WundForum 2/2020

Mischform aus Neuropathie und Durchblutungs- störung und etwa zehn Prozent sind auf eine isolierte pAVK zurückzuführen. Alle Ulkusformen werden unter dem Oberbegriff des diabetischen Fußsyndroms (DFS) zusammengefasst. Anhaltende Druckeinwirkung auf die Haut – Ursache für das Dekubitalulkus Grundsätzlich können alle Menschen, die einer anhaltenden Druckeinwirkung auf ein bestimm- tes Hautareal – meistens über Knochenvorsprün- gen – ausgesetzt sind, einen Dekubitus entwi- ckeln. Im Alter ergeben sich jedoch wiederum eine Reihe von Faktoren, die das Dekubitusrisiko und die Häufigkeit rapide ansteigen lassen. Da bei der Entstehung eines Dekubitus die Dauer der Druckeinwirkung auf die Haut eine entscheidende Rolle spielt, ist es vor allem der Grad der individuell vorliegenden Immobilität, die das Risiko bestimmt. Sind Spontanbewegungen mehr oder weniger eingeschränkt, z. B. durch Demenzerkrankungen, zerebrovaskuläre Ereig- nisse, starke Schmerzen, Medikation oder Malnu- trition mit einem stark reduzierten Allgemeinzu- stand, besteht ein hohes Gefährdungspotenzial. Aber auch der Zustand der Haut ist für die Ulkusentwicklung von Bedeutung, weil eine Altershaut oder z. B. durch Inkontinenz vor- geschädigte Haut gegen Druck weniger wider- standsfähig ist als eine gesunde, junge Haut. Herausforderung Tumorwunden Nicht zuletzt durch immer wirksamere Tumorthe- rapien, die längere Überlebenschancen sichern, ist die geriatrische Medizin und Pflege zuneh- mend mit Tumorwunden konfrontiert. Abhängig von der Tumorart, dem Stadium und der daraus abgeleiteten Prognose erfolgt die lokale Wund- versorgung entweder kurativ oder palliativ, letztere vor allem bei exulzerierenden Tumorwun- den. Im Vordergrund steht dann eine wirksame Symptomenkontrolle, um dem unheilbar kranken Menschen sein Leiden zu erleichtern. Tumorwunden können aufgrund unterschied- licher Ursachen auftreten: Es kann sich um einen Primärtumor handeln (z. B. Basaliom, Melanom), ein starkes Tumorwachstum, den geschwürigen Zerfall eines Tumors, Verletzungen im Bereich des Tumors, Entartung von Gewebe (z. B. Entartung von einem lang bestehenden venösen Ulkus) oder um Metastasen. Auswirkungen der physiologischen Hautalterung auf die Wundheilung Die Heilung von Hautwunden beruht auf der Fähigkeit der Haut zur Regeneration von Epithe- lien und zur Reparation von Hautbindegewebe, sodass die Frage zu stellen ist, wie sich die Haut- alterung, die bereits am Ende des dritten Lebens- jahrzehntes beginnt, auf diese Fähigkeit auswirkt. Die Alterungsprozesse der Haut betreffen vorrangig die Funktionseinheit Epidermis und Dermis und werden zuerst an lichtexponierten Stellen wie Gesicht und Händen sichtbar. Der Schwund an Zell- und Faserelementen macht die Haut insgesamt dünner, die Gleichmäßigkeit der Schichten geht verloren. Die degenerativen Ver- änderungen des Hautbindegewebes führen zur Hauterschlaffung und zum Elastizitätsverlust. Es entstehen vermehrt Falten und Runzeln. Auch die Gefäßwände verlieren an Elastizität, wodurch sich die Blutgefäße maximal erweitern. Die Verhornung wird immer unregelmäßiger, die Abstreifung der obersten Zellen der Horn- schicht, der sog. Korneozyten, nimmt ab. Gleich- zeitig vermindern sich die interzelluläre Bindungs- kraft und die transepidermale Wasserdampf- abgabe. Zunehmende Pigmentstörungen zeigen sich als fleckförmige, bräunliche Verfärbungen, den sog. Altersflecken. Rückläufig ist auch die Schweiß- und Talgdrüsenproduktion, sodass die Funktionsfähigkeit des Säureschutzmantels ein- geschränkt ist. All diese Vorgänge bewirken schließlich, dass die Haut insgesamt gegen viele äußere Einflüsse empfindlicher wird und im Falle ihrer Schädigung mit einer verzögerten Reparationsleistung zu rechnen ist. Die Haut als „Ort des Geschehens“ Die Haut ist ein vielschichtiges Organ, das im Falle ihrer Verlet- zung grundsätzlich die Fähigkeit zur Selbstheilung besitzt. Bei chro- nischen Wunden ist diese Fähigkeit allerdings schwer beeinträchtigt. Von außen nach innen unterschei- det man drei Gewebsschichten: [1] Die Oberhaut oder Epidermis, ein verhornendes Plattenepithel, bildet die äußerste Grenzschicht zwischen Mensch und Umwelt. [2] Die Lederhaut , auch als Dermis oder Corium bezeichnet, besteht aus einem gefäß- und nervenreichen Bindegewebe, das für viele der Hautfunktionen ver- antwortlich ist. [3] Die Unterhaut oder Subcutis, ein lockeres Bindegewebe mit ein- gelagertem Fettgewebe, verbindet sich in der Tiefe mit den Muskelfas- zien und der Knochenhaut. Oberhaut (Epidermis) Lederhaut (Dermis) Unterhaut (Subcutis) mit Fettgewebe Wissen 9 HARTMANN WundForum 2/2020

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