WUNDFORUM 1/2021

Erhöhte Druck- und Scherkräfte durch ver- änderte Fußstatik und -motorik ... führen zu Hyperkera- tosen und Kallusbil- dung, ... Rissen, Einblutungen, Hämatomen und bakte- rieller Besiedelung... und schließlich zu einem infizierten Defekt, dem „Mal perforant“ Die Entstehung eines Malum perforans pedis („Mal perforant“) völligen Zusammenbruch des Fuß- skelettes führen kann. Es entsteht der sogenannte Charcot-Fuß oder es entwickeln sich tiefe Entzündungen des Fußgewebes (Fußphlegmone), die die Blutzirkulation in den Zehen gefährden. Am Ende dieser unheilvol- len Entwicklung kann eine diabetische Gangrän drohen. (Neuro-) Ischämische Ulzera Die PAVK der Beinarterien als Kausal- faktor ischämischer Ulzera ist nicht diabetesspezifisch. Dennoch ist auf - grund der diabetischen Makroangio- pathie das Risiko für Diabetiker, früh- zeitiger und häufiger als Stoffwechsel - gesunde Herzinfarkte, Schlaganfälle und Verschlüsse in den Beinarterien zu erleiden, um ein Vielfaches erhöht. Zur Risikoentwicklung tragen neben dem Diabetes mellitus aber auch die bekannten Risikofaktoren wie Blut- Erhebung des arteriellen Status usw. zu stützen. Noch bevor es zum Ulkus kommt, können bei der Fußinspektion erste Anzeichen für die immer stärker werdende Durchblutungsstörung auffallen: ½ in ihrem Wachstum gestörte Nägel, ½ Pilzinfektionen, ½ Rötungen und Marmorierungen der Haut ½ sowie ein Verlust der Beinbe- haarung. Infolge der PAVK sind außerdem in ihrer Stärke zunehmende Muskel- schmerzen beim Gehen charakteris- tisch, die infolge der Sauerstoffnot durch die Durchblutungsstörungen auftreten (Claudicatio intermittens, auch als „Schaufenster-Krankheit“ bezeichnet). Prädilektionsstellen der (neuro-) ischämischen Ulzera sind: ½ Endphalangen der Zehen, ½ Nägel und Nagelbett, ½ Köpfchen der Metatarsale I und II. Nekrosen infolge schwerster Durchblu- tungsinsuffizienz sind meist lokalisiert ½ am lateralen Fußrand, ½ an der Ferse, ½ im Interdigitalraum oder ½ an den Streckseiten der Unterschenkel. Mit zur Entstehung der Ulzera tragen nicht selten traumatische Ereignisse bei, beispielsweise ½ Druckeinwirkung durch Schuhe, ½ unsachgemäße Pediküren oder ½ sonstige Bagatellverletzungen der Zehen, z. B. durch Barfußlaufen. hochdruck (Hypertonie), Übergewicht (Adipositas), Rauchen, zu viel Alkohol und Störungen des Fettstoffwechsels (Hyperlipidämie) bei. Verschlüsse in den Beinarterien im Ober- und Unterschenkelbereich (PAVK) können durch die damit ver- bundenen schweren Durchblutungs- störungen (Ischämien) zu rein ischä- mischen Ulzera führen, die allerdings selten sind. In etwa 50 % der Fälle ist eine Neuro - pathie an der ischämischen Ulkusent- wicklung beteiligt und wird daher als neuroischämisches Ulkus bezeichnet. Diese Mischform kann bereits bei ihrer Erkennung große Probleme aufwerfen. Denn die typischen Symptome des angiopathischen bzw. neuropathi- schen Fußes C Tabelle S. 9  überla - gern sich in diesem Fall entsprechend ihrer unterschiedlichen Genese und sind durch ausführliche Anamnese, Einfache diagnostische Maßnahmen wie die Prüfung des Vibrationsempfindens [1] und die Erhebung des Köchel-Arm-Druck- Index (KADI bzw. ABPI) bzw. Zehen-Arm- Index [2] geben erste Hinweise auf eine Neuropathie und / oder eine PAVK. Aber auch Pilzinfektionen, Rötung und Marmo- rierung der Haut sind Anzeichen für Durch- blutungsstörungen [3] . 1 3 2 10 HARTMANN WUND FORUM 1/2021 WISSEN

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