DESINFACTS | Sonderausgabe 2023

INTERVIEW Das Projekt „Klimaretter – Lebensretter“ „Klimaschutz muss auf die Leitungs- ebene der Kliniken!“ Herr Loh, mit dem Projekt „Klimaretter – Lebensretter“ sollen Beschäftigte im Gesundheitswesen gemeinsam mit ihren Arbeitgebern für mehr Klimaschutz motiviert werden. Wie gut hat das bislang geklappt? Wieviel CO2 wurde mit den durch das Projekt initiierten Maßnahmen konkret eingespart? Das hat gut geklappt. Bisher haben sich mehr als 150 Unternehmen mit rund 8.000 Beschäftigten an unserem Projekt beteiligt. Insgesamt konnten die Teilnehmenden allein durch die Umstellung ihres persönlichen Verhaltens rund zwei Millionen Kilogramm CO2 vermeiden. Wir haben extra für das Projekt ein Online-Tool entwickelt. Es vermittelt spielerisch, wie jeder Einzelne sich fürs Klima einsetzen kann – während der Arbeit und auch zuhause. Grundsätzlich wollen wir ohne einen erhobenen Zeigefinger mit einfach umsetzbaren Aktionen zu einem sorgsamen Umgang mit Energie und Ressourcen motivieren. Unser Klimaretter-Tool regt in den Bereichen Mobilität, Konsum, Ressourcen und Energie die Umsetzung von niederschwelligen Klimaschutz- und Energiesparmaßnahmen an. Die aufsummierten CO2-Einsparungen eines Teams oder Unternehmens werden dann in einem Ranking sichtbar gemacht. Die Teilnahme am Projekt bietet Einrichtungen und Unternehmen zahlreiche Vorteile: Sie erhalten ein innovatives und umfassend ausgearbeitetes Klimaschutz-Projekt zur individuellen Umsetzung. Wir unterstützen die Umsetzung Schritt für Schritt. Zudem kann die Teilnahme in einen Nachhaltigkeitsbericht oder eine Umweltzertifizierung einfließen. Die besten Klimaretter und Klimaretterinnen im Projekt werden jährlich ausgezeichnet - intern im Unternehmen und bundesweit am Nationalen Klimaretter-Tag mit den Klimaretter-Awards durch uns. Welche Maßnahmen legen Sie den Teilnehmenden ans Herz? Oft sind es einfache Tricks und Kniffe, mit denen man ohne viel Aufwand den Energieverbrauch am Arbeitsplatz senken kann. Zum Beispiel beim Heizen und Lüften: Wer die Heizkörper freihält und in ungenutzten Räumen herunter dreht, abends die Fenster Im Klinikalltag auch noch das Klima schützen? „Ja bitte!“, sagt Markus Loh von der Stiftung viamedica in Freiburg. Wie das gelingen kann, zeigt das von der Stiftung im Jahr 2017 gestartete Projekt „Klimaretter – Lebensretter“. Eine Studie der Stiftung belegt aber auch: Klimaschutz und Klinik passen in Deutschland noch nicht gut zusammen. schließt, die Heizung beim Lüften ausschaltet und statt die Fenster zu kippen, stoßlüftet, vermeidet in einer sechsmonatigen Heizperiode knapp 10 Kilogramm CO2 oder 20 Kilowattstunden Strom. Da kommt im Betrieb einiges zusammen, wenn sich alle daran beteiligen. Man kann ja auch einfach mal mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren oder öfter mal beim Essen das Fleisch weglassen! Auch das zahlt auf das gemeinsame CO2-Sparkonto des Teams ein. Allein durch die Änderung des Nutzerverhaltens könnten in Kliniken, Einrichtungen und Firmen rund 10 % Energie eingespart werden – ohne Baustellen oder teure Investitionen. Insgesamt können die Teilnehmenden im Klimaretter-Tool aus 26 Aktionen ihre individuellen Maßnahmen auswählen und dann innerhalb eines frei wählbaren Zeitraums umsetzen. Die Wirkung der Aktionen wird in die Menge des gesparten CO2 umgerechnet. Um noch mehr CO2 und Ressourcen einzusparen, müsste man aber in den jeweiligen Unternehmen ganz andere Räder drehen, oder? Was sind denn aus Ihrer Sicht beim Thema Nachhaltigkeit die großen Herausforderungen für Kliniken? Wir haben dazu für das Bundesgesundheitsministerium das Gutachten ReKlimaMed erstellt und die Ergebnisse im Mai vorgestellt. Es ist eine Bestandsaufnahme, die zeigt, welche Nachhaltigkeitsmaßnahmen im Gesundheitswesen bereits umgesetzt wurden, welche Vorteile und Hemmnisse bestehen. Wir haben einige Leuchttürme entdeckt, die beispielhaft zeigen, wie ökologische Nachhaltigkeit in der Branche funktionieren kann. Typischerweise ist es aber so: Im deutschen Gesundheitswesen tut sich auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit bislang zu wenig. Ein wesentliches Hemmnis ist die fehlende Verankerung des Themas im Management. Wenn sich was ändern soll, dann muss das Thema Klimaschutz auf die Leitungsebene der Kliniken! „Allein durch die Änderung des Nutzerverhaltens könnten in Kliniken, Einrichtungen und Firmen rund 10 % Energie eingespart werden – ohne Baustellen oder teure Investitionen“ Mitmachen bei „Klimaretter – Lebensretter“? Hier geht es zum Online-Tool: https://klimaretter-lebensretter.co2-app.de/de/ Zum Gutachten: Die Bestandsaufnahme „Ressourceneffizienz, Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen“ (ReKlimaMed) gibt es unter: https://www.viamedica-stiftung.de/ projekte/reklimamed 19

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