PflegeDienst 3/2019

heit verbunden. Denn die zunehmende Instabilität und fortschreitende Abnahme der physischen wie psychischen Anpassungsfähigkeit der Organe und Organsysteme macht den alten Menschen anfällig für Krankheiten oder verstärkt bereits bestehende Krankheiten. Dadurch kommt es auch zu Fehlleis- tungen und Störungen des Gedächtnisses und die Gefahr von Demenzen erhöht sich. Diese multifaktoriell bedingten Erkrankungen werden als geriatrische Syndrome eingestuft und als geriatrische „I‘s“ bezeichnet. Als die vier „Riesen“ der Geriatrie gelten dabei I ntellektueller Abbau, I mmo- bilität, I nstabilität und I nkontinenz. Der Intellektuelle Abbau im Rahmen der geriatrischen „I‘s“ ist Demenz- erkrankungen zuzuordnen, die nach dem ICD-Schlüs- sel (ICD-10-GM Version 2016) definiert sind. Demenz ist nicht gleich Demenz Unter dem Begriff „Demenz“ (lat. Dementia), der sinngemäß soviel wie „ohne Geist“ bedeutet, wer- den verschiedene Krankheitsbilder zusammengefasst, die mit einem Verlust der geistigen (kognitiven) Fähigkeiten einhergehen. Eine Demenz entwickelt sich gewöhnlich schleichend. Sie beginnt mit Stö- rungen im Kurzzeitgedächtnis, Einschränkungen in der Merk- und Lernfähigkeit, breitet sich zunehmend über weite Teile des Gedächtnisses aus und betrifft schließlich auch das Langzeitgedächtnis. Im Verlauf der Demenzerkrankung verlieren die Betroffenen zunehmend ihre erlernten Fertigkeiten und Fähigkeiten. Auch Verhaltensweisen nehmen mit fortschreitender Erkrankung immer heftigere Formen an und sind dann für Angehörige bzw. Pflegende oft nur schwer zu begreifen. Eine Demenz kann viele verschiedene Ursachen haben und ist keineswegs immer eine Demenz vom Alzheimer-Typ. Da einige Formen in gewissem Umfang behandelt werden können, ist eine Ursa- chenabklärung für das Schicksal des Betroffenen sehr wichtig. Primäre Demenzen liegen vor, wenn der Krank- heitsprozess direkt im Gehirn beginnt. Dazu zählen degenerative Demenzerkrankungen wie die präsenile und senile Form (Beginn vor bzw. nach dem 65. Lebensjahr) sowie die Demenz vom Alzheimer-Typ (DAT), die mit einem Anteil von etwa 60% aller Fälle die häufigste Form ist. Auch vaskuläre Demenzen , die sich als Folge von Durchblutungsstörungen im Gehirn entwickeln, zäh- len zu den primären Demenzen. Hier einige Beispiele dafür: 7 Die Multi-Infarkt-Demenz (MID) wird von vielen kleinen Blutgerinnseln im Gehirn ausgelöst und ist mit ca. 20% aller Fälle relativ häufig. 7 Die Lewy-Körperchen-Demenz, ausgelöst durch abnorme Eiweißablagerungen (Lewy-Körperchen) in den Nervenzellen, ist deutlich seltener als die anknüpfen, können die Älteren punkten. Sie sind besser darin, komplexe Sachverhalte zu analysieren und Schlüsse daraus abzuleiten.“ Normales, physiologisches Altern ist ein langsamer, unaufhaltsam fortschreitender Prozess, der mit Ver- änderungen und einer Leistungsreduzierung sämt- licher Organsysteme einhergeht und somit auch das Gehirn und Gedächtnis mitbetrifft. Das Nachlassen der Gedächtnisleistung ist also zunächst ein normaler Prozess, dem alle unterworfen sind und der nie- manden ängstigen muss. Zudem zeigt die Altersfor- schung so manche Wege auf, wie die Gedächtnisleis- tung im Alter trainiert und verbessert werden kann. Dies sind vor allem Dinge, die generell zu einem „gesunden Altern“ beitragen wie etwa eine gesunde Ernährung, viel Bewegung, Teilnahme am sozialen Leben, auch im Alter noch lernen oder das Gedächt- nis durch gezieltes Training aufzufrischen. Ganz anders aber stellt sich der intellektuelle Abbau dar, wenn es aufgrund diverser Krankheits- bilder zu Störungen der Gedächtnisleistung bis hin zu schweren demenziellen und / oder gerontopsychiatri- schen Erkrankungen kommt. Intellektueller Abbau durch geriatrische Syndrome Obwohl das Alter aus Sicht der Forschung nicht als Krankheit gesehen wird, ist es doch eng mit Krank- Wichtiger Hinweis: Plötzlich einsetzende Ereignisse und Verhaltensänderun- gen sind immer als Notfall zu werten, die der sofortigen Abklärung bedür- fen. Ob das Delir behandelbar ist, hängt von den Ursachen ab. Deshalb ist es sehr wichtig, dem (Notfall-)Arzt alle beobachteten Umstände mitzuteilen, die dem Delir vorausgingen. Unterscheidung Delir – Demenz Delir Demenz akuter Beginn , das Verhalten ändert sich „plötzlich“ in Stunden / Tagen schleichender Beginn, teilweise über Jahre Verhalten / klinisches Bild wechselt schnell und häufig, teilweise inner- halb von Stunden langsame Veränderungen, teilweise über Monate Orientierungsstörungen in der Regel von Anfang an vorhanden erst im Verlauf, abhängig vom Erkrankungsstadium Aufmerksamkeit deutlich reduziert nur in fortgeschrittenem Stadium reduziert gesteigerter Wachheitsgrad bis zur Erregtheit oder herabgesetzter Wachheitsgrad bis zur Apathie in der Regel unauffällig Wahnvorstellungen sich verän- dernd, selten systematisiert wenn vorhanden, im Sinne eines richtigen Wahnsystems Halluzinationen oft nicht so häufig 6 HARTMANN PflegeDienst 3/2019 Schwerpunkt

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