WUNDFORUM 1/2022

Speziell gezüchtete Larven der Fliegenspezies Lucillia sericata werden in einem BioBag (Polyesterbeutel) auf die Wunde aufgesetzt und beginnen hier mit ihrer Art des Débridements: Die Maden, die sich vorwiegend von nekrotischem Gewebe ernähren, scheiden auf der Wunde enzymhaltige Verdauungssäfte aus, die das nekrotische Gewebe andauen und verflüssigen. Dieses verflüssigte Gemisch wird von den Maden aufgesaugt und weiter verdaut, wobei sie das Hundertfache ihres Gewichts zunehmen können und dann durch frische Maden ersetzt werden müssen. Die Wundreinigung mithilfe von Maden wird in der Regel in der Klinik durchgeführt. Mechanisch / physikalisches Débridement Physikalisches Débridement bedeutet, Nekrosen und fibrinöse Beläge mithilfe von feuchten Wundverbänden aufzuweichen und abzulösen bzw. durch die feuchte Wundbehandlung so vorzubereiten, dass sie sich gegebenenfalls durch ein scharfes Débridement leichter abtragen lassen. Zugleich wird mit dem Verfahren eine Keimreduzierung erreicht, da die meisten heute zur Verfügung stehenden hydroaktiven Wundauflagen einen sicheren Keimeinschluss im Saugkörper gewährleisten. Teil des physikalischen Débridements sind auch Wundspülungen, die die Reinigung der chronischen Wunde wirkungsvoll unterstützen und die Keimbesiedelung ebenfalls signifikant reduzieren können. Hingegen werden Fußbäder bei Fuß- und Beinulzera wegen des hohen Risikos der Keimverschleppung und der Infektionsgefahr kontrovers diskutiert und gelten heute als obsolet. Wundreinigung mithilfe hydroaktiver Wundauflagen Der Einsatz hydroaktiver Wundauflagen – nunmehr seit Jahrzehnten bewährt und Standard in der Behandlung sekundär heilender, akuter und chronischer Wunden – hat positive Auswirkungen auf alle Phasen der Wundheilung und insbesondere auf die Reinigungsphase: Hydroaktive Wundauflagen saugen keimbelastetes Exsudat ab, fördern durch die Zufuhr von Feuchtigkeit das Ablösen von Belägen und schaffen insgesamt ein physiologisches, zellschonendes Mikroklima, das die körpereigenen, autolytischen Reinigungsmechanismen wieder anregt und effizient fördert. Des Weiteren kann durch das feuchte Wundmilieu eine Inaktivierung immunkompetenter Zellen vermieden werden. Die feuchte Wundbehandlung gilt als selektiv, da nur devitalisiertes Gewebe aufgeweicht und abgeräumt wird. Gesundes Gewebe wird nicht traumatisiert. Zudem ist die Methode sicher und „nebenwirkungsfrei“ und in allen medizinischen Bereichen einfach durchzuführen, so zum Beispiel auch in der Wundbehandlung in der häuslichen Pflege. Von besonderer Bedeutung ist auch, dass die Wundpatienten durch die feuchte Wundbehandlung vielfach eine Linderung der Wundschmerzen angeben. Da hydroaktive Wundauflagen atraumatische Eigenschaften haben, d. h. nicht mit der Wunde verkleben, ermöglichen sie außerdem einen für den Patienten schmerzarmen Verbandwechsel. Handrücken), wo ein chirurgisches Débridement nur schwer durchzuführen ist, ½ bei Patienten, für die die Belastungen durch ein chirurgisches Débridement zu groß sind (z. B. bei schweren Brandverletzungen oder bei hochbetagten Menschen), ½ zur Auflösung restlicher oberflächlicher, dünner nekrotischer Schichten, die chirurgisch nicht oder nur sehr schwer zu entfernen sind, und ½ bei schmierigen, nekrotischen Belägen ohne ausgeprägte Nekrosenkappen. Die Methode ist weniger selektiv als das chirurgische Débridement, da die Enzyme auch gesundes Gewebe reizen können. Ebenso kann es mitunter zu unerwünschten Wirkungen wie Fieber oder Leukozytose kommen. Grundsätzlich sind bei der Anwendung von Enzympräparaten die Herstelleranweisungen sorgfältig einzuhalten, um eine indikationsgerechte Applikation sicherzustellen. Für die Präparate ist auch eine ärztliche Verordnung erforderlich. Ein weiteres Reinigungsverfahren, bei dem Enzyme eine Rolle spielen, ist die sog. Biochirurgie mit Maden. 1 3 2 4 Die Wundreinigung mit HydroClean zeigen die beiden Beispiele. [1/2] Bei einem Dekubitus Kategorie III am linken Trochanter ist die Wunde nach vier Wochen bis auf geringe Fibrinbeläge sauber. [3/4] Auch bei diesem Ulcus cruris venosum ist die Reinigung deutlich sichtbar. WISSEN 12 HARTMANN WUNDFORUM 1/2022

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