Sterillium® Protect & Care Desinfektionsgel

Zur Vermeidung von Sekundärinfektionen beim Verbandwechsel sind alle Wunden ausschließlich unter aseptischen Bedingungen zu versorgen. Dies setzt die Beachtung grundlegender Hygieneregeln und ein diszipliniertes Vorgehen aller an der Wundversorgung Beteiligten voraus.
Im Rahmen der Wundbehandlung ist der Verbandwechsel eine Maßnahme, bei der die Wunde und damit der Patient außerordentlichen Infektionsrisiken ausgesetzt ist. Denn die offene Wunde ist eine ideale Eintrittspforte für Bakterien, die entweder beim Eindringen in die Wunde bereits pathogen sind oder in der Wunde ihre pathogene Potenz entfalten. Ist die Wunde bereits klinisch infiziert, erhöht sich durch die Sekundärinfektion zusätzlich das Risiko, dass sich eine bislang lokal begrenzte Infektion rasch über die Blut- und Lymphbahnen systemisch bis hin zur akut lebensbedrohlichen Sepsis ausweitet. Ein Verbandwechsel hat deshalb ausschließlich unter aseptischen Bedingungen zu erfolgen und zwar in allen medizinischen und pflegerischen Bereichen, auch in der häuslichen Kranken- und Altenpflege. In der geriatrischen Pflege ist zudem zu beachten, dass gerade der ältere Wundpatient durch die häufig vorliegende Multimorbidität und den schlechten Allgemeinzustand mit Abwehrschwäche besonders infektionsgefährdet ist. Bei chronischen Wunden ist die Wahl der richtigen Wundauflage von entscheidender Bedeutung. Wundheilung erfolgt am ehesten in einem physiologischen feuchten Milieu. Moderne Wundauflagen unterstützen ein optimales Wundheilungsklima und verhindern das Austrocknen der Wunde. Sie haben außerdem in unterschiedlichem Maß Einfluss auf die Heilungsvorgänge der Wunde. So ist es von entscheidender Bedeutung, für den jeweiligen Zustand der Wunde die richtige Wundauflage zu wählen. Sterile Mullkompressen, die direkt auf der Wunde aufliegen, sollten bei chronischen Wunden nicht mehr angewendet werden. Sie saugen sich mit Blut und Sekret voll und schaffen schnell unsterile Wundverhältnisse. Durch das Eintrocknen wird die Auflage außerdem sehr hart. Beim Verbandwechsel, der sehr schmerzhaft ist, kommt es dann zu einer Verletzung neugebildeten Gewebes. Außerdem haften Teile der Kompresse in der Wunde. Die Wunde trocknet aus; die Wundheilung wird nachhaltig gestört. Traditionelle Verbandmaterialien können bei chronischen Wunden allenfalls als sekundäre Wundauflage verwandt werden.
Aber auch die Wundgenese spielt im Hinblick auf die Infektionsgefährdung eine große Rolle. So tragen beispielsweise Patienten mit arteriellen und diabetischen Ulzera sowie Dekubitalulzera ein extrem hohes Infektionsrisiko, dem nur durch disziplinierte Einhaltung der Hygieneregeln beim Verbandwechsel zu begegnen ist.
Weiteres Unheil droht Wundpatienten schließlich durch das verstärkte Auftreten antibiotikaresistenter Keime, die bei offenen Wunden zu lebensgefährlichen Infektionen führen können. Dabei ist das Infektionsrisiko keineswegs nur auf den Krankenhausbereich begrenzt. Man schätzt, dass in deutschen Alten- und Pflegeheimen bereits mehr als zehn Prozent der Bewohner mit MRSA-Keimen besiedelt sind. Zu beachten ist auch das Vordringen der „community-associated“ MRSA-Stämme (ca-MRSA), die mittlerweile in der Allgemeinbevölkerung zirkulieren und sich durch eine erhöhte Virulenz und besonders leichte Übertragbarkeit auszeichnen. Die Problematik stellt sich auch deshalb so brisant dar, weil die ha-MRSA (healthcare-associated MRSA) und ca-MRSA lediglich zwei von vielen antibiotikaresistenten Bakterienstämmen darstellen. Wie zu Beginn des Zeitalters der Asepsis in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts, als es die Wunderwaffe Antibiotika noch nicht gab, wird so nur ein ausgeprägtes Hygienebewusstsein und die hygienische Disziplin helfen, den Bedrohungen durch Infektionen zu begegnen und Patient und Behandelnden so gut wie möglich zu schützen.
Nachfolgend sind einige wichtige Hygieneregeln aufgeführt, deren konsequente Beachtung viel dazu beitragen kann, das Infektionsrisiko für jeden Einzelnen zu senken.
Am häufigsten werden nosokomiale Staphylokokken-Infektionen über die Hände kolonisierter Personen übertragen. Vor und nach jedem Kontakt mit Patienten ist deshalb eine hygienische Händedesinfektion unerlässlich. Bei Injektionen, Punktionen bzw. Vorbereitung des OP-Gebietes ist eine ausreichende Hautdesinfektion unter Beachtung der Einwirkzeit vorzunehmen. Patientennahe Flächen, Kontaktflächen von Geräten usw. werden entsprechend den RKI-Empfehlungen desinfiziert.
Zusätzlich zur hygienischen Händedesinfektion gilt bei jeglichen Manipulationen am Patienten, bei Kontakt mit Ausscheidungen und Sekreten sowie bei der Grundpflege und speziellen Pflege von Kathetern und Verbänden: Einmalhandschuhe tragen und diese nach Gebrauch am Patientenbett im patientenbezogenen Abwurfbehälter entsorgen, dann sofort wieder Hände desinfizieren. Im OP-Bereich gelten die üblichen Regeln mit chirurgischer Händedesinfektion und OP-Handschuhen. In der TRGS 40 (Technische Regeln für Gefahrstoffe 40) wird vorgeschrieben, dass aufgrund der Häufung von Latexallergien gepuderte Handschuhe aus Latex nicht mehr im Arbeitsschutz verwendet werden dürfen. Im Gegensatz dazu sind ungepuderte oder latexfreie Handschuhe zu verwenden.
Einmal-Schutzkittel beugen einer Kontamination der Bereichskleidung bzw. der durch Bereichskleidung nur unzureichend geschützten Körperpartien des Personals bei der Patientenpflege vor, weshalb das Tragen von Einmal-Schutzkitteln zur Basishygiene zählt. Der Einmal-Schutzkittel sollte möglichst nach jedem Gebrauch gewechselt und im Patientenzimmer adäquat entsorgt werden. Durch ein solches Vorgehen kann eine Keimweiterverbreitung wirkungsvoll unterbunden werden.
Das Tragen einer Mund- und Nasenmaske (ggf. ergänzt durch eine OP- bzw. Baretthaube) soll das Pflegepersonal vor Kontamination durch Aerosole schützen, beispielsweise bei Wundinfektionen, Trachealkanülen, endotrachealen Absaugungen usw. Bei unvermeidbaren Verlegungen oder bei Untersuchungen sollte aber auch der MRSA-Patient einen Mund- und Nasenschutz tragen. Einmalhandschuhe, Einmal-Schutzkittel und Mund- und Nasenmaske sind auch für Besucher erforderlich.