WUNDFORUM 2/2022

Die Heilung von Wunden beruht auf der Fähigkeit der Haut zur Regeneration von Epithelien und zur Reparation von Hautbindegewebe, sodass sie sich im Falle einer Durchtrennung oder Verletzung selbst heilen kann. Diese Fähigkeit unterliegt jedoch großen Schwankungen. Denn wie schnell und wie gut eine Wunde heilt, ist grundsätzlich abhängig von der allgemeinen körperlichen Verfassung und Immunitätslage des betroffenen Menschen, von der Entstehungsursache, dem Zustand, der Lokalisation und Durchblutungssituation der Wunde sowie vom Auftreten oder Ausbleiben einer Infektion. Großen Einfluss auf die Heilung hat aber auch die Art und Weise der Behandlung. Wunden mit Heilungsstörungen, insbesondere einer manifesten Wundinfektion, sind aufgrund der teils schweren Verläufe gefürchtet und zumeist mit viel Aufwand und Leid für den Patienten verbunden. Für ärztliches und pflegerisches Können stellen sie eine große Herausforderung dar, die nicht selten ungelöst bleibt. Hinzu können erhebliche Kosten durch eine langwierige und aufwendige Behandlung und Pflege kommen. Wie in allen medizinischen Bereichen gilt auch hier, dass eine frühzeitige Diagnose und Behandlung die Prognose entscheidend verbessert. Deshalb sind nachfolgend typische Symptome und Besonderheiten der wichtigsten Wundheilungsstörungen aufgeführt, um das Erkennen drohender Schädigungen zu erleichtern. Systemische Einflüsse /Störfaktoren Systemische Einflüsse ergeben sich aus dem individuell vorliegenden körperlichen Status des Betroffenen. Ihre Bedeutung für den Heilungsverlauf ist dabei sehr unterschiedlich ausgeprägt, manche „Einflüsse“ werden sogar selbst Auslöser für die Wundentstehung und stören dann den Heilungsverlauf gravierend. Alter des Patienten Erkenntnisse aus der klinischen Forschung lassen den Schluss zu, dass das physiologische Altern die Wundheilungsprozesse durch die allgemein reduzierten Zellaktivitäten vor allem zeitlich verzögert. Eigentliche Wundheilungsstörungen ergeben sich aber zumeist erst durch die Auswirkungen altersbedingter Multimorbidität mit schlechtem Immunstatus und oft anzutreffender Mangelernährung. Gehäuft treten im Alter auch Geschwürswunden als Folge von Stoffwechselerkrankungen, Gefäßleiden und Tumoren auf. Dann ist mit einer entsprechend schlechten Heilungstendenz zu rechnen. Malnutrition Mangelernährung oder auch Malnutrition zählt zu den häufigsten Komorbiditäten des älteren Menschen. Sie verursacht nicht nur eine lange Reihe von Sekundärkomplikationen, die die Lebensqualität stark vermindern, sondern gilt auch als wichtiger Störfaktor der Wundheilung. Die Auswirkungen einer Malnutrition sind insbesondere im Zusammenhang mit einem Dekubitus gut evaluiert, wobei Malnutrition heute als schwerwiegender sekundärer Risikofaktor für die Dekubitusentstehung gilt. Malnutrition bedeutet eine Unterversorgung mit einer oder mehreren der definierten biochemischen Ernährungsgruppen: Kohlenhydrate, Proteine, essenzielle Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe. Ergibt sich ein Nährstoffdefizit, weil insgesamt zu wenig gegessen wird, spricht man von einer quantitativen Mangelernährung Checkliste Störfaktoren der Wundheilung im Alter Infektionen ½ Pneumonie, akut, chronisch ½ Chronische Bronchitis ½ Harnwegsinfektionen ½ Osteomyelitis ½ Sepsis ½ Lokalinfektion des Ulkus ½ Nekrose des Ulkus ½ Fieber ½ Leukozytose ½ CRP-Anstieg ½ Lymphopenie Malnutrition ½ Katabolismus ½ Appetitmangel ½ Dehydratation ½ Eiweißarme Ernährung ½ Eiweißlose Ernährung ½ Fleischlose Ernährung ½ Albuminmangel ½ Transferrinmangel ½ Ferritinmangel ½ Cholinesterasemangel ½ Tiefes Cholesterin ½ Vitamin-B12-Mangel ½ Folsäuremangel ½ Hyperhomocysteinämie ½ Zinkmangel ½ Eisenmangel ½ Vitamin-D-Mangel Krankheiten ½ Depression ½ Anämie ½ Dehydratation ½ Diabetes mellitus ½ Immunschwäche ½ AIDS ½ Respiratorische Insuffizienz ½ Herzinsuffizienz ½ Niereninsuffizienz ½ Krankheiten Magen-Darm-Trakt ½ Lähmungen ½ Immobilität Medikamente systemisch ½ Glukokortikosteroide ½ Vasokonstriktiva ½ Zytostatika ½ Immunsupressiva ½ Sedierende Medikamente ½ Neuroleptika ½ Toxische Lokaltherapeutika ½ Wasserstoffsuperoxyd ½ Jod Lokaltherapeutika ½ Wasserstoffperoxyd ½ Jod Sauerstoff ½ Umgebungsluft ½ Aktives Rauchen ½ Passives Rauchen ½ Schwebestoffe ½ Obere Atemwege ½ Chronische Rhinitis ½ Chronische Sinusitis ½ Allergische Rhinitis ½ Deviation Nasenseptum ½ Chronische Laryngitis Drogen & Medikamente ½ Rauchen ½ Nikotinabusus ½ Haschisch ½ Marihuana ½ Alkohol ½ Alkoholabusus ½ Medikamente ½ Medikamentenabusus Soziales Umfeld ½ Vereinsamung ½ Sozialer Rückzug ½ Altersdepression ½ Alterspsychosen ½ Beginnende Demenz ½ Schwere Demenz ½ Weitere Begleitkrankheiten WISSEN 11 HARTMANN WUNDFORUM 2/2022

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