PflegeDienst 3/2019

Wichtiger Tipp : Werden im Anschluss an eine Händedes- infektion Einmalhandschuhe angezogen, ist das vollständige Trocknen der Hände abzuwarten. Bei den gängigen Händedesinfek- tionsmitteln auf Alkoholbasis ist der Zeitbedarf des Trocknens sehr gering. Nach dem Ausziehen der Einmalhandschuhe erfolgt eine abschließende Händedesinfektion, um ggf. durch Handschuhperfo- rationen eingedrungene Keime zu eliminieren. Regel Nr. 3: Hygienisches Umfeld schaffen Die Maßnahmen dieser Regel sind eigentlich einfach umzu- setzen. Sie könnten aber im häuslichen Bereich durch die indi- viduellen Wohnsituationen und -gewohnheiten auf Unverständnis beim Patienten bzw. pflegenden Angehörigen stoßen. Lückenlose, sichere Hygiene beim Verbandwechsel kann aber nur gemeinsam mit dem Patien- ten bzw. seinen Angehörigen gelingen. Deshalb wird es oft not- wendig werden, sie mit den Hygi- eneregeln vertraut zu machen, wozu von Pflegekräften häufig viel Fingerspitzengefühl und auch Empathie für die Lebenssituation des Patienten aufzubringen ist. 7 Während des Verbandwechsels sollte das Zimmer von anderen Personen nicht betreten wer- den, um Keimverwirbelungen zu unterbinden. Aus diesem Grund ist auch Zugluft zu ver- meiden, d. h. Fenster bleiben geschlossen. 7 Wichtig ist auch, Haustiere wie Hunde, Katzen oder Vögel aus dem Zimmer zu entfernen. Der Grund dafür: Antibiotikaresis- tente Erreger (MRSA) können in beiden Richtungen übertragen werden – von Mensch zu Tier und von Tier zu Mensch. 7 Schnittblumen oder sonstige offensichtliche Keimreser- voire sind ebenfalls aus dem Verbandwechselbereich zu entfernen. 7 Unbedingt zu vermeiden ist das Sprechen über offenen Wunden oder Verbänden. Die Mundhöhle ist stark mit Keimen besiedelt, die beim Sprechen direkt in die Wunde gelangen. Ausführliche Erläute- rungen zur Wundbehandlung sollten deshalb vor dem Ver- bandwechsel erfolgen. 7 Eine Mund- und Nasenmaske ist erforderlich, wenn sehr großflächige Wunden zu ver- sorgen sind oder der Durchfüh- rende an einer Erkältung leidet. 7 Eine Abdeckung der Haare durch z. B. eine Vlies-Haube ist bei der Versorgung großflächi- ger, stark infektionsgefährdeter oder bereits infizierter Wunden angebracht. 7 Die hygienische Sicherheit wird auch erhöht, wenn im häus- lichen Bereich über die normale Kleidung eine frische (Einmal-) Schürze angelegt wird. Hygienregeln zu Materialbereitstellung und -entsorgung Problematisch erweist sich im häuslichen Bereich oft die Bereit- stellung der benötigten Materia- lien. Um alle Materialien während des Verbandwechsels schnell zur Hand zu haben, werden sie am besten auf einem ausreichend großen und leicht zu desinfizie- rendem Tablett auf einem Käst- chen oder Tischchen neben dem „Verbandort“ bereitgestellt. Das Tablett im Bett des Patienten abzustellen, ist hygienisch nicht erlaubt. Alles griffbereit zu haben, ist deshalb so wichtig, damit der Ver- bandwechsel zügig durchgeführt werden kann und die Wunde nicht unnötig lange offen liegt. Denn das Risiko einer Kontamina- tion oder sogar einer Sekundärin- fektion wächst mit jeder Minute, die die Wunde ungeschützt ist. Ebenso kann ein Auskühlen der Wunde zu einer Verzögerung der Heilung führen. Ein weiterer kritischer Punkt ist die Entsorgung benutzter, ver- schmutzter Materialien und alter Verbände. Keinesfalls dürfen sie „offen“ in einen Papierkorb ent- sorgt oder „zwischengelagert“ werden. Es sind keimdichte Behältnisse wie Folienbeutel oder spezielle Abwurfbeutel bereitzu- stellen, in die diese verkeimten und verschmutzten Materialien sofort nach Gebrauch abgewor- fen werden. Gut verschlossen können die Abwurfbeutel dann mit dem normalen Hausmüll ent- sorgt werden. Literatur 1 Köck R, Cuny Ch, Walther B, für den Forschungsverbund MedVet-Staph: MRSA bei Haustieren: Be- deutung für den Men- schen, HygMed 2013; 38-7/8 2 Diese Tipps ent- sprechen den „AWMF-Leitlinien zur Hygiene in Klinik und Praxis, Anforde- rungen der Hygiene bei chronischen und sekundär heilenden Wunden“ (AWMF- Leitlinien-Register Nr. 029/042). Weiterführende Literatur: Die ver- schiedenen Empfeh- lungen des Robert Koch-Instituts (RKI) zu den Themen Hygiene und Infektionsprä- vention, die für die Praxis verbindlichen Charakter haben, sind unter www.rki.de ab- rufbar. Eigenverantwortliche Händedesinfektion Die Einreibetechnik „eigenverantwortliche Händedesinfektion“ setzt voraus, dass der Anwender eigenverantwortlich handelt und bewusst sowie gewissenhaft auf die voll- ständige Benetzung der Hände achtet. Aus- reichend Händedesinfektionsmittel in die tro- ckene hohle Hand geben, sodass alle Areale der Hände satt mit dem Präparat benetzt werden können [1] . Händedesinfektionsmittel sorgfältig über 30 Sekunden in die Hände einreiben, dabei alle Hautpartien erfassen. Besonderes Augenmerk auf Fingerkuppen und Daumen legen [2] . Sie sind klinisch besonders wichtig, da sie am häufigsten in direktem Kontakt mit Patienten und potenziell verkeim- ten Oberflächen kommen. An den Fingerkup- pen findet sich zudem die höchste Keimdichte im Vergleich zu anderen Hautpartien [3] . 1 2 3 Medizin & Pflege 18 HARTMANN PflegeDienst 3/2019

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