PFLEGEDIENST 1/2021

Wichtiges zur Druckentlasung Während früher galt, dass eine ausrei- chende Druckentlastung durch 2-stünd- liches Umbetten in die 30°-Schräglagen rechts und links erreicht werden kann, empfiehlt das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) in der 1. Aktualisierung 2010 des Expertenstandards „Dekubitus- prophylaxe in der Pflege“ ein flexibles Vorgehen. Demnach sind die Intervalle zwischen den Bewegungsförderun- gen bzw. Positionsveränderungen zur Druckentlastung abhängig vom ½ individuellen Dekubitusrisiko des Patienten, ½ den therapeutischen und pflegeri- schen Zielen, ½ den individuellen Möglichkeiten und ½ der (noch vorhandenen) Eigenbewe- gung des Patienten. Dies kann praktisch bedeuten, dass ein Patient mit hohem Dekubitusrisiko in ganz kurzen Intervallen (< 2 Std.) umzu- betten ist. Die Häufigkeit der Bewe- gungsförderung bzw. der Positions- veränderung muss auch in der Nacht der akuten Gefährdungssituation ange- passt werden. Die Einschätzung der notwendigen Häufigkeit erfolgt dabei immer unmit- telbar durch die Pflegekraft. Zusätzlich können druckentlastende Hilfsmittel wie Lagerungskissen aus viskoelasti- schem Schaumstoff oder Anti-Dekubi- tus-Matratzen hilfreich sein. Dekubitusbehandlung mit System Druckgeschwüre zeigen das typische Bild einer gestörten Wundheilung in einem zumeist stark stoffwechsel- geschädigten Gebiet. Sie können nur dann abheilen, wenn im Wundgebiet möglichst physiologische Verhält- nisse angestrebt und Störfaktoren der Wundheilung erkannt und eliminiert werden. Heilung nicht möglich und alle weite- ren Maßnahmen sind sinnlos. Die Druckentlastung ist dabei über die gesamte Behandlungszeit auf- rechtzuerhalten. Jede auch nur Minu- ten dauernde Belastung bewirkt erneut eine Schädigung und führt zu Rück- schlägen im Heilungsverlauf. Nekrotisches Gewebe debridieren Nekrosen werden in der Regel ent- fernt. Eine Ausnahme bilden Nekrosen an Fersen. Hier wird nur debridiert, wenn zuvor eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK), beispiels- weise durch Ermittlung des Knöchel- Arm-Druck-Index (KADI bzw. ABPI), ausgeschlossen oder eine Rekanali- sationsoperation erfolgreich durchge- führt wurde. Nekrotisches Gewebe muss so früh wie möglich chirurgisch exzidiert werden, da sich unter einer Nekrose eine Infektion unbemerkt in die Tiefe ausdehnen kann. Das chirurgische Débridement sollte wegen möglicher Komplikationen von einem erfahrenen Arzt unter ausreichender Anästhesie im OP durchgeführt werden. Ist ein chirurgisches Débridement nicht durchführbar, ist eine möglichst rasche Wundreinigung mithilfe der feuchten Wundbehandlung, mit Wund- spülungen und einer schonenden mechanischen Ablösung von Nekro- sen durchzuführen. Lokalinfektion nicht übersehen Lokalinfektion und bakterielle Der- matitis sind häufige Komplikationen. Werden sie nicht frühzeitig erkannt, Je nachdem, wo der Druck auf die Haut einwirkt, kann sich ein Dekubitus an jeder Körperstelle entwickeln. Bevorzugt entsteht ein Dekubitus jedoch über Knochenvorsprüngen, die wenig mit Unterhautfettgewebe gepolstert sind. An den fünf klassischen Dekubitus- lokalisationen entwickeln sind ca. 95 % aller Dekubiti. Bei diesen Körperstellen ist deshalb ganz besonders auf Druckentlastung zu achten! Die häufigsten Dekubituslokalisationen Sakraler Dekubitus Fersendekubitus Trochanterdekubitus Knöcheldekubitus Sitzbeindekubitus Komplette Druckentlastung sichern Ein Dekubitus entsteht durch anhal- tende Druckeinwirkung auf die Haut bzw. Muskel- und Fettgewebe in der Tiefe. Wichtigste Maßnahme jeder Dekubitusbehandlung ist deshalb die komplette Druckentlastung zur Ver- besserung bzw. Wiederherstellung der Gewebedurchblutung im betroffenen Gebiet. Ohne Druckentlastung ist eine Schematische Darstellung der Druckverteilung auf einer harten Matratze (oben) und der druckent- lastenden Wirkung einer weichen Matratze (unten) 10 HARTMANN PFLEGE DIENST 1/2021 WISSEN

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