WundForum 2/2020

Praxis 16 HARTMANN WundForum 2/2020 Wundbehandlung unter dem Kompressionsverband Die lokale Therapie des Ulcus cruris venosum stützt sich auf zwei Säulen: eine phasengerechte Wundbehandlung und den Kompressionsverband zur Beseitigung der venö- sen Stase. Folge 2 des aktuellen Praxistipps zeigt, wie beide Maßnahmen ineinandergreifen und die richtigen Materialien zum Therapieerfolg beitragen. Die Wirkung eines Kompressionsverbands ist einfach zu verstehen: Er umgibt das Bein rundum mit einem definierten Druck, dass die krankhaft erweiterten Venen eingeengt werden. Dies führt zu einer Ver- besserung der Klappenfunktion. Die Strömungsge- schwindigkeit des venösen Blutes kann sich erhöhen, der Rücktransport zum Herzen wird normalisiert. Gleichzeitig dient der Kompressionsverband der schlaffen Beinmuskulatur als ein festes Widerlager. Die Beinmuskulatur kann sich nicht mehr nach außen ausdehnen und übt stattdessen einen größeren Druck auf die Venen und das Gewebe aus. Die sog. Wadenmuskelpumpe, die ebenfalls beim Rücktrans- port des venösen Blutes zum Herzen eine wichtige Rolle spielt, kann wieder in Aktion treten und den venösen Rückstrom unterstützen. Alles zusammen ermöglicht eine aktive Entstauung durch die eigene Muskelkraft. Darüber hinaus bewirkt der Kompressionsdruck, dass auch Flüssigkeit und Stoffwechselprodukte, die sich im umliegenden Gewebe angesammelt haben, abtransportiert werden. „Versumpftes“ Gewebe wird trockengelegt, Schwellungen und Ödeme bilden sich zurück. Zudem verhindert der Druck von außen, dass erneut Wasser ins Gewebe einsickern kann. Die Gefahr, dass neue Entzündungen und Blutgerinnsel (Thromben) entstehen, wird entscheidend verringert. Wann welche Kompression? Der phlebologische Kompressionsverband (PKV) ist angezeigt bei allen akuten Venenerkrankungen wie Thrombosen, Entzündungen oder schweren Stadien der chronisch venösen Insuffizienz (CVI) mit floridem Ulcus cruris venosum, bei Zuständen nach tiefen Beinvenenthrombosen (postthrombotisches Syndrom) sowie bei Lymph- und Beinödemen ver- schiedener Genese. [1] Er kann als Dauerverband aus uneleastischen Binden (Zinkleimbinden) oder als Wechselverband mit elastischen Binden (Kurzzug- binden) angelegt werden. [1] Wenn die Ödeme abge- klungen sind, erfüllen auch sog. Mehrkomponen- ten-Kompressionssysteme, die über einen längeren Zeitraum angelegt bleiben können, die geforderten Aufgaben. Nach der Ulkusabheilung kommen üblicherweise individuell angepasste medizinische Kompressions- strümpfe (MKS) in indikationsgerechter Kompres- sionsklasse zur Erhaltungstherapie (Rezidivprophy- laxe) zur Anwendung. [1] So funktioniert die Kompression Schematische Darstellung einer insuffizienten Vene (li) und deren Einengung durch den Kompressionsverband (re). Die Einengung führt zu einer Verbesse- rung der Venenklappenfunktion, die Strömung des Blutes kann sich erhöhen. Literatur Seite 12

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