PflegeDienst 2/2019

Helena meets Berlin All dies wurde auch von ihrer Stations- und Pflegedienstleitung registriert. Und so meldeten sie Helena Dyck – heimlich und ohne deren Wissen – für die Kategorie „Botschafter(in) der Pflege“ des Deutschen Pflegepreises an. „Mit dieser Auszeichnung soll die Arbeit von engagierten Pfle- gekräften besonders gewürdigt werden“, heißt es in den Statuten des Preises und mit großer Einig- keit sprach sich die Jury unter der Leitung von Franz Wagner, dem Präsidenten des Deutschen Pfle- gerates, für Helena Dyck aus. Die Jury lieferte auch gleich die Begründung mit: Helena sei erstens trotz ihres jungen Alters bereits eine Leistungsträgerin ihrer Station. Sie engagiere sich zweitens für den Nachwuchs und strebe drittens ein berufsbeglei- tendes Studium an, um sowohl als Pflegekraft zu arbeiten, als auch zugleich als Dozentin künftige Generationen auszubilden. Schon bei der Preisverleihung im März in Berlin erregte die junge Krankenschwester viel Auf- merksamkeit. „Ich hatte keine Rede vorbereitet und dachte, ich bedanke mich nur kurz. Aber dann hielten alle Preisträger vor mir eine kurze Ansprache und so improvisierte ich dann kurz ent- schlossen ein bisschen“, berichtet sie von ihren Erlebnissen. Die „Improvisation“ kam her- vorragend an und Helena Dyck erhielt viel Lob für ihre Worte. Ein Grund dafür war sicher, „dass ich ehrlich und authen- tisch sein wollte und auch gleich die Chance nutzte, den Leuten ein klein wenig den Kopf zu waschen“, erinnert sie sich. „Ich weiß in meinem Alter sicher nicht alles und will nieman- den belehren, aber ich möchte unseren Beruf attraktiver machen, weil jeder irgendwann einmal Pflege braucht“, beschreibt Helena ihr Engagement. Aktuell überschatte das Bild des Pflegenotstands den Beruf und sein Image komplett. „Natür- lich ist es einfacher zu meckern“, meint sie, „aber es ist ja auch kein großer Aufwand, selbst etwas zu tun, wie in die Schulen zu gehen und zu berichten.“ Und dort ist dann die Überra- schung groß, was sich hinter dem Job alles verbirgt. „Ich frage oft, welche Berufe im Krankenhaus die Jugendlichen kennen“, sagt Helena. Arzt, Schwester, Putzfrau sind dann meist die einzigen Ant- worten. Und auf die Frage, was die Schwester so mache, heißt es, „dem Arzt helfen und putzen“. „Dass man Pflege auch studie- ren und dann leitende Positionen besetzen kann und es auch viele andere Berufe gibt, ist vielen neu.“ Nominiert für die Nationalmannschaft Seit ihrem Auftritt in Berlin ist Helena Dyck als Gesprächs- partnerin gefragt. Sie war zu Gast im Bundestag und im Land- tag von Baden-Württemberg, führte Gespräche mit Politikern und z. B. mit der Deutschen Schlaganfallgesellschaft. „Ich sage, was man aus meiner Sicht verbessern könne“, fasst sie ihren Ansatz zusammen, „und möchte dabei auch ein Dolmet- scher zwischen der Jugend und den Erwachsenen sein.“ Im Dezember wird sie ein ein- wöchiges Praktikum beim Bundes- tagsabgeordneten und gelernten Physiotherapeuten Roy Kühne absolvieren, „denn ich kenne mich in politischen Dingen noch nicht so gut aus und möchte mehr erfahren, um mich sicherer zu fühlen“. Bereits davor startet im Oktober ihr Bachelor-Studium „Pflege“ an der Hochschule Ravensburg-Wein- garten, das sie parallel zu ihrem Job absolvieren möchte. Und auch die Nationalmannschaft Pflege Deutschland wurde auf sie aufmerksam und lud sie ein. Das Team nimmt am weltweiten Wett- bewerb World Skills teil, einem Leistungsvergleich nicht-akademi- scher Berufe für junge Leute bis 25. Schauspieler stellen Patienten und konkrete Pflegefälle dar, die dann von den Teilnehmern gelöst werden müssen. Ab dem nächs- ten Jahr ist Helena beim 10-köpfi- gen Team mit dabei. Aber auch ihren Botschafterjob führt sie natürlich weiter und wird für Veranstaltungen von ihrem Arbeitgeber teilweise freigestellt und für Projekte mit einem Bud- get ausgestattet. Energie für zwei Hat sie keine Angst, sich zu viel aufzuhalsen? Da winkt sie ab. „Mein Team unterstützt mich und auch meine Freunde sagen, dass ich ruhiger, erwachsener und aus- geglichener sei und meine Energie jetzt besser auf den Tag verteilt hätte“, erzählt sie lachend. Ebenso aktiv wie im Beruf ist sie auch in der Freizeit: auf Rei- sen, beim Sport – sie nahm unter anderem am Halbmarathon des Ulmer Einsteinlaufs teil – oder bei regelmäßigen Treffen mit ihren Freunden. Und natürlich bleibt auch Zeit auch für ihren Mann Daniel, der sich beruflich mit der Produktion von Kränen beschäf- tigt und damit oft eine ganz andere Perspektive beisteuert. Teamwork ist alles auf der Strike Unit der RKU in Ulm: Helena Dyck (rechts) arbeitet eng mit ihren Kolleginnen und Kollegen wie Aygül Sevim zusammen. Der Preis „Bot- schafter der Pfle- ge“ wurde von der BVUK. Grup- pe gestiftet, ei- nem Experten für die betriebliche Altersvorsorge. „Botschafter der Pflege“ ist dabei eine der fünf Kategorien des Deutschen Pfle- gepreises. Der Preis in der Kate- gorie Praxis wird von HARTMANN unterstützt (siehe auch Seite 3). Weitere Katego- rien sind „Freund der Pflege“ und „Nachwuchs“ sowie der Pflege- innovationspreis. Medizin & Pflege 15 HARTMANN PflegeDienst 2/2019

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