PflegeDienst 1/2020

IAD und Dekubitus unterscheiden Bei der IAD, der inkontinenzassoziierten Dermatitis, handelt es sich um eine Entzündung der Haut, die durch wiederholten bzw. andauernden Kontakt mit Feuchtigkeit und / oder den aggressiven Zersetzungsprodukten von Stuhl und Urin hervorgerufen wird. Für die Behandlung und Pflege Betroffener ist es wichtig, dass Pflegekräfte sicher zwischen einer IAD und einem Dekubi- tus unterscheiden können: [1] Typische, diffuse, wegdrückbare Hautrötun- gen bei einer IAD. [2] Dekubitus Grad 1 mit scharf begrenzten, flächigen Hautrötungen, die nicht mehr wegzudrücken sind. Ein Großteil der Bewohner in der Langzeitpflege hat eine Harninkontinenz, viele haben eine Stuhlinkonti- nenz. Was bedeutet das für ihre Hautgesundheit? Menschen, die an einer Inkontinenz leiden, haben ein besonders hohes Risiko, Hautirritationen zu ent- wickeln. Durch den längerfristigen Kontakt von Haut mit Urin oder Stuhl können schmerzhafte lokale Entzündungsherde entstehen, man spricht auch von einer Kontaktdermatitis. Hinzu kommt: Die Menschen, die eine Inkonti- nenz entwickeln, haben oftmals schon ein höhe- res Lebensalter erreicht und bringen dadurch ein deutlich verändertes Hautbild mit. Gerade im Alter nimmt die Schweiß- und Talgdrüsenaktivität ab, die Haut wird nicht mehr so gut mit Flüssigkeit versorgt und der Säureschutzmantel, der extrem wichtig für den Hautschutz ist, kann seine Funktion oft nicht mehr aufrechterhalten. Durch die aggressiven Zer- setzungsprodukte bei Urin und Stuhlgang wird der Säureschutzmantel massiv in Mitleidenschaft gezogen. Die Hornschicht wird durchlässiger, es können Keime eindringen und so entstehen kleinste Entzündungsherde. Treten Haut- und Folgeschäden zwangsläufig bei Inkontinenz und Altershaut auf oder können diese vermieden werden? Bei einer guten Prävention können Folgeschäden vermieden werden. Wichtig ist, dass die Pflegenden um das Risiko von Hautschäden wissen und die Hautsituation beurteilen können. Das bedeutet auch, dass sie das Risiko einer inkontinenzassoziierten Der- matitis – kurz IAD – richtig einschätzen können. Wenn jemand stuhlinkontinent ist, hat er zum Bei- spiel ein wesentlich höheres Risiko, an einer IAD zu erkranken, als jemand ohne Stuhlinkontinenz. Der Stuhl wird nicht vom Inkontinenzprodukt aufgenom- men und verbleibt auf der Oberfläche und somit im ständigen Kontakt auf der Haut. Es ist wichtig, dass die Mitarbeiter diese Zusam- menhänge kennen und auch mit dem Expertenstan- dard „Förderung der Kontinenz in der Pflege“ des DNQP vertraut sind. Sinnvoll ist auch die Implemen- tierung von Hautschutz-Experten, die sich – ähnlich wie Wundexperten – ganz explizit um Bewohner mit einem hohen Risiko für Hautirritationen kümmern und die Kollegen entsprechend schulen. Welche Maßnahmen sind generell geeignet, um Hautschäden bei Inkontinenz vorzubeugen? Die Förderung der Kontinenz, zum Beispiel in Form von Toilettentraining, steht an erster Stelle. Jeder erfolgreiche Toilettengang schützt die Haut. Auch eine schonende Hautreinigung ist sehr wichtig. Nach jeder Stuhlausscheidung sollte die Haut im Intim- bereich gereinigt und die verschmutzte Vorlage gewechselt werden. Generell sollte zur Hautreinigung keine Seife ver- wendet werden. Diese ist alkalisch und verändert den natürlichen pH-Wert der Haut, wodurch der Hautschutz reduziert wird. Der Expertenstandard empfiehlt, auf die häufige Intimreinigung mit Wasser zu verzichten und stattdessen einen pH-hautneu- Thema Hautgesundheit : Was Profis dazu sagen Menschen mit einer Inkontinenz – und das sind etwa 80% der Bewohner in Pflegeeinrichtungen – sind besonders gefährdet, Hautirritationen zu entwickeln. In einem Interview erläutert Manuela Müller, Fachberaterin der PAUL HARTMANN AG, wie es dazu kommt und was dagegen unter- nommen werden kann. 2 1 16 HARTMANN PflegeDienst 1/2020 Medizin & Pflege

RkJQdWJsaXNoZXIy NDU5MjM=