PflegeDienst 3/2019

Verbandwechsel zuhause: Hygiene muss sein! Es ist ein großer Irrtum zu glauben, dass sich im häuslichen Bereich keine gefährlichen Bakterien finden. Deshalb muss ein Verbandwechsel auch zu Hause immer unter aseptischen Bedingungen erfolgen, um bedrohliche Wundinfektionen zu vermeiden. In einer repräsentativen Studie des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP), für die 400 Leitungs- kräfte ambulanter Dienste befragt wurden, zeigte sich, dass anscheinend alle an der häuslichen Pflege beteiligten Gruppen in Sachen Hygiene mehr oder weniger große Probleme haben. Dabei ist aus Sicht der ambulanten Pflegedienste fehlendes Wissen von pflegenden Angehörigen ein zentrales Problem. Drei Viertel der befragten Pflegedienstleitungen (76%) gaben an, dass dies die Umsetzung der fachlichen und gesetzlichen Hygienestandards bedeutend erschwere. Doch die ambulanten Pflegedienste sehen auch bei sich selbst Probleme, hygienische Standards wie die Händedesinfektion vor und nach Pflegehandlungen einzuhalten. Laut Umfrage liegt dies in den meis- ten Fällen daran, dass die Mitarbeiter zu wenig Zeit haben (38%) oder generell zu wenig sorgfältig sind. Als weitere Belastung nannten die Befragten, nicht genügend Personal zur Verfügung zu haben (22%) sowie Wissensdefizite bei Mitarbeitern (11%). Als die drei Hygienethemen mit dem dringendsten Infor- mationsbedarf gaben die Befragten an: Umgang mit Pflegebedürftigen mit Problemkeimen (27%), Hände- desinfektion (20%) und Wundversorgung (16%). Höchst interessant bzw. alarmierend sind auch die Befragungsergebnisse zum Thema multiresistente Erreger, die insbesondere schwer erkrankten Pflege- bedürftigen gefährlich werden können. Über die Hälfte aller ambulanten Pflegedienste in Deutschland (57%) haben 2016 Menschen versorgt, bei denen dokumentiert war, dass sie mit einem solchen Prob- lemerreger besiedelt waren. Strukturierte Information zu den erforderlichen Hygienemaßnahmen beim häuslichen Verbandwech- sel ist also angebracht. Nachfolgend werden drei grundsätzliche Hygieneregeln aufgezeigt, die dabei helfen, das Infektionsrisiko zu senken. Durch Hygiene Wundinfektionen vermeiden Die Infektion der Wunde ist die folgenschwerste Störung der Wundheilung. Sie wird durch die ver- schiedensten Mikroorganismen verursacht, die in die Wunde eindringen, sich dort vermehren und dabei schädigende Giftstoffe erzeugen. Das Infektions- geschehen ist zumeist örtlich begrenzt und führt durch Gewebszerstörungen mit Nekrosenbildung zu unterschiedlich schweren Wundheilungsstörungen. Jede lokal begrenzte Infektion kann sich aber auch über die Blut- und Lymphbahnen bis hin zu einer akut lebensbedrohlichen Sepsis (Blutvergiftung) ausweiten. Das Infektionsrisiko, das der Einzelne trägt, ist unterschiedlich hoch. So sind ältere Wundpatienten durch die häufig vorliegende Multimorbidität und den schlechten Immunstatus mit Abwehrschwäche besonders infektionsgefährdet. Auch die Wundursa- che spielt im Hinblick auf die Infektionsgefährdung eine große Rolle. Beispielsweise tragen Patienten mit arteriellen und diabetischen Ulzera sowie Dekubitus ein extrem hohes Infektionsrisiko. Unheil droht aber auch durch das verstärkte Auftreten antibiotikaresis- tenter Keime, die bei offenen Wunden zu lebensge- fährlichen Infektionen führen können. Diese kurze Darstellung der Infektionsrisiken beim Verbandwechsel macht deutlich, wie wichtig das hygienische, aseptische Arbeiten beim Verbandwech- sel ist. Dabei ist es weder schwierig noch zeitintensiv, die grundlegenden Hygieneregeln einzuhalten: 7 Regel Nr. 1: Niemals die Wunde mit bloßen Händen berühren. 7 Regel Nr. 2: Hygienische Händedesinfektion durchführen. 7 Regel Nr. 3: Hygienisches Umfeld schaffen. Bei der Durchführung des Verbandwechsels sind allerdings Disziplin und Gewissenhaftigkeit erforder- lich. Denn nur so lassen sich Risiken vermeiden. Medizin & Pflege 16 HARTMANN PflegeDienst 3/2019

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