PFLEGEDIENST 1/2021

„Viele Dekubitalulzera heilen erst nach Monaten oder Jahren ab. Daher bedeuten Dekubitalulzera für den Patienten eine schwere Bürde: monate- lange Immobilisation, Schmerzen, Sepsisgefahr und eine Reihe weiterer Komplikationen, die zu schweren physischen und psychischen Belas- tungen führen. Und was oft vergessen wird, auch die Pflegenden verspüren Frustration, wenn in ihrer Institution ein klares Dekubituskonzept und die notwendigen Ressourcen zu dessen Durch- führung fehlen“, beschreibt Prof. Dr. med. Walter O. Seiler, Emeritus Medical Consultant Universi- tätsspital Basel, der durch seine grundlegenden klinischen Forschungsarbeiten zum Thema Dekubitus bekannt ist, die Situation. Die Ausheilung eines Dekubitus zieht sich oft über viele Monate hin und stellt insbesondere bei alten Menschen eine Herausforderung dar, die nicht selten ungelöst bleibt. Dies mag nicht zuletzt daran liegen, dass es sehr schwierig ist, die Komplexität der Dekubitusentstehung und der chronischen Wundheilung in einfach nach- vollziehbare, standardisierte Therapiekonzepte umzusetzen. Vielmehr sind Medizin und Pflege gefordert, für jeden Patienten individuell ein Kon- zept zu entwickeln, das dessen Krankheits- und Lebensumstände bestmöglich berücksichtigt. Hilfreich kann hierbei sein, sich an pathophy- siologisch belegten Therapiegrundsätzen wie das „Basler Konzept“, basierend auf Arbeiten von Wal- ter O. Seiler, zu orientieren. Es kann ähnlich wie eine Checkliste benutzt werden und stellt sicher, dass so leicht nichts übersehen und konsequent vorgegangen wird. Die Therapiegrundsätze haben sich in der klinischen Praxis bewährt und sind eine zuverlässige Orientierungshilfe in der ambulanten und stationären Pflege: ½ komplette Druckentlastung ½ Débridement von Nekrosen ½ Behandlung der Lokalinfektion (ggf. von Osteomyelitis und Sepsis) ½ permanente Feuchttherapie zur Wundbehandlung ½ Möglichkeiten der plastischen Chirurgie eruieren und ggf. anwenden ½ Diagnostik von lokalen und allgemeinen Störfaktoren der Wundheilung ½ optimalen Ernährungsstatus anstreben 8 HARTMANN PFLEGE DIENST 1/2021 WISSEN Mit einem Dekubitus beginnt für den betroffenen Menschen meist ein Leidensweg, der nicht selten durch eine inadäquate Wundbehandlung verstärkt wird. Ein Dekubitus ist aber nicht „irgendeine Wunde“. Er stellt eine schwere Erkrankung dar, die nur durch ein konsequent durchgeführtes Therapiekonzept beherrscht werden kann. Pflegerisiko Dekubitus Haut unter Druck

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