PflegeDienst 1/2020

sog. säurelabilen Medikamenten bei verminderter Säureproduk- tion des Magens herabgesetzt. Da mit dem Alter generell die Peristaltik (Bewegungen, die dem Weitertransport des Magen- Darm-Inhaltes dienen) des Gastro- intestinaltraktes abnimmt, ist auch die Resorptionsgeschwindigkeit beeinflusst. Des Weiteren ist u. a. mit einer verzögerten Magenent- leerung und einer verminderten aktiven Transportkapazität der Darmschleimhaut zu rechnen. Probleme bei der Verteilung Einen bedeutenden Faktor für die Wirkung von Medikamenten im Alter stellt die veränderte Verteilung des Flüssigkeits- und Fettanteils des Körpers dar. Das Gesamtkörperwasser nimmt bis zum 80. Lebensjahr um bis zu 20 % erheblich ab, der relative Fettanteil erhöht sich. Er nimmt bei Männern von 18 auf 36 % zu, bei Frauen von 33 auf 45 %. Das hat Konsequenzen: Für wasserlösliche (hydrophile) Medi- kamente verringert sich die zur Verfügung stehende Menge an Körperwasser, das Verteilungsvo- lumen ist reduziert. Dementspre- chend werden im Alter höhere Plasmakonzentrationen erreicht, als dies bei jüngeren Patienten bei gleicher Dosis der Fall wäre. Umgekehrt vergrößert sich durch die Zunahme des Fett- anteils am Körpergewicht das Verteilungsvolumen für fettlös- liche (lipophile) medikamentöse Substanzen. Ebenso besteht ein größeres Risiko für eine Kumu- lation, also die Anhäufung eines Wirkstoffes im Organismus mit der Gefahr, dass der Wirkstoff bei wiederholter Dosis toxisch wirkt. Probleme bei der Ausscheidung Medikamente werden entweder über die Leber (hepatisch) oder die Nieren (renal) ausgeschieden. Die altersabhängigen Funktions- einbußen der Leber haben zur Folge, dass die hepatische Clea- rance („Klärwert“ für die Entfer- nung bestimmter Substanzen als spezifische Leistung eines Stoff- wechsel- bzw. Ausscheidungs- organs) zumindest für bestimmte Substanzen wie z. B. Diazepam oder Chlordiazepoxid mit höhe- rem Alter abnimmt. Ähnlich ist die Lage bei der renalen Clearance. Die glome- ruläre Filtrationsrate der Nieren nimmt zwischen dem 20. und 90. Lebensjahr insgesamt um etwa 35 % ab, sodass Medikamente, die vorwiegend oder vollständig durch renale Filtration eliminiert werden, eine mit dem Alter abnehmende Clearance haben. Zur Aufrechterhaltung einer suf- fizienten renalen Elimination ist außerdem eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr erforderlich, die gerade bei multimorbiden älteren Patienten oft nicht gewährleistet ist. Unterbleibt jedoch eine aus- reichende Flüssigkeitszufuhr, kann der geriatrische Patient ein präre- nales Nierenversagen entwickeln oder es kann zu zunehmender Verwirrtheit oder einer stationär behandlungsbedürftigen Exsik- kose kommen. Die 6R-Regel für eine sichere Medikamentengabe Medikationsplan Seite 1 von1 für: ausgedruckt von: PraxisDr.MichaelMüller Schloßstr. 22, 10555Berlin Tel: 03 0-1234567 E-Mail: dr.mueller@kbv-net.d e geb.am: 24.03.1940 ausgedruckt: 01.07.2018 12:00 JürgenWernersen FürVollständigkeit undAktualität desMedikationsplanswird keineGewähr übernommen. de-DEVersion 2.5 "Medikationsplan-Factory" ihrEDV-Partner Wirkstoff Handelsname Stärke Form mor- gens Einheit Hinweise Grund mit- tags abends zur Nacht Metoprolol succinat METOPROLOLSUCCINA T 1A95MG 95mgRetTabl Stück Herz/Blutdruck 1 0 0 0 Ramipril RAMIPRILRATIOPHARM 5MG 5mgTabl Stück Blutdruck 1 0 0 0 Insulin aspart NOVORAPIDPENFILL ZYLINAMP 100E/mlAmp IE Diabetes 20 0 20 0 Wechseln der Injektionsstellen, unmittelbar vor einerMahlzeit spritzen Simvastatin SIMVAARISTO 40MG 40mgTabl Stück Blutfette 0 0 1 0 zu besonderen Zeiten anzuwendendeMedikamente Fentanyl FENTANYLABZ75UG/H 0,075mg/h Pflast Stück Schmerzen alle dreiTage 1 aufwechselndeStellen aufkleben Selbstmedikation Johanniskraut- Trockenextrakt LAIF 900BALANCE 900mgTabl Stück Stimmung 1 0 0 0 Richtiger Patient und Richtiges Medikament: Das richtige Medikament wird vom Arzt verordnet. Seit 2016 haben Patienten dabei Anspruch auf einen „Medikations- plan“, der möglichst sämtliche verschreibungspflichtige Arzneimittel enthalten soll, die der Patient einnimmt. Die für den Patienten richtige Darreichungs- / Applikationsform sollte bereits bei der Verordnung berücksichtigt werden. Richtige Dosierung: Mit der Verordnung des Medika- mentes gibt der Arzt auch die richtige Dosierung an, d. h. die einzunehmende Menge ist genau vorgeschrieben. Sie darf auf keinen Fall eigenmächtig – weder vom Patien- ten selbst noch von Pflegenden – verändert, also weder erhöht noch vermindert werden. Bei Zweifel an der ange- gebenen Dosierung ist der Arzt zu befragen. Richtiger Zeitpunkt: Die meisten Medikamente müssen zu einem bestimmten Zeitpunkt eingenommen werden, denn ihre Wirksamkeit kann davon abhängen, ob es z. B. vor, während oder nach einer Mahlzeit eingenommen werden muss. Wird ein Medikament etwa 20 Minuten nach Einnahme erbrochen, ist davon auszugehen, dass es nicht zur Wirkung gekommen ist. Richtige Darreichungsform: Medikamente werden in unterschiedlichen Arzneiformen wie Tabletten, Dragees, Tropfen, Säfte, Salben oder Sprays bereitgestellt, was auch Auswirkungen auf die Verabreichung hat. Bei der Darreichungsform sollte zuallererst auf die Gegebenheiten des alten Patienten Rücksicht genommen werden. Tablet- ten / Kapseln dürfen nicht im Liegen geschluckt werden! Richtige Dokumentation: Es ist erforderlich, den Patienten aufmerksam zu beobachten, wie er auf die ver- abreichten Medikamente reagiert, ob sich beispielsweise Schmerzen lindern oder unerwünschte Wirkungen wie etwa Übelkeit auftreten. Außerdem sind Medikamenten- verabreichungen und beobachtete Reaktionen sorgfältig zu dokumentieren. Medizin & Pflege 13 HARTMANN PflegeDienst 1/2020

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