PFLEGEDIENST 1/2022

Wie lange bleibt die Nahrung wo? Es ist ein natürlicher Vorgang, aber kaum jemand spricht gerne darüber. Als Stuhlgang (medizinisch Defäkation) bezeichnet man das Ausscheiden von Kot aus dem Dickdarm. Die Bezeichnung Stuhlgang hat tatsächlich mit einem Stuhl zu tun, nämlich mit dem Leibstuhl, der im 18. Jahrhundert entwickelt wurde und aus einem Stuhl mit eingebautem Nachttopf zur Aufnahme der Fäkalien bestand. Stuhl ist das Endprodukt der Nahrung, die durch automatische Reflexe durch das Verdauungssystem bis in den Dickdarm als Speicher- und Austreibungsorgan geschoben wird. Der eingedickte und durch Bakterien Eine Stuhlinkontinenz liegt vor, wenn Darmgase (Winde), flüssiger oder fester Stuhl unkontrolliert austreten. Laut Zahlen der Deutschen Kontinenz Gesellschaft dürften bis zu fünf Prozent aller Deutschen betroffen sein. Die Ursachen einer Stuhlinkontinenz Wie die Harninkontinenz kann auch die Stuhlinkontinenz viele Ursachen haben und ist auch ein Symptom einer zugrundeliegen Erkrankung oder Störung. Dies können beispielsweise psychoorganische Störungen, Störungen der Stuhlbeschaffenheit (Diarrhoe, Obstipation), Speicherverlust des Rektums, Schädigungen des muskulären Schließmuskelapparates, neurogene Erkrankungen, traumatische Verletzungen (Dammrisse, Operationen) oder Tumoren (Anal- oder RektumNoch stärker als Harninkontinenz wird der Kontrollverlust über den Darm tabuisiert. Eine speziell auf Stuhlinkontinenz ausgerichtete Versorgung kann zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität beitragen. Tabuthema Stuhlinkontinenz Wenn die Kontrolle über den Darm verloren geht Stuhlfrequenz und Stuhlmenge sind stark von der aufgenommenen Nahrung abhängig, sodass für die Beobachtung des Stuhlgangs nur ungefähre Normalwerte angegeben werden können. ½ Tägliche Stuhlgewichte schwanken zwischen 100 und 500 g, je nach dem Ballaststoffanteil in der Ernährung. ½ Im Einzelfall kann die Menge des bei einem einzigen Stuhlgang ausgeschiedenen Stuhls bis zu 1 kg betragen. ½ Geringe Stuhlmengen von < 100 g am Tag sind normal, wenn der Mensch fastet oder sich sehr ballaststoffarm ernährt. Ansonsten weisen solche geringen Mengen auf eine Verstopfung hin. ½ Viele Menschen haben täglich Stuhlgang, aber dennoch kann die Häufigkeit beim gesunden Menschen von mehrmals täglich bis einige Male wöchentlich variieren. ½ Erst bei deutlichen Abweichungen von den üblichen individuellen Stuhlgewohnheiten spricht man von Durchfall (Diarrhoe = häufige Darmentleerung von zumeist flüssigschleimigem Stuhl) oder Verstopfung (Obstipation = seltene Darmentleerung von sehr festem Stuhl). zersetzte, unverdauliche Rest des Nahrungsbreis besteht zu etwa 75 % aus Wasser. Weitere Bestandteile sind unverdaute, teilweise zersetzte Nahrungsmittelbestandteile, abgestoßene Epithelien der Darmschleimhaut, Schleim, Bakterien und Gallenfarbstoffe, wie z. B. Sterkobilin, das dem Stuhl die braune Farbe verleiht. Obwohl eine regelmäßige, beschwerdefreie Stuhlentleerung für das Wohlbefinden des Menschen große Bedeutung hat, wird das Thema oft als peinlich empfunden und möglichst vermieden. Für Menschen mit Stuhlinkontinenz entstehen daraus Belastungen, die ungleich höher sind als die bei Harninkontinenz. Denn Stuhlinkontinenz ist eines der unangenehmsten und sozial am wenigsten akzeptierten Symptome. Hinweise zur Stuhlentleerung und -menge Mund 1 Min. Speiseröhre 3-4 Sek. Magen 2-4 Stunden Dünndarm 1-4 Stunden Dickdarm 10 Stunden - einige Tage PRAXIS 14 HARTMANN PFLEGEDIENST 1/2022

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