WundForum 3/2019
Oberfläche. Die Exsudation setzt im Moment der Verletzung ein, weshalb die erste Phase der Wundheilung – kurz Reinigungsphase – auch als inflammatorische / exsudative Phase bezeichnet wird. [3] Durch die Entzündungsprozesse im betrof- fenen Wundgebiet kommt es zur verstärkten Bildung von Wundexsudat, das aus dem Blut in das Interstitium (Raum zwischen Geweben und Zellen) abgeschieden wird. Es enthält die ver- schiedensten Bestandteile, die für den Prozess der Wundheilung essenziell sind, wie beispiels- weise Wasser, Fibrin, Glucose, Immunzellen (z. B. Lymphozyten, Makrophagen, Thrombozyten), Proteine (z. B. Albumin, Fibrinogen, Globuline), Wachstumsfaktoren und Proteasen (protein- abbauende Enzyme), aber auch metabolische Abfallprodukte, Mikroorganismen und Wund debris / abgestorbene Zellen. [4,5,6,7,8] Bedeutung von Wundexsudat für die Heilung Bei Wunden, die natürlich die Stadien der Wundheilung durchlaufen, unterstützt Exsu- dat den Heilungsprozess durch folgende Mechanismen: 7 Gewährleistung eines feuchten Wundmilieus 7 Ermöglichung der Diffusion von Immunme- diatoren und Wachstumsfaktoren über das Wundbett 7 Funktion als Medium für die Migration gewe- bereparierender Zellen über das Wundbett 7 Bereitstellung essenzieller Nährstoffe für den Zellstoffwechsel 7 Förderung der Separation toten oder geschä- digten Gewebes (Autolyse) [9,10] Auch eine ausreichende Menge Wundexsudat spielt bei der Wundheilung eine große Rolle. Denn: Wunden mit feuchtem Wundmilieu heilen schneller als Wunden, die austrocknen und ver- krusten. [11] Es wurde festgestellt: Feuchte Wun- den heilen nachweislich zwei- bis dreimal schnel- ler als trockene. [12] Einflussfaktoren auf die Exsudatproduktion Die Bildung von Wundexsudat ist ein komplexer Prozess, der von folgenden Faktoren abhängig ist: Wundätiologie: Manche Wundtypen neigen eher dazu, zu viel bzw. zu wenig Exsudat zu produzieren. Zu große Exsudatmengen treten auf bei chronisch venösen Unterschenkelge- schwüren, dehiszierten chirurgischen Wunden, bösartig wuchernden Wunden, Verbrennungen, entzündlichen Geschwüren, z. B. rheumato- ide Geschwüre, Pyoderma gangraenosum oder Hauttransplantatstellen. Geringe Exsudatmengen zeigen sich eher bei ischämischen / arteriellen Wunden und neuropathischen diabetischen Fuß- geschwüren. [13,14,15,16] Wundheilungsphase: Heilt die Wunde kompli- kationslos, reduziert sich die Exsudatmenge ent- sprechend der Wundheilungsphasen. Sie ist am größten in der exsudativen Phase (Reinigungs- phase) und geht normalerweise mit fortschreiten- der Heilung zurück. [17] Wundgröße, -tiefe und -position: Größere und tiefere Wunden können mehr Exsudat produzie- ren, ebenso Wunden an Auflagestellen, beispiels- weise am Unterschenkel. [18] Begleiterkrankungen, Komplikationen und andere Faktoren: Es gibt viele weitere Gründe für eine vermehrte oder verringerte Exsudatproduk- tion (siehe Tabelle). So hängt beispielsweise eine vermehrte Exsudatproduktion oft mit Faktoren zusammen, die zu Entzündungen führen (z. B. Infektion) oder zu einem generalisierten / lokali- Das Konsensdokument ist in Deutsch und Englisch auf der HARTMANN Website unter https://hrt.health/de-wemwf zum Download verfügbar. Dort ist auch ein 30-minütiges Webinar zu sehen, in dem Prof. Marco Romanelli, Prof. Paul Chad- wick und Prof. Hans Smola Wichtiges zum Thema Exsudatmanagement erläutern. WORLDUNIONOFWOUNDHEALINGSOCIETIES KONSENSDOKUMENT WUNDEXSUDAT EFFIZIENTE BEURTEILUNG UND BEHANDLUNG WORLD UNION OF WOUND HEALING SOCIETIES CONSENSUS DOCUMENT WO U N D E X U DAT E EFFECTIVE ASSESSMENT AND MANAGEMENT „Das Verkleben von Auflagen mit Wunden bei geringer Exsudatproduktion kann zu Schäden amWundbett und Schmerzen füh ren. Feuchtigkeitsspendende Wundauflagen helfen, den Feuchtigkeitsmangel auszuglei chen und Schmerzen zu verhindern.“ Prof. Marco Romanelli, Italien Wissen 10 HARTMANN WundForum 3/2019
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