WUNDFORUM 2/2021

Risikofaktoren, vaskuläre Risiken (Vari- zen, Symptome der CVI, tiefe Venen- thrombose, Hypertonie, Arteriopathien, PAVK / Claudicatio intermittens), Lebensgewohnheiten (Beruf, sitzende Tätigkeit, wenig Bewegung usw.), Medikamenteneinnahme, Alkohol- und Tabakkonsum, aber auch auf Art des Auftretens und der Entwicklung des Ulkus (z. B. nach Verletzung oder stumpfen Traumen) sowie auf lokale oder systemische Vorbehandlungen. Lokalisation und Form der Ulzera Venöse Ulzera bilden sich bevorzugt im Bereich der Knöchel (Bisgaard‘sche Kulisse) aus, treten aber in etwa 20 % der Fälle auch an anderen Stellen am Unterschenkel auf, was immer eine differenzialdiagnostische Abklärung erfordert. Form und Größe des venö- sen Ulkus sind variabel, das Geschwür die auch als variköses Ekzem bezeich- net wird, besteht periulzerös, wobei die Entstehung nicht selten durch die Applikation fettender Salben begüns- tigt wird. Das Kontaktekzem entsteht ebenfalls als Reaktion auf sensibilisie- rende Substanzen, wie z. B. in Form topischer Antibiotika. Beschwerden /Schmerzen Ulzera bei primärer Varikosis verur- sachen zumeist wesentlich geringere Beschwerden als jene, die sich infolge einer postthrombotisch bedingten CVI entwickeln. Insbesondere die kleinen, im Bereich einer Capillaritis alba auf- tretenden Ulzera können dem Patien- ten erhebliche Schmerzen bereiten. In der Regel sind jedoch Ulzera mit einer arteriellen Beteiligung wesentlich schmerzhafter als rein venöse. Orthopädische Auffälligkeiten Wichtig – auch im Hinblick auf die Wirksamkeit des Kompressionsver- bandes – ist die Überprüfung der Beweglichkeit in den großen Gelenken, wobei insbesondere auf beginnende Versteifungen im Bereich der Sprung- gelenke geachtet werden muss. Erhebung des arteriellen Status Unerlässlich ist die Kenntnis der arteriellen Durchblutungssituation. Hinweise geben die Temperatur der Extremität (kalt bei arterieller Minder- perfusion) sowie die Palpation der Fußpulse. Am sichersten und deshalb obligat ist die Ermittlung des Knö- chel-Arm-Druck-Index (KADI) durch eine dopplersonografisch optimierte Blutdruckmessung. Die gemessenen Werte sind richtungsweisend, ob eine Kompressionstherapie gefahrlos durchgeführt werden kann. Erhebung des venösen Status Sie dient der exakten Lokalisation der Rückflussstörung im Venensystem. Die Diagnostik stützt sich dabei auf klinische und apparative Untersu- chungen. Insbesondere gilt die Ultra- schall-Doppler-Untersuchung heute als zuverlässiges Routineverfahren, um das Vorhandensein und die Aus- dehnung von extrafaszialen Klappen- insuffizienzen genau zu bestimmen. kann den gesamten Unterschenkel erfassen (Gamaschenulkus). Beschaffenheit des Wundgrundes Der Wundgrund rein venöser Ulzera ist meist gelblich bzw. weißlich fibrinös belegt und in der Regel sezerniert das Ulkus wenig. Schwarze Wundrandnek- rosen können ein Hinweis darauf sein, dass zusätzlich eine arterielle Durch- blutungsstörung besteht. Hier wird von einem Mischulkus gesprochen. Ein blutig-seröser, eitriger Wundgrund deu- tet hingegen auf eine Infektion hin. Zustand der Ulkusumgebung Bedingt durch die venöse und lym- phatische Stase und die daraus resul- tierenden Hautveränderungen sind Patienten mit einer CVI prädestiniert für Stauungsdermatitiden und Kon- taktekzeme. Die Stauungsdermatitis, Klinische Erscheinungsbilder [1/2] Das Lymphödem als erster sichtbarer Hinweis auf eine Veneninsuffizienz zeigt sich durch eine eindrückbare Schwellung mit Umfangvermehrung. Ebenso weist die positive Prüfung auf das Stemmer-Zeichen auf ein Lymphödem hin. [3] Krampfadern sind kein bloßer „Schönheitsfehler“. Gefäßerweiterung und Klappen­ insuffizienz können auf tiefe Venen übergreifen und zur CVI führen. [4] Kontaktekzeme auf sensibilisierende Substanzen sind bei CVI-Patienten nicht selten. [5] Venöse Ulzera bilden sich bevorzugt im Bereich der Knöchel (Bisgaard’sche Kulisse) aus und erlauben eine Primavistadiagnose. [6] Form und Größe eines venösen Ulkus sind variabel, das Geschwür kann den gesamten Unterschenkel erfassen (Gamaschenulkus). 1 4 2 5 3 6 WISSEN 10 HARTMANN WUND FORUM 2/2021

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