WundForum 3/2019

Probleme durch übermäßige Produktion von Wundexsudat [10,17,45] 7 Nässen und Flecken 7 Übler Geruch 7 Erhöhte Infektionsgefahr 7 Häufige Verbandwechsel 7 Beschwerden / Schmerzen 7 Proteinverlust und Flüssigkeits-/ Elektrolytungleichgewicht 7 Schäden an der Haut um die Wunde herum, z. B. Mazeration und Erosionen 7 Wundausdehnung 7 Psychosoziale Auswirkungen des Exsudats entzündet ist, kann ein topisches Kortikosteroid indiziert sein. [34] Exsudat und Wundgeruch Die meisten Wunden haben einen leichten Geruch  [35] und auch manche Wundauflagen wie z. B. Hydrokolloide gehen mit einem deutlichen Geruch einher. [36] Unangenehmer Geruch kann aber durch Faktoren entstehen wie z. B. nekro- tisches Gewebe, Mikroorganismen, starke Exsu- datmengen, schlecht vaskularisiertes Gewebe und / oder eine Wundhöhle / Darm- oder Harn- wegfistel [10,38] . Extrem geruchsintensives, eitriges Exsudat kann auf eine Wundinfektion hindeuten [35] . Das Management schlechter Gerüche kann besonders problematisch sein bei Patienten mit malignen Wunden [40,41] . Patienten und Pfleger geben an, dass übler Geruch das Wundsymptom sei, das am belastendsten und sozial am isolie- rendsten ist [38] . Reduktion von Ödemen Ein Ödem im Gewebe um die Wunde herum steigert die Exsudatproduktion und kann ver- schiedenste Probleme als Ursache haben, von der Wundinfektion über venöse Hypertonie bis hin zur Herzinsuffizienz. Bei venösen Unterschenkelgeschwüren ist wahrscheinlich eine Kompressionstherapie besonders effektiv zur Senkung der Exsudatpro- duktion. Dies liegt daran, dass die Kompressions- therapie einem Austreten von Flüssigkeit aus den Kapillargefäßen in das Gewebe /Wundbett ent- gegensteht und Ödeme verringert. [49] Die manuelle Lymphdrainage (LD) ist eine sanfte Massagetechnik, vorwiegend zur Behand- lung von Lymphödemen und Lipödemen. Sie könnte aber auch eine Rolle in der Reduktion chronischer Ödeme in den unteren Gliedmaßen spielen. [44] Überlegungen zur Tragezeit Die Tragezeit wird ein immer wichtigerer Faktor in der Auswahl von Wundverbänden. Die Anzahl der Verbandwechsel wirkt sich auf den Pflege- bedarf aus, auf die damit entstehenden Kosten für den Patienten sowie auf erforderliche Fahrten und Ausfallzeiten in der Arbeit. [45] Verbundene Wunden länger ungestört zu lassen, unterstützt belegtermaßen die Wund- heilung. [46] Wenn möglich sollte die Wahl der Wundauflage helfen, die Häufigkeit der Ver- bandwechsel zu reduzieren und Störungen der Wundheilungsumgebung zu vermeiden. [47] Dies kann zu einem reduzierten Risiko für Infektionen und Komplikationen führen und eine positive wirtschaftliche Auswirkung in Form von weniger Zeitaufwand und geringeren Kosten haben. Auch die Wünsche des Patienten sind ein star- ker Faktor für dessen Akzeptanz. Verbände, die nicht sicher an Ort und Stelle bleiben, können Beschwerden verursachen, zu Unbehagen führen und die Fähigkeit des Patienten zur Ausführung alltäglicher Aktivitäten beeinträchtigen. Auswirkungen von übermäßiger bzw. unzureichender Exsudatproduktion Wie die Abbildung oben links zeigt, kann eine übermäßige Exsudatproduktion die verschie- densten Auswirkungen haben, die Patienten schwer belasten, aber auch für Pflegefachkräfte eine große Herausforderung sein. Besonders ist auf den signifikanten Proteinverlust durch eine starke Exsudatproduktion hinzuweisen. Bei- spielsweise schätzt man, dass ein Patient mit einem Dekubitus der Kategorie / des Stadiums IV (Gewebe- / Strukturverlust auf allen Ebenen) Protein in der Größenordnung von 90-100 g / Tag mit dem Exsudat verlieren kann. [50 Eine unzureichende Exsudatproduktion kann das autolytische Débridement, das nur im feuch- ten Wundmilieu ablaufen kann, verzögern und somit der Heilung im Weg stehen. [10] Zudem ist bei geringer Exsudatproduktion das Risiko groß, dass die Wundauflage mit der Wunde verklebt. Bei der Verbandabnahme kommt es dann zum „Zellstripping“ d. h. neugebildete Zellen werden mit dem Verband abgerissen, was für den Patien- ten sehr schmerzhaft ist. „Neben der Menge ist auch die Zusammen­ setzung des Exsudats ist ein sehr wichtiger Faktor. Es enthält Stoffe, die nicht förderlich für die Wundheilung sind. Diese Inhibitoren verhindern die Reparatur von Gewebe und müssen daher neutralisiert werden.“ Prof. Dr. Hans Smola, Deutschland Wissen 14 HARTMANN WundForum 3/2019

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