WundForum 2/2020

Praxis 17 HARTMANN WundForum 2/2020 Behandlung des Ulcus cruris venosum Die pathophysiologische Situation des Ulcus cruris venosum erfordert zu seiner Abheilung sowohl kau- sale als auch lokale Maßnahmen. Kausal sind die Hämodynamik im Beinvenensystem und die Mikrozirkulation im Wundgebiet durch die bereits beschriebenen Maßnahmen wie Kompres- sionstherapie und ggf. invasive Maßnahmen wie Operation und / oder Sklerosierung zu verbessern.  [2] Im Rahmen der Wundbehandlung sind nach Mög- lichkeit auch alle Faktoren auszuschalten, die sich allgemein wundheilungsstörend auswirken, so bei- spielsweise Infektionen, Einflüsse von Begleiterkran- kungen und Nebenwirkungen anderer Therapien oder negative psychosoziale Faktoren.  [2] Lokal besteht die Ulkustherapie in einer sachge- rechten Wundbehandlung, die sich sinnvollerweise an den einzelnen Phasen orientiert. Standard „Feuchte Wundbehandlung“ Das Ulcus cruris venosum ist eine sekundär heilende, chronische Wunde, die nach heutigem Standard „feucht“ behandelt wird. Die feuchte Wundbehand- lung ist eine sehr effiziente Methode zum Aufwei- chen und Ablösen von nekrotischem Gewebe und fibrinösen Belägen. Sie bewirkt in der Wunde ein heilungsförderndes physiologisches Mikroklima – vor allem wenn Ringerlösung mit im Spiel ist – schont heilungsfördernde Substanzen und Zellen auf der Ulkusoberfläche, begünstigt die Bildung von Gra- nulationsgewebe und Epithelzellen und wirkt stark schmerzlindernd.  [2] Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Vorteil ist, dass die feuchte Wundbehandlung dank der heute zur Verfügung stehenden hydroaktiven Wundauf- lagen auch im ambulanten Behandlungs- und Pflege- bereich mit relativ wenig Aufwand sicher und einfach durchführbar ist. Kontraindikationen beachten Vorsicht ist vor allem bei älteren Venen- und Ulkuspatien- ten mit Begleiterkrankungen wie Herz-Kreislaufkrankhei- ten oder Diabetes mellitus geboten. Der Grund hierfür: Die Kompressionstherapie wirkt nicht nur auf die Venen, sondern auch auf die Arterien und das umgebende Gewebe. Zudem kann es durch die mitunter erheblichen Ödemausschwemmungen zu Reaktionen im gesamten Kreislauf kommen, was zum einen die hohe Wirksamkeit der Kompressionstherapie belegt, zum anderen aber auch Komplikationen mit sich bringen kann. Die Problematik der Kontraindikationen der Kompres- sionstherapie wird aktuell in der Übersichtsarbeit von J. Dissemond et al. in der Fachzeitschrift Wundmanage- ment  [2] erörtert. Dabei wird auf die aktuelle, 2019 publi- zierte S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Phlebo- logie (DGP) verwiesen, die folgende Kontraindikationen aufführt: fortgeschrittene periphere arterielle Verschluss- krankheit, dekompensierte Herzinsuffizienz, septische Phlebitis und Phlegmasia coerulea dolens. Mit ABI auf der sicheren Seite Um Schaden durch eine nicht indizierte Kompres- sionstherapie vom Patienten abzuwenden, ist die Behandlung eines Unterschenkelgeschwürs (Ulcus cruris) ohne Kenntnis der Durchblutungssituation in den arteriellen Unterschenkelgefäßen nicht zu ver- antworten. Die Ermittlung des Knöchel-Arm-Index (engl. ankle-brachial-pressure-index – ABPI oder ABI) oder auch KADI (Knö- chel-Arm-Druck-Index) durch die nichtinvasive Maßnahme einer dopplersonografisch optimierten Blutdruckmessung ist deshalb unverzichtbar. Der aktuelle Praxistipp – Folge 2

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