WundForum 3/2020

mit geeigneten hydroaktiven Wundauflagen – mehr dazu auf Seite 12. 7 Eventuell erforderliche Wundspülungen dürfen mit nur ganz geringem Druck vorgenommen werden. Hoher Druck würde das Gewebe wei- ter schädigen und Blutungen verursachen. 7 Die Spüllösungen sind vorher anzuwärmen. Als Spüllösung eignen sich Ringerlösung oder physiologische Kochsalzlösung. 7 Zur Infektionsbekämpfung können antisepti- sche Spüllösungen, beispielsweise Octenidin oder Polyhexanid, zur Anwendung kommen. Blutungen Exulzerierte Tumorwunden sind extrem blutungs- anfällig. Dabei können Blutungen durch das Einwachsen des Tumors in Blutgefäße ausgelöst werden, entstehen aber häufiger durch Mani- pulationen an der Wunde. Die zur Blutstillung zu ergreifenden Maßnahmen richten sich nach dem Ausmaß und der Stärke der Blutung. Immer ist jedoch zu berücksichtigen, dass Blutungen für den Patienten und seine Angehörigen ein bedrohlich wirkendes Ereignis darstellen, das umso größere Ängste auslöst, je stärker die Blu- tung ist. Wichtige Hinweise zur Vermeidung von Blutungen sind daher: 7 Verbandwechsel sind nur so oft wie nötig durchzuführen. Bestehen bei den Durchfüh- renden Unsicherheiten, die vermehrt Mani- pulationen zur Folge haben könnten, sollten erfahrene Pflegekräfte eingeschaltet werden. „Das Richtige zum richtigen Zeitpunkt tun“ Die Behandlung von Palliativpatienten mit exulze- rierten Wunden ist sicher eine der größten Heraus- forderungen für einen ambulanten Wundbehand- ler. Das bestätigt auch Inga Hoffmann-Tischner, Geschäftsführerin von Wundmanagement Köln. Aber beim Begriff „exulzerierte Wunde“ hakt sie gleich ein. „Wir sprechen lieber von malignom- assoziierten Wunden, weil wir es oft auch mit einer post-operativen Wunde nach Tumorentfernung oder einer Strahlendermatitis zu tun haben.“ Dabei spielt es nur eine nebensächliche Rolle, um welche Wunde es sich handelt. Immer gelten die gleichen grundsätzlichen Anforderungen. „Den Pati- enten zu ummanteln, wie es das Wort palliativ aus- drückt, ist extrem wichtig. Ich nenne das auch oft Wunschkonzert. Der Patient soll sich wünschen, was ihm gut tut“, beschreibt Inga Hoffman-Tischner die Aufgabe, die eine hohe soziale Kompetenz erfordert und die Fähigkeit, auf Situationen reagieren. So ist die aktuelle Verfassung des Patienten, aber auch der Angehörigen, entscheidend, wann welche Maßnahmen in welchem Umfang durchgeführt wer- den. „Wir kennen durch unsere Tätigkeit den Patien- ten oft besser als seine Angehörigen und haben dann auch die Freiheit zu entscheiden, was gemacht wird“, sagt Inga Hoffmann-Tischner. Und so variiert beispielsweise die Dauer und der Umfang eines Verbandwechsels in Abhängigkeit der aktu- ellen Situation. „Wenn der Patient an diesem Tag keine Reinigung der Wunde zulassen kann, dann wird sie eben auch nicht gemacht. Man kann mit Kleinigkeiten viel erreichen – und das ist auch das Bereichernde an dieser Aufgabe.“ „Das Richtiger zum richtigen Zeitpunkt tun“, ist ihre Maxime. Das erfordere auch eine hohe Kenntnis der eingesetzten Produkte um die Lebensqualität des Patienten zu erhalten. So sei z. B. oft eine Granulationsförderung nicht erstrebenswert, sondern es ist eher sinnvoll, die Wunde austrocknen lassen und damit auch Gerüche zu reduzieren. Gut organisiert im Team All das zeigt, dass viel Fachwissen erforderlich. SAPV – spezialisierte ambulante Palliativversor- gung – ist hier das Stich- wort. In § 37b SGB V wird die Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung für schwerst- kranke und sterbende Menschen definiert. Sie wird vom Arzt verord- net, von ausgebildeten Pflegekräften mit einer Zusatzqualifikation erbracht und dann auch entsprechend vergütet. Bei allen Aufgaben ist immer ein intensives Teamwork gefragt. Das beginnt bei der Auf- nahme, die von Arzt und Pflegedienst gemeinsam durchgeführt wird. „Das ist ganz wichtig, weil die Situation aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet wird“, ist Inga Hoffmann-Tischner überzeugt. Auch das wichtige Thema der terminalen Blutungen muss im ganzen Team ausgesprochen sein, zu dem laut Inga Hoffmann- Tischner neben Pflegekraft und Arzt auch Patient und Angehö- rige gehören. „Es erfordert viel Organisation vor Ort – z. B. dunkle Bettwäsche und Handtücher und die Vor- bereitung aller darauf, was passieren kann.“ All das müsse im kompletten Team ausgespro- chen sein. „Denn jeder hat in der Pallativversorgung seinen Part!“ Wissen 11 HARTMANN WundForum 3/2020

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