DESINFACTS | Sonderausgabe 2023

21 PRAXIS Nachhaltigkeit in Gesundheitseinrichtungen: Status Quo und künftige Herausforderungen Nachhaltigkeitsberichterstattung Da Krankenhäuser dazu beitragen, allen Menschen ein möglichst gesundes Leben zu ermöglichen, erfüllen sie das Nachhaltigkeitsziel „Gesundheit und Wohlergehen“ der Vereinten Nationen per se [1]. Wie aus dem Artikel „CO2-Emissionen im Gesundheitssystem“ (S. 4-5) hervorgeht, ist der Ausstoß klimaschädlicher Gase im Gesundheitswesen mit insgesamt 4,4 % der weltweiten Emissionen jedoch beträchtlich [2]. Um den Klimawandel abzumildern, sind auch Kliniken zukünftig verpflichtet, nachhaltiger zu werden. Zwar hat bereits jede zweite Klinik Nachhaltigkeit als Unternehmensziel verankert, jedoch plant bislang nur jede vierte spezifische Nachhaltigkeitsmaßnahmen [3]. Da sich die gesetzlichen Anforderungen in Kürze ändern, steht ein baldiges Umdenken an. Welche gesetzlichen Herausforderungen stehen ab 2025 für große Einrichtungen an? Gemäß der neuen EU-Richtlinie zur Unternehmens-Nachhaltigkeitsberichterstattung (Corporate Sustainability Reporting Directive, CSRD) müssen ab 2026 zum Finanzjahr 2025 alle europäischen Betriebe mit über 500 Beschäftigten und mehr als 40 Mio. Euro Umsatz einen jährlichen Nachhaltigkeitsbericht inkl. Treibhausgasbilanz erstellen [4]. Da etliche Gesundheitseinrichtungen diese Voraussetzungen erfüllen, müssen sich auch diese mit Datenerfassung und Bericht auseinandersetzen. Um nicht den Überblick zu verlieren, ist Hintergrundwissen zu den Pflichten von Kliniken und den geforderten Inhalten hilfreich. Über welche Bereiche muss berichtet werden? Um die eigene Treibhausgasbilanz zu ermitteln und zu berichten sowie eine Nachhaltigkeitsstrategie zu erarbeiten, müssen die verschiedenen Bereiche kategorisiert werden, in denen Treib- hausgase direkt oder indirekt entstehen. Als Standard hierfür gilt das sogenannte „Greenhouse Gas (GHG)-Protokoll“, das Emissionen in drei Scopes einteilt [5]. Während Scope 1 nur direkte Emissionen aus eigener Verbrennung – z. B. durch Benzin für Rettungswagen – beinhaltet, fallen unter Scope 2 indirekte Emissionen aus dem Bezug von leitungsgebundener Energie für Heizung oder Elektrizität. Scope3 beinhaltet sonstige Quellen: 1. https://unric.org/de/17ziele/sdg-3/ (abgerufen am 08.06.2023) 2. Karliner J, Slotterback S (2019) Health care’s climate footprint: How the health sector contributes to the global climate crisis and opportunities for action. https://noharm-global.org/sites/default/files/documents-files/5961/HealthCaresClimateFootprint_092319.pdf (abgerufen am 21.06.2023) 3. BDO/DKI-Studie Grünes Krankenhausmanagement: Es braucht ein Umdenken (2022) https://www.dki.de/sites/default/files/2023-02/BDO_DKI_Studie_2022-5. pdf (abgerufen am 21.06.2023) 4. https://www.csr-in-deutschland.de/DE/CSR-Allgemein/CSR-Politik/CSR-in-derEU/Corporate-Sustainability-Reporting-Directive/corporate-sustainability-reporting-directive-art.html (abgerufen am 08.06.2023) 5. World Resources Institute and World Business Council for Sustainable Development (2004) The Greenhouse Gas Protocol. https://ghgprotocol.org/sites/ default/files/standards/ghg-protocol-revised.pdf (abgerufen am 08.06.2023) 6. Einführung Klimamanagement – Schritt für Schritt zu einem effektiven Klimamanagement in Unternehmen. https://www.ihk-muenchen.de/ihk/Klimapolitik/Klimamanagement-Schritt-für-Schritt-einführen_GCN.pdf (abgerufen am 08.06.2023) 7. Singh H et al. (2022) Mandatory Reporting of Emissions to Achieve NetZero Health Care. N Engl J Med 387: 2469-2476. https://doi.org/10.1056/ nejmsb2210022 indirekte Emissionen aus Prozessen, die z. B. durch eingekaufte Medizinprodukte und Verbrauchsmaterialien verursacht werden. Auch wenn Scope 3 üblicherweise den größten Anteil der CO2-Emissionen ausmacht – im Gesundheitswesen ca. 60 % [6] –, sind diese auch am schwierigsten zu erheben und müssen teils geschätzt werden. Während der Bericht über Scope-3-Emissionen gemäß GHG-Protokoll wegen der Überlappung mit anderen Unternehmen optional ist, sollen die für ein Unternehmen bedeutsamsten Scope-3-Emissionen gemäß CSRD jedoch aufgeführt werden [4, 5]. Abbildung in Anlehnung an [6]. CO2 = Kohlendioxid; FCKW = Fluorchlorkohlenwasserstoff; GHG = Greenhouse Gas Protocol; IT = Informationstechnologie; N2O = Distickstoffmonoxid; HFC = teilhalogenierter Flurkohlenwasserstoff; PFC = perfluorierter Kohlenwasserstoff; SF6 = Schwefelhexafluorid. • Catering • Dienstleistungen • Medizinprodukte • Medikamente • Wasser • Energiebereitstellung, z. B. durch Tankstellen • Geschäftsreisen von Beschäftigten Indirekte Emissionen • Pendeln der Beschäftigten • Herstellungs- prozesse gekaufter Produkte, Chemikalien, Gase • Abfall • IT • Bau • Frachttransport Direkte Emissionen • Einrichtungen • Narkosemittel • Fahrzeugflotte • z. B. durch bezogene Elektrizität Indirekte Emissionen HFCs CO2 PFCs SF6 N2O Methan FCKW Scope 3 Scope 1 Scope 2

RkJQdWJsaXNoZXIy NDU5MjM=