PflegeDienst 1/2020

Erhalt der Muskelkraft aber spielt eine ausgewogene, eiweißreiche Ernährung eine große Rolle, wes- halb Mangelernährung unbedingt vermieden werden muss. Mangel- ernährung (Malnutrition) ist ein schleichender Prozess mit Sympto- men, die oft als „Altersschwäche“ abgetan werden. Die Symptome sind dann von den Auswirkungen der Instabilität und zunehmender Immobilität schwer zu unterschei- den. Als ein eindeutiges, frühes Alarmsignal gilt jedoch: Wer im Alter über einen seit Wochen bestehenden schlechten Appetit und über eine Abneigung gegen Fleisch klagt, stürzt mit Sicherheit in die Malnutrition ab. Unter- schreitet bei Malnutrition die täg- liche Kalorienaufnahme die kriti- sche Grenze von 1.000 kcal, wer- den dem Organismus nicht mehr alle Nährstoffe (Kohlenhydrate, Proteine, Fette, Vitamine, Mineral- stoffe, Spurenelemente, Wasser) in genügender Menge zugeführt. Der Körper muss dann die fehlen- den Nährstoffe aus der Reserve beziehen, d. h. aus den Nährstoff- depots, die sich hauptsächlich in Muskeln, Leber und Knochen befinden. Dabei können pro Tag bis zu einem Prozent Muskel- masse (ca. 100 g) abgebaut wer- den. Die Muskulatur wird allmäh- lich immer schwächer. Die Folgen sind Instabilität und ein erhöhtes Sturzrisiko. Die Anpassung der Ernährung zur Umstimmung des katabolen Stoffwechsels erfolgt durch den Arzt. Sinnvolle Maßnahmen, die zum Erhalt der Mobilität beitragen Stolperfallen eliminieren Die Umgebung ist an die Erfordernisse des gangunsi- cheren Menschen anzupassen. Gefahrenquellen sind z. B. rutschende Teppiche, Teppich- kanten, zu hohe Türschwellen, Telefonkabel, glatte Treppen usw. Sicherer wird das Wohn- umfeld durch genügend Hal- tevorrichtungen, rutschfeste Beläge auf glatten Flächen, Toilettensitzerhöhungen oder Badewanneneinstiegshilfen. Für sicheres Schuhwerk sorgen Laut Experten steht man am sichersten in knöchelumfassen- den Schuhen mit dünner harter Sohle. Damit hat man den bes- ten Bodenkontakt und der ältere Mensch kann trotz eventueller Defizite in seiner Körperwahr- nehmung die eigene Position und Fußstellung einigermaßen wahrnehmen. Dicke, weiche Sohlen untergraben die Balance des sturzgefährdeten Menschen. Weg zur Toilette sichern Nach Angaben des AOK-Bun- desverbandes passieren 40-50% der Sturzereignisse beim Auf- stehen und 30% in der Nacht auf dem Weg zur Toilette. Deshalb ist sowohl im statio- nären wie auch im häuslichen Bereich sicherzustellen, dass das (Pflege-) Bett auf eine Höhe gestellt wird, die ein selbst- ständiges sicheres Ein- und Aus- steigen des (gang) unsicheren Menschen ermöglicht. Sehvermögen überprüfen Ein sicherer Gang setzt gutes Sehen voraus, weil das Sehver- mögen ein äußerst wichtiger Informationskanal für die Kont- rolle der eigenen Körperhaltung ist. Ein eingeschränktes Sehver- mögen kann auch dazu führen, dass Hindernisse oder Sturz- gefahren wie z. B. glatte bzw. nasse Oberflächen nicht ausrei- chend wahrgenommen werden. Die Sehkraft sollte deshalb regel- mäßig überprüft werden. Beleuchtung optimieren Bewegungsmelder, die beim nächtlichen Gang zur Toilette automatisch das Licht einschal- ten, ersparen das mühsame und oftmals riskante Tasten nach dem Lichtschalter, weil hier all- zuleicht die Balance verloren geht. Im Fachhandel werden verschiedenste Modelle an Bewegungsmeldern / Nachtlich- tern angeboten, auch mit Batte- riebetrieb, sodass keine aufwen- dige Installation notwendig ist. Auswirkungen von Medikamenten beachten Eindeutig beschrieben ist auch der Zusammenhang zwischen der Einnahme und den Aus- wirkungen von Medikamenten und einem erhöhten Sturzrisiko. Zu nennen sind hier vor allem Psychopharmaka, Sedativa, Antiarrhytmika und Diuretika. Zu beachten sind auch Neben- wirkungen wie Schwindel, Koor- dinationsstörungen, Müdigkeit oder Muskelschwäche. Hausnotruf einrichten Wenn allein lebende alte Men- schen zuhause stürzen, ist es nicht auszuschließen, dass sie stundenlang unversorgt in der Wohnung liegen. Um dies zu verhindern, empfiehlt sich ein Hausnotrufsystem, das am Kör- per getragen wird und nicht nur in der Nachttischschublade liegt. Verschiedene Institutionen wie z. B. DRK, Johanniter oder Pfle- gedienste beraten bei der Wahl des passenden Systems. Fahrtüchtigkeit überprüfen Im Alter mobil zu bleiben, ist der Wunsch vieler Menschen. Insbe- sondere für gehbehinderte bzw. gangunsichere Menschen spielt das eigene Auto dabei eine große Rolle, denn es hilft, die Selbstständigkeit und die Ein- bindung in das soziale Netzwerk aufrechtzuerhalten. Um aber Gefährdungen für sich selbst und andere zu vermeiden, sollte die Fahrtüchtigkeit öfters (selbst) kritisch überprüft werden. Schwerpunkt 7 HARTMANN PflegeDienst 1/2020

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