von einer quantitativen Mangelernährung Checkliste Störfaktoren der Wundheilung im Alter Infektionen ½ Pneumonie, akut, chronisch ½ Chronische Bronchitis ½ Harnwegsinfektionen ½ Osteomyelitis ½ Sepsis ½ Lokalinfektion des Ulkus ½ Nekrose des Ulkus ½ Fieber ½ Leukozytose ½ CRP-Anstieg ½ Lymphopenie Malnutrition ½ Katabolismus ½ Appetitmangel ½ Dehydratation ½ Eiweißarme Ernährung ½ Eiweißlose Ernährung ½ Fleischlose Ernährung ½ Albuminmangel ½ Transferrinmangel ½ Ferritinmangel ½ Cholinesterasemangel ½ Tiefes Cholesterin ½ Vitamin-B12-Mangel ½ Folsäuremangel ½ Hyperhomocysteinämie ½ Zinkmangel ½ Eisenmangel ½ Vitamin-D-Mangel Krankheiten ½ Depression ½ Anämie ½ Dehydratation ½ Diabetes mellitus ½ Immunschwäche ½ AIDS ½ Respiratorische Insuffizienz ½ Herzinsuffizienz ½ Niereninsuffizienz ½ Krankheiten Magen-Darm-Trakt ½ Lähmungen ½ Immobilität Medikamente systemisch ½ Glukokortikosteroide ½ Vasokonstriktiva ½ Zytostatika ½ Immunsupressiva ½ Sedierende Medikamente ½ Neuroleptika ½ Toxische Lokaltherapeutika ½ Wasserstoffsuperoxyd ½ Jod Lokaltherapeutika ½ Wasserstoffperoxyd ½ Jod Sauerstoff ½ Umgebungsluft ½ Aktives Rauchen ½ Passives Rauchen ½ Schwebestoffe ½ Obere Atemwege ½ Chronische Rhinitis ½ Chronische Sinusitis ½ Allergische Rhinitis ½ Deviation Nasenseptum ½ Chronische Laryngitis Drogen & Medikamente ½ Rauchen ½ Nikotinabusus ½ Haschisch ½ Marihuana ½ Alkohol ½ Alkoholabusus ½ Medikamente ½ Medikamentenabusus Soziales Umfeld ½ Vereinsamung ½ Sozialer Rückzug ½ Altersdepression ½ Alterspsychosen ½ Beginnende Demenz ½ Schwere Demenz ½ Weitere Begleitkrankheiten WISSEN 11 HARTMANN WUNDFORUM 2/2022

oder auch Unterernährung. Diese ist zumeist mit einer deutlichen Gewichtsabnahme verbunden und deshalb in der Regel schnell zu erkennen. Bei einem Body Mass Index (BMI) von weniger als 18,5 wird von einer Unterernährung ausgegangen, die diagnostisch abzuklären ist. Schwieriger ist es, eine qualitative Mangelernährung zu erkennen, die auch als Fehlernährung bezeichnet wird. Sie besteht in einem Mangel irgendeines Nährstoffes und ist demzufolge viel weniger offensichtlich als ein Gewichtsverlust, der Betroffene kann dabei normalgewichtig sein. Immunstatus Im Rahmen der Wundheilung sind die Vorgänge der immunologischen Abwehr von großer Bedeutung. Dementsprechend ergeben sich durch Beeinträchtigungen oder Defekte des Immunsystems eine erhöhte Anfälligkeit für Wundheilungsstörungen und infektiöse Komplikationen. Ursachen für einen schlechten Immunstatus können beispielsweise OP-Traumen, bakterielle oder virusbedingte Infektionen, Mangelernährung, Entero- oder Nephropathien mit erheblichem Eiweißdefizit oder eine zytostatische immundepressive Behandlung sein. sen. Verantwortlich für diese Gewebehypoxie sind einerseits Begleiterkrankungen im Alter wie Krankheiten von Herz, Lunge und Nieren sowie Malnutrition in Form der Protein Energy Malnutrition (PEM). Andererseits sorgen pathologische Mechanismen in einer chronischen Wunde wie etwa Fibrinthromben, entzündliche Ödeme, Vasokonstriktion usw. für das Fortbestehen der lokalen Ischämie. Okklusionsbedingte Ischämie: Bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) engen atheromatöse Ablagerungen das Gefäßvolumen ein und führen zu einer okklusiven Ischämie. Ödembedingte Ischämie: Nach Austritt aus der Kapillare ins Interstitium, den mit Wasser gefüllten Raum zwischen den Zellen, muss der Sauerstoff mittels Diffusion die Zelle erreichen. Die Diffusion ist dabei ein grundsätzlich langsamer Prozess, der sich durch Ödeme im Gewebe weiter verlangsamt, wodurch die Sauerstoffversorgung erheblich beeinträchtigt wird. Als Prototyp einer gestörten Wundheilung durch Gewebsödeme gilt das Ulcus cruris venosum. Druckinduzierte Ischämie: Hier gilt ein Dekubitus als Prototyp. Werden gesunde Gefäße der Haut durch Grunderkrankungen Krankheiten mit hemmendem Einfluss auf die Wundheilung sind vorrangig wiederum solche, die die Immunitätslage des betroffenen Organismus beeinträchtigen, wie beispielsweise Tumoren, Autoimmunerkrankungen und Infektionen. Mit einer verzögerten bzw. gestörten Wundheilung muss aber auch bei Bindegewebserkrankungen (z. B. rheumatische Erkrankungen), Stoffwechselerkrankungen (z. B. Diabetes mellitus) und Gefäßerkrankungen (z. B. PAVK, venöse Insuffizienz) gerechnet werden. Insbesondere sind Diabetes mellitus sowie arterielle und venöse Gefäßerkrankungen selbst Auslöser von Beinulzerationen. Mangelnde Durchblutung Ein Sauerstoffmangel (Hypoxie) im Wundgebiet kann infolge anhaltender Minderdurchblutung und vollständigem Durchblutungsausfall (Ischämie) zum Zelltod führen. Von der Umgebungsluft bis zu seiner Ankunft in der peripheren Zelle legt der Sauerstoff eine lange Strecke zurück, auf der viele potenzielle Störfaktoren lauern, die zur Bildung und zum Fortbestehen der Ischämie im Wundgebiet beitragen. In chronischen Ulzera wird daher immer eine tiefe Sauerstoffspannung gemesNährstoffspezifische Effekte auf die Wundheilung Jeder Nährstoff übt allein oder in Kombination einen mehr oder weniger starken Einfluss auf die Proteinsynthese und damit auf die Zellproliferation aus. Alle Nährstoffe und Nährstoffbestandteile arbeiten dabei synergetisch zusammen, weshalb es für die Wundheilung so wichtig ist, dass sie auch alle vorhanden sind. Proteine: Werden nicht genügend Proteine und Aminosäuren zugeführt, sistiert die Proteinsynthese und damit das Wachstum von Granulationsgewebe, aber auch von weiteren Zellen der Immunabwehr. Ein Proteinmangel beeinträchtigt daher alle Vorgänge der Wundheilung. Kalorien, Energie: Die chemischen Reaktionen während der Wundheilung sind sehr energieintensiv. Stehen aufgrund von Malnutrition für die Energieproduktion zu wenig Kohlenhydrate zur Verfügung, wird der Stoffwechsel auf katabol umgestellt. Das hat zur Folge, dass hochwertige körpereigene Muskelproteine zur Energiegewinnung abgebaut werden. Dies führt schon nach kurzzeitiger Bettruhe (1 bis 2 Wochen) zu hochgradigem Proteinmangel und Muskelschwund von bis zu 500 g pro Tag. Vitamine: In ihrer Eigenschaft als Coenzyme beeinflussen alle Vitamine die Wundheilung positiv, und der Mangel nur eines einzigen Vitamins kann die Heilung bereits verzögern. Vitamine des B-Komplexes beteiligen sich beispielsweise am Aufbau von Kollagen (Kollagensynthese) und stimulieren die Antikörperbildung sowie die Infektabwehr. Antioxidantien wie Vitamin E und Vitamin C fangen die für die Epithelzellen toxischen sogenannten freien Radikale ab. Vitamin A wirkt bei der Kollagensynthese und -vernetzung. Des Weiteren spielt Vitamin C eine Schlüsselrolle beim Aufbau von Kollagen, aber auch von Interzellulärsubstanz, Gefäßbasalmembranen, Komplementfaktoren und Gammaglobulinen. Mineralstoffe: Bei den Mineralstoffen ist es vor allem ein Zink- oder Eisenmangel, der Störungen verursacht. Zink ist ein zentraler Bestandteil von sog. Metalloenzymen und spielt damit eine entscheidende Rolle bei der Wundheilung. Eisenmangel verursacht eine Anämie und vermindert so den Sauerstofftransport ins Wundgebiet. WISSEN 12 HARTMANN WUNDFORUM 2/2022

einen externen Druck, z. B. durch den Auflagedruck einer harten Matratze, komprimiert, sinkt die transkutane Sauerstoffspannung schnell auf null und Nährstoffe fehlen. Durch die Unterversorgung sterben die Gewebezellen ab und es sammeln sich saure Stoffwechselprodukte im Gewebe an. Bei einigen Menschen entwickelt sich so schon innerhalb weniger Stunden ein Dekubitus. Medikamente Verschiedene Pharmaka üben direkt einen negativen Einfluss auf die Wundheilung aus, wobei vor allem Immunsuppressiva, Zytostatika, Antiphlogistika (hauptsächlich Glukokortikoide) und Antikoagulanzien zu nennen sind. Entsprechend der Hemmwirkung der verschiedenen Substanzen auf Blutgerinnung, Entzündungsprozesse und Proliferation wird insbesondere die Granulations- und Narbenbildung beeinflusst, sodass mit einer herabgesetzten Reißfestigkeit der Wunde gerechnet werden muss. Allerdings sind die Auswirkungen auf die Reparaturmechanismen des Gewebes abhängig von der Dosis, vom Zeitpunkt der Gabe und der Therapiedauer. Psychosoziale Situation des Patienten Die Wundheilung, vor allem die Heilung stoffwechselbedingter chronischer Wunden, wie beispielsweise diabetischer Ulzera, erfordert ein großes Maß an Mitarbeit vonseiten des Patienten. Die individuelle, psychosoziale Situation schafft jedoch sehr unterschiedliche Ausgangsbedingungen im Hinblick auf die Verständnisfähigkeit des Patienten und seine Motivation, an der Behandlung mitzuarbeiten. Vor allem nimmt die Zahl älterer Patienten mit chronischen Wunden stetig zu, die gleichzeitig an demenziellen Erkrankungen leiden, sodass eine adäquate Adhärenz nicht mehr gegeben ist. Des Weiteren zeigen auch Alkohol- und Nikotinabusus sowie Drogenzufuhr negative Einflüsse auf die Wundheilung. Abgesehen von der gefäßschädigenden Komponente des Drogenmissbrauchs (Arteriosklerose, schwere Durchblutungsstörungen) Typische postoperative Wundkomplikationen: Serome und Hämatome sind Ansammlungen von Lymph- und Gewebsflüssigkeit bzw. Blut in meist präformierten Hohlräumen. Häufige Ursachen sind traumatische bzw. iatrogene Gewebeschäden, Fremdkörperreize, Nekrosen, unzureichende Blutstillung oder Eiweißmangel. [1] Ausgedehntes Wundhämatom Wunddehiszenz bedeutet das sekundäre Auseinanderweichen der Wundränder. Die Ausprägung kann von einer Dehiszenz der Haut bis zur kompletten Wundruptur reichen. Die Wunddehiszenz nach Laparotomie wird als Platzbauch bezeichnet und in drei Formen – inkomplett, komplett und inapparent – eingeteilt. [2] Wundrandnekrosen und Nahtdehiszenz einer Oberbauchlaparotomie bei Z. n. Lebertransplantation und Immunsuppression. [3] Wunddehiszenz bei Patient mit massiver Adipositas Wundrand- und Weichteilnekrosen entstehen durch eine Minderperfusion des betroffenen Areals. Neben einer primären Ischämie sind iatrogene Traumatisierungen, ungünstige Schnittführungen, eine zu feste Nahttechnik sowie Serome und Hämatome häufige Ursachen. Systemisch stellen ein Diabetes mellitus und eine Arteriosklerose die wichtigsten Risikofaktoren dar. [4] Ausgedehnte Wundrand- und Weichteilnekrosen bei Z. n. Kniegelenksexartikulation bei schwerer PAVK (Szilagy II). weist diese Patientengruppe häufig einen schlechten Allgemeinzustand mit reduzierter Immunitätsabwehr und schlechtem Ernährungszustand auf. Lokale Einflüsse /Störfaktoren Lokal sind es der Zustand der Wunde sowie die Qualität des praktizierten Wundmanagements, die den Ablauf der Wundheilung beeinflussen. Wundzustand Zur Beurteilung des Wundzustandes und den sich daraus ergebenden Risiken sind eine Reihe von Faktoren zu berücksichtigen: Entstehung und Ausmaß der Schädigung, Zustand der Wundränder, Zustand des Wundgrundes, Beschaffenheit der Exsudation, Ausmaß der Keimbesiedelung bzw. Infektionsanzeichen, Lokalisation der Wunde und „Alter“ der Wunde. Bei operativ gesetzten Wunden ergeben sich neben dem individuellen Risikoprofil lokale Einflussfaktoren durch die Art des Eingriffs mit ihren unterschiedlichen hygienischen Risiken, die Lokalisation der Operation, die Dauer und die Art der Operationsvorbereitung, den Hygienestatus und die Qualität des Hygienemanagements im OP, die Operationstechniken sowie die Dauer der Operation. Einzeln oder in der Summe können sie zu postoperativen Wundkomplikationen führen, die sich meist in typischen Formen manifestieren. e 1-4 Qualität der Wundbehandlung Bedeutenden Einfluss auf die Wundheilung hat nicht zuletzt aber auch die Qualität des Wundmanagements. Je nach Wundart und Genese erfordert das Wundmanagement dabei die 1 3 2 4 WISSEN 13 HARTMANN WUNDFORUM 2/2022

Infektabwehr definiert. Die chirurgische Wundinfektion (surgical site infection) wird laut der Definition der Centers for Disease Control and Prevention in drei Gruppen eingeteilt: oberflächlich, tief und organbezogen. Im Allgemeinen gilt eine Zahl von 105 Keimen pro Gramm Gewebe als therapiebedürftige Infektion, wobei die Virulenz der Erreger eine wichtige Rolle spielt und die Therapieentscheidung meist anhand des klinischen Bildes getroffen wird. Die lokale Entzündungsreaktion ist durch die klassischen Zeichen Rubor (Rötung), Calor (Wärme), Tumor (Schwellung), Dolor (Schmerz) und Functio laesa (gestörte Funktion eines Gewebes bzw. eines Körperteils oder Organs) gekennzeichnet. Weiterhin sind eine Geruchsbildung oder vermehrte Exsudation möglich. Erhöhte Körpertemperatur, Fieber, ein Anstieg der laborchemischen Entzündungsparameter sowie positive Blutkulturen deuten auf eine systemische Ausbreitung der Infektion hin. Das Keimspektrum richtet sich hauptsächlich nach Lokalisation und Alter der Wunde. An Extremitäten, Thorax und im Gesichts- und Halsbereich finden sich meist Staphylokokken, während am Abdomen häufiger Mischinfektionen mit Enterobakterien auftreten. Mit zunehmendem Wundalter tritt ein Wechsel der Flora von Staphylokokken zu Enterobakterien und gramnegativen Erregern auf. Chronische Heilungsverläufe Chronische Heilungsverläufe sind für Patienten und Behandelnde eine besonders belastende Form einer gestörten Wundheilung. Dabei ist die Prävalenz chronischer Wunden hoch. Nach Angaben des DNQP leiden in der Bundesrepublik Deutschland schätzungsweise drei bis vier Millionen Menschen an chronischen Wunden. Betroffen sind davon vor allem ältere Menschen, weshalb chronische Wunden insbesondere in der geriatrischen Medizin und Pflege zunehmend zu einer großen Herausforderung werden, die zudem enorme finanzielle Ressourcen bindet. Die chronische Wunde ist dem Wesen nach eine sekundär heilende Wunde, die durch Gewebeaufbau geschlossen werden muss. Benötigt dieser Vorgang trotz adäquater kausaler und lokaler Behandlung mehr als acht bis zwölf Wochen Zeit und bleibt der Zustand der Wunde unverändert oder verschlimmert sich, spricht man von einer chronischen Wunde. Der Übergang von einer akuten Wunde zur chronischen Wunde kann dabei in jeder Wundheilungsphase erfolgen. Mehrheitlich entwickeln sich Wunden jedoch aus fortschreitenden Gewebezerstörungen infolge von Gefäßerkrankungen unterschiedlichster Genese, wie venös oder arteriell bedingten Durchblutungsstörungen, Diabetes mellitus, lokalen Druckschädigungen oder Strahlenschäden sowie immunologischer oder maligner Erkrankungen. Obwohl das Erscheinungsbild chronischer Ulzerationen sehr heterogen erscheint, sind die pathophysiologischen Mechanismen, die zur Chronizität führen, ähnlich. Alle zugrunde liegenden Gefäßschädigungen, auch wenn sie unterschiedlicher Genese sind, münden letztlich in Ernährungsstörungen des Hautbindegewebes mit unterschiedlichsten therapeutischen Maßnahmen: chirurgische Eingriffe zur Versorgung akuter Traumen ebenso wie komplexe Kausaltherapien zur Beeinflussung chronischer Wundverhältnisse oder eine sachgerechte Verbandbehandlung. Ein gutes Wundmanagement berührt viele medizinische Disziplinen, und nicht selten sind Erfolge bei der Wundbehandlung nur durch interdisziplinäre Zusammenarbeit möglich. Wundinfektion Die Wundinfektion als die schwerste Wundheilungsstörung hat insbesondere durch das vermehrte Auftreten antibiotikaresistenter Bakterien eine neue Brisanz gewonnen, auf die auch der Gesetzgeber reagiert hat. Mit den diversen Änderungen und Aktualisierungen des Infektionsschutzgesetzes soll u. a. durch eine bessere Einhaltung der Hygieneregeln, eine sachgerechte Verordnung von Antibiotika sowie die Berücksichtigung von sektorenübergreifenden Präventionsansätzen eine Senkung der hohen Zahl an nosokomialen Infektionen erreicht werden. Wundinfektionen werden als Versagen der humoralen und zellulären 5 7 6 8 Aerobe Haut- und Weichteilinfektionen [5] Erysipel am Unterschenkel, mit typisch scharfer Abgrenzung zu gesunden Hautarealen [6] Fortgeschrittenes, bereits nekrotisierendes Erysipel, ebenfalls am Unterschenkel [7] Abszess als Folge einer primären Infektion durch Staphylokokken [8] Gasbrand mit schwarzen Weichteilnekrosen, typisch ist auch ein Knistern bei Betasten WISSEN 14 HARTMANN WUNDFORUM 2/2022

Dieser Artikel basiert auf: Jannasch O et al., Störungen der Wundheilung, HARTMANN WundForum 1/2012; Seiler W O, Chronische Wundheilung im Alter – Wirkungsweise und Erkennen von Störfaktoren, HARTMANN WundForum 1/2010; Seiler W O, Chronische Wunden im Alter – Besonderheiten der Wundheilung, HARTMANN WundForum 2/2020; HARTMANN medical edition „Kompendium Wunde und Wundbehandlung“ zunehmender Hypoxie und Ischämie, was den Zelltod mit Nekrosenbildung zur Folge hat. Allen chronischen Wunden ist auch gemeinsam, dass sie in hohem Maße infektionsgefährdet sind, wobei durch die langen Krankheitsverläufe häufig eine Mischflora aus Staphylokokken und Enterobakterien vorliegt. Insgesamt ist die Problematik der Entstehung, Diagnose und Behandlung chronischer Wunden äußerst komplex. Basisartikel zu den Grundlagen der Behandlung der häufigsten chronischen Wunden gibt es online: Yplhn.de/wfbasis Identifikation von Störfaktoren Den ganzen Menschen einbeziehen: Eine exakte Aufnahme der Anamnese steht am Anfang, um eine ganzheitliche Behandlung zu erreichen. Dabei interessieren in erster Linie Kenntnisse über Sozialstatus, Ernährungsgewohnheiten, Krankheiten, Medikamente, Konsum von Drogen und Alkohol sowie über einen möglichen Artefakt. Medizinische Untersuchung: Eine regelmäßige medizinische Untersuchung wird Krankheiten entdecken, welche die Wundheilung beeinträchtigen. Hierzu zählen etwa Störungen der Schilddrüsenfunktion, Herzinsuffizienz, Niereninsuffizienz, chronische Lungenkrankheiten und andere. Laboruntersuchungen: Periodische Laboruntersuchungen sind bei minimaler oder fehlender Heilungstendenz angezeigt. Die Kosten dieser Untersuchungen stehen in keinem Verhältnis zu den aufgrund der langen Heilungszeiten anlaufenden hohen Kosten der Behandlung chronischer Wunden und zu ihrem Nutzen für die Identifizierung neuer, eventuell behandelbarer Störfaktoren. Ohne periodische Laboranalysen werden Störfaktoren, wie zum Beispiel Zinkmangel, Hypalbuminämie, Elektrolytstörungen, Anämie, Lymphopenie, Vitamin-B12-Mangel, Hyperhomocysteinämie, Folsäuremangel und viele mehr, kaum je erfasst, weil sie sich relativ symptomarm verhalten. Wundfläche beobachten: Um Störfaktoren zu erkennen, werden Wundfläche, Wundrand und weitere Wundumgebung genau beobachtet. Dabei fallen wichtige Merkmale der gestörten Wundheilung auf: schlechte Heilungstendenz mit stationärem oder einem sich verschlechternden Wundzustand über Wochen und Monate, mangelhafte oder fehlende Epithelisierung mit hypertrophen Wundrändern bei defektem Migrationspotenzial der Epithelzellen, blasser Wundgrund als Zeichen mangelnder Gefäßneubildung, fehlende Granulation, schmierige Wundbeläge mit rezidivierenden Infektionen und Nekrosebildungen aufgrund von Malnutrition mit tiefen Albuminwerten und tiefen Lymphozytenzahlen, übermäßige Fibrinbeläge als Hinweis auf Fibrinpersistenz bei verminderter fibrinolytischer Aktivität und viele mehr. Störfaktor Wundbehandlung Es sind vor allem chronische Wunden, deren lange Behandlungsdauer Störfaktoren und Behandlungsfehlern Tür und Tor öffnen. Die wichtigsten und häufigsten Schwierigkeiten sind hier kurz zusammengefasst Diagnostik & Patientenadhärenz ½ Die Ursachen für Ulzerationen werden nicht gründlich genug diagnostiziert. Dies kann zur Folge haben, dass schlecht heilende Wunden monatelang mit den verschiedensten Externa behandelt werden und Behandlungsmaßnahmen ständig wechseln. ½ Mangelhafte Anamnese und Basisdiagnostik führen auch dazu, dass die zur Abheilung erforderlichen Kausaltherapien unterbleiben oder nicht konsequent durchgeführt werden und eine effiziente lokale Wundtherapie nicht entwickelt werden kann. ½ Stehen Kausal- und Lokaltherapie fest, werden Patienten oder Angehörige oft nicht ausreichend und in einfachen Worten über ihre Krankheit und den Sinn der Behandlungsmaßnahme aufgeklärt. Darunter leidet die für den Therapieerfolg unerlässliche Patientenadhärenz erheblich oder kommt erst gar nicht zustande. Infektionsbekämpfung ½ Das Débridement erfolgt zu spät oder zu zögerlich, sodass der Patient insbesondere bei sehr infektionsgefährdeten Ulzerationen wie diabetische Ulzera oder Dekubitalulzera einem erhöhten Sepsisrisiko ausgesetzt ist. ½ Die „prophylaktische“ Anwendung antiseptischer und antibiotischer Lokaltherapeutika mit wundheilungsstörenden Nebenwirkungen erfolgt nicht selten zu häufig und zu lange. ½ Beim Einsatz von Antiseptika bzw. sonstiger Lokaltherapeutika werden deren Risiken wie Schmerzen, Wundverfärbungen oder hohes Allergisierungspotenzial nicht genügend beachtet. Lokale Wundbehandlung ½ Werden Wundauflagen nicht entsprechend dem Wundzustand und den Wundheilungsphasen eingesetzt, können die autolytischen Abläufe der Wundreinigung sowie der Granulationsbildung und Epithelisierung nicht ausreichend unterstützt und gefördert werden. ½ Verfügen Wundauflagen über keine atraumatischen Eigenschaften und verkleben sie mit der Wunde, wird beim Wechseln des Verbandes mit dem eingetrockneten Exsudat auch neu gebildetes Gewebe mit abgerissen und die Wunde zumindest teilweise in die Entzündungsphase zurückgeworfen. ½ Zudem können nicht atraumatische Wundauflagen beim Verbandwechsel starke Schmerzen verursachen. ½ Mangelnde Hygiene und nicht steriles Arbeiten bei der Verbandbehandlung stellen ein extrem hohes Risiko für (Sekundär-) Infektionen dar. ½ Bestehen bei venösen Ulzera ausgeprägte Ödeme und ist ein Kompressionsverband zum Ausschwemmen indiziert, darf dieser nur nach vorheriger Überprüfung des arteriellen Status (KADI-Messung) angelegt werden. 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