WundForum 1/2020

Schmerzen während des Verbandwechsels und die damit einhergehende psychische Belastung vermindert werden. Wir wählten die Wundauflage Hydrosorb. Der Patientin wurde erklärt, was die Anwendung von Hydrosorb bewirken soll: Die Gelkompresse soll der Wunde Feuchtigkeit zuführen, sodass Beläge und Nekrosen aufgeweicht und abgelöst wer- den. Die Feuchtigkeitszufuhr soll zusätzlich auch das autolytische körpereigene Reinigungssystem unterstützen, sodass es ggf. zu einer schnelleren Wundreinigung kommt. Vor allem aber verfügt Hydrosorb durch die hohe Feuchtigkeit über eine kühlende Wirkung und verklebt nicht mit der Wunde. Das alles hat eine schmerzlindernde Wirkung und macht den Verbandwechsel für den Patienten erträglicher. Wir empfahlen der Patientin, den Verband- wechsel täglich einmal am besten durch einen ambulanten Pflegedienst durchführen zu lassen. Bereits nach zwei Wochen gab die Patientin eine Verminderung der Schmerzen während und nach dem Verbandwechsel an, die im Verlauf stetig geringer wurden [siehe Tab. 2]. Eine Folge der Anwendung von Hydrosorb war außerdem das schnelle Lösen der nekrotischen Beläge im Vergleich zum Ausgangsbefund. Der Fibrinbelag auf der Wunde war in der folgenden Zeit nicht mehr so fest und vor allem verklebte der Verband nicht mehr mit der Wunde, was für einen erträglicheren Verbandwechsel für die Patientin sorgte. Im Verlauf zeigt sich die Wunde stabil, teil- weise mit mehr Fibrinbildung, vor allem aber mit rückläufigen Schmerzen. Die Granulation ist nun fortgeschritten, eine Epithelisierung findet aber noch nicht statt. Eine Mazeration der Wundum- gebung ist nicht entstanden, jedoch eine Rötung der Wundumgebung, weshalb der Wundrand mit einer cortisonhaltigen Creme versorgt wurde. Während des oben beschriebenen Behand- lungszeitraums wurden die Verbandwechsel für die Patientin erträglicher. So konnte auch die Einnahme von Analgetika verringert werden. Das erhöhte Aufkommen an Exsudat konnte durch die Anwendung von Zetuvit Plus sowie die Anwendung von Kompressionssystemen kontrol- liert werden. Eine immunsuppressive Therapie konnte gestartet werden, und die Wunde zeigt anschlie- ßend eine Heilungstendenz, sodass eine phasen- adaptierte Wundtherapie angewendet werden konnte (Umstellung auf PU-Schaum). Auch das oben genannte Ziel, das Gewin- nen des Patientenvertrauens, konnte durch die Anwendung von Hydrosorb und die daraus positiv resultierenden Folgen, wie die signifikante Schmerzreduktion und das Lösen der Fibrin- / Nekrosenbeläge, erreicht werden. Fazit Der entscheidende Mosaikstein in der Wund- versorgung ist die Kausaltherapie. Die jeweilige Genese muss korrekt diagnostiziert und dement- sprechend behandelt werden. Im Fall eines Pyo- Das Comprehensive Wound Center (CWC) ist eine Kooperation des Insti- tuts für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP) am UKE, der Klinik und Polikli- nik für Mund-, Kiefer- und Gesichts- chirurgie, der Abteilung für Plastische Chirurgie, der Klinik für Gefäßmedizin und der Klinik für Dermatologie sowie weiteren wissenschaftlichen Partnern. Hintergrund Chronische Wunden stellen wegen der langen Krankheitsverläufe, der hohen Rezidivrate und der zugrunde liegenden Erkrankungen eine große therapeutische und fachüber- greifende Herausforderung dar. Die moderne, qualitätsgesicherte Behandlung chronischer Wundhei- lungsstörungen ist eine wesentliche Säule der effizienten Versorgung. Das heterogene Ursachenspektrum chronischer Wunden erfordert ein interdisziplinäres Wundmanagement mit u. a. Chirurgen, Angiologen, Diabetologen und Dermatologen. Zu diesem Zweck wurde das Com- prehensive Wound Center (CWC) am Universitätsklinikum Hamburg als universitäres Zentrum für chronische Wunden eingerichtet. Das CWC baut mithilfe von Überleitungsmanage- ment sektorenübergreifend eine enge Vernetzung mit ambulanten Praxen und Pflegeeinrichtungen, Selbst- hilfegruppen und Fachverbänden auf. Dadurch wird die Behandlungs- kontinuität gewahrt. Die Hochschul- ambulanz für Wunden steht im Zuge der universitären Forschung allen Patienten mit chronischen Wunden im Großraum Hamburg sowie weit darüber hinaus zur Verfügung. Leistungen In Hamburg kooperiert das CWC mit einen großen Netzwerk von nieder- gelassenen Ärzten, Pflegeeinrichtun- gen und sozialen Diensten. Deutsch- landweit besteht eine enge Ver- netzung mit anderen Wundzentren, sodass die Patienten mit innovativen und bewährten Therapien individuell behandelt werden können. Sollte eine stationäre Therapie notwendig sein, findet diese – je nach Indika- tion – am UKE in der Hautklinik, der Abteilung für Plastische Chirurgie oder in der Klinik für Gefäßmedizin statt. Enge Anbindungen bestehen auch zu den anderen Abteilungen wie Rheumatologie und Diabetolo- gie. Das CWC verfügt ferner über eine eigene Ernährungs- und Prä- ventionsberatung (PD Dr. Birgit-Chris- tiane Zyriax). Das Pflegepersonal wird nach den nationalen und internationalen Stan- dards der pflegerischen Wundver- sorgung ausgebildet und zertifiziert. Das CWC wird zudem laufend durch das umfassendste ICW-Wundsiegel für Dermatologie, Angiologie und Gefäßchirurgie zertifiziert. In der Forschung ist das CWC auf internationalem Niveau in der kli- nischen Forschung, Versorgungs- forschung und gesundheitsökono- mischen Forschung bei chronischen Wunden aktiv. Es hat sich in den letzten 10 Jahren seit Gründung mit weit über 200 Fachpublikationen eine führende internationale Stellung erworben. Wissen 13 HARTMANN WundForum 1/2020

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