PFLEGEDIENST 2/2021

Die Haut und ihre Selbstheilung Für das Überleben des Menschen im Falle einer Durchtrennung der Haut – sei es durch eine Verletzung oder durch eine geplant gesetzte Opera- tionswunde – ist von entscheidender Bedeutung, dass eine ansonsten gesunde Haut die Fähigkeit zur Rege- neration und Reparation besitzt, sich also selbst heilen kann. immer dann der Fall, wenn die Ver- letzung tiefe Hautschichten (Dermis, Subcutis, ggf. auch Muskelgewebe, innere Organe) mit betrifft. Die Fähigkeit der Haut zur Selbst- heilung unterliegt allerdings je nach Verletzungs- und Wundart großen Schwankungen. Dann ist es Aufgabe einer indikationsgerechten Wundbe- handlung, die Haut zu unterstützen. Regeneration bedeutet dabei, dass die verletzte Haut narbenlos abheilt, und sie ist möglich, wenn nur die oberste Hautschicht (Hornhaut oder Epidermis) geschädigt ist, z. B. bei einer Schürfwunde. Reparation hingegen heißt, dass Ersatzgewebe (Granulationsgewebe) aufgebaut werden muss, um den Hautdefekt zu schließen. Dies ist Die Haut als Schutzorgan Eine intakte Hautoberfläche schützt einerseits den Körper vor Wasserverlust und verhindert andererseits das Eindringen von schädlichen Mikroorganismen in die Haut. Diese wichtigen Aufgaben werden im Wesentlichen durch die Hornschicht, also die äußerste Zellschicht der Haut, mit ihren besonderen Fetten und dicht miteinander „verbackenen“ Hornzellen gewähr- leistet. Absolut undurchlässig ist die Haut aller- dings nicht, was mit ihren Aufgaben als Stoff- wechselorgan zu tun hat. Bestimmte Stoffe können den Körper über die Hautbarriere nach außen verlassen, andere dringen von außen in die Haut ein, so z. B. Wirkstoffe in Salben. Durch die Festigkeit und Elastizität von Epi- dermis und Dermis und die weichen Fettpolster der Subcutis bietet die Haut Schutz gegen mechanische Einwirkung und Druck sowie gegen stumpfe Traumen. Empfindlich reagiert die Haut dagegen auf eine länger anhaltende Druckbelastung, was durch die damit verbun- dene Gefäßkomprimierung und Gewebeschä- digung zu einem Dekubitus führen kann. Bis zu einem bestimmten Grad bietet die Haut auch Schutz vor den schädlichen Einflüssen ultra- violetten Lichts: Die Hornschicht wird dicker und die Pigmentbildung nimmt zu, was eine Bräunung der Haut zur Folge hat. Die Haut als Sinnesorgan Die Haut vermittelt alle von außen einwirken- den Reize, die nicht über die klassischen Sinne aufgenommen werden. Das Sinnessystem der Haut funktioniert über bestimmte Rezeptoren, die über hirnwärts leitende Nerveneinheiten mit dem Zentralnervensystem in Verbindung stehen und so die bewusste Empfindung von Reizen und deren Lokalisation ermöglichen. Beispielsweise stellen die Meissner’schen Tastkörperchen in den Papillen Tastorgane für feinste Druckempfindungen dar. In der Nähe der Tastkörperchen liegen die sog. Krause-End- kolben für Kälteempfindungen. Die Ruffini- Körperchen als Wärmerezeptoren befinden sich etwas tiefer in der Lederhaut. Freie Ner- venzellen nahe der Hautoberfläche vermitteln Schmerzempfindungen. Insgesamt liefert das Sinnessystem der Haut Informationen von großem Realitätswert, ohne die der Entwicklungsprozess des Menschen nicht stattfinden kann. Insbesondere stellt der Hautkontakt bei allen Arten menschlicher Beziehungen einen wesentlichen Schlüsselreiz zur Übermittlung angenehmer und unangeneh- mer Gefühle dar, wobei die ausgelösten körper- lichen und seelischen Reaktionen zu sichtbaren Hauterscheinungen wie Erröten, Blasswerden oder Gänsehaut führen können. Die Haut als Stoffwechselorgan In dieser Funktion ist die Haut entscheidend an der Wärmeregulation beteiligt und trägt damit zur Aufrechterhaltung der lebensnotwendigen Körperkerntemperatur von 37 °C bei. Entspre - chend den äußeren Temperaturverhältnissen wird über Erweiterung oder Verengung der Blut- gefäße vermehrt oder vermindert Körperwärme abgestrahlt. Zusätzlich kann dem Körper durch Verdunsten von Schweiß Wärme entzogen werden, wozu die Haut über etwa 2,5 Millionen Schweißdrüsen verfügt. Durch ihre Fähigkeit zur Schweißbildung und Wasserabgabe nach außen unterstützt die Haut auch die Tätigkeit der Nieren. Die tägliche Wasserabgabemenge durch unmerkliches Schwitzen beträgt etwa einen halben Liter. Sie kann bei deutlichem Schwitzen auf ca. zwei Liter ansteigen. Bei extremem Schwitzen kann der Wasser- und Mineralstoffverlust lebensbedrohliche Formen annehmen. Hautveränderungen sind die ersten Symptome beginnender schwerwiegender Stö- rungen. C S. 11-12 WISSEN 10 HARTMANN PFLEGE DIENST 2/2021

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