Offene Décollement-Verletzung

Wundkonditionierung mit HydroClean

Bei einer Décollement-Verletzung wurde nach einer NPWT für die weitere Wundkonditionierung das hydroaktive Wundkissen HydroClean eingesetzt. Die Kasuistik zeigt den (fast) problemlosen Verlauf.

von der HARTMANN Online-Redaktion

Stürze mit ihren Folgen wie beispielsweise Wunden und / oder Frakturen stellen bei alten, meist multimorbiden Menschen hohe Anforderungen an das Therapiemanagement. Insbesondere verlangt die Konditionierung offener komplizierter Wunden ein subtiles Vorgehen, das durch die Anwendung hydroaktiver, atraumatischer Wundauflagen wie beispielsweise HydroClean unterstützt wird.

Fallbeispiel Décollement-Verletzung

Die Patientin, 84 Jahre, wohnt in einer Dauerpflege­einrichtung. Ihr Allgemeinzustand ist durch die Dauerdiagnosen metabolisches Syndrom, gemischte Hyperlipidämie, Vorhandensein einer künstlichen Herzklappe sowie eines aortokoronaren Bypasses, chronische Nierenkrankheit, Stadium 4, Gangstörung, Folgen eines Hirninfarktes und CVI mit Ulzerationen beschrieben.

Verlauf der Sturzereignisse

Am 01.08.2019 stürzte die Patientin in der Nacht. Sie fiel quasi neben die Toilette. Die Patientin konnte durch das Pflegepersonal stabilisiert werden, eine Krankenhausbehandlung lehnte sie jedoch ab. Als Sturzfolge wurde ein grosses Hämatom am linken Unterschenkel festgestellt.

Am 05.08.2019 wurde der Allgemeinpraxis mitgeteilt, dass sich über dem Hämatom eine geschlossene Wasserblase gebildet hatte, die nun von selbst aufgegangen war. Durchmesser ca. 5 cm. Die Patientin sollte zur Behandlung in das Krankenhaus eingewiesen werden, lehnte dies aber wieder ab. Am 19.08.19 stürzte die Patentin erneut. Als am 22.08.2019 Erbrechen und Durchfall auftraten, ließ sie eine Krankenhausbehandlung zu.

Im Rahmen der stationären Aufnahme wurde der Unterschenkel geröntgt mit dem Befund „regelrechte Stellung der Knochen im Unterschenkel, keine Unterbrechung der Corticalis, aber deutliche Weichteilschwellung und Arteriosklerose.“ Für die Wunde lautete die Diagnose: Décollement-Verletzung am linken Unterschenkel mit ausgedehntem subkutanem Hämatom und partiellen Wundrandnekrosen.

Therapiebericht

Wundrevision mit ausgedehntem Débridement und Anlage eines VAC-Systems (NPWT) im OP am 23.08.2019, Wechsel am 29.08.2019, am 05.09.2019 erneut Wundrevision mit Débridement und VAC-Anlage, Entlassung am 13.09.2019 in entsprechendem AZ. Der Wundverband bei der Entlassung bestand aus Ligasano und einer Saugkompresse.

Beginn der Hausbesuche am 20.09.2019

Die Wunde ist komplett mit Ligasano verklebt. Als Sekundärverband fungiert eine einfache Saugkompresse. Die Patientin hat starke Schmerzen und fürchtet sich insbesondere vor den sehr schmerzhaften Verbandwechseln.

Nach sorgsamer Entfernung des verklebten Wundverbandes zeigte sich eine nekrotische Wunde, ca. 20 cm x 10 cm groß mit deutlich belegten Stellen. Der Wundgrund ist sehr trocken, jedoch kein Fötor und keine Entzündungszeichen.

Neuer Therapieansatz

Zielsetzung war, die Wunde mithilfe der feuchten Wundbehandlung zu reinigen und zu rehydrieren, um Konditionierung und Granulationsbildung zu fördern. Als bestens geeignet dazu erwies sich das hydroaktive, wirkstofffreie Wundkissen HydroClean. HydroClean ist mit Ringerlösung getränkt, die kontinuierlich an die Wunde abgegeben wird. Gleichzeitig wird aber auch keimbelastetes Exsudat in das Wundkissen aufgenommen und dort sicher gebunden. Dieser einzigartige Saug-Spül-Mechanismus sorgt für eine schnelle, effiziente Reinigung sowie ein optimales Wundklima für den fortschreitenden Heilungsprozess. [1-3]

Die Maßnahmen

Reinigung mit Prontosan Wundspüllösung (mindestens 5 min. Einwirkzeit), Débridement mechanisch mit steriler Kompresse, als direkte Wundauflage HydroClean 10 x 17 cm, als Sekundärverband zur Exsudatkontrolle und zum Wundschutz Zetuvit Plus Silicone 10 x 20 cm, Fixierung mit elastischer Fixierbinde wegen einer Pflasterallergie der Patientin, Verbandwechsel alle drei Tage.
Christina Taccetta ist seit 2008 als Arzthelferin tätig. Mit ihren Zusatzqualifikationen als Entlastende Versorgungsassistentin (2017) und Assistentin für Wundmanagement (ÄKWL 2018) ist sie als Führungskraft in einer überörtlichen Gemeinschaftspraxis für Allgemein- und Innere Medizin beschäftigt.

Ihre Hausbesuche wurden unterstützt von Monika Landmesser, Account Managerin HydroTherapy der PAUL HARTMANN AG, Heidenheim.
Christina Taccetta

Quellen:
[1] Knestele, M (2004) The treatment of problematic wounds with Hydro Clean plus - tried and tested over many years in clinical practice. HARTMANN Data on file.
[2] Bruggisser, R. (2005). Bacterial and fungal absorption properties of a hydro-gel dressing with a super absorbent poly mer core. J Wound Care 14, 438 -42
[3] Smola H.: Stimulation of epithelial migration - novel material based approa-ches. Presented at EWMA Congress, 2015, London. Data on file: in-vivio study,