DESINFACTS | Ausgabe 1/2023

Händehygiene geht uns alle an! DESINFACTS AUSGABE 01/2023

PRAXIS Das neue Mikrobac® forte im Langzeittest 04 Neue Rubrik PUBLIKATIONEN auf der HSC Website 08 Die digitale Lösung PUSH® Hygiene im Praxistest 09 Desinfektionsmittel-Spender richtig bedienen 14 Abnahme der Händehygiene-Compliance im Verlauf der COVID-19-Pandemie 16 Hygiene-Praxis in lebensmittelverarbeitenden Betrieben 20 VERANSTALTUNGEN FORUM Cohn-Medaillen für 2022 verliehen 08 Neues aus der Wissenschaft 10 Welthändehygienetag am 5. Mai 18 Hygienetage 2022 in Österreich – anerkannte ÖGKV-Fortbildung 22 POSTER Wirksamkeiten von Desinfektionsmitteln 12 WISSEN Probiotische Reiniger zur Flächen- desinfektion 06 Postoperative Wundinfektionen 11 Der Eiweißfehler 23 HSC Symposium am 15.6.2023 24 Lunchsymposium ICPIC 14.9.2023 24

3 Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, die Corona-Pandemie ist vorbei! Darauf deuten ja viele Zeichen hin. Bei den HARTMANN Hygienetagen in Österreich, die im Herbst des vergangenen Jahres erstmals wieder stattfanden, war Corona jedenfalls kein Thema mehr. Wir schauen in einem Artikel auf die Veranstaltung zurück, die den Titel trug „Neue Erkenntnisse, wichtige Hinweise, moderne Lösungen“. Dieser Titel könnte auch auf der ersten Seite dieser Ausgabe der DESINFACTS stehen. Denn neue Erkenntnisse, Lösungen und Produkte, über die man sprechen muss, gibt es zuhauf: Wie sinnvoll ist z. B. der Einsatz probiotischer Reiniger in der Flächendesinfektion? Regelmäßig werden wir im HARTMANN SCIENCE CENTER auch gefragt, ob man den Desinfektionsmittel-Spender an der Wand besser mit den Ellenbogen oder der Hand bedienen soll. Wir sind beiden Fragen nachgegangen. Die Antworten finden Sie auf den folgenden Seiten. Hinweisen möchten wir nun (nochmals) auf ein Thema, das uns aufgrund seiner enormen Wichtigkeit besonders am Herzen liegt, Sie finden es bereits auf der Titelseite: Am 5. Mai ist wieder Welthändehygienetag! Und – so das Motto des Aktionstages – „Händehygiene geht uns alle an“. Denn Studien belegen leider, dass die Händehygiene-Compliance (HHC) im Gesundheitswesen weltweit abnimmt (siehe dazu: Seite 17/18). Ein Grund für uns, dieses Thema immer wieder zu adressieren. In diesem Sinne: Halten Sie Ihre Hände sauber und bleiben Sie gesund! Ihre Dr. Heide Niesalla Head of HARTMANN SCIENCE CENTER Dr. Henning Mallwitz Director Research & Development Dr. Heide Niesalla Dr. Henning Mallwitz

4 Das neue Mikrobac® forte im Langzeittest „Der Mopp läuft nun leichter!“ Mikrobac® forte gibt es nun mit einer neuen Rezeptur. Verbessert wurde vor allem das Rückstandsverhalten des FlächenDesinfektionsmittels. Aber auch die mikrobiologische Wirksamkeit verbesserte sich leicht. Die Vorteile der auf Kundenwunsch hin optimierten Formulierung für die tägliche Flächendesinfektion belegt ein Langzeittest unter Praxis-Bedingungen. „Aus Versehen haben wir nochmal die alte Formulierung verwendet und erst da fiel uns auf, wie leicht das Wischen mit der neuen Rezeptur eigentlich ist.“ Das berichtet Frau Mirjam Müller, die als Objektleiterin in einer Klinik in Baden-Württemberg für die Reinigung verantwortlich ist. Ihre Klinik war einer der Partner von HARTMANN beim Testen der optimierten Rezeptur des FlächenDesinfektionsmittels. Ein weiteres Feedback aus der Praxis: „Im feuchten Zustand ist der Fußboden nun deutlich weniger rutschig.“ Insgesamt habe sich die Notwendigkeit des Nachwischens reduziert und die Reinigungsarbeit gehe nun spürbar schneller von der Hand. Eine andere Anwenderin brachte ihre praktischen Erfahrungen mit dem neuen Produkt schließlich so auf den Punkt: „Der Mopp läuft nun leichter!“ Vier Test-Partner: hohe Zufriedenheit Diese Beobachtungen einzelner Anwender/innen bestätigt eine Umfrage unter den am Langzeittest des neuen Mikrobac® forte beteiligten vier Einrichtungen: Die Test-Partner – zwei Kliniken und zwei ambulante Einrichtungen – hatten bis zu zehn Monate lang die neue Mikrobac® forte Formulierung für die reinigende Flächendesinfektion verwendet. Dabei wurde neben der üblichen Einsatzkonzentration von 0,5 % auch eine experimentelle Lösung mit 1,5 % verwendet, um das Rückstandsverhalten und die Gebrauchseigenschaften der neuen Formulierung besser beurteilen zu können. Zudem ersetzte das neue Mikrobac® forte an allen Standorten die alte Rezeptur, so dass ein direkter Vergleich möglich war. Das klare Ergebnis: Die Zufriedenheit der Anwender/innen mit der neuen Formulierung betrug im Durchschnitt 1,4. Beim alten Rezept lag der Durchschnittswert der Zufriedenheit bei 2,3 (auf einer Skala von 1 bis 5; 1: sehr zufrieden, 5: nicht zufrieden). Keine Rückstände – weniger Adhäsion Die desinfizierend gewischten Flächen waren in allen Einrichtungen nach dem monatelangen Test in einem optisch ansprechenPRAXIS den Zustand. Dies gilt auch bei älteren Bodenbelägen, die bereits sichtbar gealtert waren. Ein Vergleich von Mikrobac® forte mit Wettbewerbsprodukten unter Laborbedingungen belegt einen weiteren Pluspunkt der neuen Rezeptur: Dank ihres geringeren Potenzials zur Rückstandsbildung war die Oberflächen-Haftung (Adhäsion) nach dem Reinigen um 73 % niedriger als bei den Vergleichsprodukten. Das bestätigte auch das gute optische Erscheinungsbild der Oberflächen unmittelbar nach der reinigenden Desinfektion mit Mikrobac® forte. Was ist neu? – weniger Tenside und Parfüm HARTMANN reagiert mit der neuen Formulierung von Mikrobac® forte auf die Wünsche vieler Kunden. Ziel war es, den Flächen-Desinfektionsklassiker im Hinblick auf die Optik und den Erhalt der desinfizierten Oberflächen zu optimieren, ohne an Wirkung zu verlieren. Das neue Mikrobac® forte enthält nun rund 5 % weniger Tenside. Auf Parfüm als Zusatzstoff verzichten wir in der neuen Formulierung komplett. Mögliche allergische Reaktionen einzelner Anwender/innen auf Parfüminhaltsstoffe werden so ausgeschlossen. Eine mögliche Geruchsbelastung durch das Produkt ist nun ebenfalls weniger wahrscheinlich. Dank der neuen Rezeptur konnte auch die Umweltbelastung durch das Flächen-Desinfektionsmittel reduziert werden. Insgesamt eignet sich das geruchsarme neue Mikrobac® forte gut für das Desinfizieren von medizinischen Geräten und Inventar sowie für abwaschbare Oberflächen – in Kliniken, Praxen, Pflegeheimen, Rettungswagen und Laboren. Vereinfachte Anwendung – mehr Flexibilität Wichtig: Die Reinigungsleistung von Mikrobac® forte ändert sich durch die neue Formulierung nicht. Dank der Verwendung moderner Inhaltsstoffe reinigt Mikrobac® forte unverändert gut, wie eine Vergleichsuntersuchung bestätigt hat [1]. Die mikrobiologische Wirksamkeit konnte sogar leicht verbessert werden: Mikrobac® forte ist beispielsweise nun bereits in einer Minute bakterizid und levurozid wirksam. Als 0,5 %ige Einsatzkonzentration ist es zudem auch „begrenzt viruzid PLUS“ wirksam (nach EN). Klebekraft Vergleichsprodukt 1 Mikrobac® forte Vergleichsprodukt 2 Bis zu -73% Adhäsion vs. Vergleichsprodukte* * interne Untersuchungen BODE Chemie Desinfektionsmittel vorsichtig verwenden. Vor Gebrauch stets Etikett und Produktinformationen lesen.

5 PRAXIS Keine praktischen Änderungen – neues Design Um das optimierte Mikrobac® forte auch zukünftig in Ihrer Einrichtung verwenden zu können, müssen Sie nun nichts unternehmen: Sie können es wie gewohnt einsetzen. Die Änderungen der Rezeptur haben keine geänderten Gebrauchseigenschaften zur Folge. Da auch der Produktname unverändert bleibt, können auch in Zukunft alle Produkte wie bisher mit den bekannten Artikelnummern bestellt werden. Sie werden die neue Formulierung ganz einfach von der alten unterscheiden können: Denn wir haben das Design der Etiketten modernisiert und so gestaltet, dass es den Anforderungen der aktuellen europäischen Verordnung über Medizinprodukte (MDR) entspricht. geruchsarm und parfümfrei: großer Einsatzbereich: med. Geräte/Inventar, Oberflächen (in Kliniken, Praxen und Pflegeheimen, Rettungswagen und Laboren) optimiertes Rückstandsverhalten: weniger Adhäsion – verbesserte Optik der Flächen unverändert gute Reinigungskraft: keine „signifikanten Unterschiede“ zur alten 0,5 %igen Mikrobac® forte Lösung [1] begrenzt viruzid PLUS: in der 0,5 %igen Einsatzkonzentration auch begrenzt viruzid PLUS wirksam Wirksamkeit VAH 1 Min.: VAH-zertifiziert für Einwirkzeit ab 1 Minute, bei geringer und hoher Belastung (2,0 bzw. 2,5 %); 0,5 %ige Einsatzkonzentration: bereits nach 30 Minuten bakterizid und levurozid Mikrobac® forte: alle Pluspunkte auf einen Blick 1. Vergleichende Untersuchung der Reinigungsleistung von zwei konzentrierten Desinfektionsreinigern, WfK-Institut für angewandte Forschung GmbH, 2022

WISSEN 6 Probiotische Reiniger zur Flächendesinfektion Gleiches mit Gleichem bekämpfen Relativ neu im Hinblick auf die Flächenreinigung sind hingegen sogenannte probiotische Reiniger. Diese enthalten meist Sporen von nicht-pathogenen Bakterien der Gattungen Lactobacillus (Milchsäurebakterien) oder Bacillus [2, 3]. Doch wie funktionieren diese Reiniger und welchen Nutzen haben sie? „Gute“ Bakterien verdrängen „schlechte“ Bakterien Die Wirkweise von probiotischen Reinigern basiert auf dem sogenannten Konkurrenzausschlussprinzip. Auf der Oberfläche ausgebracht, entwickeln sich aus den im Reiniger enthaltenen Sporen die „guten“ Bakterien. Diese verdrängen nun pathogene Erreger wie Staphylococcus aureus, indem sie die auf verschmutzten Oberflächen vorhandenen Nährstoffe aufbrauchen oder, beispielsweise durch pH-Wert-Senkung, direkt deren Wachstum hemmen [2, 3]. Eine Wirksamkeit gegen Viren ist allerdings nicht gegeben, da diese keinen eigenen Stoffwechsel haben und somit auf Oberflächen keine Nährstoffe benötigen, um infektiös zu bleiben. Viele probiotische Reiniger enthalten zusätzlich Detergenzien, um gleichzeitig die Reinigung der Oberfläche zu gewährleisten [4]. Da die Bakterien bzw. Sporen auf der behandelten Oberfläche verbleiben und der erneuten Besiedelung durch unerwünschte Keime vorbeugen können, wird zudem oftmals eine potenzielle Langzeitwirkung postuliert [2]. Ein weiterer Pluspunkt: Da außer den Detergenzien oftmals keine chemischen antimikrobiellen Substanzen enthalten sind, zeichnen sich probiotische Reiniger durch eine hohe Verträglichkeit aus – sowohl für den Menschen als auch für das Material. Um nosokomiale Infektionen durch kontaminierte Oberflächen in Gesundheitseinrichtungen zu verhindern, kommt der Flächenhygiene neben der Händehygiene inzwischen eine zentrale Bedeutung zu. Da jede Oberfläche ein individuelles Risiko trägt und dementsprechend bewertet werden muss, sind geeignete Flächen-Desinfektionsmittel sorgfältig auszuwählen [1]. Dabei stehen Desinfektionsmittel mit verschiedenen, gut etablierten, aktiven Wirkstoffen zur Wahl – z. B. Alkoholen, quartären Ammoniumverbindungen oder Sauerstoffabspaltern. Gleich viele pathogene Bakterien, weniger Antibiotikaresistenz-vermittelnde Gene Auch wenn das Konzept der probiotischen Flächenreinigung noch jung ist, gibt es mittlerweile einige Studien, die probiotische Reiniger untersucht haben. Deren Wirksamkeit zur Pathogenreduktion konnte in den meisten davon belegt werden. Eine aktuelle Untersuchung von 2022 verglich beispielsweise einen probiotischen Reiniger, ein klassisches Desinfektionsmittel und ein herkömmliches Detergens, indem diese nacheinander jeweils drei Monate in Patientenzimmern einer neurologischen Station verwendet wurden [4]. Die relative Pathogenbelastung von Fußböden, Türgriffen und Waschbecken nahm mit allen drei Reinigern ähnlich stark ab. Interessanterweise sank jedoch bei Verwendung des probiotischen Reinigers der Anteil an Bakterien mit Antibiotikaresistenz-vermittelnden Genen signifikant stärker als mit den anderen beiden Strategien [4]. Herausforderung Biofilm: Einfache Seife schlägt probiotischen Reiniger Neben einzelnen, planktonischen Bakterien müssen sich Reinigungs- und Desinfektionsmittel jedoch vor allem gegenüber Biofilmen behaupten. Dies stellt eine große Herausforderung dar, denn die Bakterien in diesen „Lebensgemeinschaften“ werden durch die umgebende Polymermatrix teils vor antimikrobiellen Substanzen geschützt. Auch probiotische Reiniger haben Schwierigkeiten bei der Beseitigung und Inaktivierung von Bio-

7 WISSEN 1. Assadian O et al. (2021) Practical recommendations for routine cleaning and disinfection procedures in healthcare institutions: a narrative review. J Hosp Infect;113: 104-114. https://doi.org/10.1016/j.jhin.2021.03.010 2. Spök A et al. (2018) Status of microbial based cleaning products in statutory regulations and ecolabelling in Europe, the USA, and Canada. Food Chem Toxicol;116: 10-19. https://doi.org/10.1016%2Fj.fct.2017.12.057 3. Stone W et al. (2020) Disinfectant, Soap or Probiotic Cleaning? Surface Microbiome Diversity and Biofilm Competitive Exclusion. Microorganisms;8: 1726. https://doi.org/10.3390/microorganisms8111726 4. Klassert TE et al. (2021) Bacterial colonization dynamics and antibiotic resistance gene dissemination in the hospital environment after first patient occupancy: a longitudinal metagenetic study. Microbiome;9: 169. https://doi.org/10.1186/s40168-021-01109-7 5. Davies D (2003) Understanding biofilm resistance to antibacterial agents. Nat Rev Drug Discov;2: 114-122. https://doi.org/10.1038/nrd1008 6. D‘Accolti M et al. (2019) Effective elimination of Staphylococcal contamination from hospital surfaces by a bacteriophage-probiotic sanitation strategy: a monocentric study. Microb Biotechnol;12: 742-751. https://doi.org/10.1111/1751-7915.13415 7. Hill C et al. (2014) Expert consensus document. The International Scientific Association for Probiotics and Prebiotics consensus statement on the scope and appropriate use of the term probiotic. Nat Rev Gastroenterol Hepatol;11: 506-514. https://doi.org/10.1038/nrgastro.2014.66 8. Davani-Davari D et al. (2019) Prebiotics: Definition, Types, Sources, Mechanisms, and Clinical Applications. Foods;8: 92. https://doi.org/10.3390/ foods8030092 filmen und schneiden hier sogar schlechter ab als einfache Seife [3]. Ein Minuspunkt, denn gerade der Beseitigung von Biofilmen kommt eine besondere Rolle zu, da sie für ca. 80 % aller bakteriellen Infektionen verantwortlich gemacht werden [5]. Langsamer Wirkeintritt ohne Erreichen von Sterilität Ein Aspekt, der die Verwendung probiotischer Reiniger im professionellen Umfeld erschwert, ist die Dauer bis zum Wirkeintritt. Es braucht Zeit, bis die bakteriellen Sporen auskeimen und anschließend Pathogene durch Nährstoffkonkurrenz verdrängen können [6]. Für eine sofortige Desinfektion eignen sich die Produkte also nicht. Auch wird durch die Wirkweise selbstverständlich niemals Sterilität erreicht; ihr Einsatz in Bereichen wie der Instrumentenaufbereitung ist somit ausgeschlossen. Die Zahl zurückbleibender pathogener Keime zu ermitteln, ist darüber hinaus aufwendiger als bei konventionellen Desinfektionsmitteln, bei denen einfach die Gesamtkeimbelastung bestimmt wird. Gut geeignet im häuslichen Umfeld, schwierig im Gesundheitssektor Probiotische Reiniger sind nach heutigem Kenntnisstand für Mensch und Umwelt unbedenklich und haben als innovative Technologie definitiv eine Daseinsberechtigung. Neben Probiotika Probiotika sind Produkte, die lebende Mikroorganismen enthalten, welche in adäquaten Mengen einen Nutzen für die Gesundheit haben sollen [7]. Das trifft z. B. auf Joghurt mit lebenden Milchsäurebakterien und im weiteren Sinne auch auf Reinigungsmittel auf Basis von Milchsäurebakterien oder anderen nicht-pathogenen Bakterien zu. Präbiotika Im Gegensatz zu Probiotika enthalten Präbiotika keine lebenden Mikroorganismen, sondernlediglich Nahrungsbestandteile oder Nährstoffe (z. B. Inulin oder Oligofructose), die selektiv Wachstum oder Aktivität bestimmter vorteilhafter Bakterien im Darm stimulieren und so die Gesundheit fördern können [8]. Beispiele dafür sind Ballaststoffe in Zwiebeln, Knoblauch, Artischocken oder Bananen. Probiotisch vs. präbiotisch: Kennen Sie den Unterschied? einer soliden Wirksamkeit gegen bakterielle Pathogene punkten sie vor allem mit guter Verträglichkeit und materialschonenden Eigenschaften. Da sie jedoch genau wie konventionelle Desinfektionsmittel als Biozide eingestuft werden, bedürfen sie einer offiziellen Zulassung. Der Mangel an nationalen oder internationalen Normen zur Bestimmung ihrer Wirksamkeit erschwert die Bewertung probiotischer Reiniger im Rahmen des Risikomanagements, weshalb sie sich aktuell eher für das häusliche als das professionelle Umfeld eignen.

8 FORUM PRAXIS Sie suchen Publikationen zur Evidenz der Händehygiene oder wollen sich Untersuchungen zur Hautverträglichkeit von Sterillium® anschauen, haben aber keine Zeit, die herkömmlichen Literaturdatenbanken selbst zu durchsuchen? Das HARTMANN SCIENCE CENTER stellt Ihnen seit April 2023 mit der neuen Rubrik Publikationen ein neues, hilfreiches Tool zur Seite. Wir haben die wissenschaftliche Evidenz zu verschiedenen Themen wie Händehygiene oder Erfassung nosokomialer Infektionen für Sie gebündelt und stellen Ihnen diese Infos in einer intuitiv bedienbaren Datenbank zur Verfügung. Dort können Sie nach Schlagworten, Autoren oder Produkten suchen. Neben Titeln und Links zu den Originalveröffentlichungen finden Sie dort auch kurze Zusammenfassungen, Studienprofile und ähnliche relevante Publikationen. Selbstverständlich wird die Datenbank sukzessive erweitert, um Ihnen stets aktuelle Informationen zur Verfügung stellen zu können. Übrigens finden Sie auf der HSC Website nicht nur umfassende Hintergrundinformationen zu den Themen Desinfektion und Hygiene sowie Infektionsprävention, sondern können auf diesem Wege bei Bedarf auch ganz leicht mit uns Kontakt aufnehmen. Erfahren Sie mehr und besuchen Sie unsere neue Rubrik PUBLIKATIONEN www.hartmann-science-center.com/de-de/hygienewissen/publikationen Nehmen Sie mit uns Kontakt auf: www.hartmann-science-center.com/de-de/service/fachberatung Neue Rubrik PUBLIKATIONEN auf der HSC Website Für das Jahr 2022 wurden Prof. Petra Gastmeier (Charité Universitätsmedizin Berlin) und Prof. Jürgen Heesemann (Max von Pettenkofer-Institut München) im Rahmen des DGHM-Jahreskongresses in Freiburg für ihre Errungenschaften ausgezeichnet. Prof. Gastmeier hat sich insbesondere durch ihre zahlreichen Beiträge zur wissenschaftsbasierten Infektionsprävention und der Verbesserung der Krankenhaushygiene hervorgetan. Prof. Heesemann erhielt die Medaille u. a. für seine wegweisende mikrobiologische Forschung und sein langjähriges Engagement in der Krankenhaushygiene. Cohn-Medaillen für 2022 verliehen Die Ferdinand Cohn-Medaille wurde erstmalig 1985 durch die Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) verliehen und zeichnet seither in regelmäßigen Abständen Forschende für besondere Arbeiten und Verdienste in diesen Bereichen aus. Prof. Gastmeier, Prof. Häcker Prof. Dr. Dr. Heesemann, Prof. Häcker Auch diese Ausgabe der DESINFACTS enthält wieder ein doppelseitiges Poster zum Ausdrucken. Das Thema diesmal: Wirksamkeiten von Desinfektionsmitteln bei Hefen und Pilzen. Das Poster ist das dritte unserer Posterreihe. In den beiden letzten Ausgaben der DESINFACTS standen Wirksamkeiten gegen Viren und Bakterien im Fokus. Das neue Poster gibt einen anschaulichen Überblick über die Wirksamkeit von DesinfektionsmitPosterreihe Thema: Wirksamkeiten von Desinfektionsmitteln bei Hefen und Pilzen teln gegen Hefen, Schimmelpilze und Dermatophyten: Wie wirken sie gegen Proteine, Membran, Zellhülle oder die DNA? Im Detail vorgestellt werden auch die entsprechenden Testmethoden: Zum Beispiel der Keimträgertest (4-Felder-Test; EN 16615), der Suspensionsversuch (EN 13624) und der Quantitative Oberflächenversuch (EN 17387). Das aktuelle Poster gibt es auch als separate PDF-Datei zum Selbstausdrucken auf unserer Webseite: bit.ly/wPoster

9 PRAXIS Frau Mohrelt, welche Herausforderungen haben Sie beim Erstellen von Desinfektionsplänen? Ein Desinfektionsplan sagt mir konkret, mit welchen Produkten ich welche Arbeitsbereiche in meiner Praxis desinfizieren kann. Wir wollen ja einerseits entsprechend den regulatorischen Vorgaben wirkungsvoll reinigen und desinfizieren, andererseits wollen wir aber auch nicht, dass der Boden verklebt oder sich Wellen bilden. Natürlich benötige ich auf einem normalen Parkettboden im Eingangsbereich ein anderes Flächen-Desinfektionsmittel als in den OP-Räumen. Aber welches? Das ist die Herausforderung. Und dabei kann mir ein Tool wie PUSH® Hygiene sehr gut helfen. Wie hat sich das Erstellen der Desinfektionspläne für Sie durch PUSH® Hygiene konkret verändert? Der große Vorteil ist jetzt, dass ich zum Beispiel die Desinfektionspläne oder Hautschutzpläne spontaner ändern kann. Ich kann in das Programm PUSH® Hygiene hineingehen, mir den entsprechenden Plan heraussuchen und bearbeiten. Dann drucke ich das einfach aus – in dem gleichen Design, das ich auch in allen anderen Räumen benutze. Das ist fürs Auge schöner. Und es geht auch viel schneller. . Wie ist es mit dem Aktualisieren des Hygieneplans? Auch das ist jetzt viel einfacher. Da finde ich die digitale Form wirklich sinnvoll. Wenn ich bei einem Produkt statt der vorgetränkten Tücher lieber die flüssige Lösung verwenden möchte, bekomme ich auch automatisch das entsprechende Datenblatt. Und wenn ich ein Datenblatt benötige, finde ich das auch in dem betreffenden Ordner. Vor Kurzem hatten wir Besuch vom betriebsärztlichen Dienst. Die fragten nach zwei Datenblättern. Die auszuhändigen war kein Problem. Grundsätzlich ist es so, dass ich einmal im Jahr alle Pläne überprüfe. Wenn sich nichts geändert hat, gibt es einen Aktualisierungsbogen, den man dann einfach ausdrucken und unterschreiben kann. Sollte sich etwas geändert haben – beispielsweise weil wir neue Desinfektionsmittel-Tücher für das Ultraschallgerät nehmen – passen wir schnell die Pläne an. Wie beurteilen Sie die grundsätzlich Anwendungsfreundlichkeit des Tools? Ich nutze PUSH® Hygiene sozusagen von Anfang an. Damals steckte das Tool noch in den Kinderschuhen. Die Bedienung war teilweise ein bisschen tricky. Das ist aber heute alles kein Problem mehr. PUSH® Hygiene ist sehr bedienerfreundlich. Die Übersichtlichkeit gefällt mir gut. Ich kann mich schnell durch das Menü klicken: Hygieneplan, Desinfektionspläne, Produkte, Datenblätter. Alles da. Und da kann man auch nicht viel falsch verstehen. Die digitale Lösung PUSH® Hygiene im Praxistest „Die Übersichtlichkeit gefällt mir gut“ Das digitale Management-Tool PUSH® Hygiene von HARTMANN hilft beim Erstellen individueller Hygiene- und Desinfektionspläne. MVZ-Managerin Nicole Mohrelt vom „Praxisteam Giesing“ in München nutzt PUSH® Hygiene seit rund zwei Jahren. Hier ihre Praxis-Bilanz. Prozess- und Systemlösungen von HARTMANN Die Vorteile auf einen Blick PUSH®: Das sind digitale „Prozess- und Systemlösungen von HARTMANN“ für die wichtigsten Prozesse rund um Hygiene, Bestellung und Planung. Neben PUSH® Hygiene zum Beispiel das digitale Bestellsystem PUSH® Order zum Managen von Bestell- und Bestandsprozessen in Arztpraxen, medizinischen Versorgungszentren und ambulante Operationszentren. Oder der Planungs- und Prozessmanager PUSH® Control. PUSH® Hygiene ist geeignet für Gesundheitseinrichtungen aller Art (u. a. Pflegeheime, Arztpraxen, Apotheken), aber auch für Gastronomie, Behörden, Bildungsstätten, öffentliche Einrichtungen und betriebliche Einrichtungen mit Hygieneanforderungen. Die Vorteile auf einen Blick: Individuell: Einfaches Anpassen von Hygiene- und Desinfektionsplänen an die eigenen Bedürfnisse Flexibel: Jederzeit Zugriff auf die digitalen Pläne – schnelle und einfache Änderungen Sicher: Automatische Benachrichtigungen bei Aktualisierungen – zuverlässige Umsetzung der Maßnahmen Mehr zum digitalen Manager für maßgeschneiderte Hygiene- und Desinfektionspläne: PUSH® Hygiene https://www.hartmann.info/de-de/loesungen/l/de/kamp/ push/push-hygiene

FORUM 10 Kurz informiert Neues aus der Wissenschaft Bislang wurde angenommen, dass sich Magen-Darm-Viren wie Noro- oder Rotaviren vorwiegend fäkal-oral – also durch die Ausscheidung mit dem Stuhl und die orale Aufnahme von Viruspartikeln z. B. über die Hände – verbreiten. Eine 2022 in Nature veröffentlichte Studie zeigte nun erstmals: Die Infektion über Speichel stellt einen zweiten bedeutsamen Übertragungsweg dar [1]. Das US-amerikanische Autorenteam demonstrierte in Mäusen und menschlichen Speicheldrüsenzellen, dass diese Darmviren die Speicheldrüsen äußerst effektiv befallen und die darin erreichten Virustiter denen im Darm entsprechen. Die Freisetzung der Viren in den Speichel ermöglicht somit die Weitergabe von Mensch zu Mensch beim Sprechen, Niesen, Husten und Küssen (Tröpfcheninfektion) – und das offensichtlich sogar in Abwesenheit von Krankheitssymptomen wie Durchfall. Außerdem übertragen infizierte Säuglinge die Darmviren über ihren Speichel während des Säugens direkt in die Milchdrüsen der Mütter [1]. Um die Verbreitung von Norovirus, Rotaviren und Co. bei Ausbrüchen zukünftig wirkungsvoll einzudämmen, können zusätzliche Hygienemaßnahmen notwendig sein. Darmerreger wie Noro- und Rotaviren durch Speichel übertragbar Im Februar 2023 veröffentlichte der Verbund für Angewandte Hygiene (VAH), die Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten (DVV) und die Gesellschaft für Virologie (GfV) aktualisierte Anforderungen an die viruzide Wirksamkeit [2]. Die bisherigen Kennzeichnungen „begrenzt viruzid“, „begrenzt viruzid PLUS“ und „viruzid“ stellen gemäß VAH, DVV und GfV nicht sicher, dass Produkte mit der gleichen Auslobung auch die gleichen Tests durchlaufen hätten. Besonders im Bereich der Flächendesinfektion unterschieden sich z. B. die Anforderungen an die Auslobung „viruzid“ zwischen EN-Normen und den Testmethoden nach VAH und DVV/GfV. Durch die Einführung der neuen Kennzeichnung „viruzid PLUS“ soll nun eine Harmonisierung der bestehenden Testmethoden erreicht und die Vergleichbarkeit erhöht werden. Die neue Auslobung „viruzid PLUS“ schließt die bisherige „viruzide“ Wirksamkeit ein und ergänzt diese um praxisnahe Testungen mit dem murinen Parvovirus. „Viruzid“ ausgelobte Desinfektionsmittel bleiben weiterhin für die meisten Anwendungen ausreichend, während „viruzid PLUS“ ausgelobte bei speziellen, besonders umweltstabilen Erregern eingesetzt werden sollen, wie Hepatitis-A/-E-Viren, Parvoviridae oder onkolytischen Parvoviren in der Gentherapie. Es scheint unwahrscheinlich, dass aufgrund der eingeschränkten Einsatzbereiche „viruzid PLUS“ der neue Standard in der Praxis wird. Produkte mit den Auslobungen „begrenzt viruzid“, „begrenzt viruzid PLUS“ oder „viruzid“ werden sicherlich weiterhin die Regel sein. Die Auswahl erfolgt wie bisher nach den Anforderungen in der Praxis, sodass die Patientensicherheit gegeben ist. VAH, DVV und GfV: Neue Auslobung „viruzid PLUS“ Mehr zu den verschiedensten Erregern und ihren Übertragungswegen erfahren Sie in unserer Erregersuche von A-Z. Quellen: 1. Ghosh S et al. (2022) Enteric viruses replicate in salivary glands and infect through saliva. Nature;607: 345-350. https://doi.org/10.1038/s41586-022-04895-8 2. https://vah-online.de/files/download/vah-mitteilungen/VAH_Mitteilung_ViruzidPlus_Desinfektion_Web_250223.pdf (abgerufen am 04.04.2023) Mehr zum Thema finden Sie unter https://www.hartmann-science-center. com/de-de/hygienewissen/ viruzid PLUS + spezielle Viren wie z. B. HAV, HEV, Parvoviridae viruzid + einige unbehüllte Viren wie z. B. Papillomaviren, Picornaviridae begrenzt viruzid PLUS + Adenovirus + Rotavirus + Norovirus begrenzt viruzid behüllte Viren

11 WISSEN Postoperative Wundinfektionen Klinisch relevante Bakterien im Operationsraum Klinisch relevante Bakterien im Operationsraum Postoperative Wundinfektionen (surgical site infections, SSI) werden am häufigsten von pathogenen Bakterien verursacht, seltener durch Viren oder Pilze. Welche Erreger verantwortlich sind, hängt stark von der durchgeführten Operation ab [1, 2]. Insgesamt ist S. aureus in Deutschland sowie den USA der häufigste Erreger von SSI und in etwa 20 % aller Isolate zu finden [1, 2]. In der Abdominalchirurgie spielen hingegen Darmbakterien bei SSI eine besonders wichtige Rolle. Hier ist E. coli der häufigste Erreger, gefolgt von Enterokokken [1, 2]. Orthopädische Operationen bergen ein besonders hohes Risiko von Knocheninfektionen durch S. aureus oder Coagulase-negative Staphylokokken (CoNS) aus der normalen Hautflora [3]. Werden Fremdmaterialien (z. B. Gelenkersatz) eingebracht, steigt das SSIRisiko ebenfalls, da Implantate die Anhaftung von Bakterien begünstigen können (Biofilmbildung). Die Umsetzung der empfohlenen Hygienemaßnahmen zur Patientenvorbereitung (Schutz vor endogenen Infektionsquellen) sowie die Einhaltung der Basishygiene (Schutz vor exogenen Infektionsquellen) sind somit unerlässlich [1, 4]. Quellen: 1. Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (RKI) (2018) Prävention postoperativer Wundinfektionen. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz 61: 448-473. https://doi.org/10.1007/s00103-018-2706-2 2. Weiner LM et al. (2016) Antimicrobial-Resistant Pathogens Associated With Healthcare-Associated Infections: Summary of Data Reported to the National Healthcare Safety Network at the Centers for Disease Control and Prevention, 2011-2014. Infect Control Hosp Epidemiol 37: 1288-1301. https://doi.org/10.1017%2Fice.2016.174 3. Masters EA et al. (2022) Skeletal infections: microbial pathogenesis, immunity and clinical management. Nat Rev Microbiol 20: 385-400. https://doi.org/10.1038/ s41579-022-00686-0 4. World Health Organization. Global Guidelines for the Prevention of Surgical Site Infection. 2018. https://www.who.int/publications/i/item/global-guidelines-for-the-prevention-of-surgical-site-infection-2nd-ed (abgerufen am 17.02.2023) 5. Yezli S et al. (2014) Surface contamination in operating rooms: a risk for transmission of pathogens? Surg Infect (Larchmt) 15: 694-699. https://doi.org/10.1089/ sur.2014.011 6. Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (RKI) (2022) Anforderungen an die Hygiene bei der Reinigung und Desinfektion von Flächen. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz 65: 1074-1115. https://doi.org/10.1007/s00103-022-03576-1 Abbildung basierend auf Daten aus [1]. CoNS = Coagulase-negative Staphylokokken. SSI = postoperative Wundinfektion (surgical site infection). Welche Rolle spielt die Flächendesinfektion im Operationssaal? Zwar wird angenommen, dass die Mehrheit der SSI von der transienten Flora des Menschen herrührt. Dennoch wird Oberflächen im Operationssaal (OP) trotz standardmäßiger Reinigung zunehmend eine Rolle als Erregerreservoir zugesprochen. Krankheitserreger von Oberflächen können über Hände, Zubehör oder sogar die Luft verbreitet werden, weshalb eine adäquate Flächenhygiene in OP-Bereichen Grundvoraussetzung ist [5]. Da der OP als Krankenhausbereich mit erhöhtem Infektionsrisiko gilt, müssen häufig berührte und patientennahe Oberflächen sowie Fußböden regelmäßig gereinigt und desinfiziert werden. Diese und sichtbar kontaminierte Oberflächen sollten nach jeder Operation sowie am Ende des täglichen OP-Programms und ggf. zwischendurch gereinigt und desinfiziert werden. Der OP-Boden darf üblicherweise nach der Trocknung wieder betreten werden, bei anderen Flächen wie zum Beispiel dem Instrumententisch ist die Einwirkzeit abzuwarten [6]. Kurze Einwirkzeiten helfen dabei, Wartezeiten zu minimieren [1, 6]. Schwer zugängliche Stellen können darüber hinaus mit Sprühlösungen oder Schäumen behandelt werden [6]. Die Empfehlungen zur Flächenhygiene gelten nicht nur für den eigentlichen OP, sondern auch für angrenzende Bereiche (z. B. Aufwachraum, Waschbereich) [1]. S. Aureus Enterococcus spp E. coli. CoNS P. aeruginosa Abdominalchirurgie Herzchirurgie Alle Operationen SSI-Erreger pro OP-Art [%] 35 30 25 20 15 10 5 0 Traumatologie/ Orthopädie S. aureus Enterococcus spp E. coli CoNS P. aeruginosa

Hier mehr erfahren Hefen Schimmelpilze (Beispielformen) HSC DE 12.22 Zellkern Zellmembran Schimmelpilze fungizid Beispiel: Wirkungsspektrum Aspergillus brasiliensis Hefen levurozid Beispiel: Wirkungsspektrum* Cryptococcus spp. Candida albicans Proteine Membran ist einfach zu zerstören. Proteine nach der Desinfektion nicht mehr funktionsfähig. Desinfektionswirkung u.a. durch: • Zerstörung der Zellhülle • Inaktivierung von Proteinen • Modifizierung der DNA Zellwand Wirksamkeiten von Desinfektionsmitteln: Hefen und Pilze Dermatophyten levurozid oder fungizid Wirkungsspektrum** Beispiel: Trychopython spp. Microsporum spp. Epidermophyton spp. * Die aufgeführten Empfehlungen zum Wirkungsspektrum beziehen sich auf die Desinfektion von Oberflächen, falls nicht anders auf den jeweiligen Produkten angegeben. ** Die Gruppe der Dermatophyten ist sehr divers. Daher muss abhängig vom vorliegenden Erreger entschieden werden, ob ein levurozides Desinfektionsmittel verwendet werden kann. Bei Unsicherheit kann immer ein fungizides Desinfektionsmittel eingesetzt werden.

#1 #2 #3 EN 13624 | Suspensionsversuch Phase 2 / Stufe 1: levurozid, fungizid EN 17387 | Quantitativer Oberflächenversuch Phase 2 / Stufe 2: levurozid, fungizid, ohne Mechanik EN 16615 | Keimträgertest (4-Felder-Test) Phase 2 / Stufe 2: levurozid, mit Mechanik Die Kolonien werden gezählt. Ein wirksames Desinfektionsmittel sollte eine bestimmte Anzahl an Erregern inaktiviert haben. Spezielle Testerreger werden zusammen mit einer organischen Belastung auf einer Oberfläche eingetrocknet. 1. 3. 4. 5a. 5b. 2a. 2b. Als Kontrolle wird Wasser auf die eingetrocknete Erregerprobe aufgebracht. Das Desinfektionsmittel wird auf die eingetrocknete Erregerprobe aufgebracht. … werden die Zellen von der Oberfläche zurückgewonnen und in Petrischalen kultiviert. Nach definierter Zeit ... Wirksamkeiten von Desinfektionsmitteln: Hefen und Pilze Spezielle Testerreger werden zusammen mit einer organischen Belastung (Eiweiß und ggf. Schaferythrozyten) und dem Desinfektionsmittel vermischt. Ein mit Desinfektionsmittel getränktes Tuch wird an der Unterseite eines Einheitsgewichts befestigt. Anschließend wird mit dem Gewicht über die Prüffelder gewischt. #1 #2 #3 #4 Nach definierter Zeit ... Die Kolonien werden gezählt. Ein wirksames Desinfektionsmittel sollte eine bestimmte Anzahl an Hefezellen inaktiviert haben. #1 #2 #3 #4 Spezielle Testerreger werden zusammen mit einer organischen Belastung auf dem ersten Feld ausgebracht. Fläche Fläche oder Test Test Kontrolle Kontrolle Die Kolonien werden gezählt. Ein wirksames Desinfektionsmittel sollte eine bestimmte Anzahl an Hefezellen oder Pilzsporen im Vergleich zur Kontrolle (Wasser) inaktiviert haben. oder Pilzsporen (A. brasiliensis) Hefezellen (C. albicans) ... wird die Mischung in Petrischalen kultiviert. HSC DE 12.22

PRAXIS 14 Das HARTMANN SCIENCE CENTER erhält regelmäßig Fragen zur korrekten Bedienung von Desinfektionsmittel-Spendern. Was vielen dabei besonders unter den Nägeln brennt: Verwendet man zum Betätigen des Hände-Desinfektionsmittel-Spenders besser den Ellenbogen oder die Hand? Wir haben Ihre Fragen zum Anlass genommen, diesen Aspekt genauer zu beleuchten und klären im Folgenden auf, dass es in punkto Ellenbogen vs. Hand bei der hygienischen Händedesinfektion kein Richtig oder Falsch gibt. Kontamination des Bedienhebels vermeiden und diesen regelmäßig desinfizieren Um es gleich vorwegzunehmen: Aktuelle Richtlinien zur hygienischen Händedesinfektion geben keine konkrete Empfehlung ab, ob der Spender mit der Hand oder dem Ellenbogen bedient werden sollte. Die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (RKI) hebt lediglich hervor, dass eine mikrobielle Kontamination des Bedienhebels vermieden werden und dieser täglich per Wischdesinfektion gereinigt werden sollte [1]. Allerdings spricht sich die KRINKO im Falle der Entscheidung zwischen manuell und automatisch bedienbaren Spendersystemen aufgrund der geringeren Kontaminations- und Übertragungswahrscheinlichkeit, des höheren Bedienkomforts und des positiven Einflusses auf die Compliance für Letztere aus [1]. Alles erlaubt: Ellenbogenspender, No-touch-Systeme und manuelle Bedienung Eine ältere Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) lässt die Frage noch offener und weist lediglich darauf hin, dass Spender ohne Handkontakt zu bedienen sein müssen [2]. Dies bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass sie ausschließlich ohne Handkontakt bedient werden müssen. Diese Empfehlung der DGKH wurde mittlerweile aber von der neueren, zuvor erwähnten KRINKO-Empfehlung abgelöst. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO hält sich mit konkreten Empfehlungen zurück. So spricht sie sich zwar ebenso positiv für Ellenbogenspender und No-touch-Systeme aus, stellt die bildliche Anleitung der hygienischen Händedesinfektion jedoch mit manueller Spenderbetätigung dar und propagiert darüber hinaus die Verwendung von Kittelflaschen, die üblicherweise per Hand bedient werden [3]. „ Es ist aus meiner Sicht nicht relevant, ob der Spender mit der Hand oder dem Ellenbogen bedient wird. Wichtig ist, dass die hygienische Händedesinfektion ausreichend gut und zum richtigen Zeitpunkt durchgeführt wird. Dann spielen auch potentielle Kontaminationen auf dem Bedienelement keine Rolle.“ Desinfektionsmittel-Spender richtig bedienen Ellenbogeneinsatz oder nicht? Dr. Tobias Kramer – Institut für Hygiene und Umweltmedizin, Charité Berlin, Nationales Referenzzentrum für die Surveillance von nosokomialen Infektionen, Nationale Kampagne „Aktion Saubere Hände“ in Deutschland, LADR der Laborverbund Dr. Kramer & Kollegen

15 Während es bei der hygienischen Händedesinfektion irrelevant ist, ob der Spender mit der Hand oder dem Ellenbogen bedient wird, empfiehlt sich bei der chirurgischen Händedesinfektion der Einsatz des Ellenbogens, sofern kein No-touch-System verwendet wird [3, 4]. Ein Poster zum Wann und Wie der chirurgischen Händedesinfektion finden Sie hier: bit.ly/poster_CHD Chirurgische Händedesinfektion: Ellenbogeneinsatz ausdrücklich erwünscht Hauptsache, die Händedesinfektion findet statt! Auch wenn einigen Beschäftigten in Gesundheitseinrichtungen möglicherweise noch eingebläut wurde, den Spender mit dem Ellenbogen zu bedienen, gibt es aus heutiger Sicht im Falle der hygienischen Händedesinfektion – anders als bei der chirurgischen Händedesinfektion – kein Richtig oder Falsch. Die Bedienung mit dem Ellenbogen mag sicherlich die Hände besser vor einer möglichen Kontamination bewahren, geht aber mit einer größeren Ungenauigkeit bei der Entnahme der korrekten Menge Hände-Desinfektionsmittel einher. Auf der anderen Seite ist die manuelle Bedienung vollkommen geeignet, wenn die Hände anschließend korrekt desinfiziert werden und der Bedienhebel regelmäßig desinfiziert wird. Letztlich können Gesundheitsfachkräfte diese Flexibilität nutzen und die Spender auf die von ihnen bevorzugte Weise bedienen, was der Händehygiene-Compliance zugutekommen dürfte. Auch Dr. Tobias Kramer (Charité Universitätsmedizin Berlin & Aktion Saubere Hände) stellt klar, dass die Entnahmetechnik im Detail unerheblich sei. Viel wichtiger sei in seinen Augen, dass die Händedesinfektion überhaupt durchgeführt wird. Quellen: 1. Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (RKI) (2016) Händehygiene in Einrichtungen des Gesundheitswesens. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz;59: 1189-1220. https://doi.org/10.1007/s00103-016-2416-6 2. Sektion Klinische Antiseptik der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) und Begutachtungsausschuss der Österreichischen Gesellschaft für Hygiene, Mikrobiologie und Präventivmedizin (ÖGHMP) (2011) Empfehlung zu Anforderungen an Seifen- und Händedesinfektionsmittelspender in Einrichtungen des Gesundheitswesens. Hyg Med; 36: 407-408. https://www.krankenhaushygiene.de/pdfdata/hm/HM_10_2011_spender.pdf (abgerufen am 28.02.2023) 3. WHO (2009). WHO Guidelines on Hand Hygiene in Health Care (abgerufen am 28.02.2023) 4. https://cdn.who.int/media/docs/default-source/integrated-health-services-(ihs)/ssi/poster/hh-surgicala3.pdf?sfvrsn=508b7e60_2 (abgerufen am 28.02.2023) 5. Kuster S et al. (2021) Handrub dispensers per acute care hospital bed: a study to develop a new minimum standard. Antimicrob Resist Infect Control;10: 93. https://doi. org/10.1186/s13756-021-00949-0 Neues Positionspapier der Aktion Saubere Hände (ASH) zur Ausstattung mit Spendern für Hände-Desinfektionsmittel Aufgrund aktueller Erkenntnisse hat die ASH im Februar ein Positionspapier mit dem Titel „Hände-Desinfektionsmittelspender – noch näher an die Patientinnen und Patienten“ herausgegeben. Darin spricht sie sich ausdrücklich dafür aus, dass alkoholisches Hände-Desinfektionsmittel in medizinischen Einrichtungen der stationären Versorgung an jedem Patientenbett bzw. Behandlungsplatz direkt in unmittelbarer Nähe (z. B. Bett, Nachttisch, Infusionsständer) verfügbar sein sollte. Hintergrund ist u. a. eine aktuelle Fragebogen-basierte Studie an Schweizer Akutkliniken, die eine durchschnittliche Ausstattung mit 2,4 Hände-Desinfektionsmittel-Spendern pro Krankenbett ermittelte und Hinweise darauf ergab, dass die Händehygiene umso besser eingehalten wird, je mehr Spender verfügbar sind [5]. Lesen Sie hier das gesamte Positionspapier: https://www. aktion-sauberehaende.de/fileadmin/ash/user_upload/ pdf/Positionspapiere/13_02_2023_Positionspapier.pdf Hier finden Sie Infos zur Fragebogen-basierten Studie: https://www.hartmann-science-center.com/-/media/ country/hsc/hand-hygiene/study-on-the-provision-of-disinfectant-dispensers-_kuster/kuster-et-al2021minimumstandardonabhrdispensersevi.pdf?rev=35316ee5f52f47 cea984dacd6d9207a8&sc_lang= PRAXIS

Erhöhte HHC zu Pandemiebeginn nicht überall gleichermaßen erkenntlich Für Beschäftigte im Gesundheitssektor gehört Händehygiene seit Urzeiten zum beruflichen Alltag und ist den meisten in Fleisch und Blut übergegangen. Dennoch werden regelmäßige Schulungen und Interventionen benötigt, um die HHC langfristig aufrechtzuerhalten. Studien vom Beginn der COVID-19-Pandemie zeigen recht uneinheitliche Ergebnisse, was die tatsächliche HHC in Gesundheitseinrichtungen angeht [2-8]. So ergab eine Untersuchung aus Frankreich, dass HHC und Verbrauch von Hände-Desinfektionsmittel (HDM) auf der Allgemeinstation in der ersten Pandemiewelle schnell anstiegen, während diese auf der Intensivstation relativ stabil blieben [2]. Allerdings lag die HHC in der zweiten Pandemiewelle nur noch geringfügig über dem präpandemischen Niveau [2]. Im Gegensatz dazu nahm der HDM-Verbrauch in einer polnischen Studie in allen eingeschlossenen Abteilungen im Zeitraum März/April 2020 zu, wobei die höchsten Zunahmen um 800 % bzw. 950 % in der Chirurgie und der Kinderklinik beobachtet wurden und die niedrigste (211 % Anstieg) auf der Intensivstation [3]. Gegenteiliges wurde interessanterweise in zwei dänischen Untersuchungen beobachtet: Hier sank die HHC währen der frühen Pandemiezeit sogar geringfügig [4, 5], wobei dies in einer der Studien darauf zurückgeführt wurde, dass regelmäßige Feedback-Sitzungen 2019 eingestellt wurden [5]. Ähnliche Ergebnisse wurden aus Brasilien berichtet, wo die HHC auf einer Intensivstation bereits seit 2017 langsam und kontinuierlich abnahm, die Abnahme zwischen Januar und Dezember 2020 aber jedoch immerhin etwas verlangsamt wurde [6]. 16 PRAXIS Handschuhverbrauch, Hautirritationen und Gewöhnungseffekte Abnahme der Händehygiene-Compliance im Verlauf der COVID-19-Pandemie Am 11. März 2020 erklärte die Weltgesundheitsorganisation WHO das Ausbruchsgeschehen durch den damals so gut wie unbekannten Erreger SARS-CoV-2 zur globalen Pandemie [1]. Auch drei Jahre später erinnern sich die meisten vermutlich noch allzu gut an die weltweiten Reaktionen darauf, die mit der Wahrnehmung eines stark erhöhten Bewusstseins für Hygienemaßnahmen einhergingen. Derartige Effekte, die unter anderem die Händehygiene-Compliance (HHC) betreffen, sind bereits von früheren Epidemien und Pandemien bekannt. Allerdings ist ebenso klar, dass sie nicht anhaltend sind und mit der Zeit wieder abebben. Doch wie hat sich die HHC im Gesundheitssektor tatsächlich im Pandemieverlauf entwickelt und welche Effekte könnten dabei eine Rolle gespielt haben?

17 PRAXIS Quellen: 1. https://www.who.int/director-general/speeches/detail/who-director-general-s-opening-remarks-at-the-media-briefing-on-covid-19---11-march-2020 (abgerufen am 07.03.2023) 2. Si Ali A et al. (2022) Impact of COVID-19 pandemic waves on health-care worker hand hygiene activity in department of medicine and ICU as measured by an automated monitoring system. Infect Dis Health: S2468-0451(22)00120-1. https://doi.org/10.1016%2Fj.idh.2022.11.003 3. Kielar M et al. (2021) The COVID-19 pandemic as a factor of hospital staff compliance with the rules of hand hygiene: assessment of the usefulness of the „Clean Care is a Safer Care“ program as a tool to enhance compliance with hand hygiene principles in hospitals. J Prev Med Hyg;62: E25-E32. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/ articles/PMC8283626/ 4. Sandbøl SG et al. (2022) Hand hygiene compliance among healthcare workers before and during the COVID-19 pandemic. Am J Infect Control;50: 719-723. https://doi. org/10.1016/j.ajic.2022.03.014 5. Stangerup M et al. (2021) Hand hygiene compliance of healthcare workers before and during the COVID-19 pandemic: A long-term follow-up study. Am J Infect Control;49: 1118-1122. https://doi.org/10.1016/j.ajic.2021.06.014 6. Casaroto E et al. (2022) Hand hygiene performance in an intensive care unit before and during the COVID-19 pandemic. Am J Infect Control;50: 585-587. https://doi. org/10.1016/j.ajic.2022.01.018 7. Wu X et al. (2022) Application Effect of Transparent Supervision Based on Informatization in Prevention and Control of Carbapenem-Resistant Klebsiella pneumoniae Nosocomial Infection. Can J Infect Dis Med Microbiol;2022: 2193430. https://doi.org/10.1155/2022/2193430 8. Reinholz M et al. (2021) Increased prevalence of irritant hand eczema in health care workers in a dermatological clinic due to increased hygiene measures during the SARS-CoV-2 pandemic. Eur J Dermatol;31: 392-395. https://doi.org/10.1684/ejd.2021.4046 9. Fuller C et al. (2011) „The dirty hand in the latex glove“: a study of hand hygiene compliance when gloves are worn. Infect Control Hosp Epidemiol;32: 1194-9. https://doi. org/10.1086/662619 Ursachen für sinkende HHC dürften vielschichtig sein Da die COVID-19-Pandemie die Gesundheitssysteme verschiedener Länder unterschiedlich stark getroffen hat und anfangs zusätzlich Lieferengpässe für professionelle HDM und persönliche Schutzausrüstung bestanden, ist es nicht erstaunlich, dass sich die Ergebnisse der Studien zur HHC unterscheiden. Gründe für eine Abnahme der HHC im weiteren Pandemieverlauf oder bereits zu Beginn könnten ebenso vielfältig wie die nationalen, regionalen und lokalen Unterschiede sein. Eine chinesische Studie, die in erster Linie die Infektionskontrolle von Carbapenem-resistenten Klebsiellen untersuchte, fand heraus, dass Gesundheitsfachkräfte in der Pandemie vermehrt Handschuhe trugen, anstatt Händehygiene zu praktizieren [7]. Dieses Vorgehen ist selbstverständlich kein adäquater Ersatz für die Händedesinfektion. Dass es dennoch verbreitet zu sein scheint, weist darauf hin, dass hier Aufklärungsbedarf durch Kampagnen mit Fokus auf korrekter Handschuhnutzung besteht [9]. Darüber hinaus haben vermehrtes Händewaschen und Desinfizieren mit weniger hochwertigen Produkten bei vielen Gesundheitsfachkräften zu Hautirritationen und Ekzemen geführt [8], was sich langfristig negativ auf die HHC von Betroffenen auswirkt. Zusätzlich waren etliche Beschäftigte mit der Versorgung von COVID-19-Patienten so stark ausgelastet, dass sie möglicherweise kaum Zeit für angemessene Händehygiene hatten [4]. Nicht zuletzt spielt sicherlich auch der Gewöhnungseffekt eine Rolle. So ist es naheliegend, dass die anfängliche Angst vor COVID-19 im Pandemieverlauf nachließ und Gesundheitsfachkräfte wieder ihre präpandemischen Gewohnheiten aufnahmen [2]. Regelmäßige Interventionen und innovative Ansätze zur Verbesserung der HHC nötig Zweifellos ist eine gute HHC wichtig, um nosokomiale Infektionen zu vermeiden. Dass die HHC – einmal verbessert – ohne regelmäßige Interventionen nicht langfristig auf einem hohen Niveau bleibt, zeigt hingegen die Praxis. Selbst in Ausnahmesituationen wie einer Epidemie oder Pandemie nimmt die HHC trotz Bewusstsein und Aufklärung relativ schnell wieder ab. Auch wenn die Gründe dafür vielfältig sind, steht fest, dass Händehygiene ein Thema ist, dass immer wieder und auch mit innovativen Ansätzen adressiert werden muss.

18 FORUM Händehygiene geht uns alle an! Welthändehygienetag am 5. Mai Der Welthändehygienetag wurde 2009 von der Weltgesundheitsorganisation WHO ins Leben gerufen, um weltweit das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Händehygiene im Gesundheitswesen und darüber hinaus zu stärken [1]. Seither findet der Aktionstag alljährlich am 05.05. statt, weil das Datum die 2 x 5 Finger unserer Hände symbolisiert. Die Kampagne richtet sich zwar schwerpunktmäßig an Beschäftigte in Gesundheitsrichtungen, jedoch werden auch weitere Personengruppen einbezogen, die indirekt in der Gesundheitsversorgung tätig sind, sowie Privatpersonen, die diese in Anspruch nehmen. Deshalb erinnern auch wir von HARTMANN in diesem Jahr am Aktionstag an den Stellenwert guter Händehygiene über alle Grenzen hinweg unter dem Motto „Händehygiene geht uns alle an“. 2023 Händehygiene geht uns alle an! 5.5. WELTHÄNDE£ HYGIENETAG Mehr Infos und Materialien rund um den Welthändehygienetag finden Sie hier: Zu unserem Artikel und den Postern: https://www.hartmann-science-center.com/de-de/news-und-themen/internationale-aktionstage/world-hand-hygiene-day-2023 Zum Experten-Interview: https://www.hartmann-science-center.com/de-de/news-und-themen/internationale-aktionstage/expert-interview-2022 Zur Kampagne der WHO: https://www.who.int/campaigns/world-hand-hygiene-day/2023

19 FORUM Händehygiene bei Beschäftigten in Gesundheits- und anderen Einrichtungen: Respekt zeigen! Gute Händehygiene in der Gesundheitsversorgung – in den richtigen Momenten angewandt – verhindert nosokomiale Infektionen und rettet dadurch alljährlich Millionen von Leben [2]. Deshalb geht Händehygiene alle Beschäftigten in Gesundheitseinrichtungen an. Sie ist auch eine Geste des Respekts gegenüber denjenigen, die Hilfe benötigen und sich auf Gesundheitseinrichtungen und deren Fachkräfte verlassen. Händedesinfektion ist zweifellos eine der wichtigsten Maßnahmen zur Infektionsprävention. Doch Händewaschen, Hautpflege und -schutz sowie Untersuchungshandschuhe gehören ebenso dazu. Wir haben für Sie passende Poster erstellt, die Sie und Ihr Kollegium daran erinnern! Händehygiene bei Patient/innen und Besucher/innen: Vulnerable Gruppen schützen! Um nosokomiale Infektionen zu vermeiden, sind jedoch nicht nur die Gesundheitsfachkräfte gefragt. Auch Patient/ innen und Besucher/innen können dazu beitragen, die Übertragung von Erregern zu verhindern. Da unsere Hände täglich mit den verschiedensten Erregern in Kontakt kommen, ist eine gute Händehygiene wichtig, um die Verbreitung zu unterbinden. So könnten Besucher/innen Keime von außerhalb der Einrichtung über ihre Hände einschleppen – zum Beispiel aus öffentlichen Verkehrsmitteln oder von einem kranken Haustier. Die Händehygiene von Patient/innen trägt hingegen vor allem dazu bei, die Verbreitung innerhalb des Patientenzimmers bzw. der Station zu vermeiden – beispielsweise, wenn eine infektiöse Person Türklinken, Lichtschalter oder Gegenstände im Gemeinschaftsraum berührt. Ein Poster zum Wann und Wie der Händehygiene, das sich auch an Privatpersonen außerhalb von Gesundheitseinrichtungen wendet, halten wir daher ebenfalls für Sie bereit. Was gehört alles zur guten Händehygiene: Expert/innen antworten Gute Händehygiene ist eigentlich ganz einfach. Trotzdem muss man sich manchmal die wichtigsten Aspekte ins Gedächtnis rufen und im Alltag verstärkt auf Punkte wie die vollständige Benetzung der Hände beim Desinfizieren, eine ausreichende Einwirkzeit und selbstverständlich gesunde Haut als natürliche Barriere achten. Wir haben unsere Kolleginnen und Kollegen aus Forschung & Entwicklung, Marketing sowie Vertrieb gefragt, was für sie beim Thema Händehygiene am wichtigsten ist und welche Aspekte man sich besonders merken sollte. Im ExpertenInterview (Link s. Kasten S. 18) können Sie lesen, was sie zum Thema zu sagen haben. Wir forschen für den Infektionsschutz hartmann-science-center.com Liebe MitarbeiterInnen, auch Sie können dabei helfen, der Verbreitung von Erregern vorzubeugen. Am 5.5. ist Welthändehygienetag. Machen Sie mit! Hände-Desinfektionsmittel sorgfältig über 30 Sekunden einreiben, dabei alle Hautpartien erfassen. Besonderes Augenmerk auf Fingerkuppen und Daumen legen, da diese am häufigsten in direkten Kontakt mit Patienten und potenziell verkeimten Oberflächen kommen. Hände desinfizieren Händehygiene geht uns alle an! Händedesinfektion ist eine der wichtigsten Maßnahmen zur Infektionsprävention. Doch Händewaschen, Hautpflege und -schutz, Untersuchungshandschuhe – auch sie gehören dazu! Während die Desinfektion Krankheitserreger inaktiviert, um Infektionen zu verhindern, dient das Waschen der Entfernung von Verschmutzungen. Gesunde Haut ist die Voraussetzung für alle weiteren Komponenten der Händehygiene. Eine glatte Hautoberfläche bietet weniger Angriffsfläche für Mikroorganismen, rissige Haut dagegen begünstigt deren Ansiedlung. Bei Tätigkeiten oder in Situationen, bei denen die Gefahr besteht, sich zu kontaminieren oder Erreger zu übertragen. Hände waschen Hände pflegen Untersuchungshandschuhe tragen Lesen Sie hier unser Experteninterview Hohe Keimdichte 2023 Nina, Erzieherin #CleanHands #HändeHygiene #HändeHygieneGehtUnsAlleAn #MissionInfectionPrevention Wir forschen für den Infektionsschutz hartmann-science-center.com Liebe PatientInnen und BesucherInnen, auch Sie können dabei helfen, einer Verbreitung von Erregern vorzubeugen. Am 5.5. ist Welthändehygienetag. Machen Sie mit! Hände-Desinfektionsmittel in die trockene hohle Hand geben, sorgfältig über 30 Sekunden in die Hände einreiben, dabei alle Hautpartien erfassen. Besonderes Augenmerk auf Fingerkuppen und Daumen legen, da diese am häufigsten in direkten Kontakt mit Patienten und potenziell verkeimten Oberflächen kommen. Wie Hände richtig desinfizieren Händehygiene geht uns alle an! • Wenn jemand in der Familie oder im Haushalt eine übertragbare Krankheit hat (z. B. Erkältung): Kranke desinfizieren die Hände VOR dem Kontakt mit anderen, Gesunde NACH dem Kontakt mit der kranken Person • VOR der Pflege eines Angehörigen oder Freundes mit geschwächtem Immunsystem oder chronischen Wunden (häusliche Pflege, z. B. nach frühzeitiger Entlassung aus dem Krankenhaus) • VOR dem Kontakt mit einer infektionsgefährdeten Person (z. B. bei Immunschwäche) • NACH möglichem Kontakt mit Krankheitserregern und und wenn kein Händewaschen möglich ist (z. B. unterwegs, auf Reisen, im Supermarkt, in Bus & Bahn) • NACH dem Berühren eines (potenziell kranken) Tieres oder dessen Körperflüssigkeiten Wann Hände desinfizieren Mehr zum Welthändehygienetag am 5.5.2023 2023 Nina, Erzieherin Im Allgemeinen ist das Händewaschen im privaten Bereich empfohlen und ausreichend. Dennoch gibt es Situationen, in denen eine Händedesinfektion auch im privaten Bereich sinnvoll sein kann. Bitte beachten Sie: Hände desinfizieren ist schonender für die Haut als häufiges Händewaschen. #CleanHands #HändeHygiene #HändeHygieneGehtUnsAlleAn #MissionInfectionPrevention Helfen Sie mit, Erregern das Leben schwer zu machen! Wenn Sie sich aktiv an der Umsetzung guter Händehygiene beteiligen möchten, können Sie selbst im Kleinen einiges tun: Teilen Sie Ihr Wissen, hängen Sie unsere in der Infobox verlinkten Poster auf und feiern Sie den Welthändehygienetag sowohl in Ihren Einrichtungen als auch im privaten Umfeld sowie in den sozialen Medien. Nutzen Sie die Hashtags #CleanHands, #HändeHygiene, #HändeHygieneGehtUnsAlleAn, #MissionInfectionPrevention und #AccelerateActionTogether Interessante Fakten zur Händehygiene Wussten Sie, dass … … vor der COVID-19-Pandemie nur etwa ein Drittel aller Länder weltweit Programme zum regelmäßigen Monitoring der Händehygiene-Compliance umsetzte, während es 2021-2022 immerhin rund zwei Drittel waren [3]? … eine von 10 Gesundheitseinrichtungen in Entwicklungsländern im Jahr 2019 keine sanitären Einrichtungen und eine von vier keine grundlegende Wasserversorgung hatte [3]? … zur gleichen Zeit Hände-Desinfektionsmittel auf Alkoholbasis, das wirksamste Mittel für angemessene Händehygiene, in Entwicklungsländern nur in 17 % der Einrichtungen verfügbar war [3]? Quellen: 1. https://www.who.int/campaigns/world-hand-hygiene-day/2023 (abgerufen am 24.02.2023) 2. WHO (2009). WHO Guidelines on Hand Hygiene in Health Care. 3. WHO (2022). Global Report on infection prevention and control, Fig. 3.12 / S. 43 Kasten / Anhang S. XVIII.

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