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Inkontinenz-assoziierte Dermatitis: Prävention ist die beste Strategie

Kompetente Referenten befassten sich bei einem Workshop auf dem Deutschen Pflegetag mit dem Thema IAD und beleuchteten es sowohl aus Sicht der Wissenschaft als auch der Praxis.

Wenn vor Jahren Patienten über gerötete Haut und Juckreiz oder Schmerzen klagten, kam schnell der Begriff Windeldermatitis ins Gespräch – jedoch ohne genaueren wissenschaftlichen Hintergrund. Zwischenzeitlich wurde diese Langzeitkomplikation der Inkontinenz untersucht. Welche Risikofaktoren bestehen für die Ausbildung einer solchen Inkontinenz-assoziierten Dermatitis (IAD)? Welche Hautreaktionen sind zu erwarten? Und nicht zuletzt: Welche präventiven Maßnahmen können schützen? Antworten auf diese Fragen stellten Dermatologe Prof. Dr. med. Hans Smola, Inkontinenz-Expertin Elke Kuno und Gesundheits- und Krankenpflegerin sowie HARTMANN-Fachberaterin Manuela Müller auf einem von der PAUL HARTMANN AG initiierten Seminar auf dem Deutschen Pflegetag 2017 in Berlin vor.

„Am einfachsten lässt sich die Definition einer IAD damit erläutern, dass es sich um Erytheme handelt, die auf den Windelbereich begrenzt sind – wodurch auch der früher gebräuchliche Ausdruck „Windeldermatitis“ erklärt ist“, begann Prof. Smola, Dermatologe und Medizinischer Leiter des Med Science bei der PAUL HARTMANN AG. „Da es sich um Gefäßerweiterungen handelt, lassen sie sich wegdrücken.“ Daraus können sich oberflächliche Defekte entwickeln, die als nässende Erosionen zu erkennen sind. Die juckende, manchmal auch schmerzende Hautveränderung heilt als schuppende Dermatose ab.

„Die Pathophysiologie einer IAD zeigt eine Fokussierung auf die epidermale Barriere in Verbindung mit Bakterien und pflegerischen Maßnahmen“, führte Smola weiter aus. „Eine sich im Gleichgewicht befindliche epidermale Barriere ist dank des Zusammenhalts von Zellen und Lipiden sehr stabil und undurchdringlich für Wasser oder Staub.“ Durch die Nahrung werden ursprünglich flüssige Lipide aufgenommen. Diese beginnen – erst innerhalb der Zellen, dann auch außerhalb – Strukturen auszubilden, bis die Lamellar Membrance entsteht – eine Art Zement zwischen den Zellen. Ist dieser biochemische Weg nicht im Gleichgewicht, sind Barrierefunktionsstörungen die Folge. „Gerade die Prozesse, die außerhalb der Zelle vonstattengehen, sind empfindlich für pH-Wert-Veränderungen“, so Smola. „Das ist wichtig, damit die Abschilferung der Hautzellen kontrolliert erfolgen kann.“ Innerhalb des Körpers liegt der pH-Wert bei 7,4, der den Zusammenhalt der Zellen und Lipide triggert. Auf der Hautoberfläche hingegen sinkt der pH-Wert auf 4,5-5,5 ab und aktiviert so bestimmte Proteasen, die dann die etablierten Verbindungen angreifen. „Ändern Sie den pH-Wert durch unsachgemäße Hautpflege, kann die Abschilferung nicht mehr erfolgen. Risse, Entzündungen, Hautrötungen und Juckreiz sind die Folge“, verdeutlichte Smola.

Prof. Dr. Hans Smola
Prof. Dr. Hans Smola

Risikofaktoren erkennen, gezielt pflegen

Elke Kuno
Elke Kuno

„Stuhlinkontinenz, gemischte Stuhl- und Harninkontinenz und vor allem flüssiger Stuhl sind die größten Risikofaktoren, eine IAD auszubilden“, erläuterte daraufhin Inkontinenz-Expertin Elke Kuno. Kuno ist unter anderem Mitglied im Expertenrat der Deutschen Kontinenzgesellschaft und am Agaplesion Bethanien Krankenhaus in Heidelberg als Referentin tätig. „Dabei spielen neben der Frequenz vor allem die dann vorhandene Feuchtigkeit, Ammoniak und die Stuhlenzyme eine entscheidende Rolle“, so die Referentin. Ein höheres Lebensalter mit einhergehender eingeschränkter Mobilität oder Sensorik ist darüber hinaus als weiterer Risikofaktor anzusehen. Aber auch der stetige Kontakt mit Wasser und Seife sowie häufige Reibung oder der Einsatz okkludierender Hilfsmittel können die Gefahr einer IAD erhöhen. „Die Pflege leistet einen entscheidenden Beitrag dazu, einer IAD vorzubeugen“, so Kuno weiter. „Dazu gehört neben dem Erfassen der Kontinenzsituation und der Ermittlung des IAD-Risikos auch die Förderung der Kontinenz“. Die gezielte Auswahl angemessener Maßnahmen zur Reinigung der Haut, deren Schutz und Pflege, sowie der individuell passenden Hilfsmittel können das IAD-Risiko weiter reduzieren.

IAD: Prävention besser als Therapie

„Die beste Strategie im IAD-Management ist immer die Prävention“, war sich auch die Gesundheits- und Krankenpflegerin und HARTMANN-Fachberaterin Manuela Müller sicher. Dazu gehören neben einer behutsamen und schonenden Reinigung der Haut, eine optimale Hautpflege sowie ein guter Hautschutz. „Hochwertige Hautschutzprodukte erhalten die natürliche Barrierefunktion der Haut, führen wichtige Nähstoffe zu und beeinträchtigen dennoch nicht die Saugleistung der Hilfsmittel“, erklärte Müller weiter. „Es kommt durchaus vor, dass Inkontinenzprodukte den Urin nicht aufnehmen können, da ihre Oberfläche, beispielsweise durch die Verwendung von Melkfett, regelrecht abgedichtet wurde. So etwas sollte nicht passieren.“ Daher ist es wichtig, dass die verwendeten Produkte aufeinander abgestimmt sind und sich in ihrer Wirksamkeit nicht einschränkten, wie zum Beispiel MoliCare Skin und die Inkontinenzprodukte MoliCare.

Manuela Müller
Manuela Müller