WUNDFORUM 2/2021

Als weiterführende apparative Diagnostik stehen u. a. die Farbduplex-Sonografie, die Venenver- schluss-Phlethysmografie oder die Phlebografie zur Verfügung. Erhebung des Allgemeinstatus Grundsätzlich sollte nach den klinischen Zeichen einer latenten oder manifesten Rechtsherzinsuffi- zienz gefahndet werden. Labortechnisch müssen der postprandiale Blutzucker, das Hämoglobin, die Erythrozytenzahl, die Blutsenkungsgeschwin- digkeit (BSG), das C-reaktive Protein (CRP) und ggf. der Hämatokrit bestimmt werden. Differenzialdiagnostische Abklärung Wenngleich etwa 70 % c 4 der Beinulzera Folge einer CVI sind, müssen in die differenzialdiag- nostischen Erwägungen auch Ulcera cruris nicht venöser Genese einbezogen werden. Mögliche Ursachen können beispielsweise sein: eine PAVK mit Verschluss kleinerer oder größerer Arterien, primäre und sekundäre Vaskulitiden (Entzündung mit nachfolgender Schädigung von Gefäßwän- den), Makro- und Mikroangiopathien sowie peri - phere Neuropathien bei Diabetes mellitus (diabe- tisches Fußsyndrom), Bluterkrankungen, Infek - tionen (z. B. Erysipele), traumatische Ereignisse (z. B. Stoß, chemische oder thermische Schäden) oder neoplastische Erkrankungen (Basaliome, Spindelzellkarzinome, Melanome usw.). Welche Therapien sind möglich? Vereinfacht ausgedrückt kann ein Ulcus cruris venosum nur dann abheilen, wenn das Ödem abgeklungen ist und die Strömungshindernisse im Venensystem so gebessert bzw. kompensiert sind, dass der venöse Abfluss im Bein wieder in Gang kommt. Diese Therapieziele können im Wesentlichen durch eine konsequent und fachgerecht durchge- führte Kompressionsbehandlung und ggf. durch invasive Therapien zur Kompensierung der CVI (Sklerosierung, Phlebochirurgie) bzw. zur Sanie - rung des Ulkus (paratibiale bzw. endoskopische Perforansligatur) erreicht werden. Eine Therapie mit Venenpharmaka hat vor allem adjuvanten Charakter und soll die Ent- stauung durch die Kompressionsbehandlung unterstützen. Die Anwendung der verschiedenen Pharmaka kann eine Kompressionstherapie aber niemals ersetzen! Tipps zur lokalen Ulkustherapie Die lokale Ulkusbehandlung ist zumeist eine sehr langwierige Angelegenheit, die Patienten, Ärzten, Wundtherapeuten und Fachpflegekräften große Geduld und Durchhaltevermögen abverlangt. Dennoch braucht man nicht zu resignieren. Eine sachgerechte Wundbehandlung mit adäquater Kompression des Beines bietet selbst älteren Patienten reelle Chancen zur Ulkusabheilung in akzeptablen Zeiträumen. Die folgenden Praxistipps zur Durchführung der feuchten, phasengerechten Wundbehandlung sollen zu einer schnelleren Heilung des venösen Ulkus beitragen. Behandlungsablauf beim Ulcus cruris venosum ½ klinische Untersuchung ½ apparative Diagnostik ½ Differenzialdiagnose (Ulzera nicht venöser Genese) DIAGNOSTIK BEHANDLUNG NACHSORGE KOMPRESSIONSTHERAPIE INVASIVE THERAPIE LOKALE ULKUSTHERAPIE ½ Kompressionsstrumpf zum Erhalt des Therapieergebnisses ½ venengesunde Lebensweise mit möglichst viel Bewe- gung / Hochlagern der Beine, ggf. Gewichtsabnahme ½ ggf. Unterstützung durch Ödemprotektiva/ Venentonika ½ Dauerverband mit adhäsiven Kurzzugbinden, ggf. Zwei-Komponenten-Kompressionsystem oder Zinkleimbinden ½ Wechselverband mit Kurzzugbinden ½ Kontraindikationen beachten! ½ zur Kompensierung der CVI: Sklerosierung, Phlebochirurgie ½ zur Ulkussanierung: ggf. paratibiale Fasziotomie bzw. endoskopische Perforansligatur ½ falls nötig: chirurgisches Débridement ½ physikalische Reinigung durch feuchte Wundbehandlung ½ Weiterführung der feuchten Wundbehand- lung während des Granulationsaufbaus bis zur Spontanepithelisierung, ggf. Wundverschluss durch Spalthauttransplantation (Meshgraft) oder Reverdin-Plastik Tabelle nach HARTMANN medical edition „Die phasengerechte Wundbehandlung des Ulcus cruris venosum“ WISSEN 11 HARTMANN WUND FORUM 2/2021

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