Deutscher Wundkongress

Der Deutsche Wundkongress, der in Kooperation mit der Initiative Chronische Wunden e. V. organisiert wird und gemeinsam mit dem Bremer Pflegekongress stattfindet, ist das größte deutsche Forum zum Thema „chronische Wunde“.

Deutscher Wundkongress – Rückblick 2024

168 Sitzungen, Workshops und Diskussionen, 117 Aussteller und 4 628 Pflegende, Ärzte, Wundexperten und Mitarbeitende aus der Gesundheitsbranche und der Forschung – das war der Deutsche Wundkongress vom 15. bis 17. Mai 2024 in Bremen, der damit einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung und zukünftige Entwicklungen in der Pflege und Wundtherapie gab und gesundheitspolitische Themen wie den Fachkräftemangel oder die Auswirkungen des Klimawandels auf die Pflege diskutierte.

Ein fester Programmbestandteil des DEWU ist seit Jahren ebenfalls die Verleihung des Deutschen Wundpreises in unterschiedlichen Kategorien. Die Preisgelder werden von der Initiative Chronische Wunden (ICW) e.V. gestiftet. In diesem Jahr hat die Fachjury vier Arbeiten prämiert und einen Sonderpreis für „Newcomer“ vergeben.

In der angeschlossenen Fachausstellung präsentierten 117 Firmen und Dienstleister ihre Arbeit und Produkte für die Pflege und die Wundtherapie. Wer sich zum HARTMANN Stand begab, wurde sofort auf den Star des diesjährigen Forums aufmerksam: Zetuvit® Plus Silicone Border. „Goodbye Schäume!“ prangte in großen Lettern an der Stellwand und wies die Besucher auf eine neue Generation der Wundauflage Zetuvit® Plus Silicone Border hin. Die Silikon-SAP-Wundauflage ist ein Allrounder für die Wundversorgung, denn sie eignet sich für die Behandlung eines breiten Spektrums sowohl von akuten als auch von chronischen Wunden mit mäßiger bis starker Exsudatbildung.

HARTMANN Messestand beim Deutschen Wundkongress 2024
Am Stand von HARTMANN herrschte großer Andrang unter den Messebesuchern.

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Ebenfalls im Fokus stand bei HARTMANN das Wund-Balance-Kontinuum[1]. Dabei handelt es sich um einen ganzheitlichen Ansatz, der von einem internationalen Expertengremium entwickelt wurde und den Patienten in den Mittelpunkt stellt. Ziel ist, die Komplexität der Wundversorgung zu verringern und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.

Hochkarätig besetztes HARTMANN Symposium

Das neue Behandlungskonzept war auch Thema des Symposiums von HARTMANN mit dem Titel „Wund-Balance-Kontinuum. Ein neues Konzept für die Wundversorgung“ und stieß bei den Kongressbesuchern auf großes Interesse. Sven Wörsdörfer von HARTMANN führte als Moderator durch das Symposium und stellte die Zielsetzung für die Zukunft vor: Benötigt werden ganzheitliche Ansätze für das Gleichgewicht in der Patientenversorgung und ein verstärktes interdisziplinäres Arbeiten.
Referenten am Rednerpult
Prof. Dr. Hans Smola; PD Dr. med. Cornelia Erfurt-Berge; John Schäfer (v.l.n.r.)

Und das sind die Themen der Referate:

Das neue Behandlungskonzept war auch Thema des Symposiums von HARTMANN mit dem Titel „Wund-Balance-Kontinuum. Ein neues Konzept für die Wundversorgung“ und stieß bei den Kongressbesuchern auf großes Interesse. Prof. Dr. Hans Smola, Professor für Dermatologie an der Uniklinik Köln und Ärztlicher Direktor der PAUL HARTMANN AG, ging in seinem Vortrag „Der Einfluss und Management von Biomarkern bei der Versorgung von chronischen Wunden“ auf die Beschaffenheit der Wunde ein. Die Wundheilung kann durch systemische Grunderkrankungen wie venöse Insuffizienz, Diabetes mellitus, Entzündungen, Karzinome oder Mangelernährung beeinträchtigt werden. Sie kann auch durch lokale Faktoren gehemmt werden, etwa durch eine exzessive Proteaseaktivität, den Abbau der extrazellulären Matrix, ein aberantes lokales Entzündungsmuster (oxidativer Stress), das Ausbleiben der Angiogenese sowie einen Sauerstoff- oder Nährstoffmangel bei Patienten mit arterieller Verschlusskrankheit (AVK).

Das Ziel der Therapie ist, die Wundheilung zu normalisieren, indem die Angiogenese ausgelöst wird, das Granulationsgewebe wächst, die Epithelisierung erfolgt und Entzündungsmuster und Mikromilieu normalisiert werden. Um dieses Zeil zu erreichen, ist die Wahl des Wundauflagematerials entscheidend. Bewährt haben sich Polyacrylat-Superabsorber, da sie ein Vielfaches ihres Eigengewichts an Flüssigkeit aufnehmen können. Zudem können sie Proteine binden und das Proteaseniveau sehr effizient auf 13 bis 15 % herabsetzen[2]. Hinzu kommt, dass die Wundauflagen divalente Ionen wie Kalzium und Magnesium binden, die für die Wirksamkeit einiger der Proteasen, zum Beispiel Metalloproteasen essenziell sind. Diese duale Wirksamkeit konnte in einer randomisierten kontrollierten Studie bestätigt werden[4]. Für die Studie wurde eine Patientenkohorte mit chronischem, schwer heilenden Ulcus cruris venosum (UCV) (n = 47) und eine mit akuten Spalthautentnahme-Wunden (n = 10) über einen Zeitraum von 12 Wochen bzw. 21 Tagen beobachtet. Die Wundauflagen wurden nach dem Wechsel biochemisch analysiert. Dabei stellte sich heraus, dass sich die Muster der biochemischen Marker innerhalb der ersten 14 Tage dem Muster akuter Wunden angeglichen haben und dann stabil blieben. Daher sollte das Wundbett in dieser Zeit normalisiert werden. Das bedeutet, dass die Wundauflagen die Entzündung umdrehen können, unabhängig davon, ob die Patienten viele Bakterien in der Wunde haben oder nicht. Dadurch wird die Wundheilung langfristig befördert, auch wenn der eigentliche Effekt klinisch erst viel später sichtbar ist.

Den Patienten mit ins Boot nehmen

Wie das neue Konzept für die Wundversorgung in der Praxis umgesetzt werden kann, erläuterte die Oberärztin und Leiterin des Wundzentrums Dermatologie an der Hautklinik des Uniklinikums Erlangen, PD Dr. med. Cornelia Erfurt-Berge, in ihrem Vortrag „Das Wund-Balance-Kontinuum und seine Rolle in der klinischen Praxis“. Neben der eigentlichen Wundversorgung stehen hierbei die Patientenbedürfnisse im Fokus, denn in der Theorie entwickelte Standards und Richtlinien müssen auch gelebt werden, damit sie zum Erfolg führen. „Der Patient bringt nicht nur Grunderkrankungen und seine häusliche Versorgungssituation mit, sondern auch Erwartungen an uns als Behandler. Die haben wir auch an ihn und fordern eine Therapieadhärenz. Diese unterschiedlichen Erwartungen müssen zusammengebracht werden, um zu einer gemeinsamen Entscheidung zu finden. Denn nur wenn der Patient die Therapieschritte verstanden hat, kann die Behandlung erfolgreich sein“, davon ist Dr. Erfurt-Berge überzeugt. Beim neuen Konzept geht es darum, mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Wundheilung zu arbeiten und gleichzeitig die Hindernisse für die Wundheilung zu erkennen, sowohl im kleinen Bereich der Wunde als auch im ganzheitlichen Ansatz des Patienten mit seinen Bedürfnissen. Ein wichtiger Aspekt sei die frühzeitige Identifizierung kritischer Wunden, denn viele Patienten würden sehr spät – mitunter erst nach zwei Jahren – vorstellig werden.

Mit dem Patienten ins Gespräch kommen

Als Beispiel für den patientenzentrierten Ansatz stellte sie einen 80-jährigen Patienten aus ihrer Wundambulanz mit einem venösen Ulcus vor. Er wurde wegen eines mazerierenden Wundrands zuerst nach Schmerzen befragt, da der Austritt von Wundexsudat auf die Wundumgebung eine intensive Reizung hervorruft. Während chronisch venöse Wunden häufig im Anfangsstadium weniger schmerzhaft sind, verursachen diese Komplikationen einen großen Leidensdruck. Weitere anamnestische Fragen zur Veränderung der Wunde, wie häufigere Verbandswechsel oder stärkerer Geruch, können anhand eines spezifischen Fragebogens gestellt werden. Er bietet einen guten Gesprächseinstieg, wenn für den Behandler sofort ersichtlich ist, welche Einschränkungen der Lebensqualität den Patienten besonders belasten. Ebenfalls wichtig beim patientenzentrierten Ansatz ist laut Erfurt-Berge das Empowerment. Damit wird der Patient ins Boot geholt, indem er eine Anleitung für die Selbstversorgung seiner Wunde erhält. In letzter Zeit beobachtet sie die Häufung von depressiven Erkrankungen bei Patienten mit chronischen Wunden, die auch mit Hilfe eines Fragenbogens oder im Gespräch erfasst werden könnten. Diese können ebenfalls die Ursache für mangelnde Adhärenz sein. Weitere Faktoren, die die Lebensqualität des Patienten beeinträchtigen können, sind eine Einschränkung der Mobilität und Schlafmangel. Unterrepräsentiert ist für die Wundexpertin das Thema Ernährung, denn auch adipöse Patienten könnten eine Mangelernährung haben, wenn sie beispielsweise einen hohen Proteinverlust über eine große Gamaschen Ulzeration hätten. Es ist also wichtig, mit dem Patienten ins Gespräch zu kommen, sei es mit Hilfe eines Fragebogens oder im Behandlergespräch.

Neben der Lebensqualität des Patienten spielt auch die Kausaltherapie eine große Rolle für die Behandlung der Wunde. Am Beispiel eines Patienten stellte Erfurt-Berge eine erfolgreiche Therapie mit Superabsorbern vor. Der 54-jährige Koch wurde mit einer zweijährigen Wunde stationär aufgenommen, nachdem er seinen Arbeitsplatz aufgrund krankheitsbedingter Fehltage verloren hatte. Nach der Behandlung der Mazerationen mit Superabsorbern und einer adäquaten Kompression hat sich die Lebensqualität des Patienten deutlich verbessert. Verantwortlich dafür ist insbesondere die Verringerung der Exsudatmenge, denn die Verbände nässen und riechen nicht mehr und müssen auch seltener gewechselt werden. Im Anschluss an die stationäre Behandlung erfolgte die Aufnahme des Patienten in die Wundsprechstunde, um die weitere Versorgung z. B. mit Hilfe eines Pflegedienstes zu initiieren und einen möglichen Wiedereinstieg in das Berufsleben anzustreben. Entscheidend für den Erfolg war der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses mit dem Patienten.

Das Leben mit der Wunde aus Patientensicht

Das Vertrauensverhältnis ist auch für den Fachtherapeuten und Wundexperten ICW sowie Teamleiter der IVDP am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE), John Schäfer, ein zentrales Thema bei der Versorgung von Menschen mit chronischen Wunden. Wie Erfurt-Berge stellte auch er in seinem Vortrag „Aspekte der Lebensqualität von Patienten bei chronischen Wunden (Quality of Life)“ fest, dass die Patienten erst nach einer langen Odyssee in die Uni-Klinik kommen und dadurch das Vertrauen in die Wundpflege verloren hätten. Das kann seiner Meinung nach nur wieder aufgebaut werden, wenn der Behandler auf ihre Wünsche und Bedürfnisse eingeht. Dazu müssten medizinische Fachkräfte auch die weniger patientenbezogenen Faktoren beurteilen, deren Einfluss auf die Wundheilung nicht so offensichtlich ist. Dazu zählen finanzielle Auswirkungen etwa durch Rezeptgebühren, berufliche Fehlzeiten oder Arbeitslosigkeit, persönliche Auswirkungen durch Einschränkungen des täglichen Lebens sowie das soziale Unterstützungsnetzwerk des Patienten, also Betreuungspersonen, Freunde und Familie. Auch häusliche Umgebung und Hygiene spielen eine Rolle: Wohnt der Patient im ländlichen Bereich und kann daher schwer erreicht werden? Hat er Haustiere, die die Hygiene beeinträchtigen? Einen großen Einfluss auf die Wundheilung haben psychosoziale Faktoren, denn das Leben mit einer Wunde ist für Betroffene emotional und kann ein Gefühl der Isolation auslösen, z. B. wenn aus Scham die Gesellschaft mit anderen Menschen vermieden wird. Daher ist es für medizinische Fachkräfte umso wichtiger, sich das Leben mit der Wunde aus Patientensicht schildern zu lassen.

Welchen Einfluss die Wundauflage auf die Lebensqualität haben, kann stellte John Schäfer am Beispiel einer jungen Patientin mit einem Pyoderma gangraenosum vor. Um den Wundgeruch zu neutralisieren, trug sie einen Verband mit Aktivkohle. Er erzielte zwar die gewünschte Wirkung, ließ sich aber nur unter starken Schmerzen lösen, da er mit der Wunde verklebte. Befragt nach ihrer Priorität, gab die Patientin die Schmerzlinderung an. Die Lösung war für sie die Behandlung mit der hydroaktiven Wundauflage HydroClean®, die bis zu drei Tage Ringerlösung an die Wunde abgibt und gleichzeitig Wundexsudat aufnimmt, so dass eine interaktive und kontinuierliche Wundspülung einsetzt. Für die Patientin war nicht nur der schmerzfreie Verbandwechsel wohltuend, sondern auch der zusätzliche kühlende Effekt der Wundauflage. Dadurch hat sie mit dem ersten Verband Vertrauen in die Behandlung gefasst und eine kausale Therapie ermöglicht.

Lebensqualität ist messbar

Hilfreich für die Erfassung der Lebensqualität ist der validierte Fragebogen Wound-QoL (Quality of Life)[3]. Er umfasst 17 Fragen, die sich in die Kategorien Alltag, Körper und Psyche unterteilen lassen und die Erfahrungen des Patienten in den vergangenen sieben Tagen abfragt. Damit können die Patienten direkt angeben, wie sie sich fühlen. Hinzu kommt, dass der Fortschritt der Therapie für den Patienten bei einer späteren Wiederholung und Evaluation dokumentiert werden kann. Auch das schafft Vertrauen. Die Ziele sollten auf die Wunde bezogen SMART sein: S steht für spezifisch, beispielsweise „deutlich weniger Wundgeruch“, M für messbar, z. B. anhand von Skalen (Visuelle Analogskala), A für attraktiv, dass z. B. durch weniger Geruch die Teilhabe am sozialen Leben möglich ist, R für realistisch, was durch das Exsudatmanagement gut umsetzbar ist, und schließlich T für die Terminierung: „Bis wann soll der Geruch verringert werden?“ Als Mit-Autor des Whitepapers resümierte John Schäfer, dass sich die Experten alle einig darin waren, die Lebensqualität und den Patienten beim neuen Wund-Balance-Kontinuum deutlich mehr in den Mittelpunkt zu stellen: „Bei diesem Konzept geht es darum, den Schwerpunkt von der Wundbehandlung auf die Wundheilung zu verlagern“, fasste John Schäfer zusammen.

Quellen:
[1] Wounds International (2023) Wound Balance: achieving wound healing with confidence. Wounds International, London. Zum Download verfügbar unter www.linkforwoundhealing.com
[2] Humbert, P. et al. (2014). Protease-modulating poly­acrylate-based hydrogel stimulates wound bed preparation in venous leg ulcers – a randomized controlled trial. Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology 28(12), Seiten 1742-1750
[3 ]Blome C, Baade K, Debus ES, Price P, Augustin M. The "Wound-QoL": a short questionnaire measuring quality of life in patients with chronic wounds based on three established disease-specific instruments. Wound Repair Regen. 2014 Jul-Aug;22(4):504-14.
[4] HydroClean Extension Studie (2014)

Rückblick 2023: „Wundversorgung 2023 – ein Spagat zwischen Anspruch und Realität“

In Geburtstagslaune war HARTMANN in diesem Jahr beim 17. Deutschen Wundkongress in Bremen, denn Zetuvit® Plus ist seit 15 Jahren auf dem Markt. In Deutschlands Superabsorber Nr. 1 haben die Heidenheimer 15 Jahre Erfahrung buchstäblich aufgesaugt, und zwar durch den kontinuierlichen Austausch mit ihren Kunden. Das Resultat ist eine überzeugende Leistung bei Absorption und Retention sowie zufriedene Patienten hinsichtlich Tragekomfort und Verträglichkeit bei gleichzeitiger Kosten- und Zeitersparnis.
Deutscher Wundkongress 2023 – Messestand
Am Stand von HARTMANN herrschte großer Andrang unter den Messebesuchern.
Deutscher Wundkongress 2023 - Compreflex
Das neue medizinisch adaptiven Kompressionssystem Compreflex® Standard Calf erleichtert das Anlegen sowohl für medizinische Fachkräfte als auch für Patientinnen, Patienten und Angehörige.
Neben dem Jubiläum stand am HARTMANN-Stand auch die Kompressionstherapie im Fokus. Mit dem neuen medizinisch adaptiven Kompressionssystem Compreflex® Standard Calf für die Wade und dem Compreboot® Standard Foot für den Fuß ist die Anwendung über dem Unterziehstrumpf sowohl für medizinische Fachkräfte als auch für Patienten und Angehörige so einfach wie nie. Der Wrap für die Wade ist mit einem System ausgestattet, auf dem die Kompressionsbereiche von 21 - 46 mmHg deutlich gekennzeichnet sind, so dass sie bei jeder Benutzung genau eingestellt werden können. Das Interesse an dieser einfachen Kompressionstherapie war bei den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern entsprechend groß, denn eine korrekte Anlagetechnik wird in der Ausbildung medizinischer Fachkräfte oft vernachlässigt. Dennoch nutzten Viele die Möglichkeit, sich auch das korrekte Anlegen der Pütterbinde und PütterFlex sowie der 2-Komponenten-Kompressionssysteme Pütter®Pro 2 und Pütter®Pro 2 Lite vom Profi zeigen zu lassen. Schließlich beschert ihnen ein richtig angelegter Kompressionsverband dankbare Patienten, da deren Schmerzen und Beschwerden schnell nachlassen.

Unter dem Dach „Wir. Für euch.“ präsentierte HARTMANN nicht nur die Wundversorgung und Kompressionstherapie, sondern auch eine kompetente Unterstützung für die ambulante Pflege. Für den Schutz des Pflegepersonals vor Krankheitserregern sorgen die Peha-soft® Handschuhe in verschiedenen Materialien sowie der undurchlässige Einmal-Schutzkittel Foliodress® und Atemschutzmasken. Dreh- und Angelpunkt der Händehygiene ist die Desinfektion, für die HARTMANN drei verschiedene Sterilium®-Produkte anbietet. Zum Infektionsschutz gehören jedoch auch Hautschutz und -pflege, was durch die MoliCare®Skin-Serien gewährleistet wird. Die MoliCare®-Einlagen und -Pflegeprodukte bieten Patientinnen und Patienten mit Blasenschwäche Sicherheit für jeden Tag.

Verbandmitteldefinition: Die (un-)endliche Geschichte

Einen regelrechten Ansturm erlebte das Symposium des Unternehmens „S12 Wundversorgung 2023, die neue Realität“. Offensichtlich brannte die Frage nach der Vereinbarkeit von adäquater Wundversorgung der Patientinnen und Patienten mit den gesundheitspolitischen Voraussetzungen den Kongressbesuchenden unter den Nägeln.
Deutscher Wundkongress 2023 - Symposium
Zahlreiche Kongressbesucherinnen und -besucher verfolgten das Symposium „S12 Wundversorgung 2023, die neue Realität“

In ihrem Vortrag „Gesundheitspolitik, die Realität verständlich erklärt“ erläuterte Steffi Nawrath, Senior Managerin Regionales Krankenkassenmanagement der PAUL HARTMANN AG, was mit der neuen Verbandmitteldefinition auf Ärzte und Pflegekräfte zukommt und, welche Chancen sich daraus für sie in der Versorgung von Menschen mit chronischen Wunden ergeben. Sie zeigte eindrucksvoll, dass der Weg von der Gesetzgebung für den Anspruch auf Versorgung über die Rechtsverordnung und G-BA-Richtlinien bis zu den Versorgungsverträgen und schlussendlich der Versorgung der Patientin und des Patienten in erster Linie lang ist. So wurde die seit 2019 im Sozialgesetzbuch (SGB) V formulierte Verbandmitteldefinition bereits 2017 im Heil- und Hilfsmittelversorgungsgesetz (HHVG) erstmals erwähnt und 2021 noch einmal mit dem Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz (GVWG) aktualisiert. Es folgte die Richtlinie vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA), der definiert, was Verbandmittel und was sonstige Produkte zur Wundbehandlung sind. Die Richtlinie besteht aus drei Teilen: Teil 1 bezeichnet eindeutige klassische Verbandmittel, die verordnungsfähig sind wie Binden, Kompressen oder Tupfer. Unter Teil 2 fallen verordnungsfähige Verbandmittel mit ergänzenden Eigenschaften wieSalbenkompressen, Wundauflagen und Superabsorber. In Teil 3 geht es um sonstige Produkte zur Wundbehandlung (sPzW), die nur verordnungsfähig sind, wenn ihr medizinischer Nutzen durch den G-BA bestätigt wurde. Dazu zählen nicht formstabile Zubereitungen mit Wirkstoffen, die aktiv in die Wundheilung eingreifen und honighaltige Produkte. Stichtag für den Nachweis des Nutzens ist der 2.12.2023. Laut Steffi Nawrath ist dieser Termin die Krux, denn der G-BA hat das Stellungnahmeverfahren zur Definition der Produkte vor über einem Jahr eingeleitet, jedoch bislang noch keine konkreten Vorgaben zu den Verfahrens- und Evidenzanforderungen getroffen. Für die Versorgung bedeutet das, dass diese Produkte nach dem Stichtag am 2.12.2023 gegebenenfalls aus der Erstattung herausfallen. Daher fordern sowohl sie als auch der Bundesverband Medizintechnologie eine Fristverlängerung, deren Aussicht auf Erfolg sie bei 50 zu 50 sieht. Somit kann noch keine definitive Aussage für die weitere Erstattung der sonstigen Produkte zur Wundbehandlung getroffen werden.

Nicht jeder Verbandwechsel muss von einem Spezialisten erfolgen

Im zweiten Teil ihres Vortrags ging Steffi Nawrath auf die Rolle der Pflege im Bereich Wundversorgung ein und stellte dem Auditorium einen fünfjährigen gesetzgeberischen Prozess zur Versorgungsanpassung bei Patientinnen und Patienten mit chronisch und schwer heilenden Wunden vor. Nach Abschluss der Bundesrahmenempfehlung zur Häuslichen Krankenpflege (HKP)-Richtlinie stehen aktuell die Verhandlungen von Versorgungsverträgen für die spezialisierte Wundversorgung auf Landesebene an. Diese ist erst möglich und abrechnungsfähig, wenn die Verträge mit den Krankenkassen abgeschlossen wurden. Zwar sei der Wunsch der Kassen, die Wundversorgung in die Hand der Pflege zu geben, klar vorhanden, aber es gebe noch wenige Abschlüsse. Als positive Beispiele nannte sie erste Verträge mit Wundzentren in Bayern sowie einen ersten Kollektivvertrag in Sachsen. Hürden für die angestrebte Spezialisierung sieht sie bei den Pflegediensten u. a. im Personalmangel, der unklaren Finanzierung, dem Zeit- und Geldmangel für die Weiterbildung und einer erforderlichen Neuorganisation innerhalb des Pflegedienstes. Aus HARTMANN-Sicht ist der Ansatz der Spezialisierung in der Pflege politisch falsch gedacht, denn auch wenn die chronische Wunde in Spezialisten-Hand gehört, müsse nicht jeder Verbandwechseln durch eine Spezialistin oder einen Spezialisten erfolgen. Aus diesem Grunde fordert HARTMANN von der Politik ein ambulantes Therapiemanagement, bei dem spezialisierte Fachkräfte andere anleiten können.

Über die Versorgung mit wirkstofffreien Wundauflagen referierte die Krankenschwester und Pflegeexpertin im Bereich Wundmanagement der Kreiskliniken Reutlingen GmbH, Astrid Probst, in ihrem Vortrag „Wirkstofffreie Wundversorgung, was ist zukünftig realistisch?“. Bevor die Auswahl für eine Wundauflage getroffen werden kann, müssten die Ursache und die Therapie der Wunde geklärt werden, was Aufgabe der Ärztinnen und Ärzte sei. Das Therapieziel legt dasinterdisziplinäre Team fest bestehend aus Hausärztinnen/Hausärzten, Homecare-Unternehmen und Pflegedienst. Hier sei insbesondere die Kommunikation der Beteiligten untereinander essenziell. Die wichtigste Voraussetzung für den Therapieerfolg ist für Astrid Probst die Mitarbeit der Patientinnen und Patienten. Daher sei es vor der Einleitung einer Behandlung sinnvoll, sich ein Bild von dem individuell erreichbaren Zielen der Therapie zu machen. Diese Therapieziele müssten so definiert sein, dass sie zu einem eindeutigen, für die Patientin und den Patienten nachvollziehbaren Therapievorteil führen. Darüber hinaus sollten sie nicht zu hochgesteckt sein, um die Patientin oder den Patienten nicht von der Therapie zu enttäuschen und zu demotivieren. Konsequenterweise beeinflusst das Therapieziel auch die Therapie der Wunde. In der Reutlinger Klinik werden bei einigen Behandlungen auch Psychologinnen oder Psychologen hinzugezogen, etwa bei Amputationen, da sie für die Patientinnen und Patienten einen massiven Eingriff bedeuten, berichtete Astrid Probst.

In der Klinik wurde ebenfalls beschlossen, keine silberhaltigen Wundauflagen zu verwenden. Dazu verwies sie auf ein Positionsdokument der World Union of Wound Healing Societies (WUWHS) zur Rolle arzneimittelfreier Wundauflagen beim Management von Wundinfektionen. Stattdessen werden in Reutlingen Patientinnen und Patienten mit Infekten mit der HydroClean®- Wundauflage der Firma HARTMANN behandelt. Das nekrotische Gewebe wird durch die Wundauflage angefeuchtet und kann durch ein autolytisches Débridement den Biofilm auf der Wundoberfläche aufbrechen. Gleichzeitig werden Mikroorganismen, Matrix-Metallo-Proteasen und Endotoxine der Bakterien von der Auflage absorbiert und gebunden, wodurch sich die Keimbelastung mit jedem Verbandwechsel reduziert. Hinzu kommt, dass sich durch die Wirkstofffreiheit keine Resistenzen bilden und somit die mikrobielle Belastung reduziert wird.

Den erfolgreichen Einsatz der Wundauflage HydroClean® zeigte sie am Beispiel eines Rauchers mit einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) am Unterschenkel ohne Infektionsanzeichen. Mit Hilfe des MolecuLight-Gerätes konnte sie perFluoreszenzbildgebung den Keim Pseudomonas aeruginosa in der Wunde bestimmen. Durch das Gerät waren auch Keime und Bakterien in der Wundumgebung zu erkennen, die in der Klinik daher im Rahmen des Débridements auch gereinigt wird. Der Keim hatte sich nach einer feiertagsbedingten Unterbrechung der Therapie vermehrt und wurde im ersten Schritt mit Maden behandelt. Im Anschluss erfolgte eine erfolgreiche Therapie mit der HydroClean®-Wundauflage. Das MolecuLight verwendet Astrid Probst auch zur Patienten-Edukation, denn damit wird die Keimbelastung für die Patientin und den Patienten ersichtlich und die Maßnahmen lassen sich besser erklären und nachvollziehen. Das Verständnis für die Therapie fördert auch die Patienten-Compliance. Für den Verbandwechsel erhält die Patientin oder der Patient von der Klinik einen Stick mit einem Video, in dem nicht nur die einzelnen Schritte dargestellt, sondern auch die Wundauflagen erklärt werden.

Astrid Probst kam in ihrem Vortrag zu dem Schluss, dass wirkstofffreie Wundauflagen mit der richtigen Diagnose, der richtigen Therapie und dem geeigneten Therapieziel eine Alternative in der Behandlung von infizierten Wunden sind.

Bei Jan Forster, Wundexperte ICW und Fachkrankenpfleger Anästhesie und Intensivpflege im Wundzentrum des Klinikums Links der Weser stand die Balance der Wunde im Fokus seinesder Wunde nach Abnahme des Verbandes sehr trocken. Die Patientin berichtete von einer stark nässenden und riechenden Wunde. Um die Wunde in Balance zu bringen, musste die Auflage sowohl eine hohe Exsudatmenge aufnehmen und gleichzeitig ein feuchtes Wundmilieu erhalten.Daher entschied Forster sich für Zetuvit® Plus Silicone von HARTMANN. Durch die Silikon-Wundkontaktschicht der Superabsorber-Wundauflage wird die Wundfläche feucht gehalten und das Exsudat zuverlässig absorbiert. Die Patientin hatte weniger Schmerzen, fühlte sich mit dem Verband sicherer und hatte den Eindruck, dass die Wunde weniger riecht. Aus Sicht des Therapeuten besteht nun ein optimales Feuchtigkeitsverhältnis an der Wunde und sie ist somit ausbalanciert.

Ebenfalls eine Balance finden konnte Jan Forster bei einem Patienten mit pAVK und Diabetes Typ 2, der nach einer Zehamputation aufgrund eines Entlastungsschuhs einen Druckulcus entwickelt hatte. Im ersten Schritt wurde die Wunde mit einem Schaumverband mit Silikonbeschichtung therapiert. Es zeigte sich, dass das Wundbett unter dem Verband zu feucht war, weil er die Exsudatmenge nicht aufnehmen konnte. Mit der Zetuvit® Plus Silicone Border Auflage gelang es, die Wunde auszubalancieren. Für Forster können die selbstklebenden Superabsorber mit einer Silikonbeschichtung ein adäquater Ersatz für den Einsatz von Schaumverbänden sein, zumal sie auch leichter von der Patientin oder dem Patienten gewechselt werden können.

Eine Wundheilungsstörung stellte Jan Forster am Beispiel einer Patientin mit einem durch pAVK ausgelösten Ulcus Cruris Arteriosum am Unterschenkel vor. Da die Blutversorgung bei der Patientin gegeben war, entschied sich Jan Forster für den Einsatz der HydroClean®- Wundauflage. Sie versetzte den Behandler in die Lage, ein scharfes Wunddébridement zu machen und so das nekrotische Gewebe einfach zu entfernen. Nach einem Monat konnte die Patientin in die ambulante Versorgung entlassen werden.

Abschließend präsentierte Jan Forster einen Patientenfall, der ihm besonders ans Herz gegangen ist: Eine 40-jährige Patientin hatte nach einer Tumorentfernung eine Fußamputation und wurde von ihrem Orthopäden mit trockenen Kompressen versorgt. Da die Wunde nicht heilte, konnte sie die Prothese nicht tragen, was ihr Leben als Mutter dreier schulpflichtiger Kinder stark einschränkte. Um das nekrotische Gewebe aufzulösen und abzutragen, erfolgte eine intensive Therapie mit der HydroClean® Wundauflage. Innerhalb von drei Wochen zeigte sich eine deutliche Verbesserung. Im Anschluss erfolgte eine zwölftägige Therapie mit dem hydrophilen Schaumstoffverband HydroTac® von HARTMANN. Die Patientin war überglücklich, dass nicht nur ihre Wunde, sondern auch ihr Leben wieder in Balance ist.

Rückblick 2022

Es geht wieder los: Nach zweijähriger Pause war der 16. Deutsche Wundkongress mit 3.076 Teilnehmern fast genauso gut besucht wie im Vor-Corona-Jahr 2019. Am Stand von HARTMANN nutzten viele Besucher die regelmäßig stattfindenden Live-Demonstrationen zum professionellen Anlegen der Pütterbinde und PütterFlex sowie der 2-Komponenten-Kompressionssysteme Pütter®Pro 2 und Pütter®Pro 2 Lite für die eigene Fortbildung. Denn: Bandagieren will gelernt sein und nur ein richtig angelegter Kompressionsverband führt bei den Patienten zu rascher Schmerzfreiheit und nachlassenden Beschwerden. Dabei ist der Verband eine unverzichtbare Therapiemaßnahme bei der Behandlung von Venenleiden. Der Ulcus cruris venosum (UCV) heilt beispielsweise mit der Kompression als Kausaltherapie besser als ohne Kompressionstherapie. Die korrekte Anlegetechnik wird jedoch in der Ausbildung medizinischer Fachkräfte oft vernachlässigt und so konnten die Besucher sich diese nun direkt vom Profi zeigen lassen. Auch die Zehenbandagierung kommt in der Ausbildung häufig zu kurz. Sie ist indiziert bei bestehenden oder zu erwartenden Vorfußödemen, zum Beispiel bei lymphatischer Stauung. Die Bandagierung verhindert Mazerationen in den Zehenzwischenräumen und die Bildung von Ödemen. Nach zwei bis drei leichten Touren mit elastischen Mullbinden um den Vorfuß beginnt die Bandagierung am Großzeh, gefolgt vom Einschluss der weiteren Zehen unter leichtem Druck. Auch diese Technik konnten die Standbesucher live verfolgen.

Anwendung PütterPro 2 und Lite
Live-Demonstrationen zum professionellen Anlegen der 2-Komponenten-Kompressionssysteme Pütter®Pro 2 und Pütter®Pro 2 Lite.
Unter dem Motto „Wundversorgung vom Experten“ standen bei HARTMANN zwei Themen im Fokus: Der Superabsorber Zetuvit® Plus sowie die hydroaktive Wundauflage HydroClean®.


Ein echter Hingucker für die Kongressbesucher war die Virtual-Reality-Brille, mit deren Hilfe klinische Situationen real simuliert werden. In nur zehn Minuten kann der Betrachter anhand von Fallbeispielen die Wundheilung über einen Zeitraum von Wochen oder Monaten verfolgen. Damit können klinische Entscheidungen getroffen, ohne Patienten zu gefährden, sowie Zeit und Kosten für die praktische Ausbildung minimiert werden.

Auch das Symposium des Unternehmens „Erkennen und Managen von Wundinfektionen – von der Wissenschaft in die Praxis“ stieß bei den Kongressbesuchern auf großes Interesse. Prof. Dr. Hans Smola, MD und Vice President Medical Competence Center der Paul HARTMANN AG, stellte in seinem Vortrag „Die HydroClean Extension Studie – eine longitudinale Beobachtung von Biomarkern im Wundexsudat von venösen Ulcus cruris Wunden“ die Ergebnisse vor.

Zu den häufigsten Komplikationen der Wundheilungsstörung zählt die Wundinfektion. Daher steht die Infektionsprävention an erster Stelle, um weitere Komplikationen zu vermeiden und die Heilungschancen zu verbessern. Für die Studie wurde eine Patientenkohorte mit chronischen, schwer heilenden UCV (n = 47) und eine mit akuten Spalthautentnahme-Wunden (n = 10) über einen Zeitraum von 12 Wochen bzw. 21 Tagen beobachtet. Die Wundauflagen wurden nach dem Wechsel biochemisch analysiert. Dabei stellte sich heraus, dass sich die Muster der biochemischen Marker innerhalb der ersten 14 Tage dem Muster akuter Wunden angeglichen haben und dann stabil blieben. Daher sollte das Wundbett in dieser Zeit normalisiert werden. Das bedeutet, dass die Wundauflagen die Entzündung umdrehen können, unabhängig davon, ob die Patienten viele Bakterien in der Wunde haben oder nicht. Dadurch wird die Wundheilung langfristig befördert, auch wenn der eigentliche Effekt klinisch erst viel später sichtbar ist.

Über die Versorgung von Menschen mit chronischen Wunden in der Praxis referierte Astrid Probst, Krankenschwester und Pflegeexpertin im Bereich Wundmanagement in der Pflegedirektion des Klinikums am Steinenberg sowie der Ermstalklinik in Reutlingen, in ihrem Vortrag „Antimicrobial Stewardship (AMS) – Wie kann ich das in den Versorgungsprozess von Menschen mit chronischen Wunden integrieren?“. Eine wichtige Rolle bei der Wundversorgung spielten Antibiotika, die häufig nicht in der richtigen Dosis, für die richtige Dauer oder nicht erregerspezifisch verschrieben würden. Aus diesem Grunde wurde das Antimicrobial Stewardship (AMS) im Klinikum Reutlingen implementiert. Das interdisziplinäre Konzept zum verantwortungsvollen Umgang mit Antiinfektiva verfolgt das Ziel, deren Einsatz zu optimieren, Antibiotikaresistenzen zu reduzieren und die Häufigkeit von Clostridium-difficile-Erkrankungen zu verringern. In der Klinik findet einmal wöchentlich eine Infekt-Visite statt – mit dem Stationsarzt, einem Mikrobiologen, Apotheker und einer Pflegeexpertin, um die richtige Behandlung der Patienten mit infizierten Wunden in der Gefäßchirurgie zu gewährleisten und Clostridieninfektionen zu reduzieren.


Gute Erfahrungen hat Astrid Probst mit der Wundauflage HydroClean®gemacht: Nekrotisches Gewebe wird damit angefeuchtet und durch die Débridementfähigkeit abgelöst. Das Bakterien enthaltene Wundexsudat wird in den Kern der Wundauflage absorbiert und gebunden. Dadurch wird bei jedem Verbandwechsel die Keimbelastung reduziert. Am Beispiel eines dialysepflichtigen Diabetikers mit einer schlechten Durchblutung stellte sie eindrucksvoll vor, wie die ursprünglich prognostizierte Unterschenkel-Amputation durch die lokale Wundbehandlung mit täglichem Débridement verhindert werden konnte. HydroClean®konnte den gefährlichen Keim Pseudomonas aeruginosa einschließen. Mit jedem Verbandwechsel sank die Keimbelastung und das Bein konnte gerettet werden. Für die Versorgung stark exsudierender Wunden verwendet Astrid Probst die Saugkompresse Zetuvit®Plus. Ihr Superabsorberkern ist besonders saugfähig und schließt das aufgenommene Exsudat sicher ein. So wird keimbelastetes Exsudat von der Wunde ferngehalten und die Infektionsgefahr verringert.

Für John Schäfer, Gesundheits- und Krankenpfleger am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE), ist insbesondere die verzögerte Diagnose ein großes Problem bei der Versorgung von Menschen mit chronischen Wunden. In seinem Vortrag „Möglichkeiten und Grenzen der ambulanten Infektionsprophylaxe im Rahmen der Wundversorgung“ sieht er den Grund für eine zu späte Diagnose und mangelnde Infektionsprophylaxe in der steigenden Zahl von Patienten mit Komorbiditäten bei gleichzeitigem Fachkräftemangel sowie – besonders im ländlichen Raum – dem erschwerten Zugang zu medizinischen Versorgungsstrukturen. In seiner Abteilung würden teilweise Patienten vorstellig, die über zehn Jahre eine chronische Wunde gehabt hätten, ohne dass diese diagnostiziert wurde. Daher müssten insbesondere das behandelnde Personal und ambulante Pflegedienste in der Wundversorgung entsprechend geschult werden. Den Fokus sieht er ganz klar auf der Diagnostik und der kausalen Therapie, da die Wunde das Endprodukt der Erkrankung ist.

Ein weiteres wichtiges Thema neben der Diagnostik ist für John Schäfer die Wundreinigung. Dazu gehört seiner Meinung nach auch das oft von Fachkräften kontrovers diskutierte Thema „Duschen mit offenen Wunden“: Das Ausduschen eines Abszesses sei förderlich für die Wundheilung. Leitungswasser sei jedoch nicht dafür geeignet, da es nicht keimfrei ist. John Schäfer empfiehlt daher sterile Filter, die in der Handbrause der Dusche installiert werden können. Die Kosten von circa 40 Euro im Monat können auch von der Krankenkasse übernommen werden.

Optimierungsbedarf existiert laut John Schäfer auch bei der Wahl der Wundauflage. Er sieht häufig Patienten mit einer Versorgung, die nicht symptombezogen ist, beispielsweise ein Schaumverband bei stark exsudierenden Wunden. Das Exsudatmanagement und Débridement zählen für ihn zu den wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Wundversorgung.Die Wundauflage sollte nicht nur die Wunde bedecken, sondern Kontakt zur Wundtiefe haben, denn dort beginne die Heilung.

Bei der Auswahl der Verbandmittel setzt er auf wirkstofffreie, aber wirkende Wundauflagen wie HydroClean®und Zetuvit®Plus, da sie im Unterschied zu wirkstoffhaltigen Auflagen keine Resistenzen verursachen. Die Problematik einer falschen Wundversorgung stellte er anhand des Falls einer 82-jährigen Patientin vor, die mit einer fünf Jahre andauernden UCV und einem massiven Lymphödem in der Ambulanz des UKE vorstellig wurde. Die Versorgung bestand aus einem Verband mit Silber-Distanzgitter und einem Schaumverband mit Silber. Die Patientin wies eine starke Adhärenz- und Compliance-Problematik auf, da sie über fünf Jahre keine adäquate Behandlung erhalten hatte und ihre Lebensqualität durch den Wundgeruch stark eingeschränkt war. In der Klinik erfolgten eine Lymphdrainage und Kompressionstherapie mit der Superabsorber-Wundauflage Zetuvit®Plus. Für die Patientin bestand der Vorteil im schmerzfreien Verbandwechsel und der Geruchsbindung. Zudem stellte sich eine Heilungstendenz ein. „Und wenn die Patienten Fortschritte bei der Heilung sehen, fassen sie auch wieder Vertrauen in die medizinische Versorgung und eine kausale Therapie wird möglich“, ist John Schäfer überzeugt.