PFLEGEDIENST 2/2023

Was die Haut alles verrät Die Haut reagiert sichtbar auf die verschiedensten schädlichen Einflüsse von außen, spiegelt aber auch durch ihre engen funktionellen Verbindungen zu den inneren Körperorganen den Gesamtzustand des Körpers wider, weshalb sie auch als „Gesundheitsspiegel des Organismus“ bezeichnet werden kann. Hautveränderungen sind nicht selten die ersten Symptome beginnender Störungen, was die Wichtigkeit einer aufmerksamen Hautbeobachtung und gewissenhaften Hautinspektion unterstreicht. Hier einige Beispiele von Hautsymptomen, die vor allem bei älteren Menschen auftreten. Bluthochdruck bewirkt oft eine auffallend rote Gesichtshaut, bei niedrigem Blutdruck ist die Haut blass. Plötzlich auftretende Blässe, verbunden mit kleinperligem, kaltem Schweiß, ist ein Anzeichen für Schock und signalisiert drohendes akutes Kreislaufversagen. Eine vermehrte Durchblutung, beispielsweise bei Fieber, Erhitzung oder Aufregung, führt zur Hautrötung, die häufig fleckenförmig ist. Bei arteriellen Durchblutungsstörungen sind die Extremitäten kalt, blass und haarlos. Venöse Abflussbehinderungen äußern sich in einer zyanotischen (bläulichen) Verfärbung der betroffenen Extremität. Ein verminderter Sauerstoffgehalt des Blutes zeigt sich ebenfalls in einer diffusen Zyanose der Haut. Sie tritt bei vielen Herz- und Lungenerkrankungen auf, aber auch bei einer Verlegung der Atemwege. Die Zyanose ist zuerst an Nägeln und Lippen erkennbar. Bei Stoffwechselerkrankungen ist es vor allem Diabetes mellitus, bei dem Hautsymptome vermehrt auftreten können. Durch die Schädigungen der Kapillargefäße und verringerter Abwehrkraft kann es zu Juckreiz ohne sichtbare Hautveränderungen, Juckreiz und Entzündungen der Mundschleimhaut, der Afterschleimhaut und an den Genitalien sowie immer wiederkehrende Hautentzündungen und Pilzinfektionen kommen. Bei einer Verschlechterung der Stoffwechsellage sind bakterielle Hautinfektionen, Hautabszesse und Furunkel nicht selten. Was geschieht, wenn die Haut altert Die Alterungsprozesse der Haut beginnen bereits Ende des dritten Lebensjahrzehntes und verändern sowohl das Aussehen der Haut als auch ihre Funktionen. Sie vollziehen sich in Abhängigkeit von inneren Vorgängen (intrinsisch) und äußeren Umweltbelastungen (extrinsisch), teils kontinuierlich und teils in Schüben. Das natürliche innere Altern ist für jedes Individuum schon vor der Geburt festgelegt und weder aufzuhalten noch zu beeinflussen. Dagegen kann vorzeitigem äußerem Altern durch eine gesunde Lebensweise und gute Hautpflege durchaus vorgebeugt werden. Intrinsische Alterungsprozesse und ihre Folgen Das intrinsische Altern der Haut mit den Qualitäts- und Funktionseinbußen der Zellen unterliegt den gleichen Alterungstheorien wie der gesamte menschliche Organismus: Die Fähigkeit der Zellen zur Teilung erschöpft sich zunehmend (Telomer-Hypothese), oder Zellen sind aus verschiedensten Gründen mit Sauerstoff und Nährstoffen unterversorgt. Dabei betreffen die Alterungsprozesse vorrangig die Funktionseinheit Epidermis und Dermis. Hautschutzbarriere wird anfällig: Leichte Beanspruchung wie wiederholtes Waschen kann bereits zur Entzündung der Haut führen. Haut-pH-Wert wird alkalisch: Der Säureschutzmantel ist schwächer und das Risiko einer Besiedelung der Haut mit potenziell pathogenen (krankmachenden) Bakterien nimmt zu. Weniger Talgproduktion: Die Haut wird sehr trocken und ist extrem angreifbar durch Wasser und Detergenzien (z. B. Duschgel, Seifen). Weniger Schweißproduktion: Das Risiko für trockene Haut wird verstärkt. Verminderte Bildung an Kollagen und extrazellulärer Matrix: Die Haut wird dünner und verliert an Elastizität. Die Bedeutung von pH-Wert und Säureschutzmantel Der Säureschutzmantel ist auf gesunder Haut ein dünner Film mit einem sauren pH-Wert von 4,5 bis 5,5. Diese Hautbarriere muss intakt sein, damit die Haut gesund bleibt. Sie schützt vor dem Eindringen von Bakterien, Viren, Pilzen und anderen Substanzen, die Hautschäden verursachen. Diese Hautbarriere intakt zu halten und zu regenerieren, wird mit zunehmendem Alter schwieriger, auch weil die Risikofaktoren zunehmen. So können Urin und Stuhl pH-Werte von 6,0 bis 8,0 verursachen und die natürliche Hautbarriere angreifen. In Folge dessen können Bakterien, Viren und Pilze leichter in diese angegriffene, neutrale bis alkalische Hautoberfläche eindringen und die Haut schädigen und zu Folgen wie Rötung, Schmerzen oder einer IAD führen. 4.0 4.5 5.0 5.5 6.0 6.5 7.0 7.5 8.0 9.0 Sauer Alkalisch Natürliche Hautbarriere Urin und Stuhl Ammoniak aus Urin Alkalische Waschmittel Verdauungsenzyme aus dem Stuhl WISSEN 8 HARTMANN PFLEGEDIENST 2 / 2023

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