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Bei HARTMANN

The time is now! Pflege geht uns alle an – wann handeln wir endlich?

Wer wird sich um uns kümmern, wenn wir alt sind? Fragen wie diese treiben die Menschen in Deutschland um. „Der Pflegenotstand ist in den Köpfen angekommen – jetzt geht es an die Umsetzung“, sagt Andreas Joehle, CEO der HARTMANN GRUPPE.

Auch wenn derzeit Themen wie der Asylstreit die Medien dominieren – die größten Sorgen machen sich die Menschen in Deutschland über ihre Lebensbedingungen. Das zeigt eine aktuelle Eurobarometer-Umfrage über die wichtigsten Probleme, denen die Nation gegenübersteht. Für die Hälfte der Befragten ist der Bereich Soziales auf Platz eins. Rund drei Viertel der Deutschen sind der Meinung, dass die Regierung mehr Geld als bisher für das Gesundheitswesen ausgeben sollte.

Und das aus gutem Grund. Der demografische Wandel stellt unsere Gesellschaft vor eine riesige Herausforderung, denn wir werden immer älter: Schon heute sind 962 Millionen Menschen auf der Welt älter als 60 Jahre – in Europa trifft das auf 25 Prozent der Bevölkerung zu. 2050 werden es global bereits mehr als zwei Milliarden sein, prognostizieren die Vereinten Nationen. Hinzu kommt, dass es seit der Pflegereform der vergangenen Legislaturperiode deutlich mehr Empfänger für Leistungen der Pflegekassen gibt.

Wer wird diese Menschen betreuen?

Bereits jetzt steht die wachsende Gruppe Pflegebedürftiger einer sinkenden Anzahl von Pflegekräften gegenüber. Das bedeutet auch: weniger Zeit pro Kopf. Nach Angaben des Deutschen Berufsverbands der Pflegeberufe (DBFK) werden bis 2050 4,21 Millionen Menschen in Deutschland pflegebedürftig sein – im Vergleich zu 2012 eine Steigerung um 72 Prozent. Das ist prekär. Denn laut Pflegereport der Bertelsmann Stiftung könnten bis 2030 rund 500.000 Vollzeitkräfte in der Pflege fehlen. Der Pflegenotstand verschärft sich.

Damit steigt der Druck auf die Bundesregierung. Deswegen haben Gesundheitsminister Jens Spahn, Familienministerin Franziska Giffey und Arbeitsminister Hubertus Heil nun den Startschuss für die „Konzertierte Aktion Pflege“ gegeben, an der sich die Länder, Arbeitgeber und Gewerkschaften, Kirchen und Wohlfahrtsverbände, Krankenkassen und Betroffenenvertreter beteiligen werden. In einem Jahr sollen konkrete Pläne für attraktivere Arbeitsbedingungen vorliegen.

Kurze Verweildauer im Beruf

Auch unser in diesem Jahr erstmals durchgeführter Pflexit-Monitor verdeutlicht, dass dringender Handlungsbedarf besteht. 54 Prozent der deutschen Pflegekräfte denken darüber nach, aus ihrem Beruf auszusteigen. Nur ein knappes Drittel würde den Beruf weiterempfehlen und lediglich 35 Prozent würden ihn erneut wählen.

Die Gründe dafür sind vielfältig: Eine generell hohe Arbeitsbelastung durch teilweise zu wenig Personal bei gleichzeitig steigenden Patientenzahlen trifft auf zunehmende Dokumentationspflichten. Diese sind zwar notwendig, lenken aber von der eigentlichen Pflege ab. Schon jetzt sind Pflegekräfte häufiger krank als Arbeitnehmer in anderen Branchen. Entsprechend kurz ist dem DBFK zufolge die durchschnittliche Verweildauer im Beruf: In der Altenpflege liegt sie bei 8,4 Jahren, in der Krankenpflege bei 7,5 Jahren.

So kann es nicht weitergehen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn spricht beim Deutschen Pflegetag
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn beim Deutschen Pflegetag
Andreas Joehle und Dr. Eckart von Hirschhausen beim HARTMANN Zukunftsforum
Andreas Joehle und Dr. Eckart von Hirschhausen beim HARTMANN Zukunftsforum

Die Art und Weise, wie ein Land mit seinen Pflegenden umgeht, professionellen wie privaten, definiert auch, wie wir als Gesellschaft zusammenleben möchten. Kümmern wir uns umeinander oder ziehen wir uns zurück? Darüber haben wir auch beim HARTMANN Zukunftsforum mit Top-Experten der Gesundheitsbranche intensiv diskutiert – die Zukunft der Pflege kristallisierte sich als Hauptthema heraus.

Die Erkenntnis ist bereits da: Pflege braucht mehr Anerkennung, der gesamte Berufstand gehört aufgewertet. Pflege braucht aber ebenso mehr Professionalisierung, denn eine höhere Qualifikation rechtfertigt auch die Übernahme anderer Tätigkeiten, etwa die Verordnung von Wund- oder Inkontinenzprodukten, und stärkt somit auch die Eigenverantwortung der Pflegekräfte.

Eine Position, die unser Unternehmen schon lange unterstützt und aktiv fördert – zum Beispiel mit der Vergabe des PAUL HARTMANN Pflegepreises oder unserem Engagement für Auszubildende als Premiumsponsor der Initiative „Bester Schüler in der Alten- und Krankenpflege“.

Immerhin – erste Maßnahmen existieren:

  • Das im Juli 2017 verkündete Pflegeberufegesetzwird die Pflegeausbildung modernisieren und an die veränderten Anforderungen anpassen – etwa durch das Zusammenführen von Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege zu einer generalistischen Pflegeausbildung mit einheitlichem Berufsabschluss, der EU-weit anerkannt ist. Eine Spezialisierung im letzten Drittel der Ausbildung bleibt möglich; das Schulgeld wird endlich abgeschafft.
  • Um neue Karrieremöglichkeiten zu eröffnen, neue Zielgruppen anzusprechen und pflegewissenschaftliche Erkenntnisse besser in die Praxis integrieren zu können, wird ergänzend zur beruflichen Pflegeausbildung auch die Akademisierung vorangetrieben. Einige universitäre Angebote gibt es bereits – darunter der Online-Bachelorstudiengang „Interprofessionelle Gesundheitsversorgung“ an der Alice Salomon Hochschule (ASH) oder der 2020 startende Bachelor of Science in Pflege an der Charité.
  • Pflegekräfte müssen sich aber auch organisieren und mit einer Stimme sprechen. Stichwort Verkammerung: Rheinland-Pfalz ist diesen Schritt bereits gegangen – NRW kommt demnächst dazu. Derzeit sind nur rund 20 Prozent der deutschen Pflegekräfte organisiert.

Auch ein aktuelles Eckpunktepapier des Bundesgesundheitsministeriums lässt auf Veränderung hoffen. Der erhöhte Pflegeaufwand im Krankenhaus soll durch eine höhere Vergütung für mehr Pflegekräfte honoriert werden. Zudem sollen in Pflegeeinrichtungen 13.000 Pflegekräfte unterstützend hinzukommen, bezahlt von den Krankenkassen. Ein guter Impuls, aber: Das wäre nicht einmal eine zusätzliche Pflegekraft pro Heim.

Franz Wagner, Präsident des Deutschen Pflegerats (DPR), fordert deswegen von der Politik, für alle Versorgungsbereiche von Krankenhaus, ambulant und Langzeitpflege stationär in einem absehbaren Zeitraum 100.000 Stellen mehr zu schaffen. Für ihn ist die professionelle Pflege „die am meisten unterschätzte Ressource im deutschen Gesundheitssystem“.

Stolz entwickeln – für einen sinnstiftenden Beruf

Andreas Westerfellhaus, der neue Pflegebeauftragte der Bundesregierung, hat ebenfalls Vorschläge gemacht. Pflegekräfte sollen einmalig bis zu 5.000 Euro steuerfrei erhalten. Und Beschäftigte, die direkt nach ihrer Ausbildung in eine Festanstellung gehen, sollen eine Prämie von 3.000 Euro bekommen. Das Thema ist also in der Politik angekommen. Die Attraktivität von Kranken- und Altenpflege soll steigen – nicht zuletzt durch eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Doch damit ist es nicht getan – denn was genauso wichtig ist: Pflegekräfte müssen ein neues Rollenverständnis und ein stärkeres Selbstbewusstsein entwickeln. Sie können und sollten auch mit Stolz auf ihren sinnstiftenden Beruf blicken – ein Charakteristikum, das auf viele andere Branchen nicht zutrifft. Auch Eckart von Hirschhausen, Arzt und Moderator des HARTMANN Zukunftsforums, sagt zu Recht:

Franz Wagner beim HARTMANN Zukunftsforum
Franz Wagner beim HARTMANN Zukunftsforum
Dr. Eckart von Hirschhausen
„Pflegekräfte müssen sich als wirksamer Teil des Ganzen sehen – schließlich sind sie es, die Patienten Zuspruch geben.“
Nurse and patient

Pflegekräfte sind viel mehr als nur die rechte Hand des Arztes. Sie sind nah am Patienten, ihr Wissen daher unentbehrlich. Ihre Autonomie muss wachsen – bei Behandlungen, die vorrangig eine spezielle pflegerische Expertise erfordern. Pflege sollte als eigenständige Profession im Gesundheitswesen anerkannt werden und auf Augenhöhe mit anderen Gesundheitsberufen agieren.

Vor allem in ländlichen Regionen könnten Pflegekräfte ärztliche Aufgaben in der Primärversorgung übernehmen. Andere Staaten sind bei der Übertragung heilkundlicher Tätigkeiten schon weiter. In Finnland beispielsweise fungiert die Gesundheitsschwester als Gatekeeper – sie empfängt die Patienten selbstständig, ist besonders für chronische Patienten zuständig und verordnet Inkontinenzprodukte, Wundauflagen oder Medikamente.

Diese Aufwertung kann letztlich auch eine dringend benötigte Entlastung für Allgemeinmediziner schaffen, insbesondere auf dem Land, wo bereits jetzt viele Ärzte fehlen.

All diese Fakten sind Grund genug, mehr über den Pflegeberuf zu informieren und in den Dialog zu gehen – und das möglichst frühzeitig. Warum zum Beispiel nicht direkt in die Abschlussklassen gehen, die gerade in der finalen Findungsphase für ihre Berufswahl stecken?

Gesundheit erhalten und fördern

Auch wir als PAUL HARTMANN AG sehen uns in der Verantwortung. Denn unser Anspruch ist es, das Gesundheitswesen stetig zu verbessern und die Lebensqualität der Menschen zu steigern. Deswegen engagieren wir uns für die Entwicklung langfristiger Lösungsansätze – insbesondere beim Thema Pflege. Schließlich sind es vor allem die Pflegekräfte in Krankenhäusern oder Pflegeheimen, die mit unseren Produkten und Serviceleistungen täglich in Kontakt kommen. Diese sollen den Arbeitsalltag erleichtern und einen messbaren Mehrwert schaffen, weil sie etwa einfach anzuwenden sind und Zeit sparen.

Außerdem möchten wir Pflegekräfte, die den Beruf verlassen haben, zur Rückkehr motivieren – und so eine Pflege ermöglichen, die wir als Gesellschaft dringend benötigen und uns wünschen. Deswegen werden wir bis Ende 2018 gemeinsam mit hochkarätigen Partnern der deutschen Gesundheitsbranche, darunter dem Deutschen Pflegerat um Franz Wagner, eine „Pflege-Offensive“ auf den Weg bringen. Diese wird definieren, wie wir eine nachhaltige Unterstützung für die Pflege in Deutschland und global sein können.

Wir können und wollen nicht länger warten. Packen wir es an!

Andreas Joehle auf der Bühne
Andreas Joehle
Über HARTMANNs 200-jähriges Jubiläum


2018 feiert HARTMANN sein 200-jähriges Jubiläum. Bereits 2017 starteten wir mit dem Countdown zu den offiziellen Feierlichkeiten im Juni 2018. Erfahren Sie in unseren Geschichten, wie unsere Mitarbeiter und Partner dazu beitragen, das Gesundheitswesen voranzubringen und welche Trends und Themen die Gesundheitssysteme bewegen, für die wir uns einsetzen.