WUNDFORUM 2/2022

Mindestens 200 000 Pflegekräfte fehlen in Deutschland – Tendenz steigend. Allein mit deutschem Personal wird sich der Missstand nicht auflösen lassen, sodass gezielt Fachkräfte aus dem Ausland eingesetzt werden. Das ist allerdings oft leichter gesagt als getan, wie Suzanne Matthiä, die Pflegedienstleiterin der Kliniken der Stadt Köln, berichtet. Seit 2019 ist dort ein ganzheitliches Integrationskonzept im Einsatz, das 2020 mit dem von HARTMANN verliehenen Deutschen Pflegepreis in der Kategorie „Praxis“ ausgezeichnet wurde und aktuell rund 30 Mitarbeitende auf ihren Einsatz vorbereitet. Sie stammen aus Tunesien, von den Philippinen, aus Brasilien und aus der Türkei und verfügen alle bei ihrer Ankunft bereits über einen Abschluss als Bachelor of Nursing. Drei Phasen zum Ziel Den Start bildet ein dreimonatiger Sprachkurs in Vollzeit bei einem Kooperationspartner. „Das mitgebrachte B2-Sprachniveau ist eher auswendig gelernt“, berichtet Suzanna Matthiä. „Wir bauen dann berufsbezogen auf bis zum Niveau C1. Damit können Patienten auf Station sicher betreut werden.“ Zu den Übungen gehören unter anderem Aufnahmegespräche, die Patientenübergabe und die Pflegedokumentation. Weiter geht es mit dem Vorbereitungskurs auf die Kenntnisprüfung mit jeweils vier Wochen Theorie – mit Themen wie zum Beispiel dem deutschen Gesundheitssystem, Krankheitslehre, Rechtskunde sowie Kommunikation – und Praxis. „Dieser Teil findet durch Praxisanleiter direkt auf Station statt“, sagt Suzanne Matthiä. Hier sind Themen wie aktivierende Körperpflege, Krankenbeobachtung oder auch die professionelle Wundversorgung zu finden. Nach fünf Monaten steht dann die Abschlussprüfung an. Sie umfasst eine mündliche Prüfung zwischen 20 und 60 Minuten und eine praktische Prüfung auf der Station mit bis zu vier Pflegesituationen unterschiedlicher Fachdisziplinen. Nach dem Bestehen sind die neuen Fachkräfte dann offiziell Gesundheits- und Krankenpfleger. Rundum gut betreut Die Betreuung hört aber mit der Anerkennung nicht auf, wie die Pflegedienstleiterin erklärt: „Wir begleiten die neuen Kolleginnen und Kollegen zum Beispiel auch bei der Wohnraumsuche oder, wenn sie über einen unbefristeten Arbeitsvertrag und eine Aufenthaltsgenehmigung verfügen, beim Familiennachzug.“ All diese Aufgaben erfordern auch die entsprechende Struktur, für die eigens vor zwei Jahren die „Stabsstelle Anerkennung“ etabliert wurde. Neben Suzanne Matthiä gehören noch weitere sieben Profis – von Praxisanleitern über die Integrationsbeauftragte bis zu Institutsleitern – zum Team, das sich regelmäßig trifft und damit die Grundlage für den Erfolg des Konzepts schafft. Recruiting internationaler Fachkräfte Strukturen für einen erfolgreichen Einsatz Die Pflege braucht mehr Arbeitskräfte. Ein Ansatz ist dabei die Beschäftigung ausländischer Fachkräfte. Wie komplex aber Anerkennung und Integration sind und wie dies dennoch erfolgreich organisiert werden kann, zeigt ein Beispiel aus Köln. Für das Integrationskonzept wurden die Kliniken der Stadt Köln auch mit dem Siegel „Wir fördern Anerkennung“ ausgezeichnet. PRAXIS 21 HARTMANN WUNDFORUM 2/2022

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