WundForum 1/2020

Metformin und stabilen Hba1c-Werten, bekannt. Die Wunde wurde bislang von einem nieder- gelassenen Chirurgen behandelt. Regelmäßige Kürettagen sowie das Anwenden von Wund- distanzgittern und Saugkompressen wurden durchgeführt. Das Entfernen des Verbandes war nur durch starkes Anfeuchten des Verbands mit Kochsalz- lösung möglich, da die Wunde trotz Distanzgitter mit dem Sekundärverband verklebte. Der Ver- bandwechsel war für die Patientin sehr schmerz- haft und nur unter Tränen und Einnahme von Novaminsulfontropfen möglich. Die Patientin gab an, dass dies bei jedem Ver- bandwechsel der Fall sei und die Wunde nach den Kürettagen an Größe und Schmerzen zuge- nommen habe. Die Wunde ist 8 x 6 cm groß. Sie zeigt sich in der Erstvorstellung stark nässend und stark rie- chend. Der Wundrand ist scharf begrenzt, und es haben sich am Wundrand zwischen 9 und 3 Uhr sowie auf 6 Uhr Nekrosen gebildet. Der Rand- saum ist livide verfärbt, Granulation ist dezent zu erkennen. Epithelisierung vom Wundrand her ist nicht vorhanden. Beide Unterschenkel zeigen eine massive Stauung [Abb. 1]. Diagnostik In der Erstvorstellung führten wir zunächst die Messung des Knöchel-Arm-Druck-Index (KADI/ ABPI) durch. An beiden Unterschenkeln war das Ergebnis ein KADI von 0,8. Die anschließende Duplexsonographie ergab eine ausgeprägte chro- nisch venöse Insuffizienz, welche am linken grö- ßer als am rechten Unterschenkel vorhanden ist. Eine Polyneuropathie konnte durch den Stimm- gabeltest ausgeschlossen werden. Aufgrund des klinischen Bildes sowie der beschriebenen diagnostischen Maßnahmen vermuten wir die Diagnose Pyoderma gang- raenosum und führen eine Stanzbiopsie durch. Die Stanzbiopsie wird am Wundrand entnom- men, da dort die höchste entzündliche Aktivität besteht. Eine Vaskulitis sowie Malignität der Wunde konnte durch die Biopsie ausgeschlossen werden. Des Weiteren wurden spezifische Anti- körper-Laborparameter bestimmt (ANA-antinu- kleäre-Antikörper, p-ANCA anti-Neutrophilen-AK, perinukleär und c-ANCA anti-Neutrophilen-AK, zytoplasmatisch). Die antinukleären Antikörper zeigten sich erhöht. Das Biopsieergebnis sowie die Laborparame- ter lassen somit darauf schließen, dass es sich in diesem Fall um ein Pyoderma gangraenosum handelt und dass die Erkrankung führend in der Behandlung dieser chronischen Wunde behan- delt werden muss. Therapie Bei PG-Patienten wenden wir sehr gerne ange- wärmtes Octenisept (bei 37 °C) zur Wunddes- infektion an, da dies sich für die Patienten als sehr angenehm erwiesen hat. Eine Vielzahl der PG-Patienten gab bei normal temperiertem Octe- nisept ein unangenehmes Brennen an. Als Wundrandschutz entschlossen wir uns aufgrund der starken Exsudation, Locacorten- Vioform-Paste (LV-Paste) zu benutzen. LV-Paste besitzt einen schwachen Glukokortikoidanteil (Flumetasonpivalat) und einen antimikrobiellen Wirkostoff (Clioquinol). LV-Paste wird vor allem bei entzündlichen Hauterkrankungen angewen- [1] Zustand Erstbefund: Biopsieergebnis und La- borparameter ergaben die Diagnose PG als Basis für das therapeutische Vorgehen. Um Schmer- zen insbesondere beim Verbandwechsel zu re- duzieren, kam Hydrosorb zur Anwendung. [2] Z. n. 4 Wochen: Der VW wurde einmal täg- lich durchgeführt. Bereits nach 2 Wochen gab die Patientin verminderte Schmerzen während und nach dem VW an, nach 4 Wochen nur noch mittel- mäßige. [3] Z. n. 12 Wochen: Hydrosorb führte auch zu einem schnellen Lösen nekrotischer Beläge. Die Wunde zeigte sich stabil, teilweise mit mehr Fibrin- bildung, vor allem aber mit rückläufigen Schmer- zen. [4] Z. n. 16 Wochen: Es gab keine Mazeration, jedoch eine Rötung der Wundumgebung, die mit cortisonhaltiger Creme versorgt wurde. Durch eine immunsuppressive Therapie zeigte die Wun- de eine Heilungstendenz, sodass phasengerecht auf einen PU-Schaum umge- stellt werden konnte. Wissen 11 HARTMANN WundForum 1/2020

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