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Bei HARTMANN

„Buen Vivir”: ein Konzept, das meine Sicht der Dinge verändert hat

„Ich habe in Bolivien so viel gelernt, dass ich zu einer ganz neuen Ebene der Selbsterkenntnis gelangt bin“, sagt Fernando. Hier teilt er seine Erfahrungen über seine Zeit in Bolivien.

Ich werde den Tag nie vergessen, an dem ich zur Arbeit kam und von der Partnerschaft zwischen HARTMANN und CARE erfuhr. Dies war der Beginn eines ganz neuen Kapitels in meinem Leben.

Mach dich bereit!

Fernando Sepulveda in Bolivien
Ich muss zugeben, dass mir die Organisation CARE bis zu diesem Tag völlig unbekannt war. Schnell fand ich heraus, dass es sich bei CARE um die wohl aktivste Nichtregierungsorganisation (NGO) weltweit handelt. Daneben erfuhr ich, dass der Hauptzweck dieser Partnerschaft die Verbesserung der medizinischen Versorgung in Entwicklungsländern sein sollte. Dadurch bot sich uns die einmalige Gelegenheit, ehrenamtlich zu helfen. Meine Entscheidung, mich für die Mission zu bewerben, war in weniger als einer Minute gefällt. Einige Wochen später erhielt ich die Nachricht, dass ich nach Bolivien gehen würde. Ich konnte diese unglaubliche Gelegenheit kaum fassen.
Ich beschäftigte mich mit dem Land, seiner Kultur und den Herausforderungen im Gesundheitswesen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterstrich, dass es in Bolivien trotz der guten Fortschritte bei den gesundheitsrelevanten Millenniumsentwicklungszielen immer noch viel zu tun gebe. Die Lebenserwartung von 68 Jahren liegt noch immer acht Jahre unter dem Durchschnitt für die Region. Allerdings war es die Erwartung von nur 59 gesunden Lebensjahren, die mich wirklich zur Teilnahme motivierte.

Daneben hatte ich weitere Aufgaben zu erledigen: Mein Chef wollte, dass ich abnahm. Er sorgte sich, wie mir der Höhenunterschied in Bolivien bekommen würde. Wenn ich ganz ehrlich mit mir war, wusste ich natürlich, dass ich mehr Sport treiben sollte. Dies war dann lediglich der Anstoß, den ich benötigt hatte. Und um mich richtig anzuspornen, versprach mein Chef, für jedes Kilo, das ich verlor, 1.000 Dollar für einen guten Zweck zu spenden. Ich nahm die Herausforderung an und nahm 12 Kilo ab. Der Zuspruch der Social-Media-Fans und -Follower von HARTMANN war unglaublich und eine große Unterstützung.

"Buen vivir": ein Lebenskonzept

Und dann ging es los. Nach zwei Tagen und drei Flügen begaben wir uns endlich auf die lange Fahrt nach Tarwachapi. Die Fahrt schien ewig zu dauern. Schließlich trafen wir in der Stadt Sacaca, hoch in der Altiplano-Hochebene, ein. Die Höhe machte mir in der Tat schwer zu schaffen, aber nach einer ruhigen Nacht ließen die Kopfschmerzen nach.

Fernando (rechts) mit seinen HARTMANN-Kollegen Raluca und Tanya (von links) und einem traditionellen Heiler.
Am nächsten Tag besuchten wird das örtliche Krankenhaus. Und es wurde sofort deutlich, wie schwierig die Situation in Bolivien ist. Es gab nur eine ganz grundlegende Infrastruktur und minimale Ausrüstung. Mit anderen Worten: Das Krankenhaus war schlecht ausgestattet. Aber die Atmosphäre war unglaublich: Die medizinischen Fachkräfte empfingen uns feierlich, und dies half uns zu verstehen, welche Bedeutung und Wertschätzung die Arbeit von CARE in Bolivien genießt und welche wichtige Rolle die Gemeinschaft spielt.

Hier kommt das südamerikanische Konzept des „Buen Vivir” ins Spiel. Es ist bezeichnend für eine Kultur, in der die Gemeinschaft vor dem Individuum kommt. „Buen Vivir” kann man nicht eindeutig erklärer, aber „kollektives Wohlergehen” kommt einer Erklärung wahrscheinlich recht nahe. Vor allem stellt es die Gemeinschaft in den Mittelpunkt, ist ökologisch ausgewogen und respektvoll gegenüber kulturellen Gegebenheiten.

Es prägt ganz eindeutig die sozialen Reformen auf dem gesamten südamerikanischen Kontinent, indem es sich auf die alten Konzepte des „sumak kawsay” auf Quechua und „suma qaman” auf Aymara bezieht, die zwei am häufigsten gesprochenen indigenen Sprachen in der Andenregion von Ecuador, Peru und Bolivien. Ich bin fest davon überzeugt, dass es als Orientierungshilfe für uns alle, überall auf der Welt, dienen kann.

Aber zurück zur Mission: Täglich sahen wir uns anderen Aufgaben gegenüber und versuchten sicherzustellen, dass wir auch tatsächlich das Richtige taten. Jeder Tag verlief anders und war nicht vorhersehbar. Wir drei – meine Kolleginnen Raluca, Tanya und ich – arbeiteten gemeinsam und hart, um alle unser Bestes zu geben.

Ich bin schon lange in der Gesundheitsbranche tätig. Daher habe ich eine gute Vorstellung davon, wie schwierig es ist, die richtigen Behandlungen zum richtigen Zeitpunkt zu leisten. Aber was mir in Bolivien am meisten auffiel, war der kulturelle Einfluss auf die medizinische Praxis, insbesondere der starke Einfluss traditioneller Heiler auf die Behandlungsentscheidungen der Patienten. Zweifelsfrei sind sie ein unabdingbarer Teil des Prozesses. Aber trotz ihrer wichtigen Rolle mussten wir uns dennoch zunächst darauf einstellen.

Fortschritt kommt mit kleinen Schritten

Fernando und seine Kollegen mit einem lokalen Gesundheitsarbeiter in einem Gesundheitszentrum in Bolivien
Aber meine Reise endete nicht in Bolivien. Obwohl ich nur eine Woche dort war, habe ich so viel gelernt, dass ich zu einer ganz neuen Ebene der Selbsterkenntnis gelangt bin. Die Großzügigkeit und Bescheidenheit der Bolivianer uns Besuchern gegenüber – „Buen Vivir” – ist eine Erfahrung, die ich immer in meinem Herzen tragen werde. Sie hat meine Denk-, Handlungs- und Arbeitsweise verändert.
Dabei sind vor allem zwei Dinge zu nennen: Wir, die Branchenexperten, müssen uns in Bescheidenheit üben, um auch all die Dinge erfassen zu können, über die wir nichts wissen. Gleichzeitig müssen wir bei der Planung unserer Strategien viel stärker auf die Kultur und auf kulturelle Unterschiede achten, und zwar zwischen Ländern ebenso wie zwischen Regionen und Individuen.

Was ich von meiner Zeit in Bolivien mitgenommen habe: Egal wie groß unsere Ambitionen sind, Fortschritt kommt mit kleinen Schritten. Das Engagement von CARE in Bolivien, in Kenia und anderen Teilen der Welt ist ein Beispiel für diese Philosophie und füllt „Buen Vivir” mit Leben!