WundForum 1/2020

Unzufriedenheit des Patienten und Therapeuten zur Folge, sondern führt beim Patienten auch zu einem Vertrauensverlust sowie zu einer erhöhten Beeinträchtigung seiner Lebensqualität. Der erste Schritt für den Behandler ist dement- sprechend, das verloren gegangene Vertrauen wiederzuerlangen. Für die meisten Patienten sind die Schmerzen während des Verbandwechsels am größten. Daher ist die Angst vor dem Ver- bandwechsel stark ausgeprägt. Die nekrotisierende und stark fibrinbildende Charakteristik des PG sorgt in vielen Fällen für ein Verkleben der Wunde mit dem Verband. Es ist hervorzuheben, dass ein mechanisches Débride- ment sehr vorsichtig durchzuführen ist und ein chirurgisches Débridement absolut kontraindiziert ist. Denn durch das chirurgische Débridement kann es beim PG zu einem erneuten Entzün- dungsschub kommen mit rapider Vergrößerung der Wunde und ggf. Bildung neuer Wunden. Erst nach guter Immunsuppression und Anordnung eines PG-erfahrenen Dermatologen sollte daher chirurgisch agiert werden. Die feuchte Wundbehandlung zur Unterstüt- zung des autolytischen, körpereigenen Débride- ments ist die einzige Möglichkeit der Wundrei- nigung im Falle eines PG. Durch die zugeführte Feuchtigkeit kommt es beim Ulkus zur Aktivie- rung von Makrophagen und weiteren phago- zytierenden Zellen, welche Nekrosen und Beläge andauen bzw. lösen können. Diese Beläge sollten dann vorsichtig abgewischt werden.  [2] Wir nutzen in unserer Ambulanz in diesen Fällen das Produkt Hydrosorb von HARTMANN [siehe Infobox] und setzen es im Fall eines PG auch in der Exsudationsphase ein. Als Sekundär- verband nutzen wir dann je nach Exsudations- menge Zetuvit oder Zetuvit Plus. Im nachfolgenden Fallbeispiel wird das lokal- therapeutische Vorgehen und die Verbandaus- wahl erläutert. Fallbeispiel – Anamnese Eine 82-jährige Patientin mit einer seit einem Jahr bestehenden chronischen Ulzeration am rechten Unterschenkel stellt sich in unserer Ambulanz vor. Im Erstgespräch mit der Patientin wirkt die Patientin depressiv verstimmt und sehr ängstlich [siehe auch Wound-Qol. / Tab. 2]. Sie habe eine Pustel am Unterschenkel bemerkt, welche sich über Nacht zu einer großflächigen Ulzeration ent- wickelt hat. Als Nebendiagnosen sind eine Niereninsuffi- zienz und ein Diabetes mellitus II, behandelt mit Zum Autor: John Schäfer ist als Fachtherapeut chronische Wunden ICW in der Leitstelle Pflege des Ins- tituts für Versorgungsforschung in der Der- matologie und bei Pflegeberufen (IVDP) am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) tätig. Der gebürtige Hamburger absol- vierte nach seinem Abitur am UKE eine Aus- bildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger und war anschließend zunächst zwei Jahre in der Urologie des UKE tätig. Seit 2016 ist er beim IVDP beschäftigt und absolvierte zahlreiche Weiterbildungen, wie z. B. zum Stomassistenten, zum Wundexperten ICW und zum Fachthera- peuten chronische Wunden ICW sowie ein GCP-Training. Steckbrief Hydrosorb Hydrosorb ist ein transparenter Gelverband aus saugfähigen Polyurethan-Polymeren, in die ein hoher Wasser- anteil von ca. 60% eingelagert ist, kombiniert mit einer semipermeablen, keim- und wasserdichten Deckschicht. Durch den hohen Wasseranteil führt Hydrosorb der Wunde Feuchtigkeit zu  [3] und eignet sich damit bestens zur Rehydrierung trockener Wunden sowie zur feuchten Wundbehandlung. Die Transparenz ermöglicht jederzeit eine Wundinspektion, sodass mit Hydrosorb weniger Verbandwechsel erforderlich sind.  [3] Literatur siehe Seite 14 Wissen 10 HARTMANN WundForum 1/2020

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