WundForum 3/2020

Acne inversa – frühe Diagnose ist wichtig Die Acne inversa (Hidradenitis suppurativa) ist eine chronisch rezidivierende, entzündliche Erkrankung der Haut, die vor allem bei jüngeren Erwachsenen vorkommt und rund ein Prozent der Bevölkerung in Deutschland betrifft. Entstehung Charakterisiert ist die Acne inversa als eine Entzündung des Follikelepithels der Talgdrüsen- und Terminalhaarfollikel. Es bilden sich zunächst Hyperkeratosen, die zu einem Verschluss des Follikelkanals führen. Wird der Druck zu stark, kommt es zu einer Ruptur (Zerreißung) des Follikels. Keratin und Bakterien gelangen in das umgebende Bindegewebe, wodurch Ent- zündungsreaktionen ausgelöst werden. In den entzündeten Hautbereichen bilden sich Knoten, Abszesse und Fisteln, die im weiteren Krank- heitsverlauf bei wiederholten Entzündungen der gleichen Körperbereiche zu Verwachsungen und Vernarbungen führen. Lokalisation Von den Entzündungen sind vorrangig behaarte Hautpartien wie Achselhöhlen und die Leisten- gegend betroffen. Häufig sind sie aber auch an Körperbereichen lokalisiert, wo die Haut anein- anderreibt wie am Gesäß, an der Innenseite der Oberschenkel oder bei Frauen unter der Brust. Ursachen Die genauen Ursachen sind noch nicht geklärt. Da es sich bei Acne inversa jedoch häufig um Raucher handelt, zählt Nikotinkonsum zu den häufigsten Ursachen. Aber auch Übergewicht, starkes Schwitzen, mechanische Hautreizung (z. B. durch eng anliegende Kleidung) und erbli- che Veranlagung scheinen eine Rolle zu spielen. Acne inversa – richtige Wundpflege entscheidend für den Therapieerfolg Therapie der Wahl bei Acne inversa ist die komplette operative Sanierung der betroffenen Haut- areale, da konservative Maßnahmen häufig nur eine kurzfristige Besserung bringen. Der Wundver- schluss der oftmals großflächigen Defekte wird überwiegend durch eine sekundäre Wundheilung angestrebt, wobei auf eine adäquate feuchte Wundbehandlung nicht verzichtet werden kann. Acne inversa wird nach Hurley in drei Stadien unterschieden: 7 Stadium 1: einzelne, abgrenz- bare Abszesse, keine Fistel- gänge und Vernarbungen 7 Stadium 2: ein oder mehrere weit auseinander liegende Abszesse mit Fistelgängen und Narbenbildung 7 Stadium 3: flächiger Befall mit Abszessen, Fistelgängen und Narbenzügen. Die einzelnen Stadien, insbeson- dere das dritte, bedeuten für den Patienten nicht nur körperliche Beschwerden, sondern auch eine starke Beeinträchtigung des psychischen Wohlbefinden und der Lebensqualität. Neben Schmerzen, Schlafstörungen und eingeschränkter Leistungsfähig- keit sind es vor allem mögliche Absonderungen von Eiter und übel riechendem Wundsekret aus Abszessen und Fisteln, die Betrof- fene oft so schwer belasten, dass sie sich aus ihrem sozialen Umfeld zurückziehen. Die Therapie der Acne inversa – abhängig vom Schweregrad – umfasst beispielsweise aus- trocknende und antiseptische Lösungen und Cremes oder auch antibiotisch wirksame Salben bzw. Antibiotika zum Einnehmen. Im fortgeschrittenem Stadium ist jedoch eine Operation zur Sanie- rung der betroffenen Hautareale die einzige effektive Behandlung und dementsprechend Therapie der Wahl. Eine Operation führt in der Regel zu großflächigen Wun- den, die meist einer sekundären Wundheilung zugeführt werden. Dabei kann auf eine feuchte Wundbehandlung nicht verzichtet werden, weil ein wundheilungs- störendes Austrocknen der groß- flächigen Wunden unbedingt vermieden werden muss. Des Weiteren wird durch die feuchte Wundbehandlung der Aufbau von Granulationsgewebe gefördert und durch adäquate hydroaktive Wundauflagen ein Verkleben mit der Wunde vermieden. Dies gewährleistet einen atraumati- schen Verbandwechsel, wodurch neuerliche Gewebeschädigungen verhindert, dem Patienten aber auch Schmerzen beim Verband- wechsel erspart werden. Diese Kasuistik beschreibt den Leidensweg und die erfolgreiche Wundheilung einer 43-jährigen Patientin. Wundbehand- lung und Ver- bandwechsel wurden durch- geführt von Siegfried Kraus, Krankenpfleger und Wundexper- te, Ökumenische Sozialstation Ro- senstein, 73540 Heubach Praxis 16 HARTMANN WundForum 3/2020

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