PFLEGEDIENST 2/2021

Häufige Hauterkrankungen im Alter Altersjuckreiz [1] Ein nicht seltenes Hautproblem ist der Altersjuckreiz (Puritis senilis), der häu- fig durch die abnorme Trockenheit der Altershaut entstehen kann. Mit guter Pflege, besonders durch Einfetten der Haut, lässt sich der Juckreiz meist reduzieren. Kann er durch sorgfältige Pflege nicht beherrscht werden, ist das Vorliegen von Gefäß- oder Stoffwech- selerkrankungen in Betracht zu ziehen Ekzemartige Veränderungen [2] Durch Hauttrockenheit und wegen eines mangelnden Säureschutzmantels ist im Alter verstärkt mit ekzemartigen Veränderungen der Haut zu rechnen. Häufig sind mikrobielle Ekzeme, die sich als schuppende Einzelherde dar- stellen. Unter dem Krankheitsbild kön- nen sich aber auch allergisch bedingte Arzneimittelexantheme verbergen, die im Alter ebenfalls nicht selten sind. Pilzinfektionen [3] Im Alter besteht eine erhöhte Anfällig- keit für Pilzinfektionen (Dermatomyko- sen), wobei opportunistische Infekte überwiegen dürften, d. h. die Infektion ist auf Einflüsse zurückzuführen, die insgesamt die Abwehrkräfte schwä- chen, z. B. aufgeweichte Haut bei Inkontinenz, Diabetes usw. Die gleichen Faktoren spielen auch bei bakteriellen Infektionen eine Rolle. Virusinfektionen [4] Hier ist vor allem die Gürtelrose (Her- pes zoster) als alterstypische Erkran- kung mit Hauterscheinungen hervorzu- heben. Der Erkrankungsgipfel liegt im 7. Lebensjahrzehnt. Herpes zoster wird durch das Windpocken-Virus hervorge- rufen, gegen das im Alter oft nur noch eine Teilimmunität besteht, sodass es zur Infektion kommen kann. Meist tritt Herpes zoster im Bereich des Brust- korbes auf. Purpura senilis [5] Als Purpura senilis werden punktför- mige oder kleinfleckige Hautblutungen bezeichnet, die sich z. B. durch die verminderte Widerstandskraft der Kapillaren bereits bei geringen Druck- einwirkungen ergeben oder sich als Folge von Blutgerinnungsstörungen oder Gefäßwandstörungen ausbilden. Im Alter stellen Hautblutungen häufig einen Übergang zwischen Purpura und Hämatom dar. Seborrhoische Keratose [6] Diese Veränderungen kommen gehäuft bei älteren Menschen vor. Sie sind gut- artig, hautfarben bis braunschwarz gefärbt, wachsen langsam und haben eine samtartige Oberfläche. Sie sollten jedoch immer von Melanomen abge- grenzt werden, bösartigen Hauttumo- ren, die sich von Pigmentzellen ableiten. Bei Nierenerkrankungen finden sich häufig Ödeme im Bereich der Augenlider, die mitunter erst zum Erkennen der Störung führen. Die extreme Blässe nierenkranker Patienten beruht auf Blutarmut und Kreislaufschädigungen. Die Alterungsprozesse der Haut beginnen bereits Ende des dritten Lebensjahrzehntes und verändern sowohl das Aussehen der Haut als auch ihre Funktionen. Sie vollziehen sich in Abhängigkeit von inneren Vor- gängen (intrinsisch) und äußeren Umweltbelastungen (extrinsisch), teils kontinuierlich und teils in Schüben. Das natürliche innere Altern ist für jedes Individuum schon vor der Geburt festgelegt und weder aufzuhalten noch zu beeinflussen. Dagegen kann vorzeitigem äußerem Altern durch eine gesunde Lebensweise und rechtzei- tig beginnende, sinnvolle Hautpflege durchaus vorgebeugt werden. Intrinsische Alterungsprozesse Das intrinsische Altern der Haut mit den Qualitäts- und Funktionseinbu- ßen der Zellen unterliegt den gleichen Alterungstheorien wie der gesamte menschliche Organismus: Die Fähig- keit der Zellen zur Teilung erschöpft sich zunehmend (Telomer-Hypothese), oder Zellen sind aus verschiedensten Gründen mit Sauerstoff und Nährstof- fen unterversorgt. Die Alterungsprozesse betreffen vor- rangig die Funktionseinheit Epidermis und Dermis und werden zuerst an lichtexponierten Stellen wie Gesicht und Händen sichtbar. Der Schwund an Zell- und Faserelementen macht die Haut insgesamt dünner, die Erneue- rungsrate (Zellteilung der epidermalen Zellen) sinkt um 30 - 50 %, ebenso ist die Kollagensynthese beeinträchtigt. Die degenerativen Veränderungen des Hautbindegewebes führen zur Hauterschlaffung und zum Elastizi- tätsverlust. Es entstehen vermehrt Falten und Runzeln. Die Gefäßwände verlieren an Elastizität, wodurch sich Blutgefäße maximal erweitern. Sie sind als rotviolette Stränge durch die dünne Oberhaut sichtbar. Rückläufig ist auch die Schweiß- und Talgdrüsensekretion, sodass die Funktionsfähigkeit des Säureschutz- mantels eingeschränkt ist. Dadurch bedingt kommt es zu Veränderungen im Verhornungs- und Abschuppungs- prozess, was insgesamt die Barriere­ funktion beeinträchtigt: Die Verhor- nung wird immer unregelmäßiger, die Was geschieht, wenn die Haut altert Die Haut als Kontaktorgan zur Umwelt ist unser einziges Organ, das für alle sichtbar altert. Es verändert sich aber nicht nur das Erscheinungsbild der Haut, sie wird auch empfindlicher für Belastungen von innen und außen. 1 4 2 5 3 6 WISSEN 12 HARTMANN PFLEGE DIENST 2/2021

RkJQdWJsaXNoZXIy NDU5MjM=