WundForum 3/2020

Praxis 21 HARTMANN WundForum 3/2020 Erst als „Mikrobenjäger“ Mitte des 19. Jahrhunderts aktiv und auf der Jagd nach den unsicht- baren Feinden der Menschheit immer erfolgreicher wurden, als die Methoden der Antisepsis und Asepsis in der Chirurgie ihren Einzug hielten und schließlich Sir Fleming 1928 die „Wunder- waffe“ Penicillin entdeckte, eröffnete sich eine neue Ära der Infektionsbekämpfung. Leider ist 90 Jahre später die „Wunderwaffe“ stumpf gewor- den. Der achtlose Umgang mit Antibiotika in der Human- und Tiermedizin hat dazu geführt, dass die Zahl der Bakterien, die gleich mehreren Antibiotika widerstehen können, wächst und wächst. So konnte sich nicht nur der multi- resistente Staphylococcus aureus (MRSA) entwickeln, auch multi- resistente, gramnegative Erreger bedrohen zunehmend den medi- zinischen Fortschritt. Auch der Kampf gegen Viren hat nicht zuletzt durch COVID-19 eine neue Dimension erreicht. Obwohl der Mensch auch Viren nicht ganz schutzlos ausgeliefert ist und zur Abwehr des Viren- befalls das körpereigene Immun- system Antikörper bilden kann, sind Impfungen die stärkste Waffe im Kampf gegen Viren. Weltweit konnten einige der schlimmsten Virenerkrankungen durch Imp- fungen ausgerottet bzw. ein- gedämmt werden. Nun steht die Weltgemeinschaft wieder einmal vor der gewaltigen Aufgabe der Entwicklung eines Impfstoffes, diesmal gegen SARS-CoV-2. Basishygiene schützt Schon immer waren Maßnahmen der Basishygiene eine zuverlässige Ausgangsbasis zur Infektions- bekämpfung, vor allem dann, wenn bakterielle oder virale Infek- tionen im unmittelbaren Umfeld aufgetreten sind. Der Erfolg der Hygienemaßnahmen ist allerdings an ein diszipliniertes Hygienever- halten aller – insbesondere bei der Händehygiene – gebunden. Händedesinfektion und -hygiene Die Händedesinfektion und -hygiene gilt weltweit als die wirksamste Einzelmaßnahme zur Unterbrechung von Infektionsketten in Gesundheitseinrichtungen. Sie umfasst neben der alkoholischen Händedesinfektion nach den „5 Momenten der Händedesinfektion“ entsprechend den RKI-Vorgaben auch die Hautpflege und den Hautschutz. Denn eine sichere Händedesinfektion ist nur dann möglich, wenn die Haut intakt und gesund ist. Einmalhandschuhe / Untersuchungshandschuhe Zusätzlich zur Händedesinfektion werden Einmalhandschuhe getragen, wenn ein Kontakt der Hände mit Schleimhaut, nicht intakter bzw. kontaminierter Haut, Blut, Körperflüssig- keiten, Sekreten und Exkreten zu erwarten ist oder die Gefahr einer Stichverletzung besteht. Grundsätzlich müssen Handschuhe so beschaffen sein, dass sie der zu erwartenden mechanischen Belastung sicher standhalten, flüssigkeits- und keimdicht sind und nicht sensibilisieren. Mund- und Nasenschutz (MNS) und Schutzbrille Ein MNS wird angelegt, um generell eine Keimübertragung zu verhindern oder wenn mit dem Verspritzen von Blut, Sekreten usw. zu rechnen ist. Bei invasiven Tätigkeiten, z. B. Wundbehandlung, dient der MNS dem Schutz des Patienten vor Keimen, die beim Sprechen / Husten des Personals in das Wundgebiet gelangen könnten. Eine Schutz- brille schützt die Augen vor erregerhaltigen Aerosolen, z. B. bei dem für Noroviren-Infektion typischen explosionsartigen Erbrechen. Einmal-Schutzkittel bzw. Plastikschürze Einmal-Schutzkittel für Personal- und Besucher schützen Patienten und ihr Umfeld vor Konta- mination mit Fremdpartikeln, insbesondere auf Intensivstationen, in Infektionsabteilungen, aber auch in der Pädiatrie oder Alten- pflege, und dienen als Nässeschutz bei zu erwartendem direk- ten Kontakt mit Blut, Sekreten oder Exkreten, ggf. in Verbin- dung mit einer Plastikschürze. Flächendesinfektion und -reinigung Die Flächendesinfektion ist ein Verfahren zur Inaktivierung von Erregern auf unbelebten Oberflä- chen, um indirekten Kontaktinfektionen vorzubeugen. Routinemäßig erfolgt dazu eine reinigende Flächendesinfektion von Arbeitsflächen, die kontaminiert sein können, und auf häufig von Händen und Haut kontaktierten patientennahen Flächen. Eine gezielte Desinfektion ist nach Kontamination der Flächen mit Blut, Körper- flüssigkeit, Sekreten und Exkreten erforderlich. Medizinprodukte-Aufbereitung Medizingeräte wie Blutdruckmanschetten, Stethoskope, Inhalationsgeräte oder Thermometer sind nach Kontamination bzw. nach Gebrauch entsprechend der Standardarbeitsan- weisung nach validierten Verfahren aufzubereiten. Für Standardeingriffe oder zur Wundversorgung stehen hygienisch sichere, sterile Einweginstrumente (Peha- instrument) zur Verfügung, die so manche Probleme um die Wiederaufberei- tung lösen können.

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