WUNDFORUM 1/2022

AUSGABE 1/2022 – 29. JAHRGANG WUNDFORUM Ohne Wundreinigung keine Wundheilung Große Wunden schmerzarm versorgt Wundauflagen richtig fixieren Bacillol® 30 Sensitive: schnell, wirksam, komfortabel

Das fünfte Sozialgesetzbuch macht klar, dass Versicherte einen Anspruch auf Behandlungspflege zu Hause haben, wenn dies zur Sicherung der ärztlichen Behandlung notwendig ist. Durch das Heil- und Hilfsmittelgesetz wurde im Bereich der Wundversorgung 2017 die Versorgung durch „spezialisierte Einrichtungen“ verankert und die neue Richtlinie für die häusliche Krankenpflege, kurz HKP-Richtlinie, regelt seit 2019 weitere Details. Nach ihr sollen chronische und schwer heilende Wunden vorrangig in der Häuslichkeit versorgt werden, sind Pflegedienste an die verordneten und genehmigten Leistungen gebunden und haben außerdem die Pflicht, den Arzt bei Veränderungen der Situation zu informieren. Was ist nun aber solch ein „spezialisierter Leistungserbringer?“ Hier gibt die Rahmenempfehlung zum 1. Januar 2022 Auskunft: Es ist entweder ein spezialisierter Pflegedienst oder eine speNeuerungen durch die HKP-Richtlinie Mehr Qualität für die Wundbehandlung zu Hause zialisierte Einrichtung außerhalb der Häuslichkeit, also ein pflegerisch geführtes Wundzentrum. Auf die Qualifikation kommt es an Für beide Modelle werden bestimmte Anforderungen an die personelle Qualifikation gestellt. So muss die fachliche Leitung über eine Zusatzqualifikation von mindestens 168 Unterrichtseinheiten (UE) verfügen, bei den durchführenden Pflegefachkräften werden 84 Einheiten verlangt. Für einen Übergangszeitraum gelten Sonderregelungen. C Grafik Jährlich ist zudem eine Rezertifizierung / Fortbildung mit 13,25 UE notwendig. Ein Wundzentrum muss zudem strukturelle Voraussetzungen erfüllen. Dazu zählen geschlossene, gewerblich nutzbare Räume, ein Telefonfestnetzanschluss, die Einhaltung aller Anforderungen in Bezug auf Hygiene und Infektionsprävention sowie eine Ausstattung nach aktuellen technischen und medizinischen Standards. Was ändert sich durch die Rahmenempfehlung? Pflegedienste mit einem bestehenden Versorgungsvertrag nach § 132a SGB V können weiter ihre Patienten versorgen und Leistungen abrechnen. Ab Oktober 2022 ist aber eine Umsteuerung durch die Krankenkassen hin zu spezialisierten Leistungserbringern möglich. Ein nicht spezialisierter Pflegedienst muss also damit rechnen, dass seine Patienten ab Oktober einem spezialisierten Wettbewerber zugewiesen werden. Dies setzt allerdings voraus, dass vor Ort auch genügend solcher Spezialisten vorhanden sind. Ist dies nicht der Fall, wird die Versorgung weiter durch den nicht-spezialisierten Leistungserbringer erbracht, dann aber mit einer wohl engmaschigeren Kontrolle durch den Vertragsarzt. Alle bisher nicht spezialisierten Pflegedienste haben zudem die Möglichkeit, durch Fortbildung zu einem spezialisierten Pflegedienst zu werden, um dann selbst von Zuweisungen zu profitieren. Mehr Infos zu den Fortbildungsmöglichkeiten von HARTMANN C Seite 7 168 UE 84 UE 168 UE >56 UE Die personellen Anforderungen an spezialisierte Pflegedienste Leitung PLUS Nachqualifikation von mind. 50 % der PFK nach 2 Jahren und 100 % nach 4 Jahren = in laufender Qualifikation UND Unterstützung durch externe Fachkraft oder oder aktuelle Qualifikation Übergang (2 Jahre) durch- führende Pflege- kraft (PFK) UE = Unterrichtseinheit = 45 Minuten z. B. ICW Wundexperte (56 UE) oder AWM Wundberater (64 UE) PFLEGEDIENST AKTUELL 2 HARTMANN WUNDFORUM 1/2022

3 HARTMANN WUNDFORUM 1/2022 AKTUELL Mit dem Inkrafttreten der Richtlinie über die Verordnung von häuslicher Krankenpflege, kurz HKP-Richtlinie, am 6. Dezember 2019 wurden Leistungen im Bereich Wundversorgung bundeseinheitlich neu geregelt. Seitdem können neue Leistungen verordnet und vom Leistungserbringer abgerechnet werden. Auch das Formular zur Verordnung, bekannt als „Muster 12“, wurde an die neuen Gegebenheiten angepasst. Für das medizinische Personal ergeben sich daraus insbesondere bei der Wundversorgung einige Besonderheiten. Beim Ausfüllen der Felder ist dabei vor allem eines wichtig: Die Situation der Patientin bzw. des Patienten soll möglichst spezifisch und fokussiert in Bezug auf die Wunde dargestellt werden, sodass eindeutig erkennbar und für die Krankenkasse nachvollziehbar ist, warum gerade die dargestellten Maßnahmen erforderlich sind. Wichtige Informationen zum professionellen Ausfüllen des Formulars sind ab sofort auf dem HARTMANNCAMPUS zu finden. Alle relevanten Formularfelder werden dort einzeln dargestellt. Außerdem kann jeder Besucher anhand von drei Fallbeispielen selbst eine Verordnung ausfüllen und mit der erklärten Musterlösung vergleichen. Yhartmanncampus.de/verordnung-12 Verordnung häuslicher Krankenpflege bei der Wundversorgung Verordnen mit Sicherheit Alle für eine korrekte Verordnung wichtigen Punkte werden auf der Website im Detail erklärt. Neue Regelungen im SGB XI Auf Empfehlung der Pflegekraft Pflegekräften mehr Verantwortung zu geben, das war eines der Ziele des Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetzes, kurz GVWG. Eine der ersten Maßnahmen war eine neue Regelung, die seit dem 1. Januar 2022 gilt. In § 40 Abs. 4 Satz 6 des SGB XI wird die „Empfehlung von Hilfsmitteln und Pflegehilfsmitteln durch Pflegefachkräfte“ geregelt. Damit können Pflegefachkräfte jetzt eine entsprechende Empfehlung an den Pflegebedürftigen oder dessen Angehörige aushändigen, die anschließend beim Leistungserbringer abgegeben wird, der sich dann wiederum um die Genehmigung bei der Kasse und die Lieferung kümmert. Allerdings gelten einige Bedingungen: Zunächst ist die Empfehlung ausschließlich im Zusammenhang mit einer häuslichen Leistungserbringung möglich, gilt also nicht für eine voll- oder teilstationäre Pflege. Außerdem muss die Pflegekraft nach dem Pflegeberufegesetz qualifiziert sein. Und zuletzt beziehen sich die Empfehlungen nur auf eine spezielle Auswahl an Hilfsmitteln. Aus dem HARTMANN Sortiment fallen MoliCare® Premium Bed Mat Bettschutzeinlagen und alle zum Verbrauch bestimmten Pflegehilfsmittel (wie Handschuhe, Schutzschürzen sowie Hände- und Flächendesinfektion) unter die Regelung. Sie können mit der Empfehlung – oder weiter mit dem Bestellblatt für Pflegehilfsmittel – auch direkt bei HARTMANN bestellt werden. Yplhn.de/wfp40 1 2 3 4 5 6 9 8 7 10

AKTUELL 4 HARTMANN WUNDFORUM 1/2022 Für eine sichere Wundversorgung – ob postoperativ oder für akute Wunden in der Pflege, in der Ersten Hilfe oder bei Bagatellverletzungen – sind die sterilen, selbstklebenden Wundschnellverbände Cosmopor steril und Cosmopor advance unentbehrliche Helfer. Sie mindern die Einwirkungen von Druck und Reibung und nehmen NEU: Cosmopor® silicone So sanft kann sicher sein Wundexsudat auf. Dabei sind sie einfach zu applizieren. Jetzt wurde das Sortiment durch das neue Cosmopor silicone erweitert. Als erster Wundschnellverband im HARTMANN Sortiment verfügt er über eine perforierte Silikon-Haftschicht und ermöglicht damit gerade bei empfindlicher und geschädigter Haut eine zuverlässige Wundabdeckung und ein sanftes Entfernen. Cosmopor silicone verklebt nicht mit der Wunde oder chirurgischen Nähten, bietet aber trotzdem starken Halt. Die superabsorbierende Faserschicht schließt Exsudat im Inneren der Wundauflage ein und verfügt über ein hohes Absorptions- und Retentionsvermögen. Der Wundschnellverband ist anschmiegsam und polsternd, atmungsaktiv und zugleich wasserabweisend und lässt sich auch mit Handschuhen leicht applizieren. Cosmopor silicone ist in vier Größen erhältlich: 7,2 x 5 cm, 10 x 8 cm, 15 x 8 cm und 20 x 10 cm. Krieg in der Ukraine HARTMANN hilft Als Gesundheitsunternehmen betrachtet HARTMANN Menschlichkeit und eine friedliche internationale Zusammenarbeit als absolute und in keiner Situation verhandelbare Werte – und übernimmt in der Krise Verantwortung. Bereits im Februar ging eine erste Geldspende an das Rote Kreuz und mehr als 100 Paletten mit gespendeten Waren wurden an die Hilfsorganisation humedica übergeben, die sie in die Ukraine geliefert hat. humedica transportierte außerdem Wund- und Operationsmaterial zur Caritas im polnischen Chestochowa. Auch von HARTMANN Frankreich und dem Tochterunternehmen KNEIPP erfolgten Sachspenden. Und viele der Mitarbeitenden bei HARTMANN in ganz Europa engagieren sich auch privat für Geflüchtete. Besonders groß war die Aufgabe in Tschechien. Fast 150 Familienangehörige der ukrainischen Mitarbeitenden von HARTMANN Tschechien sind inzwischen in die Tschechische Republik geflohen. Sie erhalten Unterstützung in Form von Lebensmitteln, Kleidung und Medikamenten. Man kümmerte sich um geeignete Unterkünfte und darüber hinaus wurden in der dortigen Produktion bereits mehr als 80 Arbeitsplätze für Flüchtlinge bereitgestellt. Und das sind nur einige Beispiele ... Wasser- abweisender Vliesstoff Der Aufbau von Cosmopor silicone SuperabsorberFasern Wundauflage aus Viskose Perforierte Silikon- Haftschicht

5 HARTMANN WUNDFORUM 1/2022 AKTUELL Für die Wundbehandlung sind in Deutschland Tausende Artikel auf dem Markt. Das jeweils richtige in diesem Dschungel zu finden, ist nicht immer einfach. Zugleich ist es aber wirtschaftlich sinnvoll, die Zahl der Hersteller und Artikel möglichst gering zu halten, denn Beschaffung und Logistik sind in der Arztpraxis, in MVZ und in Kliniken mit hohen Kosten verbunden, die oft vergessen werden. Wer jetzt Produkte auf das HARTMANN Sortiment umstellen möchte, findet mit der neuen Produktvergleichsliste das passende Online-Tool. Die Benutzung ist dabei denkbar einfach: Den oder die bisherigen Hersteller auswählen und eine Vergleichsliste erstellen lassen. Für alle Produkte wird dann das jeweils passende HARTMANN Produkt angezeigt, selbstverständlich mit allen Produktinformationen wie PZN, EAN und Packungsinhalt. Außerdem kann in der Liste bequem nach Begriffen oder EAN- oder PZN-Nummern gesucht werden. Alle Informationen lassen sich als Datei herunterladen oder per E-Mail versenden. Produktvergleichsliste von HARTMANN HARTMANN Äquivalenzprodukte per Knopfdruck Pütter®Pro 2 Lite Anlegen ganz einfach Eine wirkungsvolle Kompression, komfortable Trageeigenschaften und ein visueller Indikator als Hilfe beim Anlegen – das sind die besonderen Merkmale des Zwei-Komponenten-Kompressionssystems PütterPro 2. Die klassische PütterPro 2 ist bei einem Knöchel-ArmDruck-Index (KADI) von 0,9 bis 1,3 indiziert. Für gleich gute Therapieergebnisse, aber eine leichtere Kompression bei einem KADI-Wert von 0,6 bis 0,8 gibt es PütterPro 2 Lite. Das System ist ohne komplizierte Technik einfach anzulegen. Die visuellen Anlegeindikatoren unterstützen einen wirksamen und adäquaten Anlegedruck und ergeben bei korrekter Dehnung ein gleichschenkliges Hexagon. Der Mittelstrich hilft, die gewünschte Überlappung von 50 % sicherzustellen. Wie das in der Praxis aussieht und welche zusätzlichen Tipps, z. B. zum Abpolstern, es bei der Anwendung gibt, zeigt jetzt ein neues Video im YouTube-Kanal von HARTMANN, das alle Schritte anschaulich erklärt und den Einsatz von PütterPro 2 Lite damit noch leichter macht. Yplhn.de/wfpp2l PütterPro 2 Lite besteht aus einer weißen, einseitig kohäsiv beschichteten Kurzzug-Polsterbinde und einer braunen, beidseitig kohäsiv beschichteten Kompressionsbinde mit Langzug-Eigenschaft. Einfach Alle HARTMANN Äquivalenzprodukte sind schnell und unkompliziert zu finden – dank praktischer PZN- und Volltextsuche. Individuell Übersichtliche Darstellung mit Funktionen zum Sortieren und Filtern – und komfortablen Export-Funktionen als CSV für Excel oder per E-Mail. Vollständig Sämtliche Produkte zur Wundbehandlung aller relevanten Hersteller sind in einer Datenquelle verfügbar – mit vielen Zusatzinformationen. Der Online- Service ist ab Juli 2022 verfügbar.

Gemeinsam mit qualifizierten Bildungspartnern bietet HARTMANN eine große Bandbreite an neuen Fortbildungen an – viele jetzt auch wieder als Präsenzveranstaltung. Ganz aktuell sind Kurse zur Erweiterung der Qualifikation nach der HKPRichtlinie. Das Ergänzungsmodul HKP Rahmenempfehlung der ICW bietet genau die 32 Unterrichtseinheiten, um vom Basisseminar Wundexperte auf die geforderten 84 Stunden für spezialisierte Leistungserbringer zu kommen. Auch für Absolventen der Akademie für Wundmanagement gibt es eine entsprechende Ergänzung. Mit zwei Online-Terminen im Juni und einem Präsenz-Termin im Juli können die benötigten 20 Unterrichtseinheiten erworben werden. Interessante Zusatzqualifikationen bieten die jeweils zweitägigen Pflegeberater*innen-Fortbildungen der ICW zu den Themen Unterdruckwundtherapie (NPWT) und Schmerz bei chronischen Wunden. Nach erfolgreicher Teilnahme gibt es dafür ein WMAK Zertifikat sowie acht Rezertifizierungspunkte. Viele Betroffene mit chronischen Wunden suchen Rat und Hilfe in der Apotheke. PTA sind daher oft erste Ansprechpartner. An sie richtet sich die neue Fortbildung Wundberater*in PTA der Akademie Wundmitte, die an zwei Tagen Theorie und Praxiswissen vermittelt für mehr Sicherheit im Umgang mit Betroffenen und Angehörigen. Yplhn.de/wffb AKTUELL 6 HARTMANN WUNDFORUM 1/2022 Fortbildungen zum Thema Wundbehandlung Aktuelle Kompetenz bei vielen Themen HARTMANNCAMPUS Mehr wissen. Mehr können. Mehr erreichen. Seit über 200 Jahren ist HARTMANN Partner der Professionals in Medizin und Pflege. Dazu gehören hochwertige Produkte und innovative Services, aber auch umfassende Angebote für Fort- und Weiterbildung. Auf der neuen Online-Plattform HARTMANNCAMPUS finden die Besucher alle Angebote auf einen Blick: ganz gleich ob es sich um Präsenzseminare oder E-Learnings handelt, ob es um Wundbehandlung, Inkontinenz oder Desinfektion geht oder ob medizinische, pflegerische oder betriebswirtschaftliche Aspekte im Vordergrund stehen. Viele Inhalte werden in Kooperation mit bewährten und anerkannten Partnern angeboten, andere wie E-Learnings oder Wissensbeiträge finden sich direkt auf dem HARTMANNCAMPUS – mit vielen interaktiven Elementen und Videos, dank derer das Lernen auch Spaß macht. Praktische Filter z. B. nach Beruf oder Branche, nach Themengebieten und Kurstypen sowie eine Volltextsuche machen es einfach, genau die richtigen Lerninhalte zu finden. Yhartmanncampus.de

7 HARTMANN WUNDFORUM 1/2022 AKTUELL Kongresse und Messen Bestens informiert zum Thema Wunde Nach der unfreiwilligen Corona-Pause starten viele Kongresse im Jahr 2022 wieder mit Präsenzveranstaltungen. Der Dreiländerkongress von Wund D.A.CH findet vom 29. September bis 1. Oktober 2022 in der Stuttgarter Liederhalle statt. Die Organisation hat sich zum Ziel gesetzt, die Wundbehandlung in einer zeitgemäßen und dem Stand des medizinischen Fortschritts entsprechenden Form zu fördern – interdisziplinär und interprofessionell und mit einer evidenzbasierten Grundlage. Y wunddach-kongress-2022.org Der Deutsche Pflegetag ist Deutschlands führender Pflegekongress mit hochkarätigen Referenten aus Politik, Wissenschaft und Pflege. Er findet in diesem Jahr am 6. und 7. Oktober statt – und das sowohl live im CityCube Berlin als auch vollständig per Livestream, sodass jeder auch von zu Hause dabei sein kann. Auch die Verleihung des Deutschen Pflegepreises in verschiedenen Kategorien steht wieder auf dem Programm. Y deutscher-pflegetag.de Praxisnahe und hochinteressante Themen rund um Wundheilung und Wundbehandlung bietet der Wundkongress Bad Staffelstein, der am 29. Oktober 2022 bereits zum neunten Mal stattfindet. Eine Industrieausstellung ergänzt das breit gefächerte Vortragsprogramm. Y wundkongress-bad-staffelstein.de „Wundversorgung im Aufbruch: zielgerichtet – innovativ – gemeinsam“ lautet das Motto des Interdisziplinären WundCongresses IWC am 24. November 2022 in den Sartory-Sälen in Köln. Neben dem Hauptprogramm wird es auch Satellitensymposien und Workshops von namhaften Unternehmen bzw. Organisationen des Gesundheitswesens geben. Y www.wundcongress.de ICW-Rezertifizierung mit dem WUNDCAMPUS Neue Kurse für Wundprofis Eine reine Online-ICW-Rezertifizierung, das bietet seit letztem Jahr der WUNDCAMPUS. Seine drei kompetenten Partner – BiKom Wunde, HARTMANN und Vincentz Network – und die vielen hochkarätigen Experten garantieren größte fachliche Tiefe. Zur hohen Qualität trägt aber auch die spannende Aufbereitung bei, wie interaktive Elemente in den Online-Kursen. Schon bisher hatte der WUNDCAMPUS das breiteste Kursangebot am Markt, das jetzt um weitere Module ergänzt wurde. Hier nur zwei Beispiele: Venenspezialistin Dr. Erika Mendoza präsentiert das neue Modul Die Behandlung der Varikose im Rahmen der Ulcus-Therapie. Dabei geht es um Fragestellungen, wie die Varikose eine Ulzeration bedingt und wie die Stadien der Varikose eingeteilt werden. Außerdem behandelt sie konservative Therapien und invasive Verfahren und zusätzlich die Indikationen einer invasiven Therapie der Varikose beim Ulcus cruris venosum und mixtum. Palliative Wundversorgung steht im Fokus des Moduls der Pflege- und Wundexpertin Inga Hoffmann-Tischner. Bei dieser Aufgabe geht es vor allem darum, die Würde des Menschen und die Lebensqualität zu erhalten. Sie zeigt, wie maligne Wunden versorgt werden und welche Herausforderungen (wie Juckreiz, Wundgeruch oder vermehrte Exsudation) zu beachten sind. Außerdem stellt sie alle Möglichkeiten dar, die Versorgung der Patienten individuell durchzuführen. Ywundcampus.de WUND CAMPUS

WISSEN 8 HARTMANN WUNDFORUM 1/2022 Für den Heilungsverlauf jeder Wunde – vor allem bei chronischen Wunden – ist es von entscheidender Bedeutung, wie gut, schnell und schonend es gelingt, die Wunde zu reinigen. Denn nekrotisches Gewebe und Bakterientoxine erhöhen die Infektionsgefahr und prolongieren die Entzündungsphase – die Heilung stagniert. Der Wundverband in der Wundreinigung Ohne Wundreinigung keine Wundheilung

Im Falle einer Verletzung ist der menschliche Organismus in der Lage, verschmutztes, kontaminiertes und abgestorbenes Gewebe (Nekrosen) in einem bestimmten Umfang durch Prozesse der „Autolyse“ zu entfernen. Bei der Autolyse (von griechisch: lysis = (Selbst) auflösung) handelt es sich um eine Art körpereigenen Reinigungsmechanismus, bei dem zellfremdes Material (z. B. Bakterien) oder zelleigenes Material (abgestorbene Körperzellen) mithilfe lysosomaler Enzyme „verdaut“ werden. Ein Beispiel für die lysosomale Verdauung zellfremden Materials ist die Phagozytose, zu der z. B. Leukozyten und Makrophagen im Rahmen der Wundheilungsprozesse während der Entzündungsphase fähig sind. Liegen jedoch größere Mengen an zellfremdem und / oder zelleigenem Material vor, geraten die körpereigenen Reinigungsmechanismen des autolytischen Débridements an ihre Grenzen und müssen durch adäquate Débridementverfahren von außen unterstützt werden. Mögliche Verfahren dazu sind das chirurgische, enzymatische und mechanisch / physikalische Débridement. Warum Wundreinigung so wichtig ist Jede Wundheilung ist dadurch charakterisiert, dass untergegangenes Gewebe zunächst in katabolen Prozessen abgebaut werden muss, bevor die Gefäß- und Gewebsneubildung stattfinden kann. Wie in der Infobox beschrieben, sind dafür zunächst die körpereigenen Abbau- und Reinigungsvorgänge der Autolyse und Phagozytose verantwortlich. Durch zeitgleiche Sezernierung biochemischer Zellen locken sie zudem Zellen für den nachfolgenden Gefäß- und Gewebeaufbau an. Dies bedeutet, dass der Umfang der notwendigen Abbauprozesse direkt mit dem Beginn der Aufbauprozesse, nämlich der Granulationsphase korrespondiert. Die Voraussetzungen für eine physiologisch und zeitgerecht ablaufende Wundheilung liegen deshalb umso günstiger, je weniger Gewebe geschädigt ist und abgeräumt werden muss. Sind dagegen größere Mengen an devitalisiertem Gewebe, an Belägen, Eiter und Exsudat vorhanden, wie dies bei chronischen Wunden in der Regel der Fall ist, ergeben sich folgende Auswirkungen: Der Einstrom von Entzündungszellen wie neutrophilen Granulozyten und Makrophagen in das Wundgebiet hält an. Diese wiederum sezernieren entzündungsfördernde Zytokine, die ihrerseits synergistisch die Produktion vor allem von MatrixMetalloproteasen (MMP) steigern. Proteasen sind spezielle Enzyme, die andere Enzyme an spezifischen Stellen spalten oder ein Protein von den Enden her abbauen. Die Aufgabe von MMP ist es, beschädigte und avitale Bestandteile der extrazellulären Matrix – ein von den Zellen selbst produziertes Netzwerk – abzubauen. Wenn nun jedoch bei chronischen Wunden der Einstrom von Granulozyten und Makrophagen in das Wundgebiet durch die fortdauernde Gewebeschädigung anhält, werden entzündungsfördernde Zytokine im Übermaß freigesetzt, was auch zur überschießenden Produktion von MMP führt. ½ Etwa 2 bis 4 Stunden nach der Verletzung beginnt mit der Entzündungsreaktion die Einwanderung von Leukozyten – überwiegend neutrophile Granulozyten –, die als sog. Phagozyten (Fresszellen) zur Phagozytose von Detritus (Zellabfall) und Keimen befähigt sind und eine erste Reinigung der Wunde einleiten. ½ Im Gefolge der Granulozyten wandern etwa 24 Stunden später Monozyten in das Wundgebiet ein, die sich dort zu Makrophagen ausdifferenzieren, die Phagozytose fortsetzen und durch Sezernierung (Absondern) weiterer Zytokine und Wachstumsfaktoren die weitere Wundheilung vorbereiten. ½ Die Leukozyteneinwanderung sistiert innerhalb von ca. 3 Tagen, wenn die Wunde „sauber“ ist. ½ Kommt es jedoch zu einer Infektion, hält die Leukozyteneinwanderung an und die Phagozytose wird verstärkt. Dies führt zu einer Verlängerung der Entzündungsphase und somit zu einer Verzögerung der Wundheilung. ½ Die mit Detritus beladenen Phagozyten und aufgelöstes Gewebe bilden den Eiter. Die Abtötung von Bakterienmaterial im Zellinneren der Phagozyten kann nur mithilfe von Sauerstoff erfolgen, weshalb eine ausreichende Sauerstoffversorgung im Wundgebiet für die Infektabwehr von zentraler Bedeutung ist. Phagozytose & Infektabwehr 1 2 3 Ablauf der Phagozytose: Nach der Opsonierung des Fremdkörpers („Schmackhaftmachen“) bewegt sich der Phagozyt zielgerichtet auf den Fremdkörper zu [1] und dockt an ihn an. Im nächsten Schritt umschließt der Phagozyt den Fremdkörper mit sog. Pseudopodien, die eine Vakuole (Phagosom) bilden [2] und mit Lysosomen zum Phagolysosomen, quasi dem „Magen der Zelle“, verschmelzen, in dem dann die „Verdauung“ des Fremdkörpers stattfindet [3]. WISSEN 9 HARTMANN WUNDFORUM 1/2022

Der Überschuss an MMP-Aktivität ist deshalb so kritisch, weil neugebildete Bindegewebsanteile wie Fibronektin und Kollagen gleich wieder abgebaut werden können. Das Gleichgewicht von Gewebeaufbau und -abbau verschiebt sich in den chronischen Wunden zugunsten des Abbaus, die Heilung stagniert. Zusätzlich wird die Wirkung von Wachstumsfaktoren durch die im Überschuss vorhandenen Matrixmetalloproteasen beeinträchtigt. Dies ist eine weitere Ursache dafür, dass die Wundheilungskaskade nicht fortgesetzt werden kann, weil die Mediatoren für die entsprechende Stimulation fehlen. Die Entzündung bleibt bestehen (persistiert). Gleichzeitig infiltrieren toxische Zerfallsprodukte von Gewebe und auch Bakterien das umliegende Wundgebiet, was einen weiteren Gewebsuntergang zur Folge hat und die Chronizität der Wunde unterhält. Darüber hinaus stellt das nekrotische Gewebe einen idealen Nährboden für Keime dar, sodass mit zunehmender Nekrosenbildung die Wahrscheinlichkeit einer Wundinfektion steigt, die wiederum als die schwerste Wundkomplikation gravierende Störungen im Heilungsverlauf zur Folge haben zudem eine Sekundärinfektion gesunden Gewebes bzw. das Fortschreiten einer Infektion verhindert werden, die sich andernfalls zu einer lebensbedrohenden Sepsis ausweiten könnte. Im Falle der chronischen Wunde gilt noch eine besondere Zielsetzung: Hier soll ein Débridement im Idealfall dazu beitragen, pathophysiologische Wundverhältnisse in ein möglichst physiologisches Wundmilieu zu überführen. Unabhängig davon, welches Débridement-Verfahren bei chronischen Wunden zur Anwendung kommt, müssen gleichzeitig Blutversorgung und Mikrozirkulation im betroffenen Hautgebiet weitestgehend normalisiert werden, um die defizitäre nutritive Situation zu beheben, die zum Gewebsuntergang geführt hat. Praktisch bedeutet dies ein kausaltherapeutisches Vorgehen, d. h. die ulkusauslösenden Ursachen sind exakt zu diagnostizieren und adäquat zu behandeln (siehe Tabelle). Das chirurgische Débridement Das Verfahren bedeutet die Exzision bzw. das Abtragen von Nekrosen mithilfe von Skalpell, Kürette, Schere, scharfem Löffel oder Laser. Es wird als die schnellste und effektivste Methode des Débridements bewertet, weil „schlagartig“ alles aus der Wunde entfernt wird, was die Entzündungsprozesse unterhält. Kann gleichzeitig die Mikrozirkulation angeregt werden, wird die chronische Wunde durch das chirurgische Débridement annähernd in den Zustand einer akuten, sauberen Wunde überführt, womit sich die Heilungschancen deutlich verbessern. Allerdings sind gerade bei chronischen Wunden, die in der Mehrzahl multimorbide Alterspatienten betreffen, vielfältige Kontraindikationen gegeben, beispielsweise bei einer Marcumar- bzw. Heparintherapie, bei Fieber, Stoffwechselentgleisungen usw. Nicht selten verweigern aber auch die Patienten die Einwilligung zum chirurgischen Débridement. Dann stellen das mechanisch / physikalische Débridement mithilfe der feuchten Wundbehandlung zur Nekrosenaufweichung und -ablösung und ggf. ein und sogar lebensbedrohliche Formen annehmen kann. Es kann also nicht abgewartet werden, wie gut oder schlecht der betroffene Organismus mit dieser Konstellation fertig wird. Vielmehr sind die körpereigenen Reinigungsmechanismen der Autolyse durch externe Intervention, nämlich mit einem adäquaten Débridement zu unterstützen. Wichtiges zum Débridement Als Débridement – umgangssprachlich auch Wundtoilette – bezeichnet man die Sanierung des Wundbettes durch Entfernen nekrotischen und kontaminierten Gewebes, fibrinöser Beläge, Fremdkörpern und keimbelasteten Exsudats. Dem Begriff liegt das französische Wort „débrider“ für „abzäumen“ zugrunde, das medizinisch die Bedeutung von „einschneiden“ hat. Vorrangiges Ziel des Débridements ist eine saubere, übersichtliche und gut durchblutete Wunde, damit die Heilung in Gang kommen kann. Es soll aber auch eine sichere Wundbeobachtung möglich werden, um eventuell auftretende Komplikationen frühzeitig zu erkennen. Durch die Entfernung kontaminierten oder infizierten Gewebes kann Kausaltherapien bei häufigen Ulzera Ulcus cruris venosum Kompressionsverband Maßnahmen der Venenchirurgie Ulcus cruris arteriosum Revaskulierung durch gefäßchirurgische Verfahren sowie medikamentöse Therapie allgemeine Durchblutungsförderung z. B. Gefäßtraining, Beintieflage Risikofaktoren für PAVK ausschalten, z. B. Blutdruck senken, Rauchen und Alkoholkonsum meiden Diabetisches Ulkus (angiopathisch) Maßnahmen wie beim arteriellen Ulkus, zusätzlich normnahe Blutzuckereinstellung Diabetisches Ulkus (neuropathisch) vollständige Druckentlastung bis zur Abheilung (Gehhilfen, Rollstuhl, Spezialschuhe, Bettruhe) normnahe Blutzuckereinstellung Dekubitus vollständige Druckentlastung bis zur Abheilung Tabelle nach HARTMANN medical edition „Wunde und Wundbehandlung“ WISSEN 10 HARTMANN WUNDFORUM 1/2022

enzymatisches Débridement die Alternativen dar. Durchführung im OP: Ein chirurgisches Débridement unter OP-Bedingungen und Anästhesie erlaubt eine radikale Nekrosenentfernung bei sicherer Blutstillung und ohne Schmerzen für den Patienten. Die Durchführung im OP ist angezeigt, ½ wenn ein umfangreiches Débridement sowohl bei akuten als auch bei chronischen Wunden vorgenommen werden muss, ½ wenn noch nicht feststeht, wie weit in die Tiefe gegangen werden muss, ½ wenn infizierte Knochen zu resezieren sind, ½ wenn das zu entfernende Gewebe in der Nähe eines lebenswichtigen Organs liegt und ½ wenn dringlich schwere Infektionen (Sepsis) bekämpft werden müssen. Durchführung ambulant bzw. am Krankenbett: Bei weniger problembelasteten Wunden wird das chirurgische oder auch scharfe Débridement vielfach ambulant bzw. am Krankenbett durchgeführt. Die Vorgehensweise orientiert sich dabei an einem gut vorbereiteten operativen Eingriff mit Patientenaufklärung und Einholung seines Einverständnisses. Es darf keineswegs zu einem „Rumschnipseln“ an der Wunde mit ungeeigneten Instrumenten führen. Als chirurgische Instrumente zur Nekrosenabtragung kommen Skalpell, Kürette, Schere oder ein scharfer Löffel in Betracht. Vorzuziehen ist möglichst ein Skalpell, weil damit am selektivsten gearbeitet werden kann und gesundes Gewebe nicht traumatisiert wird. Bei Verwendung von Scheren und scharfen Löffeln, die nicht selten stumpf sind, kann eine Quetschung gesunden Gewebes nicht ausgeschlossen werden. Deshalb ist unbedingt darauf zu achten, dass der scharfe Löffel auch wirklich „scharf“ ist. Zur Stillung von Blutungen sind mit Kochsalzlösung getränkte Tupfer bzw. kleine Klemmen bereitzuhalten. Des Weiteren ist für eine sichere Schmerzausschaltung zu sorgen, entweder mit Analgetika, i. m. oder i. v. verabreicht, medikamentös analog des weltweit Wichtige Débridement-Verfahren im Überblick [1/2] Das chirurgische Débridement unter OP-Bedingungen und Anästhesie ist vor allem bei großen, problembelasteten Wunden angezeigt, kann aber unter sterilen Bedingungen auch ambulant bzw. am Krankenbett durchgeführt werden. [3] Unerlässlich beim ambulanten chirurgischen Débridement ist eine ausreichende Schmerzausschaltung z. B. mithilfe einer lokal-anästhesierenden Creme. [4] Beim enzymatischen Débridement ist zu beachten, dass die Enzyme auch gesundes Gewebe reizen können, weshalb die Herstelleranweisungen sorgfältig zu beachten sind. [5] Die sog. Biochirurgie mit Maden ist zwar wirkungsvoll, aber die Patientenakzeptanz war gering. Daher werden jetzt Maden in einem Polyesterbeutel aufgelegt. [6] Die sanfte Reinigung beim mechanisch/physikalischen Débridement mithilfe feuchter Wundbehandlung und hydroaktiver Wundauflagen hingegen wird zumeist gut akzeptiert. anerkannten WHO-Stufenschemas oder als problemlosere Alternative mit lokalanästhesierenden Cremes, die um den Wundrand und auf die Wundfläche aufgetragen werden. Sowohl bei der Gabe eines Analgetikums als auch beim Lokalanästhetikum ist der Zeitraum bis zum Wirkungseintritt zu beachten, weshalb die Präparate mindestens 45 Minuten vorher verabreicht werden müssen. Dies erfordert insbesondere in der ambulanten Wundversorgung eine gute Planung, ist aber zum Wohle des Patienten unabdingbar. Das enzymatische Débridement Beim enzymatischen Débridement erfolgt die Ablösung von Fibrinbelägen und Nekrosen durch verschiedene Enzyme, die in entsprechender Präparatezubereitung auf die Wunde aufgebracht werden. Ein enzymatisches Débridement kann angezeigt sein ½ bei Wunden in Bereichen mit geringer Hautdicke (z. B. Gelenke, 1 3 5 2 4 6 WISSEN 11 HARTMANN WUNDFORUM 1/2022

Speziell gezüchtete Larven der Fliegenspezies Lucillia sericata werden in einem BioBag (Polyesterbeutel) auf die Wunde aufgesetzt und beginnen hier mit ihrer Art des Débridements: Die Maden, die sich vorwiegend von nekrotischem Gewebe ernähren, scheiden auf der Wunde enzymhaltige Verdauungssäfte aus, die das nekrotische Gewebe andauen und verflüssigen. Dieses verflüssigte Gemisch wird von den Maden aufgesaugt und weiter verdaut, wobei sie das Hundertfache ihres Gewichts zunehmen können und dann durch frische Maden ersetzt werden müssen. Die Wundreinigung mithilfe von Maden wird in der Regel in der Klinik durchgeführt. Mechanisch / physikalisches Débridement Physikalisches Débridement bedeutet, Nekrosen und fibrinöse Beläge mithilfe von feuchten Wundverbänden aufzuweichen und abzulösen bzw. durch die feuchte Wundbehandlung so vorzubereiten, dass sie sich gegebenenfalls durch ein scharfes Débridement leichter abtragen lassen. Zugleich wird mit dem Verfahren eine Keimreduzierung erreicht, da die meisten heute zur Verfügung stehenden hydroaktiven Wundauflagen einen sicheren Keimeinschluss im Saugkörper gewährleisten. Teil des physikalischen Débridements sind auch Wundspülungen, die die Reinigung der chronischen Wunde wirkungsvoll unterstützen und die Keimbesiedelung ebenfalls signifikant reduzieren können. Hingegen werden Fußbäder bei Fuß- und Beinulzera wegen des hohen Risikos der Keimverschleppung und der Infektionsgefahr kontrovers diskutiert und gelten heute als obsolet. Wundreinigung mithilfe hydroaktiver Wundauflagen Der Einsatz hydroaktiver Wundauflagen – nunmehr seit Jahrzehnten bewährt und Standard in der Behandlung sekundär heilender, akuter und chronischer Wunden – hat positive Auswirkungen auf alle Phasen der Wundheilung und insbesondere auf die Reinigungsphase: Hydroaktive Wundauflagen saugen keimbelastetes Exsudat ab, fördern durch die Zufuhr von Feuchtigkeit das Ablösen von Belägen und schaffen insgesamt ein physiologisches, zellschonendes Mikroklima, das die körpereigenen, autolytischen Reinigungsmechanismen wieder anregt und effizient fördert. Des Weiteren kann durch das feuchte Wundmilieu eine Inaktivierung immunkompetenter Zellen vermieden werden. Die feuchte Wundbehandlung gilt als selektiv, da nur devitalisiertes Gewebe aufgeweicht und abgeräumt wird. Gesundes Gewebe wird nicht traumatisiert. Zudem ist die Methode sicher und „nebenwirkungsfrei“ und in allen medizinischen Bereichen einfach durchzuführen, so zum Beispiel auch in der Wundbehandlung in der häuslichen Pflege. Von besonderer Bedeutung ist auch, dass die Wundpatienten durch die feuchte Wundbehandlung vielfach eine Linderung der Wundschmerzen angeben. Da hydroaktive Wundauflagen atraumatische Eigenschaften haben, d. h. nicht mit der Wunde verkleben, ermöglichen sie außerdem einen für den Patienten schmerzarmen Verbandwechsel. Handrücken), wo ein chirurgisches Débridement nur schwer durchzuführen ist, ½ bei Patienten, für die die Belastungen durch ein chirurgisches Débridement zu groß sind (z. B. bei schweren Brandverletzungen oder bei hochbetagten Menschen), ½ zur Auflösung restlicher oberflächlicher, dünner nekrotischer Schichten, die chirurgisch nicht oder nur sehr schwer zu entfernen sind, und ½ bei schmierigen, nekrotischen Belägen ohne ausgeprägte Nekrosenkappen. Die Methode ist weniger selektiv als das chirurgische Débridement, da die Enzyme auch gesundes Gewebe reizen können. Ebenso kann es mitunter zu unerwünschten Wirkungen wie Fieber oder Leukozytose kommen. Grundsätzlich sind bei der Anwendung von Enzympräparaten die Herstelleranweisungen sorgfältig einzuhalten, um eine indikationsgerechte Applikation sicherzustellen. Für die Präparate ist auch eine ärztliche Verordnung erforderlich. Ein weiteres Reinigungsverfahren, bei dem Enzyme eine Rolle spielen, ist die sog. Biochirurgie mit Maden. 1 3 2 4 Die Wundreinigung mit HydroClean zeigen die beiden Beispiele. [1/2] Bei einem Dekubitus Kategorie III am linken Trochanter ist die Wunde nach vier Wochen bis auf geringe Fibrinbeläge sauber. [3/4] Auch bei diesem Ulcus cruris venosum ist die Reinigung deutlich sichtbar. WISSEN 12 HARTMANN WUNDFORUM 1/2022

Indikationsgerechte Wundreinigung Mit sechs Fragen zur richtigen Wundauflage Für die Versorgung flächiger Wunden, z. B. mit nur wenigen Millimetern Wundtiefe (Schädigungen von Epidermis einschließlich der Dermis), eignen sich somit alle kompressenförmigen, flächigen Wundauflagen. Anders bei tiefen Wunden, die Muskelgewebe mitbetreffen, stark zerklüftet sind oder tiefe Wundhöhlen aufweisen. Um hier den notwendigen Kontakt zum Wundgrund auch in tiefen Wundbereichen zu sichern, müssen Wundauflagen tamponierfähig sein. Das Ausmaß der Exsudation ist in der Reinigungsphase meist am stärksten. Die Exsudatmenge zu regulieren sowie die Feuchtigkeit in der Wunde in einem ausgewogenen Level zu halten, ist dabei nur mithilfe von Wundauflagen möglich, die gut saugen. Hier stehen verschiedene Optionen zur Verfügung. Bei flächigen Wunden, die nicht gut zu spülen sind, empfiehlt sich nach Abnahme des alten Verbandes das Auflegen eines Feuchtverbandes aus Mullkompressen und HydroClean Solution. Eine kritische Kolonisation bzw. eine Infektion ist anfänglich nicht einfach zu erkennen: Gerötete, überwärmte, ödematöse Wundränder und sich verstärkende Wundschmerzen sind ernst zu nehmende Anzeichen. Tritt Eiter auf, ist das ein eindeutiges Infektionszeichen. Der Erfolg einer Wundbehandlung, vor allem bei langwierigen Behandlungen chronischer Wunden, ist wesentlich davon abhängig, ob der Patient die gewählte Behandlungsmethode akzeptiert. Er sollte deshalb über die Zielsetzung der Behandlung sowie über die Wirkungsweise der gewählten Wundauflage informiert werden. Die Patientenadhärenz wird umso wichtiger, wenn der Patient oder seine Angehörigen den Verbandwechsel ggf. selbst vornehmen sollen. ½ HydroClean ½ Atrauman Ag ½ Atrauman Silicone ½ HydroClean cavity ½ HydroClean mini ½ Sorbalgon Classic ½ ggf. Spülungen mit HydroClean Solution ½ Zetuvit Plus ½ Zetuvit Plus Silicone ½ ggf. Spülungen mit HydroClean Solution ½ Spülungen mit HydroClean Solution ½ HydroClean ½ HydroClean cavitiy ½ HydroClean mini ½ HydroCelan Solution ½ HydroClean Jede Wundauflage – unabhängig vom Material und der spezifischen Wirkungsweise – muss so appliziert werden, dass sie engen Kontakt zum Wundgrund hat. Denn nur dann ist sie in der Lage, keimbelastetes Exsudat aufzunehmen bzw. nekrotisch-fibrinöse Beläge aufzuweichen und abzulösen. Für eine effiziente Reinigung muss die Wundauflage außerdem durch ihr Wirkprinzip dem vorliegenden Wundzustand entsprechen, der mit fünf Fragen relativ gut evaluiert werden kann. Frage 6 spielt für die Akzeptanz der Behandlung eine große Rolle. 1 Ist die Wunde flächig? 2 Ist die Wunde tief und / oder zerklüftet? 3 Exsudiert die Wunde stark? 4 Ist die Wunde trocken und verkrustet? 5 Ist die Wunde infiziert? 6 Wie gut ist die Mitarbeit des Patienten? WISSEN 13 HARTMANN WUNDFORUM 1/2022

Ein 41-jähriger Patient mit der Diagnose „Sinus pilonidales mit Abszess“ wurde in Rumänien bereits mehrfach erfolglos am Steiß operiert. Es erfolgte eine Abszessspaltung ohne eine flächige Ausräumung. Im Sana Klinikum Borna wurde die Behandlung am 2. Oktober 2020 stationär mit einer Abszessspaltung und einer Ausräumung fortgesetzt. Die Wundbehandlung erfolgte nach Empfehlung der Klinik zweimal täglich mit Ausduschen und Einlegen einer NaCl-Tamponade. Als der Patient in unsere ambulante Versorgung übernommen wurde, war die Wunde am 12. Oktober 12 cm lang, 9 cm breit und 4 cm tief. e 1 Da unsere Praxis über eigene ausgebildete zertifizierte Wundexperten verfügt, wurde in der Kooperation mit einem ambulanten VerHydroClean® für Reingung und Granulationsaufbau HydroClean® in der Behandlung eines Sinus pilonidales Effiziente Reinigung und eine gute Granulation HydroClean ist besonders für die Behandlung von schwer heilenden Wunden in der Reinigungs- und Granulationsphase geeignet. Wie sich das hydroaktive Wundkissen in der Praxis bewährt, zeigt dieses Beispiel. sorger überlegt, ob eine Unterdruckwundtherapie (NPWT) in diesem Fall sinnvoll wäre. Aufgrund der ungünstigen Lokalisation, der Größe sowie der unsauberen Wundverhältnisse sowie einer zusätzlichen Demarkation rechts unterhalb der OP-Wunde wurde darauf aber vorerst verzichtet. Wir begannen die Therapie mit dem hydroaktiven Wundkissen HydroClean cavity im Format 7,5 x 7,5 cm. Als Sekundärverband kamen Zetuvit Saugkompressen zum Einsatz, die mehrmals täglich gewechselt wurden, ohne dabei die HydroClean Wundkissen zu entfernen. HydroClean wurde in der ersten Woche täglich und dann alle zwei Tage gewechselt. Die erneute Vorstellung im Krankenhaus war für den 15. Oktober vorgesehen. Die Chirurgen Der Saug-Spül-Mechanismus von HydroClean: HydroClean unterstützt das autolytische Débridement aufgrund des aktiven Saug-Spül-Mechanismus. HydroClean reinigt die Wunde, schafft ein feuchtes Wundmilieu und regt den Aufbau von Granulationsgewebe an [1] In den meisten Fällen schmerzarmer Verbandwechsel: Silikonstreifen verhindern das Verkleben mit der Wunde. [2] Hydroaktive Spezialmatrix: Superabsorber (SAP) enthält Ringerlösung und bindet Exsudat, Bakterien und Nekrosen. [3] Einfache Anwendung: Beschriftung zeigt immer nach oben. Leichtes Anmodellieren dank flexiblem Aufbau. 1 2 3 PRAXIS 14 HARTMANN WUNDFORUM 1/2022

planten einen künstlichen Darmausgang, um die konventionelle Versorgung der Wunde aufgrund der Nähe zum Anus besser realisieren zu können. Im Verlauf der ambulanten Therapie mit HydroClean zeigte sich jedoch rasch ein gutes Granulationsverhalten sowie eine schnelle Reinigung der Wunde e 2/3 und somit lehnte der Patient nach Rücksprache mit dem Wundteam sowie der Hausärztin den künstlichen Darmausgang ab. Am 2. November wurde der kleinere Perianal-Abszess unterhalb der Wunde klinisch eröffnet. e 4/5 Die Entlassung erfolgte wiederum mit der Maßgabe, die Wunde täglich auszuduschen und sterile Kompressen einzulegen. Am 11.11. wurde die Therapie der großen Wunde auf eine Hydrofaser als Primärverband sowie Zetuvit Plus Silicone Border als Sekundärverband umgestellt. Die kleine Wunde wurde weiterhin mit HydroClean (4 cm rund) behandelt. Am 20.11. wurde die Behandlung mit der Hydrofaser abgebrochen, da sich am Wundgrund erneut gelbliche Beläge gebildet hatten. Deshalb kam wieder HydroClean in der Größe 4 x 8 cm als Primärverband und bei noch anhaltender Exsudation Zetuvit Plus Silicone Border als Sekundärverband zum Einsatz. e 6-8 Am 14.12. war die Granulation soweit fortgeschritten, dass auf eine Behandlung mit HydroTac umgestellt wurde. Ein Sekundärverband war nicht notwendig. Mit einer fast vollständigen Epithelisierung konnte die Behandlung am 4. Januar abgeschlossen werden. e 9 1 4 7 2 5 8 3 6 9 Die Autorinnen: D Sabrina Oehlert und Melanie Beier, MFA und Wundexpertinnen Dekra zert., Praxis Anne Eymann, 04552 Borna C Anita Werner, Krankenschwester und Wundexpertin Dekra zert., Firma AniMed, 04552 Borna PRAXIS 15 HARTMANN WUNDFORUM 1/2022

Behandlung bei Acne inversa mit Zetuvit® Plus Silicone Border Große Wunden schmerzarm versorgt Nach Exzisionen bei Acne inversa sind oft großflächige Wunden zu versorgen. Eine Wundauflage, die die Feuchtigkeit auf dem gewünschten Niveau hält und zugleich einen atraumatischen Verbandwechsel ermöglicht, ist dann von höchster Bedeutung. Zetuvit Plus Silicone Border hat sich dafür in der Praxis bewährt. Bei der heute 50-jährigen Patientin begann die Acne inversa vor circa 15 Jahren in der Genitalregion, wo mehrfache Exzisionen erfolgten. Die Patientin ist adipös, es liegen aber keine weiteren relevanten Diagnosen vor und es kamen keine Medikamente zum Einsatz. Es besteht keine familiäre Veranlagung für die Erkrankung und die Patientin ist voll berufstätig. Im weiteren Verlauf der Krankheit trat die Acne inversa auch an den beiden Axillen auf. Dort erfolgten ebenfalls mehrfache Exzisionen. Nach dem letzten Eingriff beidseits am 15. Juni 2020 übernahmen wir als HomecareVersorger zusammen mit einem Pflegedienst die Betreuung der Patientin. Da sie auf eigenen Wunsch jeden Morgen duschen wollte, erfolgte der tägliche Verbandwechsel nach dem Duschen. Die Wunde wurde zur Infektionsprophylaxe mit Octenisept gereinigt und anschließend mit Zetuvit Plus Silicone Border in der Größe 20 x 25 cm versorgt. Die Ausgangssituation Die Wunde in der Axilla links e 1 war am 22. Juni 13 x 7 cm groß und 1 cm tief, die Wunde rechts e 2 16 x 9 cm bei einer Tiefe von 1,5 cm. Beide Wunden zeigten eine Granulation und eine starke Exsudation mit blutig-serösem Exsudat. Die Wundumgebung war reizlos. Zwei Wochen später am 7. Juli hatten sich beide Wunden bereits sichtbar verkleinert: links auf 6 x 10 cm und rechts auf 10,2 x 8,5 cm. e 3/4 Zudem war keine Wundtiefe mehr messbar. Die Granulation schritt weiter fort und vom Rand der Wunde war eine Epithelisierung und Narbenbildung sichtbar. Die Exsudatmenge Zetuvit Plus Silicone Border ist eine selbstklebende Superabsorber-Wundauflage mit einer Silikonwundkontaktschicht und einem Silikon-Haftrand zum Feuchtigkeits- und Exsudatmanagement von mäßig bis stark exsudierenden akuten und chronischen Wunden. Basis für die hohe Leistungsfähigkeit ist ein mehrschichtiger Produktaufbau mit funktionell aufeinander abgestimmten Materialien: � Die mit Silikon beschichtete Wundkontaktschicht verhindert ein Verkleben mit der Wundfläche c 2 und ermöglicht einen atraumatischen, schmerzarmen Verbandwechsel. c 2-4 � Dank der Silikonwundkontaktschicht und des Silikon-Haftrandes kann Zetuvit Plus Silicone Border einfach appliziert und aseptisch mit Handschuhen fixiert werden. � Der Saugkern, bestehend aus einer Superabsorber- und Zellulosekombination, ummantelt von einer Diffusionsschicht zur gleichmäßigen Exsudatverteilung, verfügt über eine hohe Saugkraft. Dabei wird das aufgenommene Exsudat in die Superabsorberpartikel eingeschlossen. � Durch den Einschluss wird keimbelastetes und aggressives Exsudat von der Wunde und Wundumgebung ferngehalten, die Gefahr von Mazerationen ist verringert. c 4 Der Exsudateinschluss ist auch unter Druck, beispielsweise unter einem Kompressionsverband, gegeben. c 1-2 Dieses Retentionsvermögen von Zetuvit Plus Silicone Border trägt dazu bei, dass das Exsudat im Superabsorberkern verbleibt und damit nach Aussagen von Anwendern Schädigungen der Wundumgebung vorbeugt. c 5 � Die semipermeable Trägerfolie ist sowohl atmungsaktiv als auch wasserdicht, sodass Patienten mit ihr problemlos duschen können. Zetuvit® Plus Silicone Border im Überblick Die Autorin: Anja Goebel, Wundexpertin DEKRA, Fachkraft für lymphologische Kompression nach BUFA, Urs Care GmbH, Selliner Str. 5-9, 04207 Leipzig CLiteratur Seite 20 PRAXIS 16 HARTMANN WUNDFORUM 1/2022

11 9 7 5 3 1 12 10 8 6 4 2 war weiterhin hoch. Die Patientin spürte an der rechten Wunde einen leichten Spannungsschmerz und wir begannen mit täglichen aktiven Dehn- und Bewegungsübungen. Zudem führten wir eine Wundrandpflege durch. Bei der Wundspüllösung stellten wir auf Lavanox um, als Wundauflage kam weiterhin Zetuvit Plus Silicone Border, allerdings schon in der kleineren Größe 17,5 x 17,5 cm zum Einsatz. Stetige Verkleinerung der Wunde Nach weiteren zwei Wochen wies die Wunde immer noch eine starke Exsudation auf. Die Größe hatte sich aber weiter reduziert auf 5 x 10 cm links und 5 x 8,5 cm rechts bei fortschreitender Granulation e 5/6 Wir verwendeten für den täglichen Verbandwechsel weiterhin Zetuvit Plus Silicone Border 17,5 x 17,5 cm. Diese Behandlung setzten wir auch im August fort. Am 4. August hatten sich die Wunden auf 3 x 5,3 cm links und 3 x 7 cm rechts verkleinert. e 7/8 Nach weiteren neun Tagen betrug die Wundgröße links 3 x 5 cm und rechts 3 x 7 cm. e 9/10 Abschluss der Behandlung Am 7. September hatten sich die Wunden weiter verkleinert mit 2 x 3 cm links und 2 x 5 cm rechts. Sie wiesen auch nur noch eine mittlere Menge serösen Exsudats auf. Wir führten weiterhin Dehn- und Bewegungsübungen sowie eine Narbenpflege durch. Als Wundauflage kam ab sofort täglich HydroTac Comfort, ein Schaumstoffverband mit einer wundseitig netzförmigen Hydrogel-Schicht und umlaufendem Kleberand, in der Größe 8 x 15 cm zum Einsatz. Am 29. September waren beide Wunden abgeheilt. e 11/12 Während der Versorgung waren die Verbandwechsel nach Angaben der Patientin für sie schmerzlos, auch dank der mit Silikon beschichteten Wundkontaktschicht von Zetuvit Plus Silicone Border. Ebenso konnte die Patientin durchschlafen und dank der regelmäßigen Körperpflege und der täglichen Verbandwechsel aufgrund der erhöhten Exsudatmenge empfand sie keinerlei Ekelgefühl. PRAXIS 17 HARTMANN WUNDFORUM 1/2022

Die Fixierung von Wundauflagen ist keineswegs eine „Nebensache“. Ein sachgerechter Fixierverband unterstützt die Wundheilung, schlecht oder falsch angelegte Verbände können dagegen Ursache für schwerwiegende Schäden sein. Sich in der „Kunst“ der Fixierung von Wundauflagen zu üben oder zu vervollständigen, dürfte also aus medizinischer, aber auch aus psychologischer Sicht von einigem Interesse sein. Denn ein tadellos sitzender Fixierverband hat eine gewisse psychologische Signalwirkung. Als sichtbarer Abschluss der Wundbehandlung kann er vom Patienten als professionelle Leistung beurteilt werden und vermittelt ihm so das Gefühl, gut behandelt und versorgt zu sein. Aufgaben des Fixierverbandes Wichtigste Aufgabe der Fixierung ist, das Verrutschen und Lockern der Wundauflage zu verhindern und damit die für die Heilung unerlässliche Wundruhe sicherzustellen. Nicht fest fixierte Kompressen können auf der Wunde Bewegungsreize verursachen und zu Störungen und Verzögerungen der Wundheilung führen. Von Bedeutung ist auch die leichte Kompressionswirkung zirkulärer Fixierungen. Für die Aufnahme von Exsudat ist eine gute Adaption der Wundauflage an die Wundoberfläche erforderlich, die bei flächigen Wundverhältnissen durch leicht komprimierende Fixierverbände verbessert werden kann. Achtung: Ist der Druck jedoch zu stark, kann das Gegenteil eintreten und die Wundauflage in ihrem Saugvermögen behindert werden. Zu beachten ist auch, dass ein zu starker Druck durch die Fixierung die Durchblutung behindern kann. Zusätzlich zur Wundauflage soll der Fixierverband die Wunde vor dem Eindringen von Schmutz und Keimen schützen und sie gegen Druck und Stoß abpolstern. Sind dabei zur Wundbehandlung indikationsbezogen gaspermeable Wundauflagen erforderlich, beispielsweise bei infizierten Wunden, muss auch die Fixierung eine ausreichende Luft- und Wasserdampfdurchlässigkeit gewährleisten. Noch zwei wichtige Tipps Drückt Blut oder Exsudat durch den Fixierverband, ist der gesamte Wundverband sofort zu wechseln und die Wunde zu inspizieren. Durchfeuchtete Fixierverbände stellen ein gefährliches Keimpotenzial dar. Bei Extremitäten dürfen Pflasterstreifen auf keinen Fall zirkulär angelegt werden, da es dadurch zu Abschnürungen und Stauungen kommen kann. Gefährdet sind vor allem Diabetiker mit diabetischem Fußsyndrom bzw. Menschen mit PAVK. Tipps zur Fixierung von Wundauflagen Richtig fixieren Ein vollständiger Wundverband besteht üblicherweise aus der Wundauflage und einer adäquaten Fixierung zu deren sicheren Befestigung. Für eine spür- bare Vereinfachung der Verbandtechniken sorgen dabei moderne Fixierhilfen, mit denen auch weniger Geübte einen tadellos sitzenden Wundverband anlegen können. PRAXIS 18 HARTMANN WUNDFORUM 1/2022

Spulenpflaster Omni Um Wundauflagen bei kleineren Wunden zu befestigen, sind Fixierpflaster gut geeignet. Dies geschieht als Kastenverband, bei dem die Wundauflage an allen vier Seiten mit Pflasterstreifen fest fixiert wird, um damit Bewegungsreize zu vermeiden. Bei kleineren, primär heilenden Wunden wie z. B. bei Schnittwunden, bei denen die Beachtung der Wundruhe keine Rolle spielt, ist aber auch eine parallele Anordnung der Pflasterstreifen möglich. Das HARTMANN Sortiment bietet ein breites Spektrum an Fixierpflastern, um individuellen Indikationen und Hauttypen Rechnung zu tragen. Aus textilem Gewebe bestehen Omniplast. Sie sind besonders zugfest und strapazierfähig. Omnisilk bestehen aus weißer Kunstseide und sind damit sehr luftdurchlässig. Das Material von Omnipor ist weißer Vliesstoff. Dadurch ist dieses Fixierpflaster hautfreundlich und bietet eine hohe Luft- und Wasserdampfdurchlässigkeit. Omnifilm aus poröser, transparenter Folie komplettiert das Sortiment. Es ist schmutzFolienverband Hydrofilm Keim- und wasserdicht, aber zugleich durchlässig für Sauerstoff und Wasserdampf ist der selbsthaftende, transparente Folienverband Hydrofilm aus Polyurethan-Folie. Er kann zum einen als Primärverband verwendet werden, z. B. bei genähten, nicht exsudierenden OP-Wunden, zum anderen aber auch als Sekundärverband, z. B. zur keimsicheren Abdeckung tiefer, austamponierter Wunden oder zur Fixierung hydroaktiver Wundauflagen wie HydroClean. Hydrofilm schmiegt sich jeder Körperform gut an und dank der klebenden Unterseite und der festeren Schutzfolie ist selbst mit Handschuhen eine einfache Applikation gewährleistet. Die Transparenz von Hydrofilm ermöglicht jederzeit eine Inspektion der Wundnaht bzw. Fixiervliese Omnifix Eine komfortable, vollflächige Verbandfixierung bietet das Fixiervlies Omnifix elastic. Der Patient profitiert von den hautfreundlichen Trageeigenschaften, der Anwender von der einfachen und problemlosen Handhabung. Omnifix elastic ist weich sowie luft- und wasserdampfdurchlässig. Omnifix elastic haftet sicher, ist dabei aber schmerzlos zu entfernen. Ein weiterer Vorteil ist die Querelastizität des Fixiervlieses, wodurch eine Fixierung auch an schwierig zu verbindenden Körperstellen wie Gelenken möglich ist. Bei Bedarf kann Omnifix elastic dazu auch keil- oder ellipsenförmig eingeschnitten werden, um eine Faltenbildung zu vermeiden. Das Fixiervlies ist in verschiedenen Breiten von 5 bis 30 cm und in drei verschiedenen Längen erhältlich. abweisend und in Längs- und Querrichtung leicht reißbar. Für die Beschichtung der Omni-Fixierpflaster werden ausschließlich Polyacrylat-Kleber oder speziell entwickelte Elastomer-Kleber eingesetzt, sodass alle Produkte hautfreundlich sind. der Wundumgebung und das wasserdichte Material ein Duschen mit dem Verband, was die tägliche Körperpflege erleichtert. Hydrofilm ist in verschiedenen Größen steril und einzeln eingesiegelt erhältlich. Zusätzlich gibt es Hydrofilm roll, das leicht in die gewünschte Länge und Form zugeschnitten werden kann. Besonders bei empfindlicher und sensibler Haut, einer geschädigten Haut in der Wundumgebung oder einer hohen Schmerzempfindlichkeit stellt der notwendige Wechsel der Wundauflage oft eine mit Schmerzen verbundene Stresssituation dar. Genau dann ist Omnifix Silicone die schmerzarme und einfache Art, Wundauflagen zu fixieren. Es besteht aus einer Rückseite aus Vlies, einer PU-Folie, einer Silikon-Haftschicht und einer Applikationsfolie. Das Fixiervlies verfügt über eine zuverlässige Haftkraft, zugleich lässt es sich ohne Rückstände auf der Haut wieder entfernen. Das Fixiervlies lässt die Haut atmen, ist zugleich wasserdicht und bietet eine effektive Barriere gegen das Eindringen von Bakterien. Omnifix Silicone ist in einer Breite von 10 cm und einer Länge von 2 und 5 Metern erhältlich. Applikationsfolie Omnifix Silicone Silikon- Haftschicht PUFolie Rückseite aus Vlies PRAXIS 19 HARTMANN WUNDFORUM 1/2022

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