Die Heilung von Hautwunden beruht auf der Fähigkeit der Haut zur Regeneration von Epithelien und zur Reparation von Hautbindegewebe, sodass die Frage zu stellen ist, wie sich die Hautalterung, die bereits am Ende des dritten Lebensjahrzehntes beginnt, auf diese Fähigkeit auswirkt.
Die Alterungsprozesse der Haut betreffen vorrangig die Funktionseinheit Epidermis und Dermis und werden zuerst an lichtexponierten Stellen wie Gesicht und Händen sichtbar. Der Schwund an Zell- und Faserelementen macht die Haut insgesamt dünner, die Gleichmäßigkeit der Schichten geht verloren. Die degenerativen Veränderungen des Hautbindegewebes führen zur Hauterschlaffung und zum Elastizitätsverlust. Es entstehen vermehrt Falten und Runzeln. Auch die Gefäßwände verlieren an Elastizität, wodurch sich die Blutgefäße maximal erweitern.
Die Verhornung wird immer unregelmäßiger, die Abstreifung der obersten Zellen der Hornschicht, der sog. Korneozyten, nimmt ab. Gleichzeitig vermindern sich die interzelluläre Bindungskraft und die transepidermale Wasserdampfabgabe. Zunehmende Pigmentstörungen zeigen sich als fleckförmige, bräunliche Verfärbungen, den sog. Altersflecken. Rückläufig ist auch die Schweiß- und Talgdrüsenproduktion, sodass die Funktionsfähigkeit des Säureschutzmantels eingeschränkt ist.
All diese Vorgänge bewirken schließlich, dass die Haut insgesamt gegen viele äußere Einflüsse empfindlicher wird und im Falle ihrer Schädigung mit einer verzögerten Reparationsleistung zu rechnen ist. So wurde z. B. bei Keratinozyten, aus denen Hautepithelien bestehen, nachgewiesen, dass alternde Epithelien langsamer auf eine Verwundung reagieren als jüngere Epithelien.
Auch die Immunantwort der Haut ist mit zunehmendem Alter reduziert. Neben der Funktionseinbuße des Säureschutzmantels dürfte hierfür die Abnahme antigenpräsentierender Zellen in der Haut, die im Rahmen der Phagozytose aktiv werden, ein wesentlicher Faktor sein. Die Verringerung der Mikrovaskulatur, die eine Minderung des Blutflusses im Gewebe zur Folge hat, führt ebenfalls zur Abnahme der Abwehrkräfte gegenüber einer Infektion. Einigen Angaben zufolge ist ein Patient, der älter als 66 Jahre ist, sechsmal anfälliger für eine Wundinfektion als ein Patient, der jünger als 14 Jahre ist (Sedlarik et al., 1993).
Des Weiteren verhält sich auch eine Dermis, die in ihrer extrazellulären Matrix nur noch über eine reduzierte Menge an Proteinen (Kollagen, Elastin) verfügt, in Bezug auf die Wundheilung anders als eine vollwertige. Denn die extrazelluläre Matrix schützt u. a. die Wachstumsfaktoren, die zur biochemischen Steuerung der Wundheilung unerlässlich sind, vor einem Abbau.Und schließlich begünstigt die Abnahme der Aktivität von Schweiß- und Hautfettdrüsen die Bildung von Ekzemen und Hautinfektionen, was insbesondere bei langbestehenden Ulzera ein großes Problem sein kann.
Erkenntnisse aus der klinischen Forschung lassen insgesamt den Schluss zu, dass das physiologische Altern die Wundheilungsprozesse durch die allgemein reduzierten Zellaktivitäten vor allem zeitlich verzögert, was auch eine qualitative Minderung des Heilungsergebnisses bedeuten kann, jedoch keine altersspezifischen therapeutischen Konsequenzen bei der Wundbehandlung erfordert. Denn eigentliche Wundheilungsstörungen, die ein ganzheitliches Wundbehandlungskonzept unumgänglich machen, ergeben sich zumeist erst durch die Auswirkungen altersbedingter Multimorbidität mit schlechtem Immunstatus und häufig anzutreffender Mangelernährung.