DESINFACTS | Ausgabe 1/2023

Erhöhte HHC zu Pandemiebeginn nicht überall gleichermaßen erkenntlich Für Beschäftigte im Gesundheitssektor gehört Händehygiene seit Urzeiten zum beruflichen Alltag und ist den meisten in Fleisch und Blut übergegangen. Dennoch werden regelmäßige Schulungen und Interventionen benötigt, um die HHC langfristig aufrechtzuerhalten. Studien vom Beginn der COVID-19-Pandemie zeigen recht uneinheitliche Ergebnisse, was die tatsächliche HHC in Gesundheitseinrichtungen angeht [2-8]. So ergab eine Untersuchung aus Frankreich, dass HHC und Verbrauch von Hände-Desinfektionsmittel (HDM) auf der Allgemeinstation in der ersten Pandemiewelle schnell anstiegen, während diese auf der Intensivstation relativ stabil blieben [2]. Allerdings lag die HHC in der zweiten Pandemiewelle nur noch geringfügig über dem präpandemischen Niveau [2]. Im Gegensatz dazu nahm der HDM-Verbrauch in einer polnischen Studie in allen eingeschlossenen Abteilungen im Zeitraum März/April 2020 zu, wobei die höchsten Zunahmen um 800 % bzw. 950 % in der Chirurgie und der Kinderklinik beobachtet wurden und die niedrigste (211 % Anstieg) auf der Intensivstation [3]. Gegenteiliges wurde interessanterweise in zwei dänischen Untersuchungen beobachtet: Hier sank die HHC währen der frühen Pandemiezeit sogar geringfügig [4, 5], wobei dies in einer der Studien darauf zurückgeführt wurde, dass regelmäßige Feedback-Sitzungen 2019 eingestellt wurden [5]. Ähnliche Ergebnisse wurden aus Brasilien berichtet, wo die HHC auf einer Intensivstation bereits seit 2017 langsam und kontinuierlich abnahm, die Abnahme zwischen Januar und Dezember 2020 aber jedoch immerhin etwas verlangsamt wurde [6]. 16 PRAXIS Handschuhverbrauch, Hautirritationen und Gewöhnungseffekte Abnahme der Händehygiene-Compliance im Verlauf der COVID-19-Pandemie Am 11. März 2020 erklärte die Weltgesundheitsorganisation WHO das Ausbruchsgeschehen durch den damals so gut wie unbekannten Erreger SARS-CoV-2 zur globalen Pandemie [1]. Auch drei Jahre später erinnern sich die meisten vermutlich noch allzu gut an die weltweiten Reaktionen darauf, die mit der Wahrnehmung eines stark erhöhten Bewusstseins für Hygienemaßnahmen einhergingen. Derartige Effekte, die unter anderem die Händehygiene-Compliance (HHC) betreffen, sind bereits von früheren Epidemien und Pandemien bekannt. Allerdings ist ebenso klar, dass sie nicht anhaltend sind und mit der Zeit wieder abebben. Doch wie hat sich die HHC im Gesundheitssektor tatsächlich im Pandemieverlauf entwickelt und welche Effekte könnten dabei eine Rolle gespielt haben?

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