WundForum 1/2020

Praxis 22 HARTMANN WundForum 1/2020 Die „Fähigkeit zur Empathie“ zählt zwar nicht unbedingt auf den ersten Blick zu den Kernauf- gaben in der Wundbehandlung, ist aber letztlich unabdingbarer Bestandteil der Wundtherapie. 2003 haben amerikanische Wis- senschaftler um Dr. Falanga in einem Fließdiagramm zur Wund- bettkonditionierung eindrucksvoll beschrieben, dass das Eingehen auf die Ängste und Sorgen des Patienten unter anderem das Fundament der Wundtherapie bil- det.  [1] Ausbleibende Signale und Worte von Höflichkeit und Wert- schätzung können Ängste verstär- ken und Verunsicherung schüren. Was ist eigentlich „Empathie“ Empathie bezeichnet die Fähig- keit und Bereitschaft, Gedanken, Emotionen, Motive und Persön- lichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen, zu verste- hen und zu teilen. Zur Empathie gehören auch die Reaktionen auf die Gefühle anderer Menschen, Aggression und Rückzug der Pfle- genden, Symptome des Burn-out sowie Gewalt in der Pflege. Sympathie hingegen bezeichnet die Fähigkeit / Reaktion eines Men- schen, einen anderen Menschen möglichst ganzheitlich zu erfassen bzw. dessen Gefühle zu teilen, ohne sich zuvor über die Gründe für dieses Verstehen und eventuell des Handelns klar zu werden. Die drei Arten der Empathie Die emotionale Empathie wird auch als emotionale Sensitivität bezeichnet. Sie macht es möglich, das gleiche zu fühlen wie andere Menschen (Mitgefühl). Hinzu kommen Merkmale wie emotio- nale Ansteckung (Stimmungsüber- tragung) und Hilfsimpuls. Emo- tionale Empathie ist eine nahezu „automatische“ Reaktion auf die Gefühle Anderer. Das wichtigste Merkmal der kognitiven Empathie ist die Fähig- keit, nicht nur die Gefühle, son- dern auch die Gedanken, Absich- ten und Motive anderer Men- schen zu verstehen, um auf ihr zukünftiges Verhalten schließen zu können. Dazu gehört auch die Fähigkeit, indirekte oder nonver- bale Botschaften (Körpersprache) korrekt zu entschlüsseln. Die Fähigkeit der zuverlässigen Einschätzung der Folgen eigener und fremder Entscheidungen und Gefühle stärkt das Ver- antwortungsbewusstsein und fördert eine erfolgreiche voraus- schauende Planung. Hierbei ist im Vordergrund das Zauberwort der „Adhärenz“. Die soziale Empathie macht es möglich, das Verhalten kom- plexer Systeme in neuen und mehrdeutigen Situationen zu ver- stehen und zu beeinflussen. Zur sozialen Empathie gehört auch die Fähigkeit, sich spontan und intuitiv „richtig“ auf Menschen mit äußerst unterschiedlichen charakterlichen Eigenschaften aus verschiedenen sozialen Schich- ten, Altersgruppen oder Kulturen einzustellen. Empathie – Instrument zum guten Umgang mit Patienten Eine erfolgreiche Behandlung beginnt mit der persönlichen Einstel- lung zum Patienten. Nur wer aufmerksam, mit Zeit und Geduld auf die Gefühle anderer achtet, kann eine vertrauensvolle therapeutische Basis schaffen. Der Schlüsselbegriff hierzu lautet: Empathie. wie zum Beispiel das Eingehen auf Trauer oder das Verstehen von Schmerzsignalen. Dement- sprechend spielt Empathie nicht nur in der Medizin und Pflege eine fundamentale Rolle, son- dern auch in allen Lebens- und Gesellschaftsbereichen. Die Grundlage von Empathie aber ist die Selbstwahrneh- mung, das heißt: Je offener man für seine eigenen Emotionen ist, desto besser kann man die Gefühle anderer deuten. Empathie nicht mit Mitleid und Sympathie verwechseln Mitleid ist die gefühlte Anteil- nahme am Schmerz und Leid anderer. Das Gefühl des „Mit- leidens“ kann dabei verschiedene Ausprägungen haben, bezie- hungsweise verschieden stark empfunden werden (Ergriffenheit oder Betroffenheit). Mögliche Folgen des Mitleidens können sein: Ausstieg aus dem Beruf, psychosomatische Erkrankungen, Ein Beitrag von Thomas Bonkowski, Pflegedirektion, Stabsstelle Kon- gressmanage- ment Pflege, Ge- sundheits- und Krankenpfleger, ICW-Wund­ experte, Uni- versitätsklinikum Regensburg Literatur siehe Seite 14

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