WundForum 2/2019

Provisorische Wundversorgung 7 7 Erste-Hilfe-Maßnahmen zur Blutstillung (Hochla- gern des verletzten Körperteils, Kompressionsver- band auf der Wunde, nur bei stärksten Blutungen ggf. abbinden) [2] . 7 7 Anlegen eines sterilen Notverbandes als Infek- tionsschutz und für den Transport. (Der korrekt angebrachte Not- bzw. Kompressionsverband verbleibt bis zur definitiven Wundversorgung auf der Wunde. Blutet der Verband durch, wird die Wunde mit weiteren Kompressen oder Verband- mull abgedeckt bzw. umwickelt) [2] . 7 7 Ggf. Ruhigstellung der verletzten Körperteile bzw. Gliedmaßen zur Schonung der Wunde, aber auch zur Unterstützung der Schmerzbekämpfung [2] . Hinweis: Bei schweren Verletzungen mit Schock- geschehen hat die sofortige Einleitung der Schock- behandlung mit Stabilisierung der Vitalparameter immer Vorrang vor der provisorischen Wundversor- gung [1,2] . Bei starken Blutverlusten ist die Blutstillung jedoch immer Teil dieser Maßnahmen [1,2] . Definitive Wundversorgung Die definitive Wundversorgung oder auch Primär- versorgung erfolgt je nach Schwere der Verletzung in der ärztlichen Praxis, beim niedergelassenen Chirurgen oder in der Klinik. Sie folgt chirurgischen Behandlungsgrundsätzen und umfasst [1,2] : 7 7 Wundrevision unter ausreichender Schmerzaus- schaltung (Verifizierung vermuteter Fremdkörper, Prüfung von Durchblutung, Motorik und Sensibili- tät [DMS], röntgenologische bzw. neurologische Untersuchungen bei Frakturen oder Verdacht auf Nervenverletzungen, Schädel-Hirn-Beteiligung usw.). 7 7 Débridement für eine möglichst gut durchblutete und keimarme Wunde (beispielsweise: Wundspü- lung mit Ringerlösung, Wundrandexzision nach Friedrich, um glatte Wundränder zu schaffen und bakteriell kontaminiertes Gewebe zu entfernen – möglichst nicht bei Finger- und Gesichtsverletzun- gen, sofortige gefäßchirurgische Versorgung bei verletzten Gefäßen). Ganz allgemein entspricht das Débridement der Wunde einem anspruchsvollen chirurgischen Ein- griff und erfordert von den Ausführenden ein sub- tiles Vorgehen, basierend auf soliden anatomischen Kenntnissen [2] . Der Wundverschluss Mit Art und Umfang des Wunddébridements fällt auch die Entscheidung über den Wundverschluss [1,2] : Ein primärer Wundverschluss durch Naht, Klam- mern, Wundnahtstreifen oder Wundkleber ist mög- lich, wenn sich die Wundränder spannungsfrei adap- tieren lassen und sichergestellt ist, dass die Wunde sauber oder zumindest keimarm ist. Cave! Eine Wunde darf niemals unter Spannung verschlossen werden! [2] Zur postoperativen Wundversorgung eignen sich selbsthaftende Wundschnellverbände, Wundpflaster und Folienverbände, bei stärkeren Nachblutungen Saugkompressen. Informationen zu diesen Verband- mitteln, die auch bei der Erstversorgung gute Dienste leisten, siehe Seiten 10 / 11. Der verzögert primäre Wundverschluss wird insbe- sondere bei Wunden mit hoher Infektionsgefährdung bzw. schweren Weichteilverletzungen angewandt. Die Wunde wird zunächst débridiert, dann aber zur Beobachtung einige Tage mit sterilen, feuchten Ver- bänden bzw. durch Tamponaden offengehalten. Dadurch wird die Perfusion verbessert und die Gefahr der Ausbreitung einer Infektion minimiert. Zeigen sich keine Infektionsanzeichen, kann die Wunde, ohne Anfrischung der Wundränder, durch Naht ver- schlossen werden. Meist geschieht dies zwischen dem 4. bis spätestens 7. Tag nach der Verletzung, bevor sich Granulationen gebildet haben. Zum Offenhalten der Wunde eignen sich tampo- nierbare, hydroaktive Wundauflagen wie HydroClean Cavity und Sorbalgon. Ein sekundärer Wundverschluss erfolgt nach frühestens acht Tagen und erst dann , wenn sich Granulationsgewebe am Wundgrund gebildet hat. Meist ist dazu eine Mobilisierung der Wundränder erforderlich. Ist eine solche nicht möglich, kann der Defekt auch plastisch gedeckt werden. Liegen komplexe Defekte vor, sind Rekonstruktionen des Die Versorgung traumatisch bedingter, akuter Wunden [25] provisorische Wundversorgung  ggf. Schockbehandlung    Blutstillung  Notverband    ggf. Ruhigstellung    Transport in Klinik definitive Wundversorgung  Wundrevision    Débridement    Entscheidung Wundverschluss Wundverschluss primär / verzögert primär sekundär Verband zur Aufnahme von Wundexsudat, zur Unterstüt- zung der Reinigung, zum Schutz vor Sekundärinfektionen und zum Erhalt der Wundruhe feuchte Wundbehandlung zur Konditionierung späterer Verschluss durch Sekundärnaht, Spontanepithelisie- rung, Hauttransplantation, plastisch-chirurgische Verfahren 6 HARTMANN WundForum 2/2019 Schwerpunkt

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