WundForum 3/2020

Praxis 14 HARTMANN WundForum 3/2020 Die Behandlung von Patienten mit schlecht heilenden und chro- nischen Wunden stellt nicht nur aufgrund der zunehmenden Inzi- denz eine soziale und wirtschaftli- che Herausforderung dar, ein wei- teres Problem ist der Mangel an spezialisiertem Pflegepersonal und Ärzten. Aus diesem Grund sind innovative Behandlungs- und The- rapiekonzepte erforderlich, die die komplexe Behandlungssituation dieser Patienten berücksichtigen, wie die folgende Kasuistik zeigt. Nahtdehiszenz nach Brustreduktionsplastik Eine zu große Brust kann zu er- heblichen körperlichen Beschwer- den (z. B. starke Belastung der Wirbelsäule), aber auch zu psychi- schen Problemen führen. Deshalb entschloss sich die 62-jährige Patientin zu einer Brustreduktion. Nachdem die Krankenkasse zwar die Kosten für eine Rückenschule, Von Evidenz zu Effizienz – innovative Wundbehandlung verbessert Lebensqualität Das Wundmanagement Aachen ist ein pflegerisches Wundzentrum, das die ganzheitliche Versorgung und Lebensqualität in den Mittel- punkt seiner Arbeit stellt. Die Kasuistik beschreibt, mit welch innovati- ven Methoden und Verbandstoffen dieses Ziel erreicht werden kann. geschränkt (siehe Wound-Qol), Wunden zeigten Fibrinbeläge und eine leichte mikrobielle Besiedlung mit rot fluoreszierenden Bakte- rien [Abb. 3]. Beide Brüste waren schmerzhaft hart und rot. Dies alles waren Komplikationen, die sich auch in Deutschland bei einer OP zur Brustreduktion ergeben können. Im Rahmen der Wundbehand- lung wurden einmal pro Woche ein mechanisches Débridement und eine Wundspülung mit Hyperchloridlösung sowie ein scharfes Débridement durchge- führt. Die betroffenen Bereiche wurden mit der Calciumalginat- Kompresse Sorbalgon als Primär- verband versorgt, die auch zum Tamponieren der Wundtaschen eingesetzt wurde. Als atraumatischer Sekundärver- band wurde der superabsorbie- rende Wundverband Zetuvit Plus Silicone Border appliziert [Abb. 5]. Mit diesem Wundverband konn- ten die Verbandwechsel auf nur dreimal pro Woche reduziert wer- den konnte. Zusätzlich erfolgte eine Aroma­ therapie zur Behandlung der Wundumgebung und die Auf- klärung der Patientin über Aro- matherapie-Selbstmassage und Lymphdrainage. Der Patientin wurde auch geraten, ihre Ernäh- rung im Hinblick auf die erforder- lichen Makro- und Mikronähr- stoffe zu optimieren. Die Wunden machten dann einen schnellen Heilungsfortschritt [Abb. 6 / 7]. nicht aber für die Brustreduktion übernehmen wollte, wurde die OP beidseits mit gleichzeitiger Haut- straffung auf eigenen Wunsch und aus Kostengründen außer- halb Deutschlands durchgeführt. Nach der Operation fühlte sich die Patientin zunächst gut und kehrte nach Deutschland zurück. Kurz nach ihrer Rückkehr traten jedoch Probleme auf, die Ängste und starken Stress verursachten. Die Patientin beschreibt: „Alle Wunden spannten immer mehr, waren warm und hart.“ Es kam zu dehiszierten Wunden [Abb. 1 /2], die durch eine sekundäre Wundheilung geschlossen werden sollten. Dazu wurden mit wech- selnden Wundauflagen täglich schmerzhafte Verbandwechsel durchgeführt. Schließlich stellte sich die Patientin am 19. November 2019 in unserem Wundzentrum vor: Ihre Lebensqualität war stark ein- Die Autorin: Inga Hoffmann- Tischner, Pflege- dienstleiterin beim Kölner Pflegedienst sowie Geschäfts- führerin und Inhaberin Wund- management Köln & Aachen, 52066 Aachen 1 2 3 4

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