DESINFACTS | Sonderausgabe 2023

SONDERAUSGABE 2023 DESINFACTS GREEN

Diese Ausgabe ist gedruckt auf recyceltem Papier PRAXIS Wo werden die meisten klimaschädlichen Emissionen erzeugt? 04 Nachhaltigkeit in Gesundheitseinrichtungen: Status Quo und künftige Herausforderungen 21 Die grüne Abwägung: Ein Vergleich zwischen Einweg- und Mehrwegprodukten 22 INTERVIEW Professionelles Abfallmanagement rechnet sich! 06 Bacillol® Zero ist die nächste Generation der Flächendesinfektion 12 Der Clou ist der neuartige Wirkstoff 13 Klimaschutz muss auf die Leitungsebene der Kliniken! 19 WISSEN Recycling von Folienverpackungen 09 Nachhaltigkeit: Die wichtigsten Begriffe 10 Die wichtigsten Prüfsiegel und Logos 14 Organische Fruchtsäuren 17 Nachhaltigkeit aus aller Welt 18 FORUM Bacillol® Zero Tissues 16 VERANSTALTUNGEN Highlights des HSC Online-Symposiums 2023 20

3 Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, Vorsorge für die menschliche Gesundheit schließt auch den Schutz der Umwelt mit ein. Das wird in Zeiten des Klimawandels und angesichts schwindender natürlicher Ressourcen immer deutlicher. Die Gesundheitsbranche steht daher in der Pflicht, nachhaltige Arbeitsweisen und Produkte zu entwickeln. Aus diesem Grund haben wir uns zu dieser Sonderausgabe unseres Magazins DESINFACTS entschlossen. Im vorliegenden Heft finden Sie Denkanstöße und Lösungen, die zeigen, wie der Spagat zwischen Patienten- und Umweltschutz gelingen kann. Eine solche Lösung sind zum Beispiel die neuen Bacillol® Zero Tissues von HARTMANN. Wir haben bei diesen Desinfektionsmittel-Tüchern auf jeder Ebene des Produktes nachhaltige Komponenten eingesetzt. Das reicht von der Verpackung über die Tücher selbst bis zu unserem neuen, auf organischen Fruchtsäuren basierenden Wirkstoffkomplex. Ihre volle Umweltwirksamkeit erreichen recyclebare Produkte allerdings nur, wenn sie tatsächlich wiederverwertet werden. Warum das ein Problem im deutschen Gesundheitswesen ist und wie modernes Abfallmanagement in Kliniken aussehen kann, erläutert im Interview ein Experte des Uniklinikums Bonn. Wie Klimaschutz in der Gesundheitsbranche aussehen kann, zeigt das Projekt „Klimaretter – Lebensretter“ der Stiftung viamedica. Gleichzeitig belegt eine Studie der Stiftung aber auch: Es bleibt noch viel zu tun, wenn Klimaschutz und Klinikalltag versöhnt werden sollen. In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen und bleiben Sie gesund! Ihre Dr. Heide Niesalla Head of HARTMANN SCIENCE CENTER Dr. Henning Mallwitz Director Research & Development Dr. Heide Niesalla Dr. Henning Mallwitz

in die Gesamtrechnung ein. Die mittleren CO2-Emissionen einer Magnetresonanztomographie und einer Computertomographie liegen beispielsweise bei 17,5 bzw. 9,2 kg pro Scan. Um Ressourcen zu sparen, könnten unnötige Untersuchungen vermieden sowie Geräte intelligenter ausgelastet und in Leerlaufphasen vollständig ausgeschaltet werden [9]. Eine Station mit 20 Betten verbraucht täglich bis zu 10.000 Liter Wasser Auch die wertvolle Ressource Wasser wird in Kliniken im großen Stil verbraucht, z. B. für Wäsche, Sterilisation, Heizung und Kühlung. Pro Bett werden in Deutschland beispielsweise täglich ca. 500 L Wasser benötigt [10], was sich bei einer 20-Betten-Station auf 10.000 L bzw. bei einer 500-Betten-Klinik auf 250.000 L am Tag beläuft. Allein der Vorbeugung von Legionellen im Trinkwasser fallen bei der 5-minütigen Spülung von 40 Wasserhähnen mit je 15 L/min, die alle 72 Stunden erfolgen sollte, 7.000 L wöchentlich zum Opfer. Der Weg zum klimaneutralen Krankenhaus ist weit, doch es tut sich was Um dem Klimawandel entgegenzuwirken, muss auch im Gesundheitssystem drastisch umgedacht werden. Da zunehmend Menschen in Folge des Klimawandels – z. B. durch extreme Hitze oder schlechte Luft- und Wasserqualität – erkranken werden, müssen nicht nur die eigenen Emissionen reduziert, sondern auch Anstrengungen zur Primärprävention vorangetrieben werden. Das Thema „Nachhaltiges Krankenhaus“ gewinnt glücklicherweise immer mehr an Aufmerksamkeit, doch der Weg dahin ist noch weit und erfordert das Engagement aller Beteiligten. 4 PRAXIS Während die direkten (Scope 1) und indirekten Emissionen durch bezogene Elektrizität, Heizung etc. (Scope 2) zusammen nur knapp ein Drittel ausmachen, entfällt der Löwenanteil auf die sogenannten Scope-3-Emissionen [1], zu denen Güter, Dienstleistungen, Produktion und Transport zählen (s. Artikel „Nachhaltigkeitsberichterstattung“ auf S. 21). Um Einsparpotenziale zu erkennen, hilft es, die größten „Klimasünder“ im Krankenhaus genauer zu betrachten. Narkosegase machen den Großteil der Emissionen im Operationssaal aus Wer nicht vom Fach ist, käme wohl kaum auf den Gedanken, dass Narkosegase eine extreme Treibhauswirkung haben. Tatsächlich sind Gase wie Desfluran und Sevofluran um das Hundert- bis Tausendfache klimaschädlicher als CO2 und können zwei Drittel der Emissionen im OP-Saal bzw. ein Drittel der Emissionen des gesamten Krankenhauses ausmachen [2-4]. So entspricht die klimaschädliche Wirkung einer 7-stündigen OP mit Desfluran etwa einer Autofahrt von Deutschland nach China (ca. 8.000 km) [4]. Darüber hinaus können Heizung, Lüftung und Klimaanlage des OP-Saals je nach Art der Stromerzeugung im Einzelfall mit bis zu 84 % der Emissionen des OP-Saals zu Buche schlagen [3], während die Heizung des gesamten Krankenhauses durchschnittlich ca. ein Viertel aller Krankenhausemissionen ausmacht [5]. Stationäre Versorgung, Catering und Transport mit großem CO2Fußabdruck Auch die stationäre Patientenversorgung ist bislang nicht ressourcenschonend. Während auf einer Akutstation täglich 5,5 kg Abfall und 45 kg CO2 pro Patient/in anfallen, sind es auf der Intensivstation 7,1 kg Abfall und 138 kg CO2 [6]. Bei einer vollbelegten 500-Betten-Klinik mit 20 Intensivbetten kämen hier jährlich knapp 9.000 t CO2 zusammen. Großes Einsparpotenzial gibt es auch beim Catering, das für ca. 17 % aller Krankenhausemissionen verantwortlich ist: Hier könnte sich z. B. ein größeres Angebot regionaler vegetarischer Gerichte positiv auf den CO2-Fußabdruck auswirken [5]. Auch beim Pendeln bzw. Reisen der Beschäftigten und beim Patienten- sowie Besuchertransport, die zusammen ca. 18 % der CO2-Emissionen ausmachen, gibt es beträchtliche Einsparmöglichkeiten, z. B. durch nachhaltigere Antriebsarten und den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad [7]. Da die Produktion von Arzneimitteln energieintensiv ist und Medikamente ca. 12 % der Krankenhausemissionen verursachen, würde es ebenfalls helfen, nachhaltiger und vorausschauender mit diesen umzugehen [3]. Auch bildgebende Diagnostik trägt zu den Emissionen bei Vor der Behandlung steht stets die Diagnose. Da etwa jeder vierte bis fünfte Krankenhausaufenthalt eine bildgebende Diagnostik erfordert [8], gehen auch diese – oft energieintensiven – Prozeduren Wo werden die meisten klimaschäd CO2-Emissionen im Gesundheitssystem Das Gesundheitssystem fördert die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bevölkerung. Allerdings sind die Treibhausgasemissionen des Gesundheitssystems hoch und tragen erheblich zum menschengemachten Klimawandel und damit zur Schädigung der Gesundheit bei. Das deutsche Gesundheitssystem ist für 5,2 % der gesamten CO2-Emissionen Deutschlands verantwortlich [1]. Das weltweite Gesundheitssystem sorgt für 4,4 % aller CO2-Emissionen und belegt somit – wäre es ein Land – Platz 5 der Länder mit dem höchsten CO2-Ausstoß [1]. Quellen: 1. Karliner J et al. (2019) Health care’s climate footprint, How The Health Sector Contributes To The Global Climate Crisis And Opportunities For Action. https:// noharm-global.org/sites/default/files/documents-files/5961/HealthCaresClimateFootprint_092319.pdf (abgerufen am 26.06.2023) 2. Richter H et al. (2020) Der CO2-Fußabdruck der Anästhesie. Wie die Wahl volatiler Anästhetika die CO2-Emissionen einer anästhesiologischen Klinik beeinflusst. Anästh Intensivmed 61: 154-161. https://doi.org/10.19224/ai2020.154 3. MacNeill AJ et al. (2017) The impact of surgery on global climate: a carbon footprinting study of operating theatres in three health systems. Lancet Planet Health 1: e381-e388. https://doi.org/10.1016/s2542-5196(17)30162-6 Wasserverbrauch: pro Bett [10], wöchentlich 7.000 Liter für die Spülung der Wasserleitung Täglich 500 Liter

5 PRAXIS dlichen Emissionen erzeugt? Hinweis: Die Zahlen stammen von unterschiedlichen Studien aus unterschiedlichen Krankenhäusern in unterschiedlichen Ländern und sind daher nur bedingt vergleichbar. In diesem Artikel fallen zur Vereinfachung auch CO2-Äquivalente unter den Begriff CO2. CT = Computertomographie; MRT = Magnetresonanztomographie. Das deutsche Gesundheitssystem ist für 5,2 % der CO2-Emissionen Deutschlands, das weltweite für 4,4 % aller globalen CO2-Emissionen verantwortlich [1] KLINIKUM Heute: Bis zu1/3 der gesamten KrankenhausEmissionen [4] Klimaschädliche Narkosegase: Bildgebungen in deutschen Kliniken pro Jahr: Ca.13 Mio. MRT und CT: 17,5 bzw. 9,2 kg Ø pro Scan [9] Catering: Ca. 18 % der Krankenhausemissionen [5] [8] 4. https://www.bund-berlin.de/fileadmin/berlin/publikationen/Klimaschutz-pdf/Fact-Sheet_Narkosegase_und_Klimaschutz_Update.pdf (abgerufen am 26.06.2023) 5. Keller RL et al. (2021) From bandages to buildings: Identifying the environmental hotspots of hospitals. J Cleaner Prod 319: 128479. https://doi.org/10.1016/j.jclepro.2021.128479 6. Prasad PA et al. (2022) Environmental footprint of regular and intensive inpatient care in a large US hospital. Int J Life Cycle Assess 27: 38-49. https://doi.org/10.1007/ s11367-021-01998-8 7. Tomson C (2015) Reducing the carbon footprint of hospital-based care. Future Hosp J 2: 57-62. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6465872/ 8. https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/datenreport-2021/gesundheit/330100/diagnose-und-behandlung-im-krankenhaus/ (abgerufen am 26.06.2023) 9. McAlister S et al. (2022) The carbon footprint of hospital diagnostic imaging in Australia. Lancet Reg Health West Pac 24: 100459. https://doi.org/10.1016/j.lanwpc.2022.100459 a 10. https://www.abfallmanager-medizin.de/zahl-des-monats/ein-krankenhaus-verbraucht-pro-bett-bis-zu-500-liter-wasser-am-tag/ (abgerufen am 26.06.2023)

6 INTERVIEW „Professionelles Abfallmanagement rechnet sich!“ Das Universitätsklinikum Bonn (UKB) setzt als Maximalversorger bei der Abfallentsorgung zunehmend auf nachhaltige Prozesse. Michael Schmitz, Abteilungsleiter im Facility Management, Abfallbeauftragter und Leiter der Stabsstelle Nachhaltigkeit erläutert, warum das ein gutes Gefühl macht und obendrein noch Geld einbringt. Beispiel Bonn: Klinikmüll als Chance nutzen ze genau kennen, fehlen oft. Dementsprechend schlecht sind die Mülltrennung und auch die Datenlage zu den Abfällen. Gezielte Maßnahmen zur besseren Abfalltrennung und zum Recycling können sie natürlich nur einleiten, wenn sie alle Abfallströme genau kennen. Wir haben daher den Bereich Entsorgungsmanagement komplett neu aufgesetzt. Gemeinsam mit einem Start up-Unternehmen aus Hamburg haben wir 2019 ein digitales Managementsystem als Branchenlösung für medizinische Einrichtungen entwickelt. Alle Abfallströme werden bei uns nun digital erfasst. Ich kann nun genau sehen, welche Abfälle wo und in welcher Menge anfallen und wie und wo sie entsorgt werden. Ich kann nun auch die Auslastung der jeweiligen Bereiche beurteilen. Zum Beispiel die Auslastung unserer Logistik. Das hilft ungemein, wenn man Wege und Entsorgungsströme optimieren und Verkehr vermeiden will. Kurz gesagt: Heute haben wir alle wichtigen Daten und einen kompletten Überblick! Gab es dabei überraschende Erkenntnisse? Eigentlich nicht. Die Daten haben im Großen und Ganzen zutage gefördert, was ich vermutet habe und aus vielen Kliniken bereits kenne: die wirklich schlechte Abfalltrennung. Aber das ist im gesamten Gesundheitssystem ein sehr großes Problem. Das Gesundheitswesen ist mit 1,2 Millionen Tonnen der fünftgrößte Abfallerzeuger in Deutschland. Das verdeutlicht das enorme Potenzial für Verbesserungen, um die Stoffkreisläufe zu schließen und die Wertstoffe nicht zu verbrennen. Wir haben inzwischen zahlreiche Trennbehälter an den verschiedenen Sammelstellen eingeführt und trennen unseren Müll nun möglichst frühzeitig. Wie viele Fraktionen unterscheiden Sie dabei? Zurzeit haben wir über 20 Abfallfraktionen. Das fängt an beim nicht infektiösen Krankenhausabfall, geht dann weiter über medizinische Abfälle – beispielsweise pathologische Abfälle oder Zytostatika – bis hin zu Dingen, die wir weiter verwerten möchten. Dazu gehören Kartonagen, Papier und auch Leichtverpackungen, die man zuhause in den Gelben Sack steckt. Wir sammeln auch Holz separat. Bauabfälle fallen in einem Klinikum auch immer an. Ebenso Sperrmüll und Elektroschrott. Glasabfälle trennen wir auch komplett. Die Infusionsflaschen gehen bei uns beispielsweise nicht mehr in die Müllverbrennung. Man könnte im Klinikbereich noch mehr trennen. Doch wir unterliegen einem strengen Abfallrecht. Das schränkt uns beim Trennen ein. Alles, was Kontakt zu Patienten hatte, darf zum Beispiel anschließend Herr Schmitz, Sie sind seit 2017 am Universitätsklinikum Bonn. Welchen Stellenwert hat Nachhaltigkeit heute in Ihrer Einrichtung? Und wie hat sich das seit Ihrem Eintritt verändert? Nachhaltigkeit hat sich inzwischen zu einem zentralen Thema bei uns im Klinikum entwickelt. Wir haben zum Beispiel eine Nachhaltigkeits-AG gegründet, die auf Eigeninitiative der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entstanden ist. Viele Ideen für Umstrukturierungen kamen auch aus der Mitarbeiterschaft und werden von unserem Vorstand unterstützt. Die Arbeitsgruppe nennt sich „UKB Green“. Sie besteht aktuell aus 42 Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichen Disziplinen. Der Austausch in der Gruppe stellt für mich einen echten Mehrwert dar, weil ich so neue Hinweise aus den verschiedenen Fachrichtungen erhalte. Im Grunde geht es aber immer darum, wie man das Gesundheitswesen nachhaltiger aufstellen könnte. Was sind das genau für Themen, die Sie diskutieren? Und wie erfolgreich sind die Maßnahmen, die Sie mit Ihren Kolleginnen und Kollegen in den vergangenen Jahren am UKB etabliert haben? Lassen Sie mich kurz die Dimensionen erklären, um die es geht: Das Gesundheitswesen als Ganzes hat einen sehr großen Einfluss auf unsere Umwelt. Und die Entsorgung des Abfalls ist darin ein sehr wichtiger Bereich. In einem Klinikum wie dem unserem gibt es viele große Nachhaltigkeits-Hebel, die man betätigen kann. Wir haben mehr als 1.300 Planbetten und jährlich rund 350.000 ambulante und 50.000 stationäre Patienten. Dazu kommen noch rund 40.000 Notfallpatienten. Insgesamt sind hier am Klinikum rund 8.400 Menschen beschäftigt. Wir sind aber kein Klinikum, dass en bloc geplant und auf der grünen Wiese errichtet wurde. Unser Campus mit seinen 38 Kliniken und Instituten wirkt eher wie ein eigener Stadtteil, der über Jahrzehnte wild gewachsen ist. Dementsprechend komplex sind auch die Entsorgungswege. Ich komme aus der Entsorgungsbranche. Als Entsorger war ich immer erstaunt, wie wenig Abfallwissen in den Kliniken vorhanden ist. Das ist in vielen Kliniken immer noch ein Problem. Denn die Patientenversorgung steht an erster Stelle. Die Abfallbeseitigung erfolgt meist nebenbei. Fachleute, die die Abfallgeset- „Gezielte Maßnahmen zur besseren Abfalltrennung und zum Recycling können sie natürlich nur einleiten, wenn sie alle Abfallströme genau kennen“

7 nicht in einer Sortieranlage landen. Das muss in die thermische Beseitigung. Sprich: Es wird verbrannt. Ist diese Rechtslage aus Ihrer Sicht sinnvoll? Von Seiten der Wertstoffschöpfung wäre es sinnvoll, die Regeln zu öffnen. Dann müsste man die Mitarbeiter in den Kliniken aber noch deutlich besser schulen. Was nicht passieren darf, ist, dass eine benutzte Spritze in einer Sortieranlage eines Entsorgungsunternehmens landet. Denn da muss Vieles noch immer von Hand getrennt werden. Im Hinblick auf das Recycling wäre es natürlich auch wünschenswert, wenn die Hersteller die Wiederverwertung schon beim Produktdesign berücksichtigen. Man muss das gesamte Leben eines Produkts betrachten. Eine einfache Möglichkeit für Verbesserungen wären zum Beispiel Verpackungen aus sortenreinen Kunststoffen. Wir als Klinikum versuchen aber auch möglichst viel zu recyclen. Wir haben zum Beispiel ein Pilotprojekt gestartet, in dem wir Einmal-Medizingeräte wie zum Beispiel Bronchioskope wieder stofflich verwerten. Das funktioniert im Pilotprojekt ganz gut, es ist aber sehr aufwändig. Wie machen Sie das konkret? Wir haben ein farbliches Abfallsystem eingeführt. Jede Abfallart hat eine eigene Farbe. Chirurgische Einmalgeräte werden nach dem Benutzen wischdesinfiziert und landen dann im grünen Behälter. Bevor die Geräte dann zur Weiterverwertung zu unserem Entsorger gehen, müssen sie nochmal kurz zur Dekontamination in den Autoklaven. Das schreibt das Abfallrecht vor. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass von den Geräten keine Infektionsgefahr ausgeht. Bei unserem Entsorger werden die Geräte dann auseinander gebaut. Die Geräte bestehen ja in der Regel aus Aluminium, aus Elektromaterialien und aus Polypropylen, also Kunststoff. Anschließend werden die Fraktionen geschreddert und können wieder verwendet werden. Man muss ehrlicherweise aber auch sagen: Dieser Aufwand ist zurzeit noch teurer, als wenn man alles zur Müllverbrennungsanlage bringt. Angesichts einer sich abzeichnenden Verknappung von Rohstoffen sind wir aber der Meinung, dass wir keine wertvollen Rohstoffe in die Müllverbrennung geben sollten. Mit derartigen Umstrukturierungen rennt man im Klinikalltag wahrscheinlich selten offene Türen ein. Gab es Widerstand gegen die Umsetzung der Maßnahmen? Die Bereitschaft zur Unterstützung solcher Projekte ist bei unseren Mitarbeitern wirklich groß. Das liegt sicherlich auch daran, dass wir innerhalb des UKB gut kommunizieren. Wir nutzen dazu auch das Intranet und stellen darin alle unsere Projekte vor. Wie bereits gesagt, hat unsere Nachhaltigkeits-AG 42 Mitglieder aus unterschiedlichen Disziplinen. Die haben alle einen anderen Blickwinkel auf ein Thema. Für die interne Kommunikation unserer Projekte und Ziele ist das hervorragend. Die Ideen für unsere Projekte kommen aber tatsächlich ja auch häufig aus den unterschiedlichen Fachrichtungen. Ich bin Facility-Manager und kenne die Abläufe in den OPs nicht in jedem Detail. Wenn aber von dort berichtet wird, dass der Atemkalk der Beatmungsgeräte teuer entsorgt werden muss, überlegen alle zusammen, wie ein besserer Entsorgungsweg aufgebaut werden kann, der – das ist immer die Voraussetzung! – dennoch dem Abfallrecht entspricht. Wenn das gelungen ist, erstellen wir eine neue Entsorgungsrichtlinie, die wir dann in dem betreffenden Fachbereich vorstellen. In der Regel laufen wir dann damit auch offene Türen ein! Das liegt aber sicher auch daran, dass die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit heute in der Gesellschaft angekommen sind. „Eine einfache Möglichkeit für Verbesserungen wären zum Beispiel Verpackungen aus sortenreinen Kunststoffen“ Fortsetzung nächste Seite INTERVIEW

8 Was haben Sie beim Umgang mit dem Atemkalk denn verändert? Wie in jeder Klinik fallen bei uns ständig Kartuschen mit verbrauchtem Atemkalk an. Die mussten bisher als besonders überwachungspflichtiger Abfall entsorgt werden. Das heißt, die wurden in Sondermüllverbrennungsanlagen unter sehr hohen Temperaturen verbrannt. Heute behandeln wir den Atemkalk, so dass man ihn anschließend wieder verwerten kann. Nicht als Atemkalk in der Medizin, aber in der Landwirtschaft. Immerhin ein Schritt in die richtige Richtung. Auf welche Maßnahme sind Sie denn besonders stolz? Das große Highlight ist für mich unser digitales Wertstoffmanagementsystem. Insgesamt bin ich aber auf jedes Pilotprojekt stolz, dass wir angeschoben haben. Sei es der Atemkalk oder auch das Recycling der chirurgischen Einweginstrumente, über das wir gesprochen haben. Allein hier am UKB verbrauchen wir jährlich etwa 130.000 solcher Einweginstrumente. Die landen nun nicht mehr in der Müllverbrennungsanlage. Ein anderes schönes Beispiel sind die Aluminiumverpackungen der Klammernaht-Automaten. Diese Automaten werden mit sehr hochwertigem Aluminium verpackt. Die Verpackungen werden nun bei uns gesammelt und dann einmal im Jahr über unseren Entsorgungspartner verkauft. Der Erlös wird dann gespendet an „Operation Smile“. Das ist ein Projekt, das in der Dritten Welt Kinder mit Gaumen- und Kieferspalten operiert. Neben dem guten Gefühl, das Richtige zu tun, müssen in einem Unternehmen am Ende aber auch immer die Zahlen stimmen. Ergeben sich durch die Maßnahmen, die Sie eingeführt haben, auch finanzielle Vorteile für das Klinikum? Ja, das kann man auf jeden Fall sagen. Das ist ein Vorteil, den wir im Abfallmanagement haben. Denn Entsorgung ist ein Kostenfaktor. Das Verbrennen von Abfällen wird immer teurer. Ab Anfang 2024 wird zudem jeden Tonne Abfall, die man verbrennen lässt, zusätzlich CO2-bepreist. Wir haben durch die gesamten Maßnahmen, die wir vorgenommen haben, tatsächlich auch gut Geld einsparen können. Wir haben die Logistik durch Abfalltrennung und optimierte Behälterwechsel um 39 % reduzieren können. Insgesamt sparen wir dadurch mehr als 90.000 Euro jährlich. Wir nutzen auf unseren Sammelplätzen Pressbehälter und haben auch die Entleerungszeiten angepasst. Früher wurden manche Behälter einmal in der Woche geleert, obwohl sie noch gar nicht voll waren. Das machen wir nun nicht mehr. Die werden nur noch geleert, wenn sie wirklich voll sind. Aktuell arbeiten wir daran, dass Sensoren ab einem Füllstand von 85 % automatisch eine Meldung über unser digitales Abfallmanagementsystem an unseren Entsorger schicken, damit dieser dann den Müll abholen kann. Im Prinzip müssen wir dann gar nicht mehr administrativ eingreifen. Was empfehlen Sie anderen Gesundheitseinrichtungen, die sich nachhaltiger ausrichten möchten. Wie sollte der erste Schritt aussehen? Sie brauchen auf jeden Fall eine Übersicht über ihre Abfallströme und jemanden vor Ort, der sich wirklich mit Abfall und Recycling auskennt. Wenn ein Unternehmen in puncto Nachhaltigkeit glaubwürdig agieren möchte, darf das nicht die Drittaufgabe von jemandem sein, der eigentlich andere Aufgaben und nur wenige Fachkenntnisse im Abfallrecht hat. Kliniken sind rechtlich gesehen Abfallerzeuger. Und als solche sind sie verpflichtet, nachzuweisen, was mit den Abfällen passiert. Bei Verstößen drohen hohe Strafen aus dem Umweltrecht. Das heißt: Der Bereich Entsorgung braucht grundsätzlich mehr Aufmerksamkeit innerhalb des gesamten Unternehmens. Aber wie man bei uns sieht, rechnet sich professionelles Abfallmanagement auch! Man muss aber auch – wie Sie – mit Leib und Seele dabei sein. Welchen Stellenwert hat Nachhaltigkeit in Ihrem privaten Alltag? Ja, das stimmt. Das Thema hat mich eigentlich schon immer interessiert. Ich kann gar nicht sagen, wann die Initialzündung war. Irgendwann – wahrscheinlich durch die vielen Berichte, die ich damals gelesen haben – ist mir einfach klar geworden: So kann man ja nicht weiter machen! Wir nehmen uns auf die Dauer die Lebensgrundlagen auf diesem Planeten. Ich habe zwei Kinder und möchte, dass in Zukunft auch die noch in einer gesunden Umwelt leben können. Ich habe mich dann immer tiefer in das Thema eingearbeitet und es schließlich zu meinem Beruf gemacht. Beruf und Zukunft sind gute Stichworte für die letzte Frage: Wie werden wir im Gesundheitswesen in 20, 30 Jahren mit unserem Müll umgehen? Meine Vision nennt sich „Zero Waste“. Ich wünsche mir eine Kreislaufwirtschaft im Gesundheitswesen. Dazu müssten alle Akteure – angefangen von den Herstellern über die Kliniken bis hin zu den Entsorgern – an einen Tisch. Und da wird dann überlegt, wie man mithilfe von Lizenz- oder Rücknahme-Modellen ein wirklich funktionierendes Kreislaufsystem etablieren kann. Das schließt dann auch das Design der Produkte ein. Wie müssen Geräte und Verpackungen geändert werden, um weniger Abfall zu haben? Wie können die verwendeten Materialien wieder optimal in den Kreislauf zurückgebracht werden? Das sind die Fragen, auf die wir Antworten finden müssen! „Meine Vision nennt sich 'Zero Waste' “ 0 INTERVIEW Fortsetzung

9 WISSEN Monofolien erleichtern Rückführung wertvoller Rohstoffe ins Wirtschaftskreislaufsystem Recycling von Folienverpackungen Quellen 1. Schlummer M et al. (2022) Lösungsmittelbasierte Recyclingverfahren. Recycling von Verbundfolien. Kunststoffe 1; 38-40. https://www.kunststoffe.de/a/fachartikel/ recycling-von-verbundfolien-358227 (abgerufen am 07.06.2023) 2. Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister (2022) Mindeststandard für die Bemessung der Recyclingfähigkeit von Systembeteiligungspflichtigen Verpackungen gemäß § 21 Abs. 3 VerpackG. https://www.verpackungsregister.org/fileadmin/files/Mindeststandard/Mindeststandard_VerpackG_Ausgabe_2022.pdf (abgerufen am 07.06.2023) 3. Schwerpunkt Recycling. Das Magazin des Umweltbundesamtes 01/2018. https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/2546/publikationen/uba_sp_ recycling_01-2018_web.pdf (abgerufen am 07.06.2023) Leider lassen sich nicht alle Verpackungen einfach und vollständig recyceln. Auch bei Folienverpackungen, wie sie beispielsweise für Flowpacks mit gebrauchsfertigen Desinfektionsmitteltüchern verwendet werden, ergeben sich zahlreiche Herausforderungen. Hier lohnt es, die genaue Zusammensetzung des Materials in Augenschein zu nehmen und als Hersteller die Recyclingfähigkeit zu verbessern. Dabei gilt: Je weniger verschiedene Materialien aufeinandertreffen und je höher der Anteil eines bestimmten Materials im Verbund ist, desto leichter lässt sich der wertvolle Stoff in den Wirtschaftskreislauf zurückführen. Mehrschichtverbundfolien aus verschiedenen Kunststoffen oft kaum recycelbar Als Mehrschichtverbundfolien werden flexible Folien bezeichnet, die schichtweise aus verschiedenen Kunststoffen bestehen, von denen keiner vorherrschend (> 95 %) ist. Häufig verwendete Kunststoffe in Mehrschichtverbundfolien sind z. B. Polyethylen (PE), Polypropylen (PP) oder Polyethylenterephthalat (PET). Solche Folien eignen sich hervorragend, um Produkte sicher und haltbar zu verpacken. Außerdem reduzieren sie durch ihr geringes Gewicht transportbedingte Emissionen [1]. Ihre Recyclingfähigkeit lässt aber meist zu wünschen übrig, denn die unterschiedlichen Kunststoffe sind so eng miteinander verwoben, dass sie nicht trennbar sind und somit nicht eindeutig einem bestimmten Wertstoffkreislauf (z. B. dem für PE oder PP) zuzuordnen sind [1, 2]. Diese Materialien werden daher nicht recycelt, sondern wie Restmüll verbrannt. Monofolien erleichtern Recycling erheblich Bestehen Folienverpackungen zu mindestens 95 % aus einem Kunststoffmaterial – meist PE oder PP –, bezeichnet man diesen Kunststoff als Monomaterial und die Folien als Monomaterialfolien (kurz „Monofolien“). Auch Monofolien können mehrschichtig sein, um die gewünschten Eigenschaften (z. B. Schutz des Produkts vor Luft oder Licht) zu verbessern. Aktuelle Modelle zur Bewertung der Recyclingfähigkeit empfehlen Herstellern von Verpackungsfolien, zukünftig verstärkt auf Folien aus Monomaterial zu setzen [1-3]. Da diese gut in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt werden können, tragen Monofolien dazu bei, Ressourcen einzusparen. Dass in Gesundheitseinrichtungen tagtäglich zahlreiche Kunststoffabfälle entstehen, überrascht keineswegs. Da viele Medizinprodukte wie z. B. Spritzen oder Infusionsschläuche Einmalprodukte sind und diese steril verpackt sein müssen, können Abfälle nicht gänzlich vermieden werden. Auch wenn diese umgangssprachlich als „Plastikmüll“ bezeichnet werden, bestehen sie doch aus wertvollen Sekundärrohstoffen. Bestehen Folienverpackungen zu mindestens 95 % aus einem Kunststoffmaterial, bezeichnet man diesen Kunststoff als Monomaterial Was ist Monofolie? Verbundfolie Eine mehrschichtige Folie aus verschiedenen Kunststoffarten. Diese lassen sich nicht mehr voneinander trennen, sodass ein Recycling nicht möglich ist. Monofolie Verpackungsfolie, die aus einer einzigen Kunststoffart besteht. Dadurch können Monofolien vollständig recycelt werden.

Biobasiert CO2 Biologisch abbaubar CO2 - Äquivalente CO2 - Fußabdruck Beispiel: Fasern von Vliestüchern WISSEN Alles im grünen Bereich? Nachhaltigkeit: Die wichtigsten Begriffe Das Thema Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Doch die mit dem Thema verbundenen Begriffe erschließen sich nicht immer sofort im Detail. Damit Sie vor lauter Bäumen den Wald noch sehen und beim Thema Nachhaltigkeit mitreden können, haben wir für Sie die wichtigsten Begriffe zusammengestellt. Das Material ist auf Basis nachwachsender Rohstoffe wie Maisstärke, pflanzlicher Zellulose oder Milchsäure hergestellt worden. Da auch die weitere Verarbeitung eine Rolle spielt, sind biobasierte Materialien nicht zwangsläufig biologisch abbaubar und dürfen deshalb nicht pauschal in der Biotonne entsorgt werden. Biobasierte Materialien werden zwar nicht aus Erdöl hergestellt, können aber abhängig von der Herstellung trotzdem einen großen ökologischen Fußabdruck haben [1]. Biologisch abbaubare Materialien werden in der Natur von Mikroorganismen wie Pilzen oder Bakterien zu Biomasse umgewandelt, wobei CO2, Wasser, Mineralien und ggf. Methan freigesetzt werden. Der Prozess kann sich ggf. über mehrere Jahre erstrecken. Deshalb dürfen biologisch abbaubare Materialien nicht pauschal in der Biotonne oder auf dem Kompost entsorgt werden [1]. Auch Kunststoffe aus fossilen Ressourcen können biologisch abbaubar sein. Biobasiert und biologisch abbaubar gehen deshalb nicht zwangsläufig Hand in Hand. Obwohl Kohlenstoffdioxid (CO2) nur einen sehr geringen Teil der Erdatmosphäre ausmacht (ca. 0,04 %), hat es einen großen Einfluss auf die Erderwärmung. Das liegt daran, dass es Wärme absorbiert und auf die Erde zurückwirft, anstatt diese ins Weltall zu entlassen [2]. Ein Prozess oder ein Produktionsschritt setzt oftmals nicht nur CO2, sondern auch andere Treibhausgase wie Methan (CH4) oder Lachgas (N2O) frei. Da CO2 für den menschengemachten Klimawandel am relevantesten ist, wird die Menge der insgesamt freigesetzten Treibhausgase häufig als sogenannte CO2-Äquivalente (CO2e) angegeben. Hierbei dient CO2 als Referenzgas, in welches die Treibhauswirkung der anderen Gase umgerechnet wird [3]. Der CO2-Fußabdruck ist die berechnete Emission eines Produkts bzw. dessen CO2-Bilanz. Berücksichtigt wird dabei der gesamte Lebenszyklus des Produkts: von der Rohstoffgewinnung über Herstellung, Lagerung, Transport und Nutzung bis zur abschließenden Entsorgung oder dem Recycling. Der Wert beschreibt, wie viel Treibhausgas insgesamt freigesetzt wird und wird häufig in CO2-Äquivalenten (CO2e) angegeben [4]. Der CO2Fußabdruck sollte allerdings nicht als einziges Maß für Nachhaltigkeit herangezogen werden. Es ist z. B. auch entscheidend, wie viel Wasser ein Prozess oder ein Produkt bei der Herstellung, Verwendung und Instandhaltung verbraucht. MILK 1.100 g CO2 verursacht 1 Liter Milch1 2.370 g CO2 verursacht 1 Liter Benzin2 380 g CO2 verursacht 1 Flowpack Bacillol® Zero 10 biologisch abbaubar Celluloseacetat* Lyocell Modal Viskose Baumwolle Seide Wolle Synthetik-Faser petro-chemisch Chemie-Faser biobasiert Regenerat-Faser Natur-Faser nicht biologisch abbaubar Celluloseacetat* PET PA PP Abkürzungen: PA Polyamid PET Polyethylenterephalat PP Polypropylen * abhängig vom Grad und der Art der chemischen Modifizierung ist Celluloseacetat biologisch abbaubar

Greenhouse Gas (GHG)- Protokoll Greenwashing Klimaneutral Kompostierbar Recycelbar Ökologischer Fußabdruck WISSEN Das sogenannte Greenhouse Gas (GHG)-Protokoll legt weltweit standardisierte Rahmenwerke zur Messung und Verwaltung von Treibhausgasemissionen aus Betrieben oder Wertschöpfungsketten des privaten und öffentlichen Sektors sowie Minderungsmaßnahmen fest [5]. Von Greenwashing wird gesprochen, wenn ein Produkt als besonders nachhaltig, umweltfreundlich und „grün“ dargestellt wird, obwohl es dafür keinen Nachweis gibt. Hersteller, die Greenwashing betreiben, verwenden teilweise erfundene Logos anstelle zertifizierter Prüfzeichen. Greenwashing ist eine vorsätzliche Täuschung, die gemäß §5 UWG (Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb) geahndet werden kann [6]. Von Klimaneutralität wird gesprochen, wenn die gleiche Menge Treibhausgase (CO2-Äquivalente, CO2e) ausgestoßen wie aus der Atmosphäre gebunden wird. Im Gegensatz dazu werden bei der sogenannten Klimakompensation Treibhausgase in einem anderen Sektor eingespart als dem, der die Emissionen erzeugt [7]. Kompostierung bezeichnet den Prozess, bei dem (organische) Materie unter Einfluss von Sauerstoff und Freisetzung von CO2 abgebaut wird. Es gibt verschiedene Institute, Prüfsiegel und Logos, die eine Kompostierbarkeit ausweisen. Die Kompostierbarkeit von Kunststoffen wird nach EN 13432 geprüft. Demnach muss das zu testende Produkt innerhalb von 90 Tagen in einer industriellen Kompostieranlage zu 90 % zersetzt sein. Um eine Ökotoxizität des Produktes auszuschließen, darf die Qualität des allgemeinen Komposts nicht negativ davon beeinflusst werden [8]. Ein Produkt oder Material ist recycelbar, wenn es bei Erreichen seiner maximalen Lebensdauer in seine Bestandteile zerlegt bzw. zerkleinert und als wiedergewonnener Rohstoff für neue Produkte eingesetzt werden kann. Ob ein Produkt tatsächlich recycelbar ist, hängt entscheidend davon ab, ob sich seine einzelnen Bestandteile in der Praxis voneinander trennen lassen [9]. Nicht recycelbar sind z. B. sogenannte Verbundfolien. Diese bestehen zwar aus verschiedenen recycelbaren Kunststoffen, doch werden diese bei der Folienherstellung untrennbar miteinander verschmolzen. Deshalb kann die Folie nur noch thermisch verwertet – also verbrannt – werden. Nachhaltiger sind sogenannte Monofolien, die nur aus einer einzigen Art Kunststoff bestehen. Diese sind nahezu vollständig recycelbar. > Lesen Sie dazu auch den Artikel auf Seite 9 Der Ressourcenverbrauch eines Menschen, Landes oder Unternehmens kann umgerechnet werden in eine fiktive biologisch produktive Fläche, die zur Bedarfsdeckung dieses Menschen/Landes/Unternehmens notwendig wäre. Die Gesamtfläche wird als ökologischer Fußabdruck bezeichnet und enthält u. a. Flächen zur Produktion von Lebensmitteln, Energie, Kleidung und Müllentsorgung [10]. Quellen 1. https://www.umweltbundesamt.de/biobasierte-biologisch-abbaubare-kunststoffe#haufig-gestellte-fragen-faq (abgerufen am 22.06.2023) 2. https://www.swr.de/wissen/1000-antworten/der-co2-gehalt-in-der-atmosphaere-liegt-bei-004-prozent-wie-kann-eine-so-geringe-menge-das-klima-erwaermen-100.html (abgerufen am 22.06.2023) 3. https://allianz-entwicklung-klima.de/toolbox/was-bedeuten-co2-aequivalent-co2e-und-global-warming-potential-gwp/ (abgerufen am 22.06.2023) 4. https://www.umweltpakt.bayern.de/energie_klima/fachwissen/279/carbon-footprint (abgerufen am 22.06.2023) 5. https://ghgprotocol.org/ (abgerufen am 22.06.2023) 6. https://www.ihk.de/hamburg/produktmarken/beratung-service/recht-und-steuern/wirtschaftsrecht/wettbewerbsrecht/greenwashing-5739388 (abgerufen am 22.06.2023) 7. https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/society/20190926STO62270/was-versteht-man-unter-klimaneutralitat (abgerufen am 22.06.2023) 8. https://www.beuth.de/de/norm/din-en-13432/32115376 (abgerufen am 22.06.2023) 9. Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister (2022). Mindeststandard für die Bemessung der Recyclingfähigkeit von Systembeteiligungspflichtigen Verpackungen gemäß § 21 Abs. 3 VerpackG. https://www.verpackungsregister.org/fileadmin/files/Mindeststandard/Mindeststandard_VerpackG_Ausgabe_2022.pdf (abgerufen am 22.06.2023) 10. https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/das-junge-politik-lexikon/321523/oekologischer-fussabdruck/ (abgerufen am 22.06.2023) 11

12 INTERVIEW „Bacillol® Zero ist die nächste Generation der Flächendesinfektion“ Leonie Weichsel ist als Produkt-Managerin Surface im globalen Marketing-Team des HARTMANN Tochterunternehmens BODE Chemie in Hamburg Expertin für Flächendesinfektion. Im Gespräch mit der DESINFACTS erklärt sie, was Kundinnen und Kunden von den innovativen Bacillol® Zero Tissues erwarten können. Nachhaltig auf allen Ebenen: Wirkstoff, Tuch, Verpackung Was ist denn das Besondere an den verwendeten Komponenten, die Bacillol® Zero Tissues schließlich zu einem derart nachhaltigen Produkt machen? Sie haben das Rad – anders als beim Wirkstoff – ja nicht jedes Mal neu erfunden, oder? Das nicht. Aber wir haben konsequent auf nachhaltige Stoffe gesetzt. Wir haben mit Bacillol® Zero Tissues ein grünes Konzept auf allen Ebenen! Das Desinfektionsmittel-Tuch wird beispielsweise aus Rohstoffen hergestellt, die aus einer nachhaltigen Forstwirtschaft stammen. Es ist somit komplett frei von Plastikfasern. Das ist eine Innovation. In der Vergangenheit hat man standardmäßig immer auf Plastiktücher gesetzt. Die nun verwendeten Vliestuchfasern an sich sind biologisch abbaubar. Ähnlich ist es mit der Verpackung: Als Konsequenz unseres Anspruchs auf Nachhaltigkeit haben wir uns auch für den Einsatz einer Verpackungsfolie entschieden, die zu 100 % recyclefähig ist. Die Folie besteht aus einem Kunststoff-Monomaterial. Genauer: aus Polypropylen. Auch dieses Vorgehen entspricht im Bereich der Desinfektionsmittel-Tücher nicht dem Marktstandard. Normalerweise werden Verbundfolien eingesetzt, die aus mehreren Kunststoffen bestehen. Die sind aber nicht recyclebar, weil die verschiedenen verarbeiteten Kunststoffe nicht mehr voneinander getrennt werden können. Unsere neuen Bacillol® Zero Tissues sind somit von der Formulierung über das Tuch bis hin zur Verpackung besonders nachhaltig. Wir können daher mit guten Gewissen sagen: Green on all levels! Frau Weichsel, HARTMANN bietet mit den Bacillol® Zero Tissues ein neues Produkt im Bereich der Flächendesinfektion an. Welchen Mehrwert bieten die Bacillol® Zero Tissues Ihren Kundinnen und Kunden? Unsere Kundinnen und Kunden profitieren auf vielfältige Weise von Bacillol® Zero Tissues. Es ist vor allem ein sehr nachhaltiges Produkt, weil es zu mehr als 98,5 % Inhaltsstoffe natürlichen Ursprungs hat und man auf jeder Ebene des Produktes nachhaltige Komponenten einsetzt. Das reicht von der Primärverpackung über die Sekundärverpackung – also die Folie und den Karton – bis zu den Desinfektionsmittel-Tüchern und dem neuen, innovativen Wirkstoffkomplex „Organic Acid Complex“. Ein in diesem Zusammenhang wichtiger Aspekt für unsere Kundinnen und Kunden ist aber auch, dass das Produkt dank seiner Inhaltsstoffe frei von jeglicher Gefahrstoffkennzeichnung ist. Insgesamt haben Bacillol® Zero Tissues durch das konsequente Setzen auf nachhaltige Komponenten einen bis zu 75 % geringeren CO2-Fußabdruck als herkömmliche – niedrig alkoholische – Flächen-Desinfektionsmittel-Tücher. Die Berechnung basiert auf den verwendeten Rohstoffen und Materialien sowie auch die für die Herstellung notwendigen Transportwege. Was hat HARTMANN motiviert, ein solch nachhaltiges Produkt zu entwickeln? Haben Ihre Kundinnen und Kunden das eingefordert? Wir haben das Produktkonzept aus eigenem Antrieb und Überzeugung entwickelt. Wir bei HARTMANN haben den Anspruch, Menschen und ihre Gesundheit zu schützen. Das ist seit jeher das Ziel unserer Produkte, auch in der Flächendesinfektion. Diesen Schutzanspruch wollten wir erweitern, indem wir über die Aufgabe der Desinfektion hinaus auch den Schutz der uns umgebenden Welt miteinbeziehen. Bacillol® Zero Tissues werden diesem Anspruch gerecht: Es ist ein ganzheitliches, nachhaltiges Produktkonzept. Wenn man so will, dann verkörpern Bacillol® Zero Tissues die nächste Generation der Flächendesinfektion, weil von Anfang an sichergestellt ist, dass Anwendung, Wirksamkeit und Verpackungskonzept auf Anwender und Umwelt abgestimmt sind. Wir sind davon überzeugt, dass dies genau das ist, was der Markt in den kommenden Jahren brauchen wird. Deshalb haben wir Bacillol® Zero Tissues entwickelt. Rezeptur Tuch Verpackung

13 INTERVIEW „Der Clou ist der neuartige Wirkstoff“ Mit Bacillol® Zero erweitert HARTMANN die Palette seiner Flächen-Desinfektionsmittel um ein durch und durch nachhaltiges Produkt. Dr. Marco Krewing, Scientist im HARTMANN SCIENCE CENTER (HSC) und Experte für Flächendesinfektion, erklärt was diese Anforderung für die Produktentwicklung bedeutet hat und wie genau das nun marktreife Mittel wirkt. Organischer Wirkstoffkomplex bekämpft Pathogene von Innen dem neuen Wirkstoffkomplex. Denn wir haben damals schon gesehen, dass einige der eingesetzten Wirkstoffe nicht zukunftsweisend sind. Wir wollten ein konsequent nachhaltiges Produkt entwickeln und haben uns deshalb schon früh auf Säuren konzentriert, die auch so in der Natur vorkommen. Insgesamt besteht die fertige Formulierung nun zu 98,5 % aus Inhaltsstoffen natürlichen Ursprungs. Ziel war es dabei aber immer, alle Wirkspektren, die im klinischen Alltag benötigt werden, abzudecken, und auch bei der Materialverträglichkeit höchsten Ansprüchen zu genügen. Das ist uns mit den neuen Bacillol® Zero Tissues gelungen. Eine Herausforderung für uns war das Zulassungsverfahren. Wir wollten unbedingt auch das so genannte „vereinfachte Zulassungsverfahren“ der EU-Biozidprodukte-Verordnung nutzen. Das ist immer dann möglich, wenn das Produkt ausschließlich aus den 17 Inhaltsstoffen besteht, die gemäß der BiozidprodukteVerordnung als weniger gefährlich eingestuft wurden. Aufgrund ihrer Zusammensetzung sind Bacillol® Zero Tissues laut dieser Zulassung hautverträglicher für Anwenderinnen und Anwender und dürften auch ohne Schutzkleidung verwendet werden, wenn Arbeits- und Infektionsschutz dies zulassen. Hinzu kommt: Bacillol® Zero Tissues sind dermatologisch getestet. Abstriche bei der Wirksamkeit müssen Ihre Kundinnen und Kunden aber nicht machen, oder? Nein. Ganz im Gegenteil: Gemäß Europäischen Normen bietet unser Wirkstoffkomplex Bakterizidie, Levurozidie und volle Viruzidie innerhalb von zwei Minuten. Wir haben die verschiedenen Wirksamkeiten auch mit anspruchsvollen Vier-Felder-Tests untersucht, denen unser Produkt ausnahmslos standgehalten hat. Die Ergebnisse waren durchweg positiv. Auch in puncto Materialverträglichkeit müssen Kundinnen und Kunden keine Abstriche machen. Wir haben das Produkt mit sehr vielen unterschiedlichen Materialien getestet: Man kann Bacillol® Zero für Displays und Tastaturen verwenden und auch bei empfindlichen Materialien, bei denen man sonst immer aufpassen muss, beispielsweise Acryl-Glas. Das gilt auch für Medizinprodukte, die für nicht-invasive Eingriffe verwendet werden. Es gibt im Grunde keine Oberflächen im patientennahen Umfeld, die nicht mit Bacillol® Zero desinfiziert werden können. Herr Dr. Krewing, HARTMANN hat mit den neuen Bacillol® Zero Tissues ein komplett nachhaltiges Mittel für die Flächendesinfektion entwickelt. Wie war das möglich? Der Clou ist der neuartige Wirkstoff, den wir eigens dafür entwickelt haben. Er basiert auf organischen Säuren. Wir nennen das den Organic Acid Complex. Dieser Komplex enthält zwei organische Säuren, die sich in ihrer Wirksamkeit ideal ergänzen. Das gab es in der Desinfektion schon sehr lange nicht mehr: dass man die klassischen Wirkstoffe außer Acht lässt und auf einen neuartigen Wirkstoffkomplex setzt. Das ist das große Neue bei den Bacillol® Zero Tissues. Das heißt: Die neuen Bacillol® Zero Tissues enthalten keinen Alkohol, keine Sauerstoffabspalter und auch keine quartären Ammoniumverbindungen – kurz: QAVs. Und gerade die QAVs stehen durch die neue KRINKO-Empfehlung immer wieder im Mittelpunkt von Diskussionen. Bacillol® Zero Tissues entsprechen, wenn man so will, bereits den neuesten Anforderungen an ein modernes Flächen-Desinfektionsmittel. Den neuen Wirkstoffkomplex haben wir auch patentieren lassen. Er besteht aus zwei Säuren, die man auch in Früchten findet – Benzoe- und Weinsäure, bekannt aus Beeren und Weintrauben. Diese wirken zusammen und inaktivieren die Pathogene von Innen heraus. Und das ist auch das Besondere an der Wirkung dieses Wirkstoffkomplexes. Was war der Anlass für die Entscheidung, einen komplett neuen Wirkstoffkomplex für die Flächendesinfektion zu entwickeln? Haben Sie die neue KRINKO-Empfehlung kommen sehen? Die KRINKO-Empfehlung zur Flächendesinfektion stammt aus dem vergangenen Jahr. Wir arbeiten schon erheblich länger an Mehr als 98,5 % Inhaltsstoffe natürlichen Ursprungs

14 Universelles Recycling-Symbol Internationaler Recycling-Code WISSEN Kein Buch mit sieben Siegeln! Nachhaltigkeit: Die wichtigsten Prüfsiegel und Logos Prüfsiegel und Logos, welche die Nachhaltigkeit von Produkten bescheinigen, gibt es etliche. Neben vielen seriösen Prüfsiegeln gibt es leider auch gelegentlich „schwarze Schafe“, die es mit der tatsächlichen Nachhaltigkeit nicht so genau nehmen oder die gar nicht auf ein unabhängig getestetes Produkt hinweisen. Damit die Kennzeichnungen für Sie kein Buch mit sieben Siegeln bleiben, haben wir Ihnen einige der wichtigsten seriösen Prüfsiegel und Logos zusammengestellt. Das universelle Recycling-Symbol mit den drei Pfeilen kennt vermutlich jeder, denn es ist seit 1970 weltweit verbreitet und findet sich seither mehr oder weniger abgeändert auf zahlreichen Verpackungen. In den meisten Ländern unterliegt die Verwendung dieses Symbols keinen Lizenzbeschränkungen. Hersteller können es verwenden, um darauf hinzuweisen, dass das Material wiederverwertbar – also recycelbar – ist. Eine Garantie, dass das Material tatsächlich dem Wertstoffzyklus zugeführt wird, ist dies jedoch nicht. Der internationale Recycling-Code ist eine Abwandlung des universellen Recycling-Symbols. Das Symbol besteht ebenfalls aus den drei Pfeilen, jedoch geben eine Nummer und ggf. ein Kürzel zusätzlich an, aus welchem Material die Verpackung besteht. Dies hilft in erster Linie Verbraucherinnen und Verbrauchern bei der Kaufentscheidung und der korrekten Abfallsortierung. Die Sortieranlagen in Deutschland benötigen den Code hingegen dank moderner Technologien meist nicht mehr [1]. Das EU Ecolabel wurde 1992 von der europäischen Kommission etabliert. Die Kennzeichnung hebt Produkte und seit 2000 auch Dienstleistungen hervor, die eine geringere Auswirkung auf die Umwelt haben als der Marktdurchschnitt. Als sogenanntes „Typ-1-Umweltzeichen“ nach ISO 14024 erfüllt das EU Ecolabel – ebenso wie z. B. der Blaue Engel – die höchste Gütekategorie für Umweltzeichen. Es werden 24 verschiedene Produkt- und Dienstleistungskategorien unterschieden. Vergeben wird das EU Ecolabel von den zuständigen nationalen Stellen [2, 3]. Der Blaue Engel ist das Umweltzeichen der deutschen Bundesregierung. Es existiert seit 1978 und soll – ähnlich dem EU Ecolabel – Verbraucherinnen und Verbrauchern eine verlässliche Orientierung bei umweltbewussten Kaufentscheidungen bieten. Der Blaue Engel ist ebenfalls ein Typ-1-Umweltzeichen, das unabhängig geprüfte Produkte und Dienstleistungen mit geringen Umweltauswirkungen kennzeichnet [4, 5]. EU Ecolabel Blauer Engel Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. hat eine umfangreiche Datenbank mit Umweltzeichen aus verschiedenen Produktgruppen zusammengestellt. Schauen Sie hier für mehr Informationen: https://nachhaltige-beschaffung.fnr.de/guetezeichen-finder

15 WISSEN Quellen 1. https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/lebensmittelproduktion/recyclingcode-das-bedeuten-die-symbole-auf-verpackungen-11941 (abgerufen am 23.06.2023) 2. https://eu-ecolabel.de/ (abgerufen am 23.06.2023) 3. https://www.bmuv.de/themen/nachhaltigkeit-digitalisierung/konsum-und-produkte/eu-umweltzeichen-eu-ecolabel (abgerufen am 23.06.2023) 4. https://www.blauer-engel.de/de (abgerufen am 23.06.2023) 5. https://www.bmuv.de/themen/nachhaltigkeit-digitalisierung/konsum-und-produkte/blauer-engel (abgerufen am 23.06.2023) 6. www.fsc.org (abgerufen am 23.06.2023) 7. www.pefc.org (abgerufen am 23.06.2023) 8. https://flustix.com/ (abgerufen am 26.06.2023) 9. https://www.dincertco.de/din-certco/de/main-navigation/products-and-services/certification-of-products/environmental-field/flustix-plastikfrei/ (abgerufen am 26.06.2023) 10. https://www.dincertco.de/din-certco/de/main-navigation/products-and-services/certification-of-products/environmental-field/industrial-compostable-products/ (abgerufen am 26.06.2023) 11. https://www.tuv.at/ok-compost-home/ (abgerufen am 26.06.2023) Forest Stewardship Flustix PLASTIKFREI Die Siegel des Forest Stewardship Council® (FSC) und des Programme for the Endorsement of Forest Certification (PEFC) bestätigen beide, dass das für ein Produkt verwendete Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft stammt. Das bedeutet, dass die Wälder nicht übernutzt werden und die biologische Artenvielfalt erhalten bleibt. Außerdem werden faire Arbeitsbedingungen gefördert und Gemeinschaftsrechte berücksichtigt. Beide Organisationen sind international tätig und anerkannt [6, 7]. Das Siegel flustix PLASTIKFREI zielt darauf ab, die Menge an Plastikmüll zu reduzieren. Der Plastikgehalt der zertifizierten Produkte wird von unabhängiger Stelle, dem TÜV Rheinland, geprüft. Verbraucherinnen und Verbraucher erhalten somit eine zuverlässige Orientierung beim plastikreduzierten Einkauf und können dazu beitragen, Ressourcen zu schonen [8, 9]. Der TÜV Rheinland zertifiziert außerdem industriell kompostierbare Produkte. Bei den zertifizierten Materialien, Verpackungen und Produkten können sich Verbraucherinnen und Verbraucher darauf verlassen, dass diese biologisch abbaubar sind und der industriellen Kreislaufwirtschaft zugeführt werden können [10]. Eine ähnliche Zertifizierung bietet der TÜV Österreich an, wobei hier sogar zwischen industrieller Kompostierbarkeit und der Kompostierbarkeit im eigenen Garten unterschieden wird [11]. Logos zur Kompostierbarkeit

16 Bacillol® Zero Tissues complex organic acid NEU Die nachhaltige Zukunft der Flächendesinfektion. Nachhaltig auf allen Ebenen – organischer Wirkstoff, 100% plastikfreie Tücher, recyclebares Verpackungskonzept Umfangreich wirksam – bakterizid, levurozid und viruzid in 2 min.

17 Was sie sind und wie sie wirken Organische Fruchtsäuren O HO HO OH OH O O Citronensäure Essigsäure Benzoesäure Weinsäure Jeder Eck- oder Endpunkt steht für ein Kohlenstoffatom OH O O OH OH HO OH O O O OH Beispiele von organischen Säuren. Die charakteristische Carboxyl-Gruppe -COOH ist hervorgehoben. Wir forschen für den Infektionsschutz www.hartmann-science-center.com Wirkmechanismus von Bacillol® Zero HSB2_075DE_0623_2 Bacillol® Zero enthält Natriumbenzoat und Weinsäure als aktive Substanzen. Diese beiden Wirkstoffe tauschen Protonen (H+) aus, sodass aus Benzoat vorübergehend die ungeladene Benzoesäure wird. Benzoesäure kann bakterielle Membranen passieren und in die Zelle eindringen. Im Inneren der Zelle dissoziiert Benzoesäure wieder in Benzoat und H+, die beide die Zelle nicht wieder verlassen können [1]. Benzoat und H+ sind starke antimikrobielle Substanzen. Sie inaktivieren Krankheitserreger von innen heraus durch folgende, gleichzeitig ablaufende Mechanismen: • Benzoat interagiert mit der Zellhülle und hinterlässt Poren [2]. • Der ständige Einstrom von (Wasser-)Molekülen in die Zelle erhöht den Zell-Innendruck [3]. • Die Ansäuerung des Zellinneren führt dazu, dass Proteine ihre 3D-Struktur verlieren und verklumpen [4]. • Die Zelle versucht den Schaden zu reparieren und verbraucht dabei Energie, die aufgrund der beschädigten Zellmembran nicht wiederhergestellt werden kann [5,6]. Die Synergie zwischen Weinsäure und Benzoat verleiht Bacillol® Zero sein breites und schnelles Wirkspektrum und verringert gleichzeitig das Risiko einer bakteriellen Anpassung. Benzoat Weinsäure Quellen: 1. Hirshfield et al. (2003) Sci Prog. 86(4):245-69. 2. Bosund (1963). Adv Food Nutr. 11:331-53. 3. Roe et al. (1998) J Bacteriol. 180(4):767-72. 4. Konermann (2012) Protein Unfolding and Denaturants. in eLS (Ed.) 5. Freese et al. (1973) Nature. 241(5388):321-5. 6. Bruno-Bárcena et al. (2010). Appl Environ Microbiol. 76(9):2747-53. Benzoesäure H+ Zell-Innendruck steigt Proteine denaturieren reguliert den pH und hilft Benzoat in die Zelle zu gelangen Membran-Perforation Energie geht verloren Benzoat Tartrat Bakterium Bacillol® Zero WISSEN Organische Säuren sind Verbindungen auf Kohlenstoffbasis mit sauren Eigenschaften. Carbonsäuren sind die häufigsten organischen Säuren und durch die funktionelle CarboxylGruppe -COOH (Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff) gekennzeichnet. Viele organische Säuren sind aus natürlichen Quellen wie Früchten bekannt und verleihen diesen ihren typischen sauren Geschmack. Sie werden daher auch als natürliche Säuren bezeichnet. Organische Säuren senken den pH-Wert einer Lösung und säuern sie an, in dem der Wasserstoff aus der -COOH-Gruppe als positiv geladenes Proton (H+) dissoziiert. Dieser Vorgang ist umkehrbar, sodass die meisten organischen Säuren als schwache Säuren angesehen werden. Der negativ geladene Rest der ehemaligen Säure wird als Anion bezeichnet und erhält oft einen eigenen Namen. Organische Säure Anion Proton Citronensäure Citrat + H+ Essigsäure Acetat + H+ Weinsäure Tartrat + H+ Benzoesäure Benzoat + H+

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